Hier würde der Link zum Datei-Download auftauchen - wie genau soll der gespeicherte Plan denn aussehen?
Vielleicht eine .CSV-Datei für Excel?
Was hat freier Journalismus mit Gerechtigkeit zu tun? Eva Bodenmüller aus dem :Freischreiber-Vorstand hat es für den Blog „Wertejahre“ aufgeschrieben:
„Unsere Welt ist komplex. Das war sie vielleicht schon immer. Doch je mehr Möglichkeiten wir haben, um uns zu informieren, desto mehr wird diese Komplexität für uns alle sichtbar.
Journalist:innen berichten über das, was in der Welt geschieht. Mit ihren Recherchen und Berichten zeigen sie die Vielfalt auf, ordnen das Geschehen ein, und helfen so zu verstehen, was um uns herum geschieht. Sie bestimmen damit zum einen unsere Perspektiven auf das Weltgeschehen, also, wie wir die Welt sehen, und sie sorgen zum anderen dafür, dass Missstände öffentlich aufgedeckt und kommuniziert werden. Damit wir alle auch die versteckten Seiten der Welt entdecken.
Unabhängiger Journalismus ist eine Stütze demokratischer Gesellschaften. Unabhängiger Journalismus ist deswegen unverzichtbar. Zugleich wird die Pressefreiheit aber überall auf der Welt bedroht, auch in westlichen Ländern, auch bei uns in Deutschland.
Getragen wird die Berichterstattung vielfach von Journalist:innen, die als Freie arbeiten. Viele von ihnen schätzen die mit dieser Arbeitsweise verbundene Unabhängigkeit. Sie hat allerdings nicht nur sonnige Seiten.
Jenseits der eigentlichen journalistischen Arbeit wird der Alltag von freien Journalist:innen oft von Konflikten geprägt. Besonders deutlich wird dies, wenn es darum geht, die Rahmenbedingungen für Aufträge festzulegen und die eigene Arbeit zu monetarisieren.
Als Einzelne drohen freie Journalist:innen in diesem Kräftemessen mit den Verlagen, dem Ringen um faire Honorare und Arbeitsbedingungen, immer öfter unterzugehen.
Allzu oft müssen wir Freie (noch) die Frage hören: Kann man davon leben? Dass hier ein klares „ja!“ steht, dafür setzen wir von :Freischreiber uns ein. :Freischreiber kämpft dafür, zwischen den ungleichen Partnern, den Medien als Auftraggeber:innen und den freien Journalisti:innen als Auftragnehmer:innen, Gleichgewicht herzustellen.
Als Berufsverband für freie Journalist:innen setzen wir uns für die Nöte der vermeintlich Unterlegenen ein. Wir ermahnen Verlagshäuser und Redaktionen. Wir fordern ein Miteinander auf Augenhöhe. Wir streiten für mehr Gerechtigkeit gegenüber freien Journalist:innen – und wir fordern faire Verträge und Honorare.
Wie wir uns diese Gerechtigkeit vorstellen? Das steht in unserem „Code of Fairness“. Er ist unsere Grundlage für den gerechten Umgang mit freien Journalist:innen. In zehn Abschnitten haben wir hier definiert, wie eine gerechte Zusammenarbeit, eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Freien und Redaktionen, unserer Ansicht nach aussehen sollte. Das fängt bei der schriftlichen Bestätigung von Aufträgen an und hört bei der fairen und pünktlichen Bezahlung der erteilten Aufträge nicht auf.
Etliche Redaktionen haben diesen, unseren „Code of Fairness“ bereits unterzeichnet. Für uns bei :Freischreiber ist das ein Ansporn, noch mehr Partner:innen für eine faire Zusammenarbeit zu gewinnen. Zum Wohl der freien Journalist:innen, aber auch zum Wohl der Gesellschaft insgesamt.
Denn guter Journalismus stärkt die Gesellschaft, stärkt die Demokratie und bildet damit eine wichtige Grundlage für Gerechtigkeit.
Für uns gilt: Gerechtigkeit ist keine Sache Einzelner. Von Gerechtigkeit profitieren wir alle!“
Eva Bodenmüller, Freischreiber e.V.
Wir haben es wieder getan! Wie jedes Jahr und doch ganz anders haben wir den Himmel-und-Hölle-Preis verliehen. In Hamburg. In der Speicherstadt. Mit Barcamp vorab und Sause hinterher. Und das Tollste: Ihr wart zahlreich dabei! Das hat gezeigt: :Freischreiber ist lebendiger und vielfältiger denn je.
Vorweg: Die Lorbeeren! Mit unserem Himmel-und-Hölle-Preis ehren wir jedes Jahr Personen und Institutionen, die sich als besonders fies (Hölle) und besonders fair (Himmel) hervorgetan haben.
Foto: Anna Heidelberg-Stein
In diesem Jahr stand die Preisverleihung im Zeichen der Zerschlagung von Gruner + Jahr. Thomas Rabe, CEO der RTL-Gruppe und Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann, hat unseren Hölle-Preis 2023 für die „Zerstörung eines Lebenswerks“ erhalten, wie es unser Vorsitzender Joachim Budde in seiner Laudatio ausdrückte. Applaus und Buh-Rufe begleiteten die Verkündigung. Mit der Fusion von RTL und Gruner + Jahr wollte Bertelsmann ein „journalistisches Powerhouse“ gründen – doch wie das aussehen könnte, so weit reichten die Gedanken nicht. Statt Sanierung also Zerschlagung. Für uns zeigt das, wie wenig unternehmerische Fantasie und wie wenig verlegerisches Verantwortungsgefühl im Hause Bertelsmann noch übrig sind. Unzählige Freie verlieren nun langjährige und zuverlässige Auftraggeber. In der Rechnung von Rabe und Co. wurden sie nicht mitgedacht.
Den Himmel-Preis erhielt Joachim Telgenbüscher, Redaktionsleiter von Geo Epoche. Im Zuge der Gruner-und-Jahr-Zerschlagung hat er mit seinem couragierten Einsatz nicht nur sein Magazin, sondern auch ein kleines Stück Lebensgrundlage für uns Freie erhalten. Auch hier gab es viel Applaus, diesmal für einen sichtlich gerührten Preisträger, der sogar anwesend war (anders als Thomas Rabe) und den Preis dankbar entgegennahm.
Joachim Telgenbüschers Beispiel zeigt, wie wichtig das Engagement Einzelner ist, und wie wichtig es ist, dass sich Redakteure und Redakteurinnen wehren, wenn sie Missmanagement erkennen. Wenn Honorare für Freie bis ins Lächerliche gekürzt werden, wenn sie plötzlich Buyout-Verträge an langjährige Freie weiterreichen sollen, oder, wenn wie bei Geo Epoche sogar ganze Marken eingedampft werden sollen, obwohl sie weiter existieren könnten: „Dann können wir nur sagen: Wehrt euch! Tut es für euch und tut es für uns, denn wir brauchen euch genauso wie ihr uns”, sagte Laudatorin und stellvertretende :Freischreiber-Vorsitzende Caroline Ring in ihrer Laudatio.
Die Liste von Hölle-Kandidaten war in diesem Jahr sehr lang, die der Himmel-Würdigen sehr kurz. Das ist sicher auch ein Zeichen dafür, wie sich die Lebens- und Arbeitsbedingungen für Freie verändert haben – und wie wichtig es ist, Banden zu bilden. Danke an alle, die sich gedanklich und inhaltlich am Himmel-und-Hölle-Preis in diesem Jahr beteiligt haben!
Die komplette Preisverleihung mit einer fantastischen Moderation von :Freischreiber-Vorständin Karen Suender, die in Gedanken himmlische Harfentöne und höllisches Donnergrollen aufkommen ließ, könnt ihr euch auf Instagram anschauen. Leider ist der Ton recht schlecht – unerwartete technische Probleme. Aber ihr könnt die Laudatios hier nachlesen.
Weitere Bilder und Eindrücke, auch vom Barcamp und diesem wunderbar freischreiberigen Tag, findet ihr auf allen unseren Social-Media-Kanälen, zum Beispiel auf X, ehemals twitter. Schaut vorbei!
