Weißt du noch, wie’s letztes Jahr, frei am Weihnachtsabend war? Unsere Geschäftsführerinnen Carolina und Anna wünschen dir ein entspanntes, fröhliches Fest. Das Büro macht Winterschlaf vom 23. Dezember 2023 bis zum 2. Januar 2024. Komm gut ins neue Jahr!
Und falls du dir selbst etwas zu Weihnachten schenken magst, schau doch mal in unsere vielen Termine im neuen Jahr hinein:
Am 18.1. laden wir zur digitalen Mittagspause „So meldest du Beiträge bei der VG Wort“ mit Freischreiberin Andrea Mertes. Sie ist Verwaltungsratsmitglied bei der VG Wort und nimmt sich eine Stunde Zeit für all eure Fragen (danke, Andrea!).
Am 25.1. gibt es in Lüneburg den ersten KI-Makerday exklusiv für Freischreiber:innen.Jakob Vicari und sein Team von tactile.news machen uns fit für die Zukunft des noch viel besseren Journalismus
Erstmals gibt es 2024 ein Jahrescoaching „Erzählender Journalismus“ von Ariel Hauptmeier und Heike Faller gemeinsam. Bewerbt euch bis zum 31.1.24.
Am 12.2. erzählt uns Freischreiberin Verena Carl in einer digitalen MiPa von Büchern, Verlagen und Honoraren(lieben Dank schon jetzt, Verena!)
Ganz neu im Programm ist außerdem das Webinar „Steuer-ABC für Freie“ am 15.3. mit Expertin Jana Vierheilig.
Hier findet ihr weitere Termine rund um Feuerzangenbowle bei Käthe (15.1.), Fernsehfreie (24.1.) und Leipziger Funk-Freunde (7.2.). In Kürze geht außerdem ein Termin für eine Masterclass zum Thema „Podcast-Recherche“ mit Pia Stendera und Lena von Holt (Boys Club) online.
Wenn das nicht schöne Freihnachtsüberraschungen sind! Genießt die Feiertage!
Eure Freischreiber
Die Geschäftsstelle schließt von heute bis zum 4. August die Türen. Schickt uns trotzdem gern Mails: Sie werden zwar nicht weitergeleitet, aber nach der Pause nach und nach abgearbeitet.
Habt ihr auch Ferienpläne, legt die Füße hoch? Freisein heißt schließlich nicht überleben, sondern leben! Schaut in grüne Baumkronen und grüne Cocktails, schmeißt notfalls das Smartphone in den See. Wir sehen uns dann im August bei einem unserer Treffen wieder, zum Beispiel hier:
Jetzt ist es offiziell: Der RBB-Rundfunkrat hat in seiner heutigen Sondersitzung mit sofortiger Wirkung Patricia Schlesinger von ihrer Position als Intendantin abberufen. Die Details der Vertragsauflösung muss jetzt der RBB-Verwaltungsrat beschließen. Sie selbst hat sich zwar entschuldigt, bestreitet aber die Vorwürfe. Und jetzt?
Die öffentlich-rechtlichen Sender müssen sparen, und sie tun es seit Jahren bis an die Schmerzgrenze. Aber: Anscheinend sparen zumindest einige Anstalten nicht überall gleich konsequent. Das kann einem schon die Zornesröte ins Gesicht treiben. Uns auch.
Viele Freischreiberinnen und Freischreiber arbeiten für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Redaktionen haben die Sparmaßnahmen zu spüren bekommen und geben sie an die Freien weiter. Die bekommen weniger Aufträge, ihre Einnahmen schrumpfen – oder die Freien müssen fürs gleiche Geld mehr arbeiten. Qualität und Vielfalt in der journalistischen Berichterstattung aber ist nur mit Hilfe der freien Kollegen und Kolleginnen möglich. Wie sähe ein Programm ohne sie wohl aus? Die Sender müssten viel Musik spielen.
Schaden für die Öffentlich-Rechtlichen
Ethisch und moralisch ist Patricia Schlesingers Gebaren nicht tragbar; sich vom Amt zu verabschieden, ist die einzig richtige Entscheidung. Der Schaden für die Öffentlich-Rechtlichen ist dennoch groß. Diejenigen, die sich die Abschaffung von ARD, ZDF & Co. wünschen, kriegen gerade richtig Futter und nehmen gleich alle Sendeanstalten in Sippenhaft. CDU-Chef Friedrich Merz zum Beispiel. Die Schlesinger-Affäre habe das Potenzial, „dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland endgültig die Legitimationsgrundlage und öffentliche Akzeptanz zu entziehen“, lesen wir in der ZEIT.
