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12. Dezember 2023

Die Zeit: 10 % mehr für Freie

Wir wissen es schon seit Herbst, jetzt können wir dieses tolle Ergebnis unserer Arbeit endlich mit euch teilen: Die Zeit erhöht ihre Honorare für Freie bei der Wochenzeitung um zehn Prozent! Und zwar ab 1. Januar 2024. 
 „Unsere exzellenten freien Autorinnen und Autoren stehen ebenso für den erfolgreichen Zeit-Journalismus wie die festangestellten Redakteurinnen und Redakteure. Das wollen wir auch durch eine faire, angemessene Honorierung würdigen“, sagte der stellvertretende Chefredakteur Martin Machowecz, als Carola Dorner (auf dem Foto links zu sehen), Katharina Müller-Güldemeister (Mitte) und der :Freischreiber-Vorsitzende Joachim Budde sich am 1. Dezember mit ihm in Berlin trafen.

Katharina und Carola waren zuvor schon lange mit Verantwortlichen in der Chefredaktion im Gespräch. Wer im :Freischreiber-Slack ist, hat mitbekommen, dass wir dort nach Erfahrungen mit dem Haus gefragt haben. Tenor: tolles Medium, tolles Renommee, große Reichweite, die den Freien auch für andere Redaktionen etwas bringt. Für die Zeit zu schreiben, ist also eine gute Referenz. 

Doch diese Arbeit kostet ziemlich viel. Die Miete könne man davon nicht zahlen, schrieb jemand. Die Bezahlung sei „unangemessen“, „unterirdisch“, jemand nannte das Honorar „eine extreme Respektlosigkeit“. Der Ausreißer nach oben lautete: Das Honorar ist „ok“.

Diese Erfahrungen spiegelten die beiden der Zeit-Chefetage. Sie machten auf den Pay Gap zwischen Festen und Pauschalist:innen auf der einen Seite und Freien auf der anderen Seite aufmerksam. Der ist bei der Zeit frappierend. 

Katharina und Carola stießen auf offene Ohren, Verständnis und das Versprechen, sich für höhere Honorare für die hauptberuflich arbeitenden freien Journalist:innen einzusetzen. Die Verantwortlichen in der Redaktion besprachen dem Vernehmen nach die adressierten Punkte in großer Runde, und auch die Honorare bei Zeit Online und den Magazinen der Zeit habe man auf den Prüfstand gestellt. Diese seien in den vergangenen Jahren um 20 bis 30 Prozent angehoben worden, weshalb hier keine weitere Erhöhung in Aussicht gestellt wurde. 

Beim Treffen in Berlin versicherte uns Machowecz, er werde sich dafür einsetzen, dass die Honorarerhöhung in allen Redaktionen der Print-Ausgabe ankommt. Falls nicht: Meldet euch bei uns, dann haken wir nach. Ansonsten ist übrigens unsere Ombudsfrau Ansprechpartnerin bei der Zeit. Seit diesem Jahr ist das Dorothée Stöbener.

Insgesamt hat :Freischreiber für die 15-Prozent-Kampagne mit sechs Medien Gespräche geführt. Das Wirtschaftsmagazin Impulse hat sich von uns überzeugen lassen und jetzt die Zeit. Den Schwung daraus möchten wir ins nächste Jahr mitnehmen. Denn bei viel zu vielen Medien sind die Honorare viel zu niedrig.

Übrigens: Unser Eindruck aus den Gesprächen ist, dass ihr untereinander und mit den Redaktionen mehr über Geld reden solltet. Darum:

Holt euch euer Freihnachtsgeld!

2023 neigt sich dem Ende zu – die Zeit der hohen Inflation leider nicht. Im Rahmen unserer 15-Prozent-Kampagne spricht :Freischreiber weiterhin mit Verlagen und Redaktionen, um auf bessere Zeilen-, Stunden- und Tagessätze zu drängen. Ein zähes Geschäft, das einen langen Atem erfordert.

Doch es liegt auch an jeder und jedem Einzelnen von uns, ob sich unser Kontostand erhöht oder nicht: 

  • Rechnet euch die Summe aus, die ihr zum Leben braucht. Dafür haben wir das Bierdeckel-Tool entwickelt
  • Legt euch Argumente zurecht. 
  • Erklärt euren Redakteur:innen, wie lange ihr schon für den gleichen Honorarsatz schreibt und wie die Inflation euren Verdienst auffrisst (vorher genau checken!). 
  • Checkt unser Honorartool und tragt eure Honorare ein. 
  • Rechnet den Redaktionen vor, wie lange ihr für Recherche, Schreiben und Korrekturschleifen braucht.
  • Erinnert die festangestellte Person gerne freundlich daran, dass sie vermutlich schon mehrere Lohnerhöhungen erhalten hat.
     