Apropos Barcamp: Wie lebendig der Austausch unter Freien ist, war in jeder Session unseres ersten Barcamps der Freien zu spüren. Sei es beim Erfahrungsaustausch zu KI, bei der Diskussion um gendergerechte Bildsprache, über klimagerechten Journalismus oder Möglichkeiten des Journalismus via Messenger – um nur einige der tollen Panels zu nennen. Netzwerken und austauschen, das war der Kern der Veranstaltung. Viele neue Gesichter waren da, viele alte Bekannte. Viel frischer Wind wehte uns um die Nase. Spürbar wurde das mit Yvonne Pöppelbaum. Sie hat in der Pause nach dem Barcamp zu einem Spaziergang durch die Speicherstadt eingeladen.
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Viel Input auf allen Kanälen also! Wir freuen uns schon jetzt auf das Himmel-und-Hölle-Event im kommenden Jahr. Und wir sind gespannt, wie lang die Kandidat:innen-Liste dann sein wird … vielleicht gibt es ja auch wieder ein bisschen mehr Himmel für Freie.
Das eigene Hemd beschmutzen? Interessenskonflikte im Journalismus
Große Reportagen, vielschichtige Debattenbeiträge – das ist es, was Redaktionen wollen. Die Honorare, die sie dafür zahlen, sind meist alles andere als groß oder vielschichtig. Um über die Runden zu kommen, müssen viele von uns ihre journalistische Arbeit mit Aufträgen für PR anreichern. Was dabei passieren kann, darum ging es im Panel „Interessenkonflikte im Journalismus: Wie wir mit den eigenen COI umgehen“ auf der diesjährigen Wissenschaftsjournalismus-Konferenz Wissenswerte in Freiburg Ende Oktober. Mit auf dem Podium saß die stellvertretende :Freischreiber-Vorsitzende Caroline Ring, unter anderem neben den Redakteurinnen Pia Heinemann (FAZ) und Dagny Lüdemann (ZEIT online).
Dagny Lüdemann empörte sich etwa darüber, wie manche Freie für Branchenmagazine schrieben und die gleichen Themen auch für ZEIT onlineanbieten. Ein guter Punkt. Besser wäre es, Fachjournalist:innen könnten allein von journalistischen Honoraren leben. Dazu ein kurzer Blick in unser Honorar-Tool wasjournalistenverdienen.de: ZEITonline zahlt 31,25 Euro für 1000 Zeichen. Unterdurchschnittlich. Keine weiteren Fragen.
Auch die Anekdote von Pia Heinemann sorgte im Saal für empörte Erheiterung: Beilagenmagazine bei der WELT, wo Heinemann einst Redakteurin war, wurden früher aus einem eigenen Ressort gefüllt, dann an die Wissen-Redaktion weitergereicht. Die weigerte sich, mit solchen PR-Texten das eigene journalistische Hemd zu beflecken. Die Lösung des Problems – zumindest für die Redaktion? Solche unliebsamen Aufträge einfach an Freie geben. Sollen die sich doch die Finger schmutzig machen.
Stellv. :Freischreibe-Vorsitzende Caroline Ring (links) bei der Podiumsdiskussion der „Wissenswerte“.
:Freischreiber-Vorständin Caroline Ring schilderte das Dilemma aus der Freien-Sicht. Denn gerade freie Autor:innen sind auf ein klares Profil angewiesen. Allerdings, so wenig wie viele journalistische Publikationen zahlen, werden sie regelrecht in den Interessenkonflikt gedrängt. Ein breites Thema, das mit der Paneldiskussion noch lange nicht seinen Abschluss gefunden hat. Wir bleiben für euch dran!
Freischreiberiges
Gleich 12 Freischreiber:innen sind 2023 nominiert für den Reporter:innenpreis!
In der Kategorie Freie Reportage ist das Fabian Federl, bei Kulturreportagen Benedikt Herber. In der Kategorie Investigation stehen Karolina Kaltschnee, Kristina Ratsch und Kim Lucia Ruoff für eine mit weiteren Journalist:innen umgesetzten Reportage auf der Nominiertenliste. Ebenfalls für ein Gemeinschaftsprojekt sind Pia Stendera und Lena von Holt in der Kategorie Podcast nominiert. In der Kategorie Datenjournalismus sind es gleich zwei Projekte, eines mit Beteiligung von Chiara Swenson, Pia Stendera und Jonathan Sachse und ein weiteres mit Andrew Müller und Anna Scheld.
Alle Nominierten und die zugehörigen Beiträge sowie Details zum Reporter:innenpreis 2023 findet ihr hier. Wir gratulieren herzlich!
Die Wissenschaftspressekonferenz (WPK)hat seit dem 23. Oktober 2023 einen neuen Vorstand – darunter gleich zwei Freischreiberinnen. Den Vorsitz übernimmt Freischreiberin Nicola Kuhrt, neue Schriftführerin ist Freischreiberin Astrid Viciano.
Gemeinsam mit drei weiteren Kolleg:innen werden sie sich für die Qualität im Wissenschaftsjournalismus engagieren. Zu den zahlreichen Veranstaltungen der WPK gehört auch die jährliche Konferenz Wissenswerte. Wir gratulieren allen Gewählten und wünschen viel Freude und Kraft für das neue Amt!
Buchtipp: Todesfallen prähistorischer Krokodile, öffentliche Toiletten des Römischen Reichs und ein Dorf, das gleich zweimal untergegangen ist. Das sind Orte, an die uns Freischreiberin Pia Volk in ihrem neuen Buch mitnimmt: „Deutschlands verschwundene Orte. Ein Atlas”. Plätze, die es nicht mehr gibt, über die ihr aber immer noch viel erfahren könnt. Erschienen ist das Werk im C.H.Beck-Verlag. Pia freut sich über Rezensionsanfragen!
#Freibeuterinnen – in diesem neuen Channel auf Slack tauschen sich Freischreiberinnen über die Welt des Journalismus aus. Frech-fröhlich-ironisch laden sie alle von euch ein, die „ja noch viel zu jung/hübsch/unerfahren/weiblich/naiv sind, um für Journalismus bezahlt zu werden“. Schaut vorbei, macht mit!
Termine, Termine
Digitale Mittagspause: KI und Arbeitserleichterung für Freie (Ersatztermin!). Künstliche Intelligenz eröffnet neue Chancen für unseren Job. Das sagt auch der Zukunftsreport „Mensch und Maschine“ des WDR. Am 13. November um 13 Uhr sprechen wir mit Dennis Horn, der am Report mitgewirkt hat. Anmeldung hier.
wpk trifft Freischreiber: Info-Date zur Rentenabsicherung. Du bist Freie:r bei den Öffentlich-Rechtlichen und sorgst dich um deine Altersvorsorge? Am 14. November ab 13 Uhr ist Ulrike Schmid von der Pensionskasse Rundfunk bei uns zu Gast und klärt auf. Eingeladen sind auch Mitglieder der Wissenschaftspressekonferenz (wpk). Hier kannst du deinen Platz reservieren.
Crashkurs „Künstliche Intelligenz“: KI ist gekommen, um zu bleiben – Tools wie ChatGPT, Midjourney, DeepL und Perspective.ai verändern den journalistischen Alltag. Wie du als Freie:r KI-Tools klug nutzen kannst, erfährst du im Workshop am 17. November von 9-13 Uhr. Anmeldung hier.
Webinar: Einstieg in den Bewegtbild-Journalismus. Vom Handyvideo bis zum Kinodokumentarfilm, Medienhäuser setzen heute mehr denn je auf die informative und emotionale Kraft des bewegten Bildes. Deshalb bieten wir ein Webinar zum Einstieg in den Bewegtbild-Journalismus an. Am 12. und 19. Dezember, jeweils 13-15 Uhr über Zoom. Mehr dazu hier.
Wie wende ich KI im Journalismus an? Wie nutzt du KI in deinem Alltag? Was können wir als freie Journalist:innen von ihr lernen? Freischreiberin Pauline Tillmann ist auf der Suche nach Antworten. Am 13. Dezember um 13 Uhr diskutiert sie mit uns darüber in einer digitalen Mittagspause. Zur Anmeldung bitte hier entlang.