Medienjournalist Stefan Niggemeier hatte genau vor dieser unlauteren Taktik gewarnt: „Entweder man schaut, was man aus [dem Skandal] lernen kann, damit das System besser wird – weniger anfällig für Filz, Machtmissbrauch, Selbstbereicherung. Oder man nutzt ihn als Anlass, das System zu schwächen und möglichst ganz abzuschaffen“, schreibt er auf Übermedien.
Wir als :Freischreiber wünschen uns den konstruktiven Ansatz. Wir wollen einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der für Qualitätsjournalismus steht und damit eine tragende Säule unserer Demokratie ist. Dafür arbeiten viele unserer Mitglieder mit Leidenschaft und Engagement. Wir sind der Überzeugung, dass die vom Wettbewerb geprägte Medienlandschaft so einen Rundfunk weiterhin braucht.
Faire Arbeitsbedingungen, faire Honorare, das ist Teil unserer :Freischreiber-Agenda. „Geld zurück ins Programm!“ und „Weg mit den Boni“ forderten am Rande der Rundfunkrats-Sitzung Beschäftigte des RBB. Wir unterstützen diese Forderungen. Dass Führungskräfte mehr verdienen – grundsätzlich geschenkt. Aber Bezüge müssen im Rahmen bleiben.
„Wer seinen Freien abverlangt zu sparen, muss mit gutem Beispiel vorangehen. Und dafür sorgen, dass auch die freien Journalistinnen und Journalisten von ihrer Arbeit leben können. Damit sie ihren Job nicht nur gut, sondern auch gerne machen“, sagt Joachim Budde, Vorsitzender von Freischreiber. „Das geht nur mit angemessenen Honoraren, mit Bezahlung nach Aufwand und nicht mit Sparen auf Kosten derer, die Tag für Tag die Sendeplätze füllen.“
Wer ernstgemeinte Reformen plant, dem können wir als Berufsverband sagen, wo bei den Freien der Schuh drückt – und wie man das beheben kann. Wir sind bereit für einen Dialog; wir freuen uns darauf.
Wir stellen euch heute und in den kommenden Tagen an dieser Stelle Aktionen, Hilfsangebote und weiterführende Informationen zusammen.
Die Kolleg:innen der russischen Nachrichtenredaktion Meduza brauchen unsere Hilfe: Der Kreml versucht, die Wahrheit über den Ukraine-Krieg zu verbergen. Meduza, eines der größten unabhängigen russischen Onlinemedien, wurde geblockt. Die Redaktion musste Russland verlassen. Meduza kann kein Geld mehr aus Russland erhalten. Deshalb wenden sich die Kolleg:innen an uns in Europa. Sie suchen 30.000 Unterstützer:innen, um weiterhin berichten zu können. Millionen von Leser:innen in Russland brauchen eine unabhängige Informationsquelle. Meduza könnte bald ihre letzte sein.
Die Weblogs Volksverpetzer und Mimikama, die sich der Entlarvung von Falschmeldungen widmen, machen dies aktuell auch im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine.
#unterkunft verbindet Hilfe- und Obdachsuchende Menschen mit jenen, die Platz anbieten, eine Initiative von unter anderem der digitalen Finanzplattform Elinor, 27.2.22
(Presse-)Freiheit für die Ukraine
„Reporter ohne Grenzen (RSF) bereitet sich darauf vor, dass die russische Invasion in die Ukraine nicht nur die Berichterstattung der Medien, sondern auch die eigene Arbeit der Organisation in den Bereichen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Nothilfe vor sehr große Herausforderungen stellen wird.
Journalistinnen und Journalisten vor Ort müssen derzeit entscheiden, ob sie bleiben oder wo sie Zuflucht suchen. Am gefährlichsten ist offenbar die Lage in den schon lange umkämpften Gebieten in der Südost-Ukraine. Hier gibt es Nachrichten über Journalistinnen und Journalisten, die versuchen, nach Kiew zu kommen. Unabhängige Berichterstattung ohne Schutz durch eine der Kriegsparteien ist aller Erfahrung nach nicht möglich.
