„Es hat Sie keiner gezwungen, für uns zu arbeiten“
Eines der erklärten Ziele von Freischreiber ist es, die Zusammenarbeit zwischen freien Journalisten und Redaktionen zu professionalisieren. Dazu gehört unter anderem, in Honorarverhandlungen zu wissen, wie man auf welches Argument reagiert – und sei es auch noch so, sagen wir, abenteuerlich. Deshalb haben wir den Dozenten Christian Sauer gebeten, mit uns am kommenden Freitag im Rahmen der netzwerk recherche -Jahrestagung in einem Workshop zu besprechen, was es heißt, richtig zu verhandeln. „Viel Lob, keine Kohle – wie Freie besser verhandeln“ (Beginn ist um 16 Uhr) ist eine von drei Veranstaltungen, die wir für die nr-Tagung organisiert haben (hier kann man sich dafür noch anmelden). Zur Vorbereitung haben wir in unserem wöchentlichen Newsletter darum gebeten, uns Beispiele dafür zu schicken, was Freie zu hören bekommen, sobald es ums Geld geht. Hier eine kleine Sammlung dessen, was uns bislang erreicht hat. Eine Kollegin berichtete von der Regel beim Medien-Branchendienst textintern, für Interviews nur die Hälfte des Honorars zu bezahlen, das es für Fließtexte gibt. Die Begründung: Interviews machten weniger Arbeit, fast der gesamte Text stamme ja vom Interviewpartner. Ein anderer erzählte uns, wie er eine Reisegeschichte an Spiegel Online zur Zweitverwertung verkaufte und dafür ein Honorar, das kaum über die Höhe einer Aufwandsentschädigung hinausging, um einen geringfügigen Betrag nach oben verhandelte, allein aus Prinzip. Anschließend wurde aber trotzdem der Betrag überwiesen, den die Redakteurin zu Beginn angeboten hatte. Auf den Hinweis, dass es einigermaßen anstrengend sei, ein paar Euro fuffzig hinterherzulaufen, war die Antwort: „Es hat Sie ja keiner gezwungen, für uns zu arbeiten.“ Und eine freie Journalistin schrieb uns, sie habe bei einem Auftrag für eine eilige Reportage in einer überregionalen Lokalzeitung den zuständigen Redakteur darum gebten, den (immer noch spärlichen) Höchstsatz zu zahlen. Seine Reaktion: „Was ich für einen Text zahle, entscheide ich, wenn ich ihn vor mir liegen habe.“ Eine mögliche Reaktion auf so absurde Sätze wäre natürlich, einfach aufzulegen. Dass es schlauere Strategien gibt, wird uns Christian Sauer am Freitag zeigen. Wer uns mit weiterem Material versorgen möchte, kann es uns schicken, die Adresse: kontakt -at- freischreiber.de. Oder er veröffentlicht es hier in diesem Blog als Kommentar. Dann haben alle etwas davon, weil sie merken: Ich bin nicht der einzige, der vom vielen Kopfschütteln manchmal einen steifen Hals bekommt.