Ihr habt Angst, ein Nein zu kassieren? Das Nein habt ihr schon – wenn ihr nicht fragt! Denn eins ist sicher: Eure Miete, eure Brötchen, eure Bustickets werden teurer. In den Verlagshäusern gibt es leider keinen Freihnachtsmann, der automatisch bessere Honorare verteilt. Sprecht deshalb mit euren Auftraggebern über Geld! Egal ob im Lokalen, online, bei Tages-, Wochen- oder Regionalzeitungen. Holen wir uns unser Freihnachtsgeld! Sonst tut es niemand. Und wenn die Kolleg:innen die Honorare partout nicht erhöhen wollen oder können: Auch Freie sollten mal „Nein“ sagen.

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Freihnachtsfeier der Regios NRW. Foto: privat

X: Should we stay or should we go

Aus bekannten Gründen überlegen wir schon lange, uns von X (Twitter) zu verabschieden. Wir haben uns dazu mit Partner-Verbänden wie den ndmausgetauscht und Ideen für eine alternative Social-Media-Strategie gesammelt. 

Bevor wir den Schritt womöglich gehen, möchten wir von euch wissen: Wie seht ihr das? Ist X beruflich sehr wichtig für euch und bietet unser Account dort einen Mehrwert, den kein anderer Kanal ersetzen kann? Nutzt ihr Xnach wie vor für Recherchen und Austausch, oder seid ihr selbst längst weg? Habt ihr einen Account bei Bluesky und würdet uns dort alternativ folgen? 

Heute ist der letzte Tag, um uns eure Meinung zu schicken! Gerne unter dem Slack-Post oder per E-Mail. Wir danken euch!

Torial: Deal or no Deal?

Wie ihr vermutlich mitbekommen habt, steckt torial finanziell in Schwierigkeiten – und damit stehen über 6000 Profile von Journalist:innen vor dem Aus, die bislang ihre Arbeit dort ausstellen: Arbeitsproben, Arbeitsschwerpunkte, Expertise. „Leider ist :Freischreiber e.V. als Verband zu klein, um eine Website wie torial stemmen zu können“, bedauerte Joachim Budde, Vorsitzender von :Freischreiberam 4. Dezember gegenüber der taz.

Am Nikolaustag schrieb Marcus Jordan, Geschäftsführer von torial, aufLinkedIn: „Die #torial-Achterbahn fährt erstmal weiter… Wir haben einen Großspender gefunden. […] Wie weit es trägt, weiß ich noch nicht genau, aber es gibt noch zwei andere Interessierte […] jedenfalls haben wir wieder etwas Zeit, um eine nachhaltige Lösung zu finden.“

Wir :Freischreibe drücken torial die Daumen! Trotzdem halten wir an unserem Plan fest, die Profilseiten unserer Mitglieder zu pimpen. Wir finden nämlich, dass man als Freie:r nie genug Werbung für sich machen kann. Wichtigstes Beispiel: Künftig werden Freischreiber:innen auch auf unserer Website Arbeitsproben hochladen können, inklusive Audio- und Video-Arbeitsproben. Ab dem neuen Jahr – bis Weihnachten wollen wir mit der Überarbeitung fertig sein – können potenzielle Kund:innen passende Journalist:innen (noch besser) finden – nämlich bei uns.

Für unsere Mitglieder erstellen wir sogar gerade noch ein Tool, mit dem ihr eure torial-Profile inklusive der Arbeitsproben mit wenigen Klicks in euer :Freischreiber-Profil laden können. Die Anleitung steht im internen Bereich der :Freischreiber-Website.

Freischreiberiges: Bewirb dich für’s Tandem 2024

Du suchst Unterstützung beim Start als Freie:r, bist Quereinsteiger:in oder planst den Wiedereinstieg in den Journalismus? Unser Mentoringprogramm bringt dich mit einer erfahrenen Kollegin oder einem erfahrenen Kollegen zusammen. Das Programm richtet sich speziell an die Bedürfnisse freier Journalist:innen. Je nach Schwerpunkt und Interessen matchen wir Mentee und Mentor:in. Bei einem virtuellen Kick-off-Treffen lernt ihr euch kennen und vereinbart gemeinsame Ziele für das Jahr.