Zudem zeichnet sich auch eine Fluchtbewegung von Zivilistinnen und Zivilisten aus Kiew heraus ab, die auch Medienschaffende betreffen dürfte. Sie können nach Auffassung von RSF nur selber – und möglichst in Abstimmung mit ihren Redaktionen – entscheiden, wo sie am sichersten sind. RSF betont wie stets die Verantwortung, die die den Auftrag erteilenden Medien eingehen – auch für Freelancerinnen und Freelancer.
Reporter ohne Grenzen wird sich bemühen, in den nächsten Tagen fortlaufend möglichst viele Informationen zur Verfügung zu stellen. Das RSF-Nothilfereferat ist ansprechbar für Anfragen von Kolleginnen und Kollegen, die Schutz und Unterstützung brauchen. Für internationale Berichterstatterinnen und Berichterstatter bietet RSF einen Versicherungsschutz für Kriegs- und Krisengebiete (mehr Informationen unter assistance@rsf.org). Kugelsichere Westen und Helme können im Internationalen Sekretariat von Reporter ohne Grenzen in Paris ausgeliehen werden (kein Versand möglich). Voraussetzung für beides ist eine Mitgliedschaft bei RSF.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht die Ukraine auf Platz 97, Russland auf Platz 150 von 180 Staaten.“
Freischreiber unterstützt die „Meldestelle Misogynie“. Die Initiative kritisiert das „Zögern der Social-Media-Plattformen, entschiedene Maßnahmen zur Verringerung geschlechtsspezifischer digitaler Gewalt zu ergreifen“. Das habe „nicht nur reale Auswirkungen auf die Opfer selbst, sondern auch auf die Demokratie, die Meinungsfreiheit und die Gleichstellung der Geschlechter“.
Viele unserer Mitglieder kennen diese Auswirkungen allzu gut. Unsere Vorsitzende Sigrid März sagt: „Journalist:innen erfahren nicht nur in der analogen Welt Anfeindungen und Übergriffe. Hetze und Drohungen im Netz sind längst Alltag. Freien fehlen der Rückhalt und Schutz einer Redaktion, sie stehen oft allein da. Freie, unbeeinflusste Berichterstattung ist aber eine tragende Säule der Demokratie. Dazu gehört, dass Journalist:innen ohne Angst vor Gewalt und Hass arbeiten können.“
Gerade Frauen erfahren online, was es bedeutet, belästigt, beleidigt und bedroht zu werden. „Ganz normal finden das anscheinend Politik und die – in Anführungszeichen – sozialen Netzwerke“, so die Meldestelle Misogynie. „Dabei sind gerade Politiker:innen ebenfalls stark betroffen. Derweil verdienen Zuckerberg und Co. ordentlich Geld mit dem Hass.
Bis die Verantwortlichen endlich handeln, nehmen wir die Sache in die Hand! Denn sexualisierte Gewalt ist nicht nur ekelerregend – sie verletzt auch die Demokratie, indem sie kluge, kritische und empathische Stimmen zum Verstummen bringt.
Das darf nicht so weitergehen. Also sagen wir: #WEGMITDEMHASS. Zusammen wollen wir aktiv werden. Die Politik muss die Demokratie im Netz schützen. Helft uns und schickt den Offenen Brief an eure Wahlkreisabgeordneten.“
Bei einem Pressetermin des Bistums Köln Anfang des Jahres sollten Journalist:innen Verschwiegenheitserklärungen unterzeichnen. Miese Pressearbeit, haben wir im Vorstand von Freischreiber, dem Berufsverband der freien Journalist:innen, damals gedacht. In einem Interview des Medienmagazins „Journalist“ (Ausgabe 10/21) mit dem Anwalt Carsten Brennecke erfahren wir nun, dass er Journalist:innen schon seit Jahren solche Verschwiegenheitserklärungen unterschreiben, sich dann Zitate und verwendete Informationen zur Autorisierung vorlegen lässt. Das sei nicht unüblich, wird Brennecke (vermutlich autorisiert) zitiert.
Aus den Ausführungen lässt sich zudem schließen, dass all das nicht nur geschieht, um die Identität von Informant:innen zu schützen, sondern um Berichterstattung zu steuern, zu lenken und auch: um von Vorwürfen gegen eigene Mandant:innen abzulenken.
