Leider kann die für diesen Herbst geplante „Freelance Journalism Assembly“ nicht wie gedacht stattfinden. Der Event vor Ort wurde ins nächste Jahr verschoben, online geht es aber schon jetzt los.
Das Programm wendet sich an freie Journalist*innen in ganz Europa und besteht aus vier Teilen: Trainingseinheiten zu praktischen Tools und zum Ausbau eurer Fähigkeiten, Einzelgespräche mit Experten, online Austausch mit anderen freien Journalist*innen und schließlich einem persönlichen Treffen 2021. Hier gibt es mehr Informationen und Möglichkeit zur Anmeldung. Freischreiber kooperiert mit dem Veranstalter des Events, dem EJC (European Journalism Centre).
15. Juni 2020
Eine Infrastruktur für freien Journalismus: Das hatten wir Freischreiber uns immer gewünscht. Die Freischreiber Tanja Krämer und Christian Schwägerl haben die Riffreporter gegründet. Heute sind sie Vorstände der Riff-Genossenschaft. Das Riff wurde mit dem Netzwende-Award und dem Grimme Online-Award ausgezeichnet. Freischreiber-Vorstand Jakob Vicari hat bei Tanja Krämer nachgefragt, wie es ein Jahr nach dem Start aussieht.
(Bild: Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft/Tina Merkau)
Verspäteter Glückwunsch zum Grimme Online Award. Geholfen, ernst genommen zu werden?
Tanja Krämer: Danke! Wir haben uns wirklich riesig gefreut! Tatsächlich haben wir das Gefühl, dass der Award noch etwas mehr zu unserer Sichtbarkeit beiträgt, vor allem, weil er auch zahlreichen LeserInnen ein Begriff ist. Aber er war auch für uns im Team und für alle Riff-AutorInnen ein großer Motivationsschub.
Wie viele Riffreporter gibt es schon?
Tanja Krämer: Es gibt inzwischen rund 70 Autorinnen und Autoren, dazu kommen als RiffSupporter LeserInnen und Förderer, die ebenfalls Genossen geworden sind. Vieles passiert gerade im Hintergrund, weil einige KollegInnen erst interne Fragen klären oder sich um eine Startfinanzierung für ihre Projekte bemühen. Aber wir können versprechen: Auf unserer Plattform wird in den nächsten Monaten so einiges passieren.
Was überzeugt die Leser?
Tanja Krämer: Viele LeserInnen, mit denen wir Kontakt hatten, freuen sich über die Ausgewogenheit der Artikel, auch ihre Ausgeruhtheit. Man merke, dass die AutorInnen wissen, wovon sie berichten. Das ist ja genau unser Ansatz: Die Expertise, die Freie in ihren jeweiligen Berichtsfeldern haben, wieder stärker sichtbar zu machen, eine kontinuierliche Berichterstattung zu ermöglichen, auch jenseits von aktuellen Aufhängern.
Ihr macht Journalismus für spitze Zielgruppen. Was funktioniert – und was eher nicht?
Tanja Krämer: Das ist eine gute Frage, auf die wir noch keine gute Antwort geben können. Noch sind viele der Angebote zu jung, um hier Erfahrungswerte zu ziehen. Daher bitte ich dich: Frag uns das noch einmal in einem Jahr.
Was muss ich tun, um selbst Riffreporter zu werden?
Tanja Krämer: Du solltest eine Idee für ein journalistisches Projekt haben, von dem du überzeugt bist. Und dir Gedanken darüber machen, wen du damit erreichen willst und wie. Dann kannst du dich bei uns bewerben. Auf unserer Website gibt es alle Infos hierfür.
Wer bei euch Autor werden will, muss erst mal zahlen. Das ist ungewöhnlich. 200 Euro Aufnahmegebühr, dazu noch mindestens 5 Genossenschaftsanteile zeichnen. Trotzdem habt ihr schon rund 70 Autoren gewonnen. Warum?
Tanja Krämer: Ja, die Anfangskosten erscheinen hoch. Aber journalistische Gründer sparen mit uns sofort sehr viel Geld, denn sie müssen keine eigene Publikationsseite programmieren lassen und sich nicht um Bezahlvorgänge und Abrechnungen kümmern. Das würde ein Vielfaches kosten. Außer dem Einstiegspreis gibt es zudem keine weiteren monatlichen Gebühren mehr, sondern nur noch eine Leistungsabgabe auf erzielte Gewinne. Und dafür bieten wir viel: Ein modernes CMS mit vielen individuellen Spielmöglichkeiten und vielfältigen und variablen Bezahlformen, die Abrechnung der Buchungen gegenüber den Lesern, die Ausschüttung der Gelder an die AutorInnen zum Beispiel. Und eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich austauscht, sich gegenseitig mit Rat und Tat zur Seite steht und eine gemeinsame Vision verfolgt.
Wie sieht die Teamorganisation im kooperativen Journalismus aus?
