Sparen nicht auf Kosten der Freien
Jetzt ist es offiziell: Der RBB-Rundfunkrat hat in seiner heutigen Sondersitzung mit sofortiger Wirkung Patricia Schlesinger von ihrer Position als Intendantin abberufen. Die Details der Vertragsauflösung muss jetzt der RBB-Verwaltungsrat beschließen. Sie selbst hat sich zwar entschuldigt, bestreitet aber die Vorwürfe. Und jetzt?
Die öffentlich-rechtlichen Sender müssen sparen, und sie tun es seit Jahren bis an die Schmerzgrenze. Aber: Anscheinend sparen zumindest einige Anstalten nicht überall gleich konsequent. Das kann einem schon die Zornesröte ins Gesicht treiben. Uns auch.
Viele Freischreiberinnen und Freischreiber arbeiten für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Redaktionen haben die Sparmaßnahmen zu spüren bekommen und geben sie an die Freien weiter. Die bekommen weniger Aufträge, ihre Einnahmen schrumpfen – oder die Freien müssen fürs gleiche Geld mehr arbeiten. Qualität und Vielfalt in der journalistischen Berichterstattung aber ist nur mit Hilfe der freien Kollegen und Kolleginnen möglich. Wie sähe ein Programm ohne sie wohl aus? Die Sender müssten viel Musik spielen.
Schaden für die Öffentlich-Rechtlichen
Ethisch und moralisch ist Patricia Schlesingers Gebaren nicht tragbar; sich vom Amt zu verabschieden, ist die einzig richtige Entscheidung. Der Schaden für die Öffentlich-Rechtlichen ist dennoch groß. Diejenigen, die sich die Abschaffung von ARD, ZDF & Co. wünschen, kriegen gerade richtig Futter und nehmen gleich alle Sendeanstalten in Sippenhaft. CDU-Chef Friedrich Merz zum Beispiel. Die Schlesinger-Affäre habe das Potenzial, „dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland endgültig die Legitimationsgrundlage und öffentliche Akzeptanz zu entziehen“, lesen wir in der ZEIT.
Medienjournalist Stefan Niggemeier hatte genau vor dieser unlauteren Taktik gewarnt: „Entweder man schaut, was man aus [dem Skandal] lernen kann, damit das System besser wird – weniger anfällig für Filz, Machtmissbrauch, Selbstbereicherung. Oder man nutzt ihn als Anlass, das System zu schwächen und möglichst ganz abzuschaffen“, schreibt er auf Übermedien.
Wir als :Freischreiber wünschen uns den konstruktiven Ansatz. Wir wollen einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der für Qualitätsjournalismus steht und damit eine tragende Säule unserer Demokratie ist. Dafür arbeiten viele unserer Mitglieder mit Leidenschaft und Engagement. Wir sind der Überzeugung, dass die vom Wettbewerb geprägte Medienlandschaft so einen Rundfunk weiterhin braucht.
Faire Arbeitsbedingungen, faire Honorare, das ist Teil unserer :Freischreiber-Agenda. „Geld zurück ins Programm!“ und „Weg mit den Boni“ forderten am Rande der Rundfunkrats-Sitzung Beschäftigte des RBB. Wir unterstützen diese Forderungen. Dass Führungskräfte mehr verdienen – grundsätzlich geschenkt. Aber Bezüge müssen im Rahmen bleiben.
„Wer seinen Freien abverlangt zu sparen, muss mit gutem Beispiel vorangehen. Und dafür sorgen, dass auch die freien Journalistinnen und Journalisten von ihrer Arbeit leben können. Damit sie ihren Job nicht nur gut, sondern auch gerne machen“, sagt Joachim Budde, Vorsitzender von Freischreiber. „Das geht nur mit angemessenen Honoraren, mit Bezahlung nach Aufwand und nicht mit Sparen auf Kosten derer, die Tag für Tag die Sendeplätze füllen.“
Wer ernstgemeinte Reformen plant, dem können wir als Berufsverband sagen, wo bei den Freien der Schuh drückt – und wie man das beheben kann. Wir sind bereit für einen Dialog; wir freuen uns darauf.