Uns im Vorstand von Freischreiber hat die Unverblümtheit, mit der ein Anwalt zugibt, Berichterstattung zu beeinflussen, schlicht fassungslos gemacht: Die Pressefreiheit, die Unabhängigkeit der Berichterstattung müssen in einer Demokratie für alle heilig sein.
Wir fordern deshalb alle Kolleg:innen auf, es den Journalist:innen beim Pressetermin im Bistum Köln gleichzutun und solche „Deals“ strikt abzulehnen.
Wir bitten unsere Auftraggeber:innen darum, sich vor uns zu stellen, damit wir deutlich „Nein“ sagen können. Wenn eine Geschichte dann stirbt, muss das in Ordnung sein!
Wir brauchen keine Anwaltskanzleien, die für uns – im Auftrag derjenigen, über die wir berichten – entscheiden, was in einem Beitrag stehen darf und was nicht. Die meisten Journalist:innen sind exzellent ausgebildet; der Schutz von Informant:innen ist für uns eine Selbstverständlichkeit.
Ja, wir Journalist:innen nerven. Das muss so sein. Meinungsvielfalt und informierte Entscheidungen leben von korrekten Informationen und ihrer unbeeinflussten Einordnung. So manch Politiker:in wäre ohne Journalist:innen nie groß geworden. So manches Unternehmen wäre ohne Berichterstattung nichts wert. Und ja, ohne „die Medien“ wäre auch die eine oder andere Karriere nicht zu einem abrupten Ende gekommen. Das ist nicht unsere Schuld. Wir Journalist:innen machen nur unsere Arbeit. Und die muss zwingend frei von direkter und indirekter Einflussnahme bleiben.
Das ist kein Einzelfall, der sich nur auf außergewöhnliche Enthüllungsgeschichten bezieht. Freischreiber ist ein Verband von fast 900 freien Journalist:innen. Die heutige Medienvielfalt lebt von den Möglichkeiten und Expertisen freier Journalist:innen. Doch viel zu viele unserer Mitglieder berichten uns, wie Unternehmen und Einzelpersonen selbst bei alltäglichen Geschichten versuchen, Inhalte zu steuern, mit Verschwiegenheitserklärungen, aber auch durch Abmahnungen oder Drohungen mit kostenintensiven rechtlichen Schritten. Wir hören, wie sich Redaktionen, Verlage und Sender raushalten. Und wir kennen den wirtschaftlichen Druck: Nur wer veröffentlicht, verdient. Das führt dazu, dass die eine oder der andere dann doch das Kleingedruckte unterschreibt und darauf hofft, dass es schon nicht so schlimm werden wird. Das darf nicht zur Normalität werden.
Denn tatsächlich bedrohen jedwede Methoden, die die Berichterstattung beeinflussen, die Pressefreiheit und damit auch die Demokratie. Wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, dass im Hintergrund jemand anderes als die/der Journalist:in die Feder führt, ist die Konsequenz der Vertrauensverlust in die Pressearbeit. Wenn nicht mehr die ganze Geschichte berichtet werden kann, gerät die öffentliche Meinungsbildung in eine Schieflage. Welche Konsequenzen ein solcher Vertrauensverlust in die freie Berichterstattung hat, beobachten wir nicht erst seit der Corona-Pandemie. Begriffe wie „Lügenpresse“ und „Staatsfunk“ sind nur eine Facette, Angriffe auf Journalist:innen eine weitaus dramatischere. Auch das darf nicht zur Normalität werden.
Dafür brauchen vor allem wir freien Journalist:innen den Rückhalt unserer Auftraggeber:innen, damit wir auch beim nächsten Mal voller Überzeugung und ohne Angst „Nein“ sagen können.
Freischreiber
[Hinweis: Wir haben den Link zum Interview ergänzt. (18.10.2021)]
#GrueneLaune strömte am Sonnabend durch ganz Deutschland: Die Berliner Regios kochten Pesto und schlürften Cocktails, Freischreiber in Frankfurt schnitzelten im Palmengarten, unsere Hamburger Gruppe kostete Bier aus Roggenbrot und Handcreme aus Hefematsch. Auch in München perlte Gold in den Gläsern. Die Provinz-Post wehte in einer grünen Brise sogar bis zum Gardasee.
Es war großartig, nach der digitalen Mitgliederversammlung „live“ mit euch zu schnacken und zu feiern. Sobald möglich planen wir ein Treffen mit allen gemeinsam. Spätestens bei dieser Gelegenheit werden auch unsere aus dem Vorstand verabschiedeten Freien erneut dabei sein.
