Freischreiber
3. November 2021

Alles bleibt, alles wird neu


„Freischreiber“ heißt weiterhin „Freischreiber“ – das hat die Mitgliederversammlung am 2. Oktober entschieden. Der Verbandsname „Freischreiber e.V. – Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten“ bleibt demnach so bestehen, wie er am 15. November 2008 vergeben wurde. Damals trafen sich in Berlin etwa 140 freie Journalist*innen, um ihre Idee von einem Verband von Freien zu verwirklichen. „Freie kann man nicht zähmen und in einen Verband packen“, raunten bereits im Vorfeld die Skeptiker. Aber Freischreiber hat gezeigt: Doch, es geht!

Knapp 900 Mitglieder zählt der Verband in diesem Herbst, und er wächst stetig. Das ist nicht selbstverständlich, die Corona-Pandemie traf vor allem die Freien mit voller Wucht. Auch darüber wurde auf der Mitgliederversammlung gesprochen, und in guter Freischreiber-Manier sogar über den einen oder anderen Tagespunkt diskutiert und gestritten.

Auf die Arbeit folgte das Vergnügen. Im ganzen Land feierten Freischreiber*innen in ihren Regiogruppen: Die Berliner schlürften Cocktails, die Hamburger Brotbier; Rhein-Main traf sich – mit grüner Soße – unter Palmen und in München gab es Bier ohne Waldmeister. Für #grüneLaune bzw. #grueneLaune sorgte zudem Grüne Post, die die Regiogruppe „Provinz“ an Menschen abseits der Metropolen verschickte. NRW musste schieben, zwar keine Fahrräder, aber den Termin; kurz darauf ging es in die Bonner Kinemathek.

Wahlen, Wahlen, Wahlen


Außerdem haben die Mitglieder am 2. Oktober gewählt. Acht Kandidat*innen haben sich um einen Platz im Vorstand von Freischreiber beworben, alle acht wurden mit großer Zustimmung gewählt: Joachim BuddeOliver EberhardtRegine MarxenSigrid MärzKatharina Müller-GüldemeisterAnja ReiterJan Schwenkenbecher und Katharina Wojczenko. Auf gute Zusammenarbeit!

Gleichzeitig verließen Carola DornerJakob Vicari und Jens Eber nach vielen Jahren engagierten Ehrenamts den Vorstand. An dieser Stelle danken wir euch – erneut – für all die Zeit und Energie, die ihr in den Verband investiert habt.

Der Aufnahmeausschuss entscheidet im Zweifelsfall, wer Freischreiber-Mitglied werden darf oder eben nicht. Weiterhin dabei sind Frank Keil, Jörg Spaniol, Steve Przybilla und Carolin Wilms. Sie erhalten Verstärkung vom neu gewählten Stefan Mey. Benno Stieber – langjähriges Ausschuss-Mitglied – trat nicht erneut an. Vielen Dank für euren Einsatz!

Wenige Tage später, am 6. Oktober, versammelte sich der neue Vorstand zu konstituierenden Sitzung. Es wurde erneut gewählt; das erste Mal in der Verbandsgeschichte gibt es eine Doppelspitze: Sigrid März und Oliver Eberhardt werden Freischreiber gemeinsam vertreten. Stellvertreterin ist Regine Marxen. Um die Finanzen wird sich zukünftig Jan Schwenkenbecher kümmern. In den kommenden Tagen und Wochen wird sich der neue Vorstand sortieren und schon bald mit altbekannter Schlagkraft in neue Projekte starten.

Freischreiber-Termine

Der Oktober bereitet uns langsam beziehungsweise – bei einem Blick aus dem Fenster – eher in Schallgeschwindigkeit auf den Herbst vor. Vielleicht ist jetzt wieder mehr Zeit für Projekte, die wir schon lange vor uns herschieben? Oder für den einen oder anderen Freischreiber-Crashkurs:

  • Crashkurs: Besser Schreiben mit Ariel Hauptmeier. Na klar bist du ein Text-Profi. Du kennst die Regeln guter Sprache, du hast deinen Wolf Schneider gelesen, weißt, wie Wörter wirken. Aber – ist da vielleicht noch mehr drin? Finde es am 15. Oktober oder 19. November heraus.
  • Crashkurs: Frei im Kopf. Ständig kreativ sein, einen Text nach dem anderen schreiben, immer das Beste geben: All das lässt allmählich die Quelle versiegen, aus der wir gute Stücke schaffen. Irgendwann liest sich jeder Satz, als hätten wir ihn aus Blei gegossen. Höchste Zeit, sich auf die Suche zu machen: nach neuen Inspirationen. Die verstecken sich überall, nur nicht da, wo wir sie vermuten.
    Bei „Frei im Kopf“ am 19. und 20. Oktober geht es mit Freischreiberin Katharina Jakobab ins Dickicht, mitten hinein in den Unfug. Denn Inspirationen brauchen vor allem eines: Spaß.