So meldest du Beiträge bei der VG Wort: Am 31. Januar ist die Meldefrist der VG Wort. Bis dahin müssen Meldungen für die Bereiche Presse, Hörfunk, Fernsehen, Sprachtonträger und Video eingegangen sein. Am 18. Januar um 12 Uhr erklärt uns Freischreiberin Andrea Mertes, wie wir das richtig anstellen. Mehr Infos zur digitalen Mittagspause hier.
Crashkurs „Mehrfachverwertung“ über Zoom am 8. Februar von 9-13 Uhr. In diesem Workshop lernst du alles, was du zur Mehrfachverwertung von Recherchen und Themen wissen musst. Hier kannst du dich anmelden.
Save the date: Am 10.12. treffen sich die Bonner :Freischreiber-Mitglieder zu einer Weihnachtsfeier. Zeit und Ort werden noch bekannt gegeben.
KI-Webinar mit Jan Eggers.
Aus für Torial?
Torial, der journalistische Portfolio-Anbieter, hat sein Aus zum Jahresende verkündet. Viele von uns beschäftigt diese Nachricht – schließlich nutzen viele Freie die Plattform als digitale Visitenkarte. Wie könnte es weitergehen? Gibt es alternative Finanzierungskonzepte? Was passiert mit den eingebundenen Beiträgen, beispielsweise auf der Website von :Freischreiber?
Torial ist ein langjähriger Kooperationspartner unseres Verbands. Wir überlegen bereits seit längerem, ob und wie wir uns hier stärker engagieren können.
Wir suchen nach Lösungen, Beiträge weiter auf der Website von :Freischreiber zu veröffentlichen. Und nehmen auch eure Vorschläge für weitere Maßnahmen gerne in die Diskussion auf. Meldet euch im Slack, direkt in der Geschäftsstelle oder beim Vorstand. Gemeinsam finden wir Antworten!
VG Wort: Geld geschenkt für Freie 50+
Eigentlich sollte man denken: Wenn Freie irgendwo bis zu 7500 Euro einstreichen können, dann lassen sie sich nicht lange bitten. Offenbar ist es beim Autorenversorgungswerk der VG Wort (AVW) anders. Jedenfalls wirbt die Vorständin des AVW, Karin Leidenberger, bei jeder Gelegenheit für den Zuschuss zur Altersvorsorge.
Wer wahrnehmungsberechtigt ist, in diesem Jahr 50 wird oder schon älter ist und noch bis 31. Dezember den Antrag stellt – das geht ganz einfach per TOM – kann sich im nächsten Jahr über Geld freuen. Wichtig ist erstmal, den Antrag rechtzeitig zu stellen. Fehlen Unterlagen, könnt ihr sie nachreichen. Wer 2024 beantragt, bekommt die Einmalzahlung erst 2025.
Voraussetzung: Ihr müsst (überwiegend) freie Autor:in oder Journalist:in und in der KSK rentenversichert sein. Außerdem müsst ihr eine (oder mehrere) Kapitallebens- oder Rentenversicherung oder Sparverträge haben oder abschließen, die erst fällig werden, wenn ihr mindestens 60 seid. Und ihr dürft noch kein Geld aus dem AVW erhalten haben.
Wie viel ihr letztlich bekommt, hängt davon ab, wie viel euch die Altersvorsorge ausbezahlt. Das müssen mindestens 5000 Euro sein. Die VG Wort legt die Hälfte dieser Summe drauf, maximal 7500 Euro. Bei der Mindestsumme bekommt ihr also 2500 Euro, wenn ihr 15.000 Euro oder mehr ausbezahlt bekommt, sind es 7500 Euro.
Wer Fragen hat, wendet sich am besten an die Menschen beim AVW. Die sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit – wir haben das für euch getestet. Ihr erreicht sie telefonisch (089/5 14 12 42) oder per E-Mail.
Mehr Urlaubsgeld für Freie
Freie beim Deutschlandradio aufgepasst! Es gibt wieder Urlaubsgeld auf Wiederholungshonorare.
Das hat das Bundesarbeitsgericht am 17. Oktober entschieden (Aktenzeichen 9 AZR 38/23 und 9 AZR 39/23). Damit wird die bis 2017 gültige Abrechnungspraxis wieder eingeführt. Hintergrund: Der WDR hatte die Abrechnungen zum Jahr 2018 übernommen und dabei die Urlaubsansprüche von arbeitnehmerähnlichen freien Mitarbeitenden auf Wiederholungshonorare nicht weiterbezahlt.Verdi und der DJV hatte dagegen geklagt und in dem mehrjährigen, über mehrere Instanzen getragenen Verfahren nun recht bekommen.
Nun müssen die betroffenen Kolleg:innen schnell sein. Denn nicht gezahlte Urlaubsgeldansprüche auf Wiederholungshonorare aus den Jahren 2020 bis 2023 könnt ihr rückwirkend einfordern. Aber Ende 2023 verjähren die Ansprüche für 2020 bereits.
Über die Entscheidung dürfen sich auch all jene freuen, die nicht beim Deutschlandradio arbeiten. Denn die Entscheidung könnte auch auf andere Sendeanstalten Auswirkungen haben.
Quellenschutz & sensible Recherchen
Wie verschlüssele ich meine Daten mit PGP? Wozu dient die Zwei-Faktor-Authentifizierung? – um diese und weitere Fragen zum Quellenschutz und sensiblen Recherchen ging es am 20. Oktober in Berlin.
Trainer Daniel Moßbrucker, selbst freier Journalist, sprach nicht nur über digitale Sicherheit und die des eigenen Accounts. Er zeigte den 20 teilnehmenden freien Journalist:innen, wie geschützte Kommunikation funktioniert und wie sie mit dem Tor-Browser anonym im Internet unterwegs sein können. „Die Sicherheit muss immer an die Situation angepasst sein“, betont Moßbrucker. Er rät zu einer „Mini-Sicherheitsanalyse“: Wer versucht, an die Recherchedaten heranzukommen? Unternehmen, Kriminelle, Individuen oder der Staat?
Die Veranstaltung in Berlin ist einer von 23 Workshops zur digitalen Sicherheit von Journalist:innen und ihren Informant:innen. Das Projekt wird von der Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für die Praxis des Qualitätsjournalismus durchgeführt und von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Mehr dazu hier.
Lokales ist tot, lang lebe das Lokale
Das zumindest vermittelte das Konferenzangebot diesen Herbst. Den Anfang machte das Vocer-Festival für Non-Profit-Journalismus in den Räumen der taz in Berlin Anfang Oktober. Dabei ging es um die Fragestellung: Welchen Journalismus brauchen Demokratie und Gesellschaft? „Es ist keine Zeit für keine Zeitung“, sagte Aline Lüllmann, Geschäftsführerin der taz. Dabei sind lokale Medien in manchen Landkreisen bereits ganz verschwunden, wie Leif Kramp von Vocer berichtet.
Es geht aber auch anders. Das haben die zahlreichen vorgestellten Projekte gezeigt. Wir heben hier nur eines beispielhaft hervor, das uns besonders beeindruckt hat: We.Publish. Die Schweizer Stiftung fördert die Medienvielfalt im Lokalen, indem sie die Infrastruktur bereitstellt. Darüber können sich auch die Redaktionen austauschen.
„Gemeinsam statt einsam!“, wie es Nina Graf und Hansi Voigt von We.Publish ausdrückten. Letztlich lebt Lokaljournalismus vom Mitmachen.
Das zeigte sich auch Mitte Oktober auf der ersten Lokaljournalisten-Konferenz von Correctiv. „Voll war es in den Panels über Politik- und Protestberichterstattung im Lokalen. Viele Teilnehmende interessierten sich für den Umgang mit antidemokratischen Phänomenen und dem Wahljahr 2024 im Osten“, sagt :Freischreiber-Vorstand Johannes Klostermeier. Er war für uns auf der Veranstaltung, zu der das Recherchezentrum in die Erfurter Uni eingeladen hatte.