Erst mal aber steht Arbeit an: Der neue Vorstand wählt Vorsitz, Stellvertretung und Finanzminister*in. Die Geschäftsstelle wirbelt zwischen Accounts und Listen. Freienbibel 2 und die neue Honorarseite rasen auf die Zielgerade. Weiter geht’s mit Frischluft – wir freuen uns drauf!
Der Freischreiber-Vorstand unterstützt den Aufruf zur Solidarität mit drei freien Kollegen, der aus einer Initiative mehrerer freier Fachjournalist*innen aus dem Bereich Rechtsextremismus/Neonazismus entstanden ist. Bislang haben 450 Journalist*innen und Medienschaffende, 20 Verbände und 16 Redaktionen den Aufruf unterzeichnet. #SchütztDiePressefreiheit
AUFRUF: SCHÜTZT DIE PRESSEFREIHEIT!
Gegen die freien Journalisten Julian Feldmann, David Janzen und André Aden wollen Hunderte Neonazis am 23.11.2019 in Hannover demonstrieren. Als Journalist*innen und Medienschaffende verurteilen wir die Drohungen und Anschläge auf unsere Kollegen. Wir rufen dazu auf, sich an den Protesten gegen die Demonstration zu beteiligen und fordern Maßnahmen zum Schutz der Pressefreiheit.
Angriffe sind trauriger Alltag
Rechtsextreme hassen Menschen, die über ihre Veranstaltungen, Vereine, Parteien und Straftaten berichten. Die Kollegen Julian Feldmann, David Janzen und André Aden arbeiten seit über zehn Jahren als freie Journalisten und sind, wie so viele, ins Fadenkreuz der braunen Szene geraten.
Der Hass auf die Kollegen geht so weit, dass sie regelmäßig Morddrohungen erhalten. Ein hochrangiger Neonazi-Kader sprach auf mehreren Veranstaltungen über Julian Feldmann und erwähnte dabei einen Revolver, der schon bereit liege.
David Janzen wurde von einem bekannten Braunschweiger Neonazi mit den Worten “Heute Walter [Lübcke, Anm. d. V.], morgen Janzen” bedroht. Diesen Drohungen folgen Taten, auf Janzens Privatwohnung gab es dieses Jahr bereits mehrere Anschläge.
Von zahlreichen Rechtsextremismus-Expert*innen sammeln Neonazis derzeit Bilder, öffentliche sowie private Daten. In Telegram-Gruppen der Szene wurde ein entsprechender Aufruf verbreitet. Offenbar wird ein breit angelegtes Doxxing vorbereitet, zum Schaden der Kolleg*innen.
Angriffe auf Journalist*innen und Eingriffe in deren Privatleben sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Bei Szene-Veranstaltungen werden Journalist*innen regelmäßig Opfer rechter Gewalt. Die NPD-Demonstration in Hannover ist der nächste Schritt, um Kollegen das Leben zur Hölle zu machen.
Auch neurechte Kleinstgruppen organisieren Angriffe auf die freie Berichterstattung. In zahlreichen Texten werden Journalist*innen verächtlich gemacht und denunziert. Kritische Journalist*innen werden mit kostenintensiven Unterlassungserklärungen, Klagen und Anzeigen überzogen. Fotos von Kolleg*innen werden über Szene-Medien gezielt verbreitet und zur Markierung potentieller Angriffsziele benutzt.
Mit Falschinformationen wird zusätzlich versucht, den Ruf der Kolleg*innen zu schädigen. Redaktionen sollen davon abgehalten werden, denunzierten Journalist*innen Aufträge zu geben. Innerhalb der Szene sind die Texte dafür da, Informant*innen von Gesprächen mit szenekundigen Reporter*innen abzuhalten.Der Rechtsweg gegen solche Veröffentlichungen ist häufig aussichtslos, mit hohen Kosten verbunden und zeitraubend. Ziel der extremen Rechten ist es, Journalist*innen fertig zu machen, bis sie ihre Arbeit aufgeben.
Maßnahmen ergreifen!
Vom Presserat, allen demokratischen Verleger*innen und Redaktionen sowie den Landesmedienanstalten erwarten wir, dass sie sich mit den von Hass und Drohungen betroffenen Kolleg*innen solidarisch zeigen und ihnen ihre Unterstützung anbieten.
