Zahlt unsere Zeit, nicht eure Zeile!
„Ich kann eine Zeile hinklatschen und bekomme am Ende das gleiche Geld wie jemand, der für diese Zeile zwei Stunden recherchieren musste“, sagt unsere Vorsitzende Sigrid März im kürzlich erschienenen Artikel „Samstag frei“ (Süddeutsche Zeitung). Es geht darin um Journalismus in der Pandemie und eine Branchen-Krankheit, die schon lange wuchert, durch die Krise aber noch krasser aus- und auffällt: die Prekarisierung des freien Journalismus.
Sigrid unterstreicht im Beitrag jene Forderung der Freischreiber, die wir seit Langem betonen und derer wir nicht müde werden: Honorare müssen sich nach dem Arbeitsaufwand richten! Nur so schaffen wir es, prekäre Verhältnisse freier Kolleg*innen aufzulösen.
Im Artikel kommt auch Freischreiberin Pascale Müller zu Wort. Ihr Beispiel verdeutlicht die Diagnose:
„Sie ist Anfang 30, Investigativ-Journalistin mit Vorzeige-CV, recherchiert zu Arbeitsausbeutung und sexualisierter Gewalt. 2019 gewann sie den Nannen-Preis für eine aufwendige Recherche über spanische Erntehelferinnen, die sexuell missbraucht wurden, und stand 2018 auf der ’30 unter 30′-Liste des Medium-Magazins, die junge Journalistinnen und Journalisten als neue Sterne am Medienhimmel adelt. Für eine Journalistin, könnte man meinen, können die Einstiegsjahre kaum besser laufen.
Aber mit ihrer investigativen, journalistischen Arbeit hat sie laut eigener Aussage im vergangenen Jahr monatlich gerade mal 800 Euro verdient. Damit lebt Müller deutlich unter dem Existenzminimum, ihr Stundensatz ist oft so niedrig, ‚dass man sich das besser nicht ausrechnet‘, wie sie sagt. Müller nennt ihre Arbeit die ‚brotlose Kunst‘ des Journalismus, der Aufwand für die Recherchen ist riesig, das Honorar verhältnismäßig gering.“
Den ganzen Artikel gibt es hier.