Auch handfeste Tipps für das Tagesgeschäft gab es. So erklärte Roman Deininger, Chefreporter der Süddeutschen Zeitung, wie man eine 24-Stunden-Reportage schreibt. Cordt Schnibben von der Reporterfabrik gab Redigiertipps zu eingereichten Texten. Und mit der Wolf-Schneider-KI (WSKI) werden gute Texte angeblich noch besser.
Durch die Räume schallte auch hier der Aufruf für eine neue Gründungswelle im Lokalen. Sie soll der lokalen Wüste der vielen Ein- und bald Null-Zeitungskreise entgegenwirken. Lesenswert dazu das Whitepaper der Otto-Brenner-Stiftung, das pünktlich zum Vocer-Festival erschienen ist.
Seminar Datenjournalismus der Berliner Journalistenschule, dreitägiger Präsenzkurs plus Online-Termine, am 22. und 23. Januar sowie 23. März 2024. Kosten: 1300 Euro.
Preise & Stipendien
Journalist in Residence Fellowship des ISTA (Institute of Science and Technology Austria) für Wissenschaftsjournalist:innen, die Forschungsgruppen auf dem Campus begleiten wollen. Werkvertrag von 15.000 Euro, Bewerbungbis zum 11. November.
Heinz-Kühn-Stiftung, Austauschprogramm für sechswöchige oder dreimonatige Aufenthalte in Afrika, Asien und Lateinamerika für Journalist:innen aus NRW bis 35 Jahre, Bewerbung bis zum 30. November hier.
Deutscher Jazzpreis für journalistische Leistung, für einen Beitrag in Print, Hörfunk, Fernsehen oder online im Bereich Jazz, mit 10.000 Euro dotiert, Einsendeschluss ist der 30. November.
Evidenzbasierte Medizin in den Medien, für Beiträge in deutschsprachigen Medien (Print, Hörfunk, TV oder Online), mit 2.000 Euro dotiert, Bewerbung bis zum 30. November.
Wächterpreis der Tagespresse für Print-Freie, die Missstände aufgedeckt haben. Einsendeschluss ist der 30. November, Dotierung von 20.000 Euro.
Nachwuchs-Reisestipendium von Aktion Deutschland für 2024, unterstützt vom Auswärtigen Amt. Crossmediale Berichterstattung über humanitäre Projekte deutscher Hilfsorganisationen im Ausland. Für Journalist:innen zwischen 21 und 35 Jahren. Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung werden übernommen. Bewerbung bis zum 7. Januar 2024.
Himmlische Grüße, eure Freischreiber:innen
PS: Ihr kennt jemanden, die oder der diesen Newsletter noch nicht bekommt? Einfach weiterleiten und hier anmelden.
Himmlische Zeiten, höllische Verhältnisse: :Freischreiber e.V.hat am Samstag, den 4.11.2023, seinen Himmel-und-Hölle-Preis verliehen. Der Hölle-Preis ging an Thomas Rabe, den Vorstandsvorsitzenden von Bertelsmann und der RTL-Group. Den Himmel-Preis erhielt Joachim Telgenbüscher, Redaktionsleiter des Magazins Geo Epoche.
Mit der Trophäe würdigt der Freischreiber-Vorstand jährlich Redaktionen, Institutionen und Einzelpersonen, die sich bei freien Medienschaffenden besonders verdient gemacht haben. Der Hölle-Preis ist eine Auszeichnung für besonders schlechten Umgang mit freien Journalist*innen.
„Die Zerschlagung von Gruner+Jahr, die Zersetzung von Redaktionen und der ignorante Umgang mit Freien ist nicht weniger als die Zerstörung eines Lebenswerks“, sagte Joachim Budde, der Vorstandsvorsitzende von :Freischreiber. Damit habe Thomas Rabe Anfang des Jahres für ein Erdbeben in der deutschen Medienlandschaft gesorgt.
Aus dem einst breiten Portfolio des Hamburger Verlags sind nur 13 Titel übriggeblieben. Dabei hatte Thomas Rabe noch im Sommer 2021 davon geschwärmt, aus dem Zusammenschluss von RTL Deutschland und Gruner + Jahr werde ein „journalistisches Powerhouse“ entstehen, ein „nationaler Cross-Media-Champion“. „Nur ein Jahr später ist diesem Champion offenbar die Puste ausgegangen“, sagte Budde. „Die Zerschlagung zeugt davon, wie wenig unternehmerische Fantasie und wie wenig verlegerisches Verantwortungsgefühl im Bertelsmann- Vorstand noch übrig sind.“
Für :Freischreiber ist klar: Die Zerschlagung von Gruner + Jahr, die Zersetzung von Redaktionen und in all dem der ignorante Umgang mit Freien sind dem Hölle-Preis mehr als würdig.
Doch in der Medienwelt gibt es auch noch Lichtgestalten, die durch besonders couragiertes Verhalten hervortreten.
„Ich nehme den Preis mit Dank an die Freien entgegen“, sagte Telgenbüscher, der den Himmel-Peis für sein Engagement und den daraus erfolgten Erhalt von Geo Epoche erhielt. Das Magazin sollte zu jenen gehören, die mangels Wirtschaftlichkeit durch RTL eingestellt werden sollten. Doch Telgenbüscher wehrte sich gegen die Entscheidung – mit Erfolg.
Telgenbüscher betonte in seiner Danksagung, dass der Erhalt von Geo Epoche nicht allein seine Leistung ist. „Ein anstrengendes, hartes Jahr, auch und vor allem wegen der Unsicherheit liegt hinter uns. Es gab große Freude, weitermachen zu dürfen, und Tränen wegen all der Kolleginnen und Kollegen, die ihre Stelle verloren oder den Verlag verlassen haben.“ Die Pointe, so Telgenbüscher: Nachdem Geo Epoche zunächst wegen der schlechten finanziellen Aussichten eingestellt werden sollte, erlebte das Magazin ein ausgesprochen gutes Jahr.
Joachim Telgenbüscher mit dem Himmel-Preis.
Unter tosendem Applaus hob Freischreiber-Vorstand Caroline Ring hervor, dass Joachim Telgenbüscher durch sein Engagement zum Erhalt von GEO Epoche aufzeigt, wie wichtig und wirksam das Handeln jedes Einzelnen ist, um die Vielfalt in der deutschen Medienlandschaft und somit auch die Lebensgrundlage von vielen freien Journalist*innen zu erhalten: „Es braucht Leute wie Joachim Telgenbüscher, die ihre Verantwortung erkennen und sich stark machen für uns Freie, aber auch für den Journalismus“, sagte Ring.
Sein Beispiel zeige, wie wichtig das Engagement Einzelner ist, wie wichtig es ist, dass sich Redakteure und Redakteurinnen wehren, wenn sie Missmanagement erkennen. Wenn Honorare für Freie bis ins Lächerliche gekürzt werden. Wenn sie Buyout-Verträge an Freie weiterreichen sollen, mit denen sie schon lange und vertraut zusammenarbeiten, obwohl sie wissen, dass solche Verträge absolut falsch und ausbeuterisch sind. Oder wenn sogar ganze Marken eingedampft werden sollen, obwohl sie weiter existieren könnten. „Dann können wir nur sagen: Wehrt euch! Tut es für euch und tut es uns, denn wir brauchen euch genauso wie ihr uns“, schloss Ring.
:Freischreiber nominiert 2023 zwei Medienmanager und einen Verlag für den Hölle-Preis. Eine Freischreiberin und ein Redaktionsleiter sind Kandidat*innen für den Himmel-Preis.
Jedes Jahr zeichnet :Freischreiber mit dem Himmel-Preis eine Person oder Redaktion aus, die sich besonders für freie Journalist*innen einsetzt, und mit dem Hölle-Preis Menschen oder Institutionen, die Freien das Leben schwer machen.
Dieses Jahr war die Liste für den Hölle-Preis besonders lang: Etwa ein Dutzend Kandidat*innen haben die Mitglieder des Berufsverbands vorgeschlagen.