Von den demokratischen Parteien und ihren Abgeordneten erwarten wir, dass sie Gesetze auf den Weg bringen, um Journalist*innen bei ihrer Arbeit besser zu schützen.
Wir fordern:
Vereinfachte Verfahren für Auskunftssperren beim Einwohnermeldeamt für Journalist*innen
Neuregelung der Impressumspflicht, um Privatadressen von Journalist*innen und Blogger*innen besser zu schützen
Bundesweit verpflichtende Schulungen von Polizist*innen für den Umgang mit Medienvertreter*innen
Ein Bekenntnis aller Polizeibehörden zu den Verhaltensgrundsätzen für Presse/Rundfunk und Polizei zur Vermeidung von Behinderungen bei der Durchführung polizeilicher Aufgaben und der freien Ausübung der Berichterstattung von 1993
Sensibilisierung von Staatsanwaltschaften und Gerichten für Angriffe auf Journalist*innen und konsequente Anwendung aller rechtlichen Möglichkeiten
Die Ausschöpfung aller rechtlichen Möglichkeiten durch die Versammlungsbehörde, um Hass und Hetze gegen unsere Kollegen am 23.11.2019 in Hannover zu verhindern
Wir als Journalist*innen und Medienschaffende verurteilen die geplante Demonstration in Hannover, die Drohungen und Angriffe gegen unsere Kollegen. Wir rufen dazu auf, sich an den Protesten gegen die pressefeindliche Demonstration zu beteiligen.
Mark Heywinkel ist stellvertretender Redaktionsleiter und Head of Development von ze.tt. Als solcher verantwortete er in Zusammenarbeit mit der Berliner Agentur Palasthotel die Entwicklung von fax, einem System für Redaktionen, um die Themen-Angebote freier Journalisten besser zu organisieren. Unterstützt hat das Projekt die Digital News Initiative von Google. Mark ist außerdem Autor des Ebooks „Liebe deine Freien„. Freischreiber-Vorstandsmitglied Jakob Vicari hat ihn zu fax befragt.
Die Kommunikation zwischen Redaktionen und Freien ist oft schwierig. Mark, wie seid ihr auf die Idee für fax gekommen?
Mark Heywinkel: Ich war selbst drei Jahre Freelancer und habe eine teils anstrengende Kommunikation mit Auftraggebern erlebt. Manchmal wusste ich nicht, ob Themenvorschläge angekommen sind, noch diskutiert werden oder ich sie anderen Redaktionen anbieten kann. Als Freelancer muss man oft nachhaken. Als ich bei ze.tt als Redakteur angefangen habe, habe ich mir auf die Fahne geschrieben, die Freienkommunikation zu verbessern. Durch persönliche Treffen, Guidelines für die Zusammenarbeit und eine transparente Kommunikation wollte ich dafür sorgen, dass unsere Freien gerne für ze.tt schreiben. Sebastian Horn, der damals ze.tt-Chefredakteur war, hatte irgendwann die Idee für ein eigenes Tool und hat sie bei der Google Digital News Initiative eingereicht. Nach seinem Weggang zu Zeit Online habe ich die Entwicklung übernommen. Wie habt ihr vorher Freie organisiert?
Wie es in vielen Redaktionen üblich ist, haben wir die Kommunikation per Mail abgewickelt und Tabellen mit unseren Kontakten geführt. Die Mail-Kommunikation haben wir so weit optimiert, dass wir sie in einem zentralen Postfach gesammelt haben, um dafür zu sorgen, dass im Krankheitsfall immer jemand einen Blick auf die Vorschläge haben kann. Aber es ist schwierig, in einem Pool von 120 Leuten Daten, Fähigkeiten und Verfügbarkeiten abzufragen.
Und das ändert fax?
Ja. Jetzt sind alle Pitches und Kontaktdaten zentral an einem Ort auffindbar. In fax können freie Journalistinnen und Journalisten uns unmittelbar informieren, an welchem Ort sie sich befinden, was ihre Expertise ist und wie wir sie am besten erreichen können. Als nächstes Feature wünsche ich mir einen Status wie „verfügbar“, „auf Auftragssuche“ oder „im Urlaub“. Damit wir den direkten Draht noch mehr stärken.
Wie seid ihr in der Entwicklung vorgegangen?