Die Bewerbungsrunde für 2024 hat bereits begonnen! Bis zum 31.1.2024vkannst du dich hier bewerben. Das Programm ist exklusiv für unsere Mitglieder. Du bist noch kein :Freischreiber-Mitglied? Dann werde noch schnell eins!

Messenger-Magazine

Im :Freischreiber-Barcamp am 4. November konntet ihr bereits einen Einblick in das Thema „Messenger-Journalismus“ bekommen. Nun hat auch das Magazin Fachjournalist die beiden Freischreiber:innen Jakob Vicari (#Jakob Vicari – Freischreiber) und Yvonne Pöppelbaum (#Yvonne Pöppelbaum – Freischreiber) über Messenger-Medien interviewt.

Im Gespräch erklären die beiden, wie man am besten die Zielgruppe für sein Messenger-Magazin definiert, welche Themen sich überhaupt für WhatsApp, Telegram, Signal & Co. eignen und welche Herausforderungen ein solches Dialog-Format mit sich bringt.

Regios Stuttgart: Willkommen, Monika

Monika Johna ist die neue Regio-Leiterin Stuttgart. Foto: Markus Jahn

Wir haben Monika Johna, die neue Regiogruppenleiterin in Stuttgart, befragt:

Monika, du leitest jetzt die Regiogruppe Stuttgart. Was hat dich dazu bewogen? Markus Wanzeck hört ja auf, weil er schon lange in Hamburg wohnt. Und bevor es in Stuttgart keine Gruppe mehr gibt, habe ich mir gesagt: Dann mache ich es eben. 

Was magst du an :Freischreiber? Ich bin eine große Freundin von Vernetzung, dass man sich gegenseitig hilft und kollegial Tipps gibt. Viele schätzen es, allein im Büro oder von zu Hause zu arbeiten. Ich bin gerne auch mal im Team unterwegs. Ich finde, es beflügelt, wenn man sich austauschen kann. Für uns Freie ist es wichtig, eine Lobby zu haben. Deshalb schätze ich :Freischreiber und bin darum schon lange Freischreiberin.

Was hast du in und mit der Regiogruppe vor? Die Leute sollen gerne zu den Treffen kommen, es soll eine Atmosphäre herrschen, in der man sich gut austauschen kann und sich alle trauen, auch mal eine blöde Frage zu stellen. Interessante Themen, die uns alle weiterbringen, sind selbstverständlich wichtig. Ich bin gespannt darauf, was die Freischreiber:innen im Südwesten bewegt.

Medienpreis Münsterland: Glückwünsche, Sigrid

Freischreiberin Sigrid März hat am 6. Dezember den 2. Platz beim Medienpreis Münsterland belegt. Die Jury zeichnete sie für ihren Text „Kidane und Herr Schweitzer“ für das Online-Lokalmagazin RUMS aus. Darin beschreibt sie, wie ein Theaterprojekt dem zehnjährigen Jungen Kidane über die Corona-Zeit hilft. 

Professor Armin Scholl von der Universität Münster hielt die Laudatio auf Sigrid März (r.). Foto: Münsterland e.V./Arne Pöhnert

Der Vorstand bereitet sich gerade auf die Vorstandstagung im Knüllwaldvor. Das Wochenende steht schon fest: Vom 19. bis 21. Januar 2024 verschanzen wir uns in einem hessischen Dorf, um das alte Jahr zu reflektieren und neue Projekte für 2024 auszuhecken. 

