vom 29T11:16:56+00:00.01.2019

„Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mich mit meinem Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.“ – Voltaire

Liebe Freischreiberinnen und Freischreiber, liebe Kolleginnen und Kollegen,
 

seit über zwei Monaten sitzt der Berliner Journalist Billy Six in einem venezolanischen Militärgefängnis. Sein „Vergehen“: Six hat es gewagt, Staatspräsident Maduro bei einer Wahlkampfveranstaltung zu fotografieren. Ihm wird „Spionage“ vorgeworfen.
 
Man mag über Six‘ politisch weit rechts stehende Ansichten streiten – er bezeichnet deutsche KollegInnen auch schon mal als Vertreter der „Lügenpresse“. Trotzdem: Dass ein Journalist, egal welche Auffassungen er vertritt, wegen seiner Arbeit eingesperrt wird, ist ein Skandal! Und erinnert obendrein an die Causa Deniz Yücel, die in Deutschland weit mehr Schlagzeilen machte. 
 
Reporter ohne Grenzen dringt bereits seit Längerem darauf, Billy Six unverzüglich freizulassen. Freischreiber schließt sich diesem Appell an. Wir fordern das Auswärtige Amt auf, dringend mehr für Six‘ Freilassung zu tun.
 
Und das ist nur ein Beispiel. Im vergangenen Jahr wurde Freischreiberin Sandra Weiss bei ihren Recherchen in Nicaragua überfallen (den Vorgang beschreibt sie ausführlich in der NZZ am Sonntag). Zum Ärger der Kollegin blieben sowohl die deutsche Botschaft als auch das Auswärtige Amt auffallend still.
 
Freischreiber appelliert an die Bundesregierung, sich klar und deutlich für bedrängte JournalistInnen im Ausland einzusetzen – auch und gerade für freie KollegInnen, die keinen mächtigen Verlag im Rücken haben.
 
Aus dem Vorstand
 

Wo wir beim Thema Ausland sind: Wir möchten uns künftig mehr um die Freien jenseits der Landesgrenzen kümmern, weil da immer wieder Fragen kommen. In den nächsten Monaten werden wir ein Servicepaket von Freischreibern für Freischreiber zusammenstellen. Dort geben erfahrene Auslandsreporter ihre Erfahrungen an junge KollegInnen weiter – sei es im Hinblick auf Auftraggeber, Versicherungen, Honorare oder rechtliche Belange.
 
Freischreiberiges
 
Eine neue Studie hat die Situation der Freien im öffentlich-rechtlichen Rundfunk untersucht. Demnach fühlen sich 94 Prozent (!) der befragten Freien gegenüber ihren festangestellten KollegInnen benachteiligt. Freischreiber Henry Steinhau hat sich die Studie einmal genau angeschaut. Seine Schlussfolgerungen stehen auf unserer Website.
 
Freischreiber-Vorstandsmitglied Gabriele Meister hat ihr Buch „Sexualität und Kirche“ veröffentlicht. Es enthält neben Gottesdienstmaterial auch biografische Interviews zu Homo-, Bi-, Trans- und Intersexualität (Vandenhoeck & Ruprecht, ab 15,99 Euro, bestellbar hier).
 
„Dürfen Journalist*innen nur beobachten und beschreiben, oder darf Journalismus Position beziehen, gar parteiisch sein?“ Diese Frage soll auf einer Podiumsdiskussion erörtert werden, die die taz am 2. Februar um 19 Uhr veranstaltet. Mit dabei: Freischreiber-Gründer Kai Schächtele.
 
Relotius und die Folgen
 
Beim „Spiegel“ erfindet ein festangestellter Reporter jahrelang Geschichten. Die Konsequenz: strengere Richtlinien für Freie. Das zumindest fordert „Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt im Interview mit turi2. Warum ausgerechnet Freie unter Generalverdacht gestellt werden sollen, ist uns ein Rätsel. Zur Erinnerung: Aufgedeckt hat den Skandal der Kollege Juan Moreno – ein freier Journalist.
 