Das zeigt deutlich, dass viele freie Journalist*innen gerade schwere Zeiten erleben. „Wir haben uns in diesem Jahr vor Kandidaten für den Hölle-Preis kaum retten können“, sagt der :Freischreiber-Vorsitzende Joachim Budde. „Es herrscht Sparzwang allenthalben, das bedeutet weniger Aufträge, und wegen der hohen Inflation der letzten Monate müssen Freie mehr arbeiten, um ihre Kaufkraft zu erhalten.“
Heute verkündet der Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten die Kandidaten für die Preisverleihung am 4. November in Hamburg.
Nominierte für den Hölle-Preis 2023:
Mediengruppe Klambt
Rahmenverträge für Freie können die Hölle sein. Auftraggebende verstecken gerne in vielen Paragrafen Details, die Selbstständigen das Leben erschweren und letztere Hunderte, wenn nicht gar Tausende Euro im Jahr kosten können. Besonders übel hervorgetan hat sich dabei in jüngster Zeit die Mediengruppe Klambt, neuerdings Eigentümerin des Verlags Delius Klasing (DK). Unter dessen Dach erscheinen Titel wie TOUR, Bike oder Yacht. Seitdem DK die Mediengruppe Klambt DK übernommen hat, ist die Situation für Freie bei dem einst einigermaßen fairen Auftraggeber DK den Bach runter gegangen.
In der Vergangenheit pflegte DK ein vertrauensvolles Verhältnis zu seinen Freien. Der Verlag ist mit seinen Spartentiteln auf deren Expertise angewiesen: Manche freien Autor:innen und Fotograf:innen arbeiten bereits seit Jahrzehnten für DK. Zudem ging DK fair mit Mehrfachverwertungen um: Der Verlag gestattete seinen Freien etwa, Recherchen auch an Lokalzeitungen zu verkaufen. Mehrfachverwertungen sind für viele freien Journalist:innen unabdingbar. Auf diese Weise können sie die Zeit bezahlen, die sie in die Recherchen ihrer Artikel stecken – und die die DK-Honorare nicht abdeckten. Denn bereits seit Jahren waren hier die Honorare eingefroren. Die Inflation frisst sie ohnehin weiter auf.
2012 wurde der Hölle-Preis zum ersten Mal vergeben – damals an “Sonntag Aktuell”.
Doch die letzten Reste der freienfreundlichen Politik bei DK wurden mit der Übernahme durch die Mediengruppe Klambt getilgt. Kurz vor Weihnachten 2022 flatterte eine E-Mail in die Mail-Postfächer der DK-Freien: Der Verlag würde die Zusammenarbeit mit ihnen in einem neuen Rahmenvertrag regeln. So weit, so üblich. Allerdings hatten es die Details des neuen Vertrages in sich: Sie enthielten zeitlich und räumlich grenzenlose exklusive Nutzungsrechte für die Werke in allen Medien in alle Ewigkeit. Außerdem ließ sich Klambt gestatten, die Artikel an andere Verlage weiterzuverkaufen – und alles, ohne die Freien, die Urheber dieser Inhalte, an den Einnahmen zu beteiligen. Der Vertrag sollte zum 1. Januar 2023 wirksam werden, die Autor:innen sollten schnellstmöglich unterschreiben. Wer nicht unterschrieb, so hieß es, werde nicht mehr beauftragt.
Weil ihre wirtschaftliche Existenz bedroht war, wehrten sich gegen das unfaire Vorgehen etwa 40 freie Autor:innen, darunter Jörg Spaniol und Anja Reiter von :Freischreiber. Die Mehrheit der Betroffenen verweigerte die Unterschrift und sammelte juristisch durch den :Freischreiber-Anwalt unterstützt Argumente für einen neuen Vertragsentwurf. Gespräche zwischen Freien und der Verlagsleitung von DK verliefen freundlich – doch das war alles. Abgesehen von wenigen kosmetischen Änderungen hielt die Verlagsleitung am Total-Buy-out-Vertrag fest.
Viele der einstigen DK-Freien beendeten daraufhin die Zusammenarbeit mit DK. Manche der Bleibenden erhielten von DK Sonderkonditionen. Und einige mussten in den sauren Apfel beißen und den unfairen Vertrag unterschreiben: Delius Klasing ist ihr wichtigster Auftraggeber. Seinen ignoranten Umgang mit freien Autor:innen setzt der Verlag derweil fort: Ein Magazin beendete die Zusammenarbeit mit seinen langjährigen Freien komplett. Redaktionelle Inhalte kauft es nun bei einer Agentur ein.
„Der Fall Delius Klasing ist ein trauriges Beispiel für ausbeuterische Praktiken von Verlagshäusern“, konstatiert :Freischreiber-Vorsitzender Joachim Budde: „Statt ihre Freien als Geschäftspartner:innen auf Augenhöhe zu behandeln und ihre journalistische Arbeit, den Garanten ihres geschäftlichen Erfolgs, wertzuschätzen, zerstören sie die wirtschaftliche Grundlage ihrer Fachjournalist:innen – um mit deren Leistung den maximalen Profit zu machen.“ Wir finden: Für so viel Respektlosigkeit hat sich die Mediengruppe Klambt einen Platz in der Hölle verdient.
Gerrit Bastian Mathiesen (sh:z)
Gerrit Bastian Mathiesen kennt den Medienbetrieb gut: Er ist Chefredakteur beim Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag sh:z. Seit 23 Jahren arbeitet er für den sh:z, eine Zeit lang sogar als freier Mitarbeiter. Und doch: Wenn es um den Umgang mit Freien heute geht, scheint Mathiesen diese Zeit vergessen zu haben. Anders lassen sich seine herablassenden Äußerungen Freien gegenüber nicht erklären.
:Freischreiber hatte das Gespräch mit Mathiesen gesucht, weil sich Mitglieder über das Geschäftsgebaren des sh:z beklagt hatten. Der Verlag gab Beiträge, die sie dem Verlag für ihre Regionalzeitungen angeboten hatten, an Regionalzeitungen weiter, die nicht in Schleswig-Holstein liegen, ohne die Freien darüber zu informieren, geschweige denn dafür zu bezahlen.
Von der damaligen stellvertretenden Vorsitzenden Katharina Müller-Güldemeister darauf angesprochen, sagte er: „Es ist nicht unsere Aufgabe, dass freie Mitarbeiter von den Honoraren leben können.“ Der sh:z sitzt durch den Verbund am längeren Hebel und spielt dies hemmungslos aus.
Im Newsletter vom 12. April 2023 veröffentlichte Freischreiber das Zitat von Herrn Mathiesen.
Als :Freischreiber das Zitat veröffentlichte, schob Gerrit Mathiesen eine Stellungnahme nach, in der er seinen Blick auf die Freien entblößte: „Es steht für mich außer Frage, dass freischaffende Journalistinnen und Journalisten, die ihren Job beherrschen, ein für Auftragnehmer und Auftraggeber angemessenes Honorar erhalten. Sprich: Journalistinnen und Journalisten, die tiefgründig und mit einem 360-Grad-Blick recherchieren und anschließend einen verständlichen, faktenbasierten Beitrag mit exakten Zitaten verfassen, der presserechtlich und medienethisch nicht zu beanstanden ist. Indes: Mit der Entscheidung, freischaffend tätig und nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt sein zu wollen, korrespondiert das Risiko, nicht genügend Aufträge von den vielen Medienunternehmen im Land zu erhalten. Dieses Risiko verbleibt bei den freischaffenden Journalistinnen und Journalisten und kann von eben jenen nicht auf die Medienunternehmen übertragen werden.“
Der sh:z hat aus der Erfahrung seine eigenen Konsequenzen gezogen. Wer dem Haus Texte anbieten möchte, erhält einen Vertrag, der dem Medienhaus die Nutzung der Artikel durch Dritte einräumt. Der Verlag profitiert – die Freien gehen leer aus.