Außerdem:

Ihr habt es sicherlich gemerkt – einige Angebote sind für Freischreiber-Mitglieder deutlich günstiger. Du bist noch kein Freischreiber-Mitglied? Kein Problem – hier kannst du dich anmelden.

Freischreiberiges


Freischreiberin Katharina Mau sucht Lokaljournalist*innen und Lokalredaktionen, die Interesse an Klimaberichterstattung mit lokalem Bezug haben – was bedeutet es ganz konkret für euren Landkreis, wenn es bis Mitte des Jahrhunderts bis zu drei Grad heißer sein wird als bisher? Gemeinsam mit den Journalisten Nick Reimer und Toralf Staud arbeitet sie daran, Wissenschaftler*innen mit Lokalredaktionen zusammenzubringen. Wenn ihr selbst Interesse habt oder Redaktionen kennt, die Interesse haben könnten, meldet euch bei katharina.mau@posteo.de.

Förderung/Stipendien/Preise


Neustarthilfe Plus – noch bis zum 31. Oktober 2021 beantragen! Die Neustarthilfe Plus entspricht weitestgehend der Anfang des Jahres gestarteten Neustarthilfe, mit dem Unterschied, dass der Bemessungszeitraum drei statt sechs Monate beträgt und die maximale Fördersumme etwas höher liegt. Gerechnet wird wieder nach dem Umsatz aus 2019 (im Regelfall); ausgezahlt werden 50 Prozent des sogenannten Referenzumsatzes (2019 geteilt durch 12) für – wie gesagt – drei Monate bis zu einem Höchstbetrag von 4.500 Euro. Neu ist auch, dass die Selbstständigkeit nicht mehr schon vor März 2020, sondern erst vor dem 1. November 2020 aufgenommen worden sein muss. Dies ermöglicht auch jenen, die sich nach März 2020 selbstständig gemacht haben, die Antragstellung. Die weiteren Kriterien entsprechen denen der Neustarthilfe, wie wir sie auf der Homepage beschreiben.

Die Reporterakademie Berlin vergibt Stipendienan Nachwuchsjournalist*innen, um Qualitätsjournalismus zu fördern und zentrale demokratische Werte zu stärken. Bewerbt euch noch bis zum 10. Oktober.

Nicht nur die VG WORT (ihr könnt euch auch hier immer noch um ein Stipendium bewerben!), auch der Deutsche Literaturfonds vergibt im Rahmen von NEUSTART KULTUR Gelder an Autor*innen. Ab sofort können manche Verlagsautorinnen und -autoren über die Sonderförderung „Ausgefallen!“ einmalig 4.000 Euro beantragen.

„Medium Magazin“ sucht Hidden Stars: also Textchef*innen, CvD, Fact-Checker, Social-Media-Redakteur*innen usw. – all diejenigen, die mit ihrer exzellenten und unverzichtbaren Arbeit dafür sorgen, dass es in den Redaktionen rundläuft und andere glänzen können. Diesen Menschen könnt ihr jetzt ganz einfach eure Wertschätzung zeigen: Macht mit und nominiert noch bis zum 11. Oktober euren Hidden Star 2021.

Reisen


Eine der wenigen Informationsreisen des Pressenetzwerks führt vom 11. bis zum 17. Dezember nach Tel Aviv, Jerusalem und Haifa, wo ihr euch aus verschiedenen Blickwinkeln mit dem Themenschwerpunkt „Jugendmedien und Medienkompetenz“ beschäftigen könnt. Informationen findet ihr auf der Website.

Workshops


Das Reporter:innen-Forum lädt zum Super-Workshop-Tag am 30. Oktober von 10 bis 18 Uhr. In bis zu 30 Workshops diskutieren sie online über Themen wie „Journalismus vs. Aktivismus“, „Reportagen ohne Zeitdruck“ oder – hört, hört – „Besser leben als Freier“. Ab sofort könnt ihr euch anmelden.

Vom 27.–28. Oktober erklärt Michael Obert von der Reporterakademie Berlin unter dem Titel „Gut leben als freie/r Journalist/in“, wie du für deine journalistische Arbeit gute und faire Honorare erzielst. Im Rahmen unserer Kooperation erhalten Freischreiber*innen einen Rabatt von 20 Prozent. Das Angebot gilt bis zum 10. Oktober.