Dies und das
 
Anwaltskanzleien dürfen nicht ohne Weiteres Drohbriefe an Redaktionen schicken. Das lässt sich aus einem Urteil ableiten, das der Bundesgerichtshof als letzte Instanz Mitte Januar gefällt hat. Die FAZ hatte geklagt, weil sie ungefragt mit mehreren „presserechtlichen Informationsschreiben“ worden war. Der BGH hat nun klargestellt, dass solche Einschüchterungsversuche unzulässig sind.
 
Die Internationale Filmschule Köln bietet den Masterstudiengang „Serial Storytelling“ an. Noch bis zum 11. März können sich AutorInnen für den deutschsprachigen Track bewerben, bei dem es neben handwerklicher Spezialisierung um kooperative Stoffentwicklung und das Erforschen innovativer Formate geht. Infos hier.
 
Das Schweizer Online-Magazin „Republik“ ist im vergangenen Jahr mit vielen Vorschusslorbeeren – und viel Geld – an den Start gegangen. Ein Jahr später sieht die Lage nicht mehr ganz so rosig aus, wie Medienjournalistin Brigitte Baetz im Deutschlandfunk analysiert. Zwar sei die journalistische Qualität hoch, doch drohten nun finanzielle Schwierigkeiten. 
 
Stipendien, Preise, Seminare
 
Seit dem 15. Januar können wieder Websites, Apps, Social-Media-Angebote, Hashtags, Newsletter – also alles, was „online“ ist – für den Grimme Online Awardeingereicht werden (und zwar hier). Die Bewerbungsfrist läuft bis einschließlich 1. März 2019. 
 
Am 31. Januar endet die Bewerbungsfrist für den Deutschen Lokaljournalistenpreisder Konrad-Adenauer-Stiftung. Der 1. Preis ist mit 6.000 Eurodotiert, der 2. Preis mit 3.000 Euro, der Sonderpreis für Volontärsprojekte mit 2.000 Euro. Hier geht’s zum Bewerbungsformular.
 
„Fake News, Shit Storms, Clicktivism – alles schlecht im Web 2.0?“ Dieser Frage widmet sich ein zweitägiges Seminar des Pressenetzwerks für Jugendthemen, das vom 10. bis 12. Mai in Magdeburg stattfindet. PNJ-Mitglieder zahlen 169 Euro; Nichtmitglieder 239 Euro. Anmeldung hier.
 
Termine
 
Das Reporter-Forum zieht wegen der Relotius-Affäre seinen diesjährigen Reporter-Workshop vor. Die Veranstaltung findet nun vom 12. bis 13 April in Hamburg statt. Nähere Infos werden noch bekanntgegeben. 
 
Rechtspopulisten kapern zunehmend den öffentlichen Diskurs. Wie sollen JournalistInnen damit umgehen? Dieser Frage will die Konferenz „re:claim public discourse!“ der Rudolf Augstein Stiftung am 22. Februar nachgehen. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung aber erforderlich.
 
Wie war das doch gleich mit der VG Wort? Kaum jemand blickt bei den komplizierten Regelungen und Verfahren der Verwertungsgesellschaft komplett durch. Niemand? Nicht ganz. Freischreiber Henry Steinhau gilt als ausgewiesener Experte. Am 28. Februar bietet er in Berlin eine kostenlose persönliche VG-Wort-Beratung an. Anmeldung hier.
 
Apropos VG Wort: Am 31. Januar endet die Meldefrist der Metis-Sonderausschüttung (für Texte, die im Internet erschienen sind, aber nicht über offizielle Zählmarken abgerechnet wurden). Für die Sonderausschüttung gibt es keine rückwirkende Meldemöglichkeit. Wer den Termin also verpasst – Pech gehabt. Und das wäre doch schade ums liebe Geld.
 
In diesem Sinne: Frohes Melden, frohes Schaffen und eine gute Zeit!

Ihre

:Freischreiberinnen und :Freischreiber!