Gerade bei Regional- und Lokalzeitungen sind die Honorare aber so niedrig, dass Freie darauf angewiesen sind, ihre Beiträge mehrmals zu verkaufen. Sonst sind sie nicht in der Lage, tiefgründig und mit einem 360-Grad-Blick zu recherchieren. Gerrit Mathiesen hat recht, wenn er hohe Anforderungen an journalistische Produkte stellt. Aber die will er offensichtlich zum Dumping-Preis bekommen. Buy-out-Klauseln müssen nicht sein: Diverse Redaktionen haben sie aus ihren Rahmenverträgen von sich aus gestrichen, manchmal auch erst nach Rücksprache mit :Freischreiber. Mathiesen dagegen stellt sich weiter stur. Wir sagen: Ab in die Hölle, nachsitzen!
Thomas Rabe (RTL/Bertelsmann)
Kaum ein Ereignis hat die deutsche Medienlandschaft in jüngerer Zeit so stark erschüttert wie die Zerschlagung des Verlagshauses Gruner+Jahr Anfang 2023. Nur 13 Titel aus dem einst stattlichen Portfolio haben den Kahlschlag überlebt, doch auch ihre Zukunft ist ungewiss. Federführend bei der Entscheidung: der Vorstandsvorsitzende von Bertelsmann und der RTL-Group Thomas Rabe.
Welcher Zeitpunkt markiert den Anfang vom Ende? Bereits seit Jahren war beim Traditionsverlag Gruner+Jahr die Digitalisierung verschlafen worden. Manche sagen: Erzwungenermaßen, weil der Verlag durch die Sparpolitik des Eigentümerkonzerns Bertelsmann von zielführenden Investitionen abgehalten wurde. Sicher ist, dass der Sommer 2021 einen Stein ins Rollen brachte. Bertelsmann, zu dessen Unternehmensbereichen sowohl RTL als auch Gruner+Jahr gehörten, verkündete damals euphorisch, dass RTL den Zeitschriftenverlag übernehmen werde. Ein „journalistisches Powerhouse“ solle entstehen, ein „nationaler Cross-Media-Champion“, so malte es Thomas Rabe aus.
Doch nur ein Jahr später war von der breit vorgetragenen Championstimmung nur noch wenig übrig. Im September 2022 schlug Rabe andere Töne an: Man werde das Zeitschriftenportfolio von Gruner+Jahr prüfen. Im Frühjahr 2023 dann schließlich die Botschaft: Wenig von der medialen Vielfalt, mit der Gruner+Jahr einst die Kioske bestückt hatte, würde erhalten bleiben. Eine Nachricht, die Angestellte wie auch Freie wie ein Schock traf. 700 Stellen strich RTL. Unzählige Freie verlieren langjährige Auftraggeber, mit denen sie Magazine gestalteten und für die sie über Jahre wertvolle Recherchen leisteten. In den Pressemitteilungen von RTL tauchen diese Freien nicht auf – genauso, wie sie auch in den Abfindungsvereinbarungen fehlen.
Statt den Verlag zu sanieren, statt wirklich ein „journalistisches Powerhouse“ zu bauen, fiel Rabe offenbar keine andere Lösung ein als dessen Zerschlagung. Das zeugt davon, wie wenig unternehmerische Fantasie und wie wenig verlegerisches Verantwortungsgefühl im Hause Bertelsmann noch übrig ist – sowohl gegenüber der Öffentlichkeit, die nun auf beliebte, qualitativ hochwertige Magazine verzichten muss. Aber auch gegenüber der Belegschaft und den Freien, denen sie mit dieser auch wirtschaftlich fraglichen Aktion die Axt an die Existenz gelegt haben.
Ob Thomas Rabe wusste, welche Auswirkungen seine Entscheidungen für die Medienwelt bedeuteten, welche Wellen sie schlagen würden – davon sind nicht alle überzeugt. Für uns bei :Freischreiber ist klar: Die Zerschlagung von Gruner+Jahr, die Zersetzung von Redaktionen und in all dem der ignorante Umgang mit Freien: Das ist nichts weniger als die Zerstörung eines Lebenswerks, für die Thomas Rabe seinen Platz in der Hölle mehr als verdient hätte.
Nominierte für den Himmel-Preis 2023
„Zum Glück gibt es Menschen, die sich für den freien Journalismus einsetzen“, sagt Joachim Budde, „und die ehrt :Freischreiber mit dem Himmel-Preis“. Auch sie haben sich in diesem Jahr rund um Gruner+Jahr engagiert.
Verena Carl, freie Autorin
Es war ein Paukenschlag, der Anfang 2023 über die deutsche Medienwelt hinwegdonnerte. RTL werde das traditionsreiche und renommierte Verlagsunternehmen Gruner+Jahr (G+J) zerschlagen. Erst 2021 hatte die Bertelsmann-Gruppe das Hamburger Zeitschriftenhaus mit der Sendergruppe fusioniert.
Verena Carl Hagedorn.
Mehr als 700 Stellen würden gestrichen, hallte es durch Gänge der Verlagszentrale am Baumwall und in die Medien hinein. Noch deutlich mehr Menschen seien betroffen, denn viele von ihnen waren nur in Teilzeit angestellt. Was würde mit den vielen Angestellten passieren, die nun ihre Jobs verlören? Sie alle hatten wenigstens die Aussicht auf Abfindungen, die den Verlust des Arbeitsplatzes nach einer betriebsbedingten Kündigung abfedern würden.
In dem Getöse um all das Chaos blieb eine Frage beinahe ungestellt: Was ist eigentlich mit den Freien? Was passiert mit den unzähligen Autor:innen, die jahrelang in enger Verbundenheit die 23 Titel befüllt hatten, die jetzt aus den Kiosken verschwinden sollten? Mit dem Eindampfen des Gruner+Jahr-Portfolios verloren sie wertvolle und regelmäßige Auftraggeber. Sie mussten und müssen ganz allein sehen, wo sie bleiben – und neue Auftraggeber auf einem ohnehin immer kahleren Markt finden.
Die Freien wären in der Aufregung über die profitgetrieben Managerpläne zunächst vergessen worden – hätte es nicht unter den Betroffenen solche gegeben, die in dieser Zeit der Unsicherheit lautstark ihre Stimme erhoben und auf die Probleme der Freien öffentlichkeitswirksam aufmerksam machten.
Unter ihnen hat sich Verena Carl ganz besonders hervorgetan. Sie selbst schrieb jahrelang für diverse Titel für Gruner+Jahr, darunter die nun eingestellten Magazine Brigitte Woman, Barbara und Geo Saison. Ein „gähnendes Loch“ müsse sie stopfen, „das der Wegfall so vieler Auftraggeber reißt“, schrieb sie in einem Nachruf auf Gruner+Jahr im Hamburger Abendblatt.
Als es darum ging, den Freien und dem Verband :Freischreiber eine Stimme zu verleihen, demonstrierte sie als Vertreterin unseres Berufsstands vor dem Gruner+Jahr-Gebäude. Mit dem Megafon in der Hand rief sie den Managern am Hamburger Baumwall den Ärger der Freien darüber zu, dass RTL gerade Medien plattmachte, die immer noch profitabel waren. Sie gab haufenweise Interviews, in denen sie alle Betroffenen ins Licht rückte. Auf Diskussionspodien erklärte sie Medienpolitikern, was der Wegfall all ihrer bisherigen G+J-Kunden für ihren Arbeitsalltag und den ihrer Kolleg:innen bedeutet. Sie gab damit allen betroffenen Autor:innen ein Gesicht, denen selbst Zeit und Energie fehlte, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Als Anerkennung dieses himmlischen Einsatzes für die Freien und unseren Verband nominiert :Freischreiber sie für den Himmel-Preis 2023.
Joachim Telgenbüscher, Redaktionsleiter Geo Epoche
Kahlschlag am Zeitschriftenkiosk hieß es Anfang des Jahres, als RTL-Vorstand Thomas Rabe die Entscheidung verkündete: Gruner+Jahr werde lediglich 13 Magazine aus dem ehemals breiten Portfolio weiterführen. 23 seiner Titel sollte das Haus einstellen. Zu denen zählten namhafte Titel mit zum Teil langer Tradition wie Barbara, Geo Saison, Brigitte Woman – und Geo Epoche. RTL begründete seine Entscheidung vor allem damit, dass diese Titel Verluste machten.