Und zum Ausklang erneut „Selfcare für Freischreiber*innen“


Die Freischreiberinnen Verena Carl und Anne Ottohaben kürzlich ein Buch zum Thema Selbstfürsorge bei Beltz veröffentlicht: „Ich bin dann mal bei mir“. Sie wissen aus eigener Erfahrung, wie schwierig es oft ist, die eigenen Bedürfnisse im hektischen Alltag zu achten und die eigenen Grenzen zu wahren. Für euch haben sie ihre Trickkiste geöffnet und geben jeden Monat eine Anregung für den besseren Umgang mit euch selbst (und dadurch auch mit anderen!)

Heute #3: Slow Art: Entschleunigung für Schnelldenker*innen
Als Journalist*innen sind wir die Champions der Oberflächlichkeit. Nein, das ist keine Nestbeschmutzung und kein „Lügenpresse“-Geschrei aus der eigenen Mitte, sondern beschreibt im Gegenteil eine Begabung, die uns alle eint: Wir schaffen es spielend, viele Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten und uns schnell einen Überblick zu verschaffen. Es liegt in unserer DNA, uns teils völlig fremde Fachgebiete in so kurzer Zeit wie möglich draufzuschaffen, und zwar genau in der maßgeschneiderten Tiefe, die wir für unseren jeweiligen Auftrag brauchen; wir schaffen es während einer Aufzugfahrt, ein paar Kernaussagen eines Gesprächspartners einzusammeln und lesen ein dickes Fachbuch in zwei Stunden quer, wenn wir ein Interview vorbereiten. Damit passen wir ziemlich gut in eine Umwelt, die von ständig wechselnden Reizen, einer permanent wachsenden Menge von Kommunikationskanälen und einer immer höheren Drehzahl gekennzeichnet ist.


Doch das, was eine unserer Stärken und Kernkompetenzen ist, kann uns gleichzeitig auch schaden – sowohl beruflich wie privat. Denn wer ständig mit High Speed unterwegs ist, der riskiert eine große Erschöpfung, einen dauerhaft erhöhten Cortisolspiegel, und verlernt anderes, das wir nicht minder gut gebrauchen können: das genaue Hinsehen, die vorurteilsfreie Wahrnehmung, die Fähigkeit, uns überraschen, inspirieren, bezaubern zu lassen. Dinge, Worte, Eindrücke nachwirken zu lassen, statt sofort zack-zack zum Nächsten überzugehen. Deshalb sind Achtsamkeitsübungen nicht nur privat hilfreich, sondern auch eine gute Vorbereitung auf das nächste Interview oder ein Redaktionsmeeting, bei dem es um wichtige Entscheidungen geht: Sie helfen uns, mehr bei uns selbst anzukommen, in hektischen Zeiten ruhig zu bleiben und empathisch auf unsere Liebsten, auf Kinder oder Freund*innen zu reagieren, genauso wie auf Arbeitspartner*innen.


Ehe jetzt jemand aufschreit: Nee, bloß nicht, jetzt soll ich zehn Minuten lang eine Rosine kauen und wahrnehmen, was ich dabei empfinde: Es gibt weitaus angenehmere Methoden. Etwa „Slow Art“, eine Technik, die ursprünglich von einem US-amerikanischen Kreativberater stammt: Der setzte sich schon vor einigen Jahren einfach mal 20 Minuten lang vor ein abstraktes Bild, ohne zu werten, ohne zu analysieren, und beobachtete, was das mit ihm machte. Der augenöffnende Instant-Erholungseffekt war so eindrücklich, dass mittlerweile eine richtige Bewegung daraus geworden ist, inklusive weltweitem „Slow Art Day“ (slowartday.com). Das Prinzip: Man geht in ein Museum (oder nimmt sich wahlweise einen Kunstband zur Hand), sucht sich intuitiv drei Werke aus und lässt jedes ausführlich auf sich wirken, nach dem Prinzip: see, think, wonder – also hinschauen, reflektieren, eigene Gedanken weiterspinnen. Wenn Kunst nicht euer Ding ist: auch Slow Sport (etwa Yoga, Qi Gong und Co), Slow Reading (etwa von Lyrik) oder Slow Food (im Sinne von: achtsam eine Mahlzeit zu sich nehmen) können solche erholsamen Gedankenbremsen sein. Wetten, hinterher habt ihr einen ganz neuen, wachen Blick auf vieles und fühlt euch wie nach einer Woche Urlaub? Enjoy!

In diesem Sinne:
Bleibt gesund und frei.
Eure Freischreiber*innen


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