Wir haben zuerst Workshops gemacht, mit dem Team, der Agentur Palasthotel, aber auch mit Freien von außerhalb. Aus dem Konglomerat der Ideen ist fax entstanden. Wir wollten ein Tool nicht nur für uns, sondern für alle Redaktionen schaffen. Deshalb steht es auch unter der MIT-Lizenz für Open-Source-Software.
Was war die wichtigste Erkenntnis?
Nach dem Workshop haben viele Freie gesagt: Wir wollen nicht über ein unpersönliches Tool abgewickelt werden. Wir haben deshalb darauf Wert gelegt, fax freundlich und persönlich zu gestalten. Nicht nur Freelancer*innen können dort ein Profil anlegen, auch Redakteur*innen können sich persönlich mit einem eigenen Profil präsentieren. Mein Lieblingsfeature ist der Realtime-Chat zu einzelnen Themenvorschlägen. Das ist der direkte Draht in die Redaktion, viel unmittelbarer als eine E-Mail. Dazu sehen die Freien zu jeder Zeit den Status ihres Exposés oder Artikels. Diesen Einblick gab es vorher ja nicht. Viele Redaktionen sind ja immer noch Blackboxes, was ihre Workflows angeht.
Wie geht es weiter?
Erste Redaktionen haben sich schon gemeldet, weil sie fax interessant finden und es möglicherweise bei sich einsetzen wollen. Man kann das natürlich aber auch andersherum nutzen: Als Freienbüro könnte man es bei sich auf einem Server installieren und Redaktionen ein Ideenangebot zur Verfügung stellen. Und: Das System steht auf Github. Wir hoffen, dass sich Leute finden, die es weiterentwickeln. Download: Fax auf Github
Wir entwickeln was. Die Google Digital News Initiative fördert Innovationen im Journalismus. In der aktuellen Runde hat es die Idee „AuthoryPledge“ geschafft, die das Start-up Authory zusammen mit Freischreiber entwickelt. Hier beantwortet Authory-Gründer Eric Hauch die Fragen von Freischreiber-Vorstand Jakob Vicari.
Was ist Authory?
Eric Hauch: Authory ist eine Art Werkzeugkasten, der verschiedene Services für Journalisten in einem Produkt vereint. Die Basis dafür ist eine von uns entwickelte Technologie, die alle Artikel einer bestimmten Journalistin oder eines bestimmten Journalisten automatisch findet. Wir nutzen diese Technologie, um verschiedene Dienste anzubieten: Authory hilft Journalisten dabei, ihre Artikel automatisch zu archivieren, ganz egal wo diese veröffentlicht wurden. Außerdem können sie ihre Leser mit Authory ganz einfach per E-Mail über neue Artikel informieren. Und darüber hinaus erhalten sie über Authory detaillierte Infos, wie erfolgreich ihre Artikel auf verschiedenen Social-Media-Kanälen sind.
Wer steckt hinter Authory?
Eric Hauch: Wir sind ein kleines Hamburger Start-up, bestehend aus zwei Entwicklern und mir. Bevor ich Authory gemacht habe, hatte ich schon ein anderes journalistisches Start-up: Commentarist. Das war die Idee, eine Art Google News für Meinungsjournalismus zu etablieren. Nach einiger Vorbereitung sind wir mit mehr als 15 großen deutschen Verlagen als Partner an den Start gegangen. Während dieser Zeit habe ich mich viel mit Meinungsjournalismus auseinandergesetzt. Dabei ist mir klar geworden, wie wichtig die journalistischen Köpfe hinter den ganzen Artikeln eigentlich sind. Und mit Authory wollen wir genau diese Köpfe stärken.
Was bringt Authory freien Journalisten?
Eric Hauch: Authory automatisiert die Archivierung von Artikeln. Während der Anmeldung teilt uns ein Journalist oder eine Journalistin mit, wo sie in der Vergangenheit veröffentlicht haben und wo sie aktuell veröffentlichen. Unser System importiert und archiviert daraufhin alle bisher erschienenen Artikel und fügt auch alle zukünftigen kurz nach Erscheinen automatisch zum privaten Archiv der Journalisten hinzu.