Seit seiner Gründung 1999 beleuchtet Geo Epoche tiefgründig Episoden der Menschheitsgeschichte. „Dass in diesen Zeiten ausgerechnet ein Magazin eingestampft wird, das historisches Wissen vermittelt, das erklärt und einordnet, wer soll das begreifen?” – mit diesen Worten machte sich Geo Epoche-Redaktionsleiter Joachim Telgenbüscher damals auf Twitter wütend Luft. „Nach meinem Wissen ist “Geo Epoche” nach wie vor profitabel und journalistisch seit mehr als 20 Jahren über jeden Zweifel erhaben“, parierte Telgenbüchers Vorgänger Michael Schaper den Vorwurf Rabes in einer Stellungnahme. Die Medien-Journalistin Anna Ernst rechnete in der Süddeutsche Zeitung vor, wie profitabel Geo Epoche tatsächlich ist. Es handele sich um eine „durchaus gesunde Marke“.
Joachim Telgenbüscher wehrte sich derweil: Unter dem Hashtag #geoepochemussbleiben erzeugte er innerhalb kürzester Zeit großes Aufsehen in den sozialen Medien. Leser:innen reagierten und beschrieben ihre Verbindungen zu dem Magazin.
Telgenbüschers Protest zeigte Erfolg: Nur drei Tage nach der Mitteilung, dass Geo Epoche eingestellt werden soll, vermeldete RTL, dass die Entscheidung überdacht werden solle. Anfang Mai dann der Entschluss: Geo Epoche werde bleiben und als Printmagazin weiterbestehen. Denn eigentlich sei der Titel doch gar nicht so unrentabel, räumte RTL ein.
Geo Epoche mag eine kleine Sparte bedienen, doch ist es auch eines jener Magazine, die die deutsche Medienlandschaft so vielfältig machen. Diese Vielfalt ist die Lebensgrundlage zahlloser freier Autor:innen – eine Lebensgrundlage, die durch Missmanagement gefährdet und zerstört wird. Joachim Telgenbüscher bewies ein breites Kreuz in einer Zeit, die von Erschütterung und Unsicherheit geprägt war und half damit, ein kleines Stück Lebensgrundlage auch für uns Freie zu bewahren. Dass Geo Epoche auf sein Wirken hin erhalten blieb, zeigt, wie wichtig für uns Freie das Engagement einzelner Personen ist, die direkt an Verlagshäuser angedockt sind. Wir nominieren Joachim Telgenbüscher für den Himmel-Preis 2023 und setzen darauf, dass sein Vorbild als Signal in andere Redaktionen strahlt.
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Freischreiber gibt die Preisträger:innen am 4. November in Hamburg bekannt. Kolleg:innen aus allen Medien sind herzlich zum Event eingeladen; weitere Infos & Tickets gibt es hier.
Am 4. November wird wieder ein „Engel“ den himmlisch grünen Kubus in den Händen halten – dann verleihen wir unsere Preise für fiese und faire Player im freien Journalismus (es gibt noch Tickets!). Die Künstlerin Kristina Wißling hat die Himmel-und-Hölle-Trophäen entworfen. Ein Gespräch über fluoreszierendes Acrylglas und, natürlich, die Freiheit.
:Freischreiber: Seit der ersten Preisverleihung 2011 fertigst du die beiden HiHö-Preisskulpturen an. Wie ist das Design entstanden?
Kristina: Bei dem Namen „Himmel-und-Hölle-Preis“ lag es auf der Hand, mit der Form des klassischen Himmel-und-Hölle-Spiels zu arbeiten. Da meine Spezialisierung auf Falttechniken liegt, haben wir uns relativ schnell für dieses Design entschieden.
Mit welchen Materialien arbeitest du?
Der Sockel des aktuellen Preises besteht aus fluoreszierendem Acrylglas, die Haube aus transparentem Acrylglas und das gefaltete Objekt aus synthetischem Papier. Anfangs habe ich noch Porzellanpapier verwendet. Das wurde bis vor zehn Jahren in England handgeschöpft. Die Produktion hat der Hersteller jedoch wegen der geringen Nachfrage eingestellt. Dann habe ich keramische Folien verwendet – das sorgte aber für Probleme. Weil man die sehr lange sehr heiß brennen muss und dabei giftige Dämpfe entstehen, weigerte sich ein Keramiker nach dem anderen, die Folien zu brennen. Jetzt arbeite ich mit synthetischem Papier.
Der Himmel-Preis 2022 ging an die Redaktion Hintergrund vom Deutschlandfunk. Foto: Stephan Obel
Wie anspruchsvoll ist die Anfertigung des HiHö-Preises?
Da es eine Arbeit ist, die nur einmal im Jahr angefertigt wird, ist die Umsetzung natürlich keine Routine. Ich muss sehr sauber und staubfrei arbeiten – auf dem Acrylglas sieht man jeden Fingerabdruck und jedes Staubkorn. Bei der Anfertigung verwende ich einen lichthärtenden Klebstoff, der seine Zeit benötigt.
Was bedeutet es dir, als Freie arbeiten zu können?
Ich habe mich direkt nach dem Kommunikationsdesign-Studium 2007 selbstständig gemacht. Seitdem hat mich meine Arbeit an so viele Orte gebracht. Meine Aufträge hätten unterschiedlicher nicht sein können: Zum Beispiel habe ich Designs und Faltobjekte für Messen und Ausstellungen, für die Verpackungs-, Automobil- und Raumfahrtindustrie erstellt. Und ich durfte Menschen verschiedener Disziplinen kennenlernen. Ich glaube nicht, dass ich das alles erlebt hätte, wenn ich mich nicht für die Freiberuflichkeit entschieden hätte.
Nicht jede:r traut sich direkt nach dem Studium zu, frei zu arbeiten. Welchen Tipp kannst du Einsteiger:innen mit auf den Weg geben?
Der Austausch und das Netzwerk unter Gleichgesinnten ist für Freiberufler sehr wichtig. Ich bin seit über zehn Jahren Mitglied der Allianz deutscher Designer (AGD). Das ist ein Berufsverband für selbständige Designer:innen aller Disziplinen – eine Art :Freischreiber für Designer:innen. Ich bin also bereits zu Beginn der Selbstständigkeit Mitglied geworden. Dadurch haben sich viele neue Kontake, Jobs und sogar Freundschaften ergeben, außerdem bin ich präsenter und bekannter geworden. Aber nicht nur als Berufsanfänger:in, auch danach bleibt es als Freiberufler:in wichtig, sich weiterzubilden und auszutauschen.
Danke für das Gespräch, Kristina.
Am 4. November ist es wieder so weit, wir vergeben den begehrten und gefürchteten Himmel-und-Hölle-Preis. Dafür brauchen wir eure Hilfe:
Reicht bis zum 15. SeptemberVorschläge für Preisträger:innen ein. Wer hat euch im vergangenen Jahr unterstützt und damit euren freien Arbeitsalltag gen Himmel erhoben? Wer hat euch das Freiendasein zur Hölle gemacht? Schickt Vorschläge per E-Mail an die Geschäftsstelle. Natürlich bleiben alle Inhalte vertraulich. Wir sind gespannt!
Zur Preisverleihung geht es diesmal in den SPACE nach Hamburg. Und: Es wird ein Barcamp geben! Also plant schon ab 12 Uhr Zeit ein. Zu Ort und Programm erfahrt ihr an dieser Stelle mehr.
Alle bisherigen Teufel und Engel findet ihr hier. Vergangenes Jahr etwa feierten wir auf einem Hausboot auf der Havel. Weil es so schön war, gibt es hier noch mal den Film zum Event:
Das Event findet 2023 mit freundlicher Unterstützung von next.mediaHamburg statt. Sponsoring: Otto Brenner Stiftung & Parship.
Am 4. November rollen wir im SPACE in der Speicherstadt den roten Teppich für euch aus. Wir laden nicht nur zur Himmel-und-Hölle-Preisverleihung2023 ein, sondern auch zum Barcamp der Freien. Es erwartet euch ein Tag voller Inspiration, Wissensaustausch und, natürlich, Teufeln und Engeln.
