Faire Rechte
21. Juni 2022

Wann kommt das Geld der VG Wort?

Alle Jahre wieder – im Juni – bewegt eine Frage die Urheber und Urheberinnen: Wann kommt das Geld der VG Wort? Und wie viel wird’s?

Wie wir in der VG Wort-Mitgliederversammlung vergangenen Samstag (18.6.22) erfahren haben, überweist die Gesellschaft das Geld dieses Mal in zwei Tranchen. Der Grund: Bis zum 7. Juni 2021 galt die sogenannte „Zustimmungslösung“; seitdem steht den Verlagen in einigen Ausschüttungsbereichen eine Beteiligung von maximal einem Drittel zu. Zwischen Werken, die vor dem Stichtag und nach diesem Datum veröffentlicht wurden, muss also unterschieden werden.

Allerdings: In einigen Bereichen, unter anderem in Bezug auf die Presse, wird derzeit noch über die endgültige Höhe der Verlagsbeteiligung verhandelt. Wie das gehandhabt werden soll, ist auch am Samstag nicht klarer geworden.

Kurz und knapp:
Ausschüttungen für Werke, die noch unter die Zustimmungslösung fallen, kommen Anfang Juli. Den Rest überweist die VG Wort voraussichtlich Ende September. Die Metis-Ausschüttung erfolgt wie gehabt im Oktober. Und alles, wofür keine Verlagsbeteiligung gilt, wird auch wie immer ausgezahlt.

Mangelnde Transparenz wurde in der Mitgliederversammlung mehrmals thematisiert: So monierte ein Mitglied, dass sich im Transparenzbericht der Verbleib von über 30 Millionen Euro im Bereich Texte im Internet nicht nachvollziehen lässt. Und in einem Mitgliedsantrag forderten einige Kolleg*innen vom DJV, dass die VG Wort sich um klarere Erläuterungen des Metis-Systems (das ist die Sache mit den Zählpixeln) kümmert. Natürlich haben wir diesen Antrag gerne unterstützt, denn wie oft haben selbst die Expert*innen in unseren Reihen vor Metis gestanden wie vor einer Lichterkette nach Weihnachten? Der Antrag wurde mit 60 Prozent der Stimmen angenommen.

Mehr Interesse, mehr Wumms

93 % schaffte sogar ein Mitgliedsantrag, der eher einer Resolution gleichkommt: Die öffentlich-rechtlichen Rundfunksender sollen dazu bewogen werden, in Bezug auf die Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaften zu kooperieren, denn das tun sie derzeit nicht. Gerade im Online-Bereich fallen die Ausschüttungen deshalb oft unverhältnismäßig gering aus.

Das gestiegene Interesse an der VG Wort hat dazu geführt, dass sich in unserer Berufsgruppe verbandsübergreifend Menschen gefunden haben, die mit Sachkunde und großem Engagement an der Durchsetzung der Interessen freier Journalist*innen arbeiten.

Und das ist wohl die beste Nachricht: Die Verlage haben Vorzimmer und Rechtsabteilungen. Wir Urheber*innen haben die geballte Power des Ehrenamts – was die VG Wort nachhaltig verändert.

Anträge zur Änderung von Satzung, Verteilungsplan und Wahrnehmungsvertrag etwa müssen in allen sechs Berufsgruppen mit Zwei-Drittel-Mehrheiten angenommen werden. Dennoch war es lange Zeit seltene Ausnahme, dass ein solcher Antrag scheiterte. Jetzt muss sich die VG Wort daran gewöhnen, dass es keine sicheren Mehrheiten mehr in der Mitgliederversammlung gibt. Sie muss die Interessengruppen besser und frühzeitiger einbinden. Und sie muss darüber nachdenken, ob es sinnvoll ist, Anträge von Kommissionen ausarbeiten zu lassen, von deren Existenz und Arbeit außerhalb kaum jemand mal erfährt.

Denn auch kleine Dinge können großes Geld kosten. Zum Beispiel die geplante Verlängerung des Nachtprogramms im Radio. Beiträge, die zwischen bestimmten Uhrzeiten laufen, erhalten nur einen Teil des Ausschüttungsbetrags für Sendungen am Tag. Nur ist es so, dass Unterhaltung und Journalismus aus den gleichen Töpfen vergütet werden. Ein genauer Blick zeigt, dass hier Geld aus den Taschen unserer Radio-Journos, deren Beiträge eher auch mal zu Tagesrandzeiten laufen, in Richtung Unterhaltung verschoben werden sollten. Weniger da, bedeutet mehr dort. Diese Sache ist erstmal vom Tisch.

Noch ein Tipp für die Agenturjournalist*innen unter euch: Ihr könnt für die Online-Veröffentlichung eurer Agenturtexte weiterhin rückwirkend Ausschüttungen erhalten. Wenn eine Seite Zählpixel setzt, aber der Text von einer Agentur kommt, können euch die Zählpixel nicht zugeordnet werden. Deshalb: Klickt euch superschnell im TOM zu Metis und wählt dort „Meine Meldungen → Meldung erstellen → Expertenmodus → Meldung von Texten, die für eine Agentur geschrieben wurden“. Dort müsst ihr nur noch die Zahl der Texte, die über eine Agentur veröffentlicht wurden, eintragen und fertig. 

Falls jemand den VG Wort-Kanal im Freischreiber-Vereinsheim auf Slack noch nicht kennt – ihr findet ihn hier (Channels → Channels durchsuchen → #vgwort).


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