Freischreiber-Termine

  • Für Kurzentschlossene: Am 13. Dezember findet von 13 bis 14 Uhr eine digitale Mittagspause mit Uli Köppen statt. Thema: KI und konkrete Anwendungsbereiche. Meldet euch bitte verbindlich und mit Klarnamen hier an.
  • In eigener Sache: Die Geschäftsstelle legt einen kurzen Winterschlaf ein. Vom 22. Dezember 2023 bis zum 2. Januar 2024 ist das Büro geschlossen.
  • Neujahrsgruß statt Weihnachtspunsch: Am 15. Januar treffen sich die Berliner Freischreiber:innen um 18 Uhr in Berlin-Prenzlauer Berg. Rund um die Feuerzangenbowle könnt ihr Wünsche und Projekte für 2024 besprechen. Bis 7. Januar 2024 anmelden, dann erfahrt ihr die genaue Adresse.
  • Beiträge bei der VG Wort melden, wie geht das? Das erfahrt ihr in der digitalen Mittagspause mit Andrea Mertes am 18. Januar 2024 ab 12 Uhr. Andrea ist Freischreiberin und seit 2023 Mitglied im Verwaltungsrat der VG Wort. Teilnahme nur für Freischreiber:innen. Zur Anmeldung bitte hier lang.
  • Am 24. Januar 2024 treffen sich die Fernsehfreien zum digitalen Austausch. Los geht’s um 19 Uhr. Anmeldung bitte bei Stefanie und Lisbeth.
  • An einem Tag strukturiertes Prompten lernen und ein eigenes KI-Tool bauen – das verspricht der KI Makerday. Dazu lädt tactile.news am 25. Januar 2024 nach Lüneburg ein. Los geht’s um 9.30 Uhr. Exklusiv für Freischreiber:innen. Kosten: 199 Euro. Also gleich anmelden, direkt bei Yvonne von tactile.news.

Dies & Das

  • Schon den Antrag beim Autorenversorgungswerk der VG Wort gestellt? Wer in diesem Jahr 50 wird oder schon älter ist und noch bis 31. Dezember den Antrag stellt – das geht ganz einfach per TOM – kann sich im nächsten Jahr über Geld freuen. 
     
  • Eine gute Nachricht für die Pressefreiheit: Der Deutsche Presserat bescheinigt der SZ-Redaktion saubere Arbeit in der „Flugblatt-Affäre“. Konkret ging es um ein antisemitisches Flugblatt, das der heutige Bundesvorsitzende der Freien Wähler und stellvertretende bayerische Ministerpräsident Hubert Aiwanger als Schüler in Umlauf gebracht haben soll. Weder konnte das Gremium der freiwilligen Selbstkontrolle der Print- und Onlinemedien inhaltliche Mängel erkennen noch einen Verstoß gegen den Pressekodex. Die Recherchen der SZ und die anschließende Berichterstattung hatten im bayerischen Landtagswahlkampf für Aufregung gesorgt.

Fortbildungen

Ariel & Heike. Foto: Anton Eigengrau
  • Erzählender Journalismus: Noch bis zum 31. Dezember könnt ihr euch für das Jahrescoaching von Heike Faller und Ariel Hauptmeier bewerben. Kostenpunkt für Freischreiber:innen: 990 Euro netto, alle anderen zahlen etwas mehr. Schickt ein kurzes Anschreiben und eine Arbeitsprobe direkt an Heike und Ariel.
  • „Beiträge von unterwegs produzieren“ ist einer von zwei Workshops beim Jahrestreffen des journalists.network, das am 6. Januar in Berlin stattfindet. Im zweiten Workshop dürft ihr mitdiskutieren, wohin die Reisen 2024 gehen sollen – wörtlich genommen. Wer bei den beiden Workshops und/oder dem anschließenden Pläneschmieden dabei sein möchte, muss bei der Anmeldung kurz begründen, warum.
  • Um Storytelling geht es am 10. und 11. Januar bei der Berliner Journalistenschule. Das zweitägige Online-Seminar kostet 310 Euro. Zur Anmeldung geht es hier lang.

Preise & Stips

  • Schnell sein: Bis zum 15. Dezember könnt ihr eure Arbeit für den European Magazine Award einreichen. Alles Wichtige zur Ausschreibung findet ihr hier.
  • Wer sich für grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Journalismus interessiert, kann sich bis zum 8. Januar beim European Collaborative Journalism Programme (ECJP) bewerben.
  • Noch bis zum 10. Januar könnt ihr euch für die nächste Förderrunde des WPK-Innovationsfonds bewerben. Im Topf für innovative Ideen für den Journalismus und neue Wege im Wissenschafts- und Datenjournalismus sind bis zu 10.000 Euro für experimentelle und bis zu 75.000 Euro für langfristige Projekte.
  • Bis zum 29. Januar können sich Nachrichtenmedien und gemeinnützige Jugendorganisationen um eine Projektförderung bei der Europäischen Kommission bewerben. Grenzüberschreitende Teams, die aus mindestens fünf europäischen Ländern kommen und an denen mindestens fünf verschiedene Organisationen beteiligt sind, können mit der Förderung neue Wege des Journalismus ergründen und gestalten.

Wir wünschen euch erholsame und entspannte Feiertage mit euren Liebsten und ganz viel Kraft für 2024. Rutscht gut rüber!

Eure :Freischreiber:innen


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