Barcamp der Freien Von 12 bis 16.30 Uhr bestimmt ihr beim Barcamp der Freien, was auf der Agenda steht. Worüber wolltet ihr euch schon immer mal austauschen? Welche Themen bewegen euch? Seid ihr Expert:innen für bestimmte Gebiete? Sucht ihr Gleichgesinnte, um ein neues Projekt zu stemmen?
Lasst andere an eurem Wissen oder Vorhaben teilhaben. Jede:r ist eingeladen, eine Session zu halten – ob geplant oder spontan, ob Fachvortrag, Diskussion oder kurzer Workshop. Also, bringt eure Themen ein und gestaltet mit uns einen inspirierenden Tag. Wir haben einige Vorschläge für Sessions gesammelt. Es wird darin etwa gehen um
den Aufbau einer Community via Messenger
Journalismus mit Klimaverantwortung
den gegenseitigen Nutzen von Neuschreiber:innen und erfahrenen „Haudegen“
journalistische Innovation durch Spiele
KI & Journalismus
regionale Freischreiber-Netzwerke
Himmel-und-Hölle-Preis 2023 Wir runden den Tag ab mit der Verleihung des Himmel-und-Hölle-Preises. Ab 18.30 Uhr würdigen wir faires Engagement gegenüber Freelancern und setzen auf konstruktive Kritik, wo sie angebracht ist (Hölle, Hölle, Hölle). Wer erhält in diesem Jahr die Preise der Freien? Am Abend des 4. November lüften wir über Hamburgs Dächern das Geheimnis.
Darum solltet ihr dabei sein:
Netzwerken: Trefft Gleichgesinnte und baut euer Netzwerk aus.
Lernen: Entdeckt neue Tools, Techniken und Trends im Journalismus.
Teilen: Gebt euer Wissen weiter und lernt von den Erfahrungen anderer.
Feiern: Lasst den Tag bei der Verleihung des Himmel-und-Hölle-Preises ausklingen.
Programm im Detail:
Einlass Barcamp der Freien inkl. Mittagssnack Speicherstadt-Spaziergang & Networking Verleihung des Himmel-und-Hölle-Preises / Ausklang
ab 11.30 Uhr 12 bis 16.30 Uhr 16.30 bis 18 Uhr 18.30 bis ca. 21 Uhr
Location: SPACE von next.mediaHamburg Am Sandtorkai 27, 20457 Hamburg Anfahrt mit dem ÖPNV: U-Bahnlinie U4, Haltestelle Überseequartier, kurzer Fußweg
Die Geschäftsstelle schließt von heute bis zum 4. August die Türen. Schickt uns trotzdem gern Mails: Sie werden zwar nicht weitergeleitet, aber nach der Pause nach und nach abgearbeitet.
Habt ihr auch Ferienpläne, legt die Füße hoch? Freisein heißt schließlich nicht überleben, sondern leben! Schaut in grüne Baumkronen und grüne Cocktails, schmeißt notfalls das Smartphone in den See. Wir sehen uns dann im August bei einem unserer Treffen wieder, zum Beispiel hier:
Was kostet das eigene Leben? Eine Rechnung, die kompliziert klingt, aber auf einen Bierdeckel passt: unseren! Freischreiber hat für alle freien Journalist:innen einen entworfen. Wer’s noch genauer ausrechnen will, findet im internen Bereich dieser Website die ausführliche Variante.
Es ist eine zentrale Frage des Broterwerbs – vielleicht sogar die zentrale: Verdiene ich genug? Tja. Wie viel ist „genug“? Ohne moralphilosophisch zu werden, ist es ein bisschen wie mit dem Kind, das vor den Eltern steht und fragt: Mama, Papa, sind hundert Euro viel? Kommt eben darauf an, wofür.
So ist es auch mit dem Einkommen: Der einen genügt für den ganzen Monat, wovon der andere nicht mal seine Miete zahlen kann – und eine dritte möchte Ideen nur noch mit güldenen Füllfederhaltern zu Papiere bringen (wie, du auch? Damit können wir dienen, hol dir deinen Goldstift in Freischreiber-Optik!). Ob unsere Tagessätze für den Lebensstil ausreichen, hängt vom Lebensstil und dessen Kosten ab. Es lohnt sich, diesen Vergleich anzustellen:
Wie hoch muss mein Tagessatz sein, damit ich all meine Kosten decken kann?
Damit ich nicht nur Miete und Kita, Essen und Kleidung finanziere, sondern auch den Sportverein und meinen Jahresurlaub? Wir Freien wollen nicht überleben, sondern leben.
Zunächst müssen wir also all unsere Kosten zusammenzählen. Wir helfen! Erst haben wir einen Bierdeckel entworfen, damit ihr beim nächsten Feierabendbier die Kosten eurer einzelnen Lebensbereiche auflisten könnt. Danach haben wir eine Liste erstellt, damit ihr, wenn ihr es ganz genau wissen wollt, es auch ganz genau wissen könnt. Diese Liste finden Freischreiber:innen hier. Tragt eure Ausgaben ein – und unser Rechner spuckt euch die Zahl aus, die im Monat (mindestens!) reinkommen sollte.
Schließlich teilt ihr eure monatlichen Ausgaben durch eure monatlichen Arbeitstage – et voilà: diesen Tagessatz müsst ihr im Schnitt verdienen. Noch mal: mindestens!
Was kostet das eigene Leben? Eine Rechnung, die kompliziert klingt, aber auf einen Bierdeckel passt. Wer’s noch genauer ausrechnen will, findet hier eine Kurz-Anleitung für den Online-Rechner.
Steuern
Unsere Kalkulation dazu lautet wie folgt:
Wir rechnen von den Lebenshaltungskosten auf den Tagessatz. Die Kosten müssen im Leben aus dem Netto-Lohn gedeckt werden. Also zählen wir die Kosten zusammen und wollen dann noch das Steuerpolster hinzuziehen. Der Bruttolohn soll am Ende so groß sein, dass, wenn man den eigenenen Steuersatz abzieht, der benötigte Nettolohn herauskommt. Bei 30 Prozent Steuersatz müsste man also die ganzen Netto-Kosten geteilt durch 0,7 rechnen, um auf den für diese Kosten benötigten Brutto-Lohn zu kommen.
Beispiel: Habe ich 2.000 Euro Netto-Ausgaben im Monat, rechne ich das : 0,7 und komme auf 2.857 Euro, die ich (brutto) einnehmen muss. Wenn ich nämlich auf die 2.857 Euro 30 Prozent Steuern berechne (2.857 x 0,7), dann komme ich auf die benötigten 2.000 Euro. Will nun also jemand mit einem Steuersatz von 25 % rechnen, müsste durch 0,75 geteilt werden. Also immer geteilt durch “(1-(STEUERSATZ/100))” – so wäre das in Excel.
Arbeitstage
Damit ihr eure Ausgaben eurem Tagessatz gegenüberstellen könnt, müsst ihr überlegen, wie viele Tage im Monat ihr eigentlich arbeitet. Spoiler: Es sind sicher weniger, als ihr im ersten Moment denkt. Wochenenden und Feiertage abgezogen, gab es – je nachdem, wo ihr wohnt – im Jahr 2023 zum Beispiel zwischen 247 und 251 Arbeitstage. Hier geht es zu den Feiertagen je nach Bundesland.
Wir rechnen nun beispielhaft mit 250 Arbeitstagen weiter. Davon ziehen wir 29 Tage Urlaub ab, die Durchschnittsdeutsche in ihren Verträgen stehen haben, und subtrahieren die elf Tage, die sie im Schnitt krank sind. Bleiben 210 Arbeitstage.
Weitere 20 Prozent fallen für Kund*innenakquise, Themenfindung und Buchhaltung weg. So bleiben 168 Arbeitstage – macht 14 Kund*innen-Arbeitstage im Monat. In unserem Online-Rechner könnt ihr diese Zahl per Regler individuell einstellen.
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Nun habt ihr alles, was ihr braucht. Teilt eure monatlichen Ausgaben durch eure monatlichen Arbeitstage – et voilà: diesen Tagessatz müsst ihr im Schnitt MINDESTENS verdienen, um zu leben (statt zu überleben).