Mithilfe von Authory können Journalisten ihre Leser bequem per E-Mail über neue Artikel auf dem Laufenden halten, ganz egal wo diese veröffentlicht werden. Die Leser melden sich dazu auf einem öffentlich verfügbaren Profil dieser Journalisten für die E-Mail-Benachrichtigungen an (siehe authory.com/AlexWilhelm). Bei neuen Artikeln erhalten sie dann immer automatisch eine kurze E-Mail mit Link zum Originaltext. Alle so gesammelten E-Mail-Adressen gehören den Journalisten und sind jederzeit exportierbar.
Authory überprüft automatisch, wie oft die Artikel eines Journalisten oder einer Journalistin in den gängigen Social Media Networks geteilt werden. In Kombination mit unserer umfangreichen Such- und Filterfunktion können sie so genau feststellen, welcher Artikel bzw. welches Thema in welchem Social Network wie erfolgreich war.
Was wollt ihr jetzt mit dem neuen Feature „AuthoryPledge“?
Eric Hauch: Authory informiert Leser automatisch und kostenlos per E-Mail, wenn ein neuer Artikel von Lieblingsautoren erschienen ist – egal wo dieser veröffentlicht wurde. Mit dem AuthoryPledge-Feature gehen wir einen Schritt weiter: Leser können ihren Lieblingsjournalisten nicht nur per E-Mail folgen, sondern diese auch direkt finanziell unterstützen. Mit einem Betrag zwischen 1 Euro und 10 Euro pro Monat, der über Authory direkt an die entsprechenden Journalisten geht. Für Leser ist das eine einzigartige Möglichkeit, individuelle Journalisten anstatt anonymer Publikationen monetär zu unterstützen. Und für Journalisten ist das Pledge-Feature ein bequemer Weg, die Verbindung zu ihren Lesern zu monetarisieren.
Was erwartet ihr euch von der Entwicklungspartnerschaft mit Freischreiber?
Eric Hauch: Wir sind Entwickler und Unternehmer, keine Journalisten. Daher ist Freischreiber ideal, um uns sowohl in der Konzeptions- als auch in der Umsetzungsphase mit Ideen und Feedback zur Seite zu stehen. So können wir sicherstellen, dass wir nie die Journalisten als unsere Kunden aus den Augen verlieren.
Ihr macht das nicht als Ehrenamt, ihr wollt damit Geld verdienen. Wie sieht euer Geschäftsmodell aus?
Eric Hauch: Unser Geschäftsmodell ist sehr einfach: Authory steht unseren Kunden, also Journalisten, gegen eine Gebühr von umgerechnet gut 6 Euro im Monat oder 60 Euro im Jahr zur Verfügung. Wir haben uns mit Absicht gegen ein werbefinanziertes Modell entschieden. Nur so können wir jede Entscheidung, in welche Richtung sich Authory entwickeln soll, mit dem vollen Fokus auf Journalisten und ihre Leser treffen.
Es gibt mit Riffreporter und Steady schon Ansätze für Direktvermarktung von Journalismus. Was unterscheidet euch?
Eric Hauch: Authory vermarktet keine Inhalte. Stattdessen bieten wir Journalisten eine Plattform, um all ihre Inhalte an einem Ort zu speichern und ihre Leser über neue Inhalte auf dem Laufenden zu halten. Mit der Zusatzfunktion Pledge erweitern wir Authory dahingehend, dass Journalisten das Wohlwollen ihrer Leser monetarisieren können, ohne allerdings dafür zusätzliche Inhalte produzieren zu müssen.
Wem gehören die Daten, die ihr sammelt?
Eric Hauch: Wir nutzen die Daten wie z. B. Artikeltexte nur dazu, Journalisten unseren Service zur Verfügung zu stellen. Die Eigentümerschaft an den Inhalten bleibt bei der Nutzung von Authory unberührt.
Ihr verkauft also keine Inhalte, sondern setzt auf ein Spendenmodell, wie es taz oder The Guardian einsetzen?
Eric Hauch: Genau, Journalisten können den guten Draht, den sie sich über Jahre zu ihren Lesern aufgebaut haben, mit dem neuen Pledge-Feature von Authory einfach monetarisieren. Dabei geht es darum, dass treue Leser ihrer Wertschätzung ihren Lieblingsjournalisten gegenüber Ausdruck verleihen können. Sie unterstützen damit nicht nur die Journalisten direkt finanziell, sondern stellen darüber hinaus sicher, dass Qualitätsjournalismus auch für andere weiterhin erhalten bleibt.