Tanja Krämer: Wir haben eine Slack-Gruppe eingerichtet, auf der sich alle AutorInnen austauschen und gegenseitig unterstützen können, etwa beim Gegenlesen oder auch bei der Suche nach Experten. Außerdem gibt es inzwischen mehrere Arbeitsgruppen, die etwa Marketingideen entwickeln. Wie man die erwirtschafteten Einnahmen verteilt, kann jede Projektgruppe selbst entscheiden. Aktuell entwickeln wir hierfür ein spezielles Tool, das das Geld dann anschließend nach den festgelegten Regeln individuell ausschüttet.
Wer sollte jetzt schnell Riffreporter werden?
Tanja Krämer: Jede und jeder, die oder der eine tolle Idee und Lust hat, Teil unserer Gemeinschaft zu werden. Um so mit uns zusammen etwas für Freie zu bewegen.
Wo seht ihr Riffreporter in fünf Jahren?
Tanja Krämer: In fünf Jahren wollen wir neben dem deutschsprachigen Markt auch international auf Englisch mit unabhängigen Journalismusprojekten und internationalen Kooperationen präsent sein. Wir haben dann bewiesen, dass unser Geschäftsmodell funktioniert und dass Freie in Kombination mit ihrer Arbeit für Verlage und Sender selbst spannende, kreative und erfolgreiche journalistische Projekte realisieren können. Und dass sie damit auch Geld verdienen.
Mark Heywinkel ist stellvertretender Redaktionsleiter und Head of Development von ze.tt. Als solcher verantwortete er in Zusammenarbeit mit der Berliner Agentur Palasthotel die Entwicklung von fax, einem System für Redaktionen, um die Themen-Angebote freier Journalisten besser zu organisieren. Unterstützt hat das Projekt die Digital News Initiative von Google. Mark ist außerdem Autor des Ebooks „Liebe deine Freien„. Freischreiber-Vorstandsmitglied Jakob Vicari hat ihn zu fax befragt.
Die Kommunikation zwischen Redaktionen und Freien ist oft schwierig. Mark, wie seid ihr auf die Idee für fax gekommen?
Mark Heywinkel: Ich war selbst drei Jahre Freelancer und habe eine teils anstrengende Kommunikation mit Auftraggebern erlebt. Manchmal wusste ich nicht, ob Themenvorschläge angekommen sind, noch diskutiert werden oder ich sie anderen Redaktionen anbieten kann. Als Freelancer muss man oft nachhaken. Als ich bei ze.tt als Redakteur angefangen habe, habe ich mir auf die Fahne geschrieben, die Freienkommunikation zu verbessern. Durch persönliche Treffen, Guidelines für die Zusammenarbeit und eine transparente Kommunikation wollte ich dafür sorgen, dass unsere Freien gerne für ze.tt schreiben. Sebastian Horn, der damals ze.tt-Chefredakteur war, hatte irgendwann die Idee für ein eigenes Tool und hat sie bei der Google Digital News Initiative eingereicht. Nach seinem Weggang zu Zeit Online habe ich die Entwicklung übernommen. Wie habt ihr vorher Freie organisiert?
Wie es in vielen Redaktionen üblich ist, haben wir die Kommunikation per Mail abgewickelt und Tabellen mit unseren Kontakten geführt. Die Mail-Kommunikation haben wir so weit optimiert, dass wir sie in einem zentralen Postfach gesammelt haben, um dafür zu sorgen, dass im Krankheitsfall immer jemand einen Blick auf die Vorschläge haben kann. Aber es ist schwierig, in einem Pool von 120 Leuten Daten, Fähigkeiten und Verfügbarkeiten abzufragen.
Und das ändert fax?
Ja. Jetzt sind alle Pitches und Kontaktdaten zentral an einem Ort auffindbar. In fax können freie Journalistinnen und Journalisten uns unmittelbar informieren, an welchem Ort sie sich befinden, was ihre Expertise ist und wie wir sie am besten erreichen können. Als nächstes Feature wünsche ich mir einen Status wie „verfügbar“, „auf Auftragssuche“ oder „im Urlaub“. Damit wir den direkten Draht noch mehr stärken.
Wie seid ihr in der Entwicklung vorgegangen?
Wir haben zuerst Workshops gemacht, mit dem Team, der Agentur Palasthotel, aber auch mit Freien von außerhalb. Aus dem Konglomerat der Ideen ist fax entstanden. Wir wollten ein Tool nicht nur für uns, sondern für alle Redaktionen schaffen. Deshalb steht es auch unter der MIT-Lizenz für Open-Source-Software.
Was war die wichtigste Erkenntnis?
Nach dem Workshop haben viele Freie gesagt: Wir wollen nicht über ein unpersönliches Tool abgewickelt werden. Wir haben deshalb darauf Wert gelegt, fax freundlich und persönlich zu gestalten. Nicht nur Freelancer*innen können dort ein Profil anlegen, auch Redakteur*innen können sich persönlich mit einem eigenen Profil präsentieren. Mein Lieblingsfeature ist der Realtime-Chat zu einzelnen Themenvorschlägen. Das ist der direkte Draht in die Redaktion, viel unmittelbarer als eine E-Mail. Dazu sehen die Freien zu jeder Zeit den Status ihres Exposés oder Artikels. Diesen Einblick gab es vorher ja nicht. Viele Redaktionen sind ja immer noch Blackboxes, was ihre Workflows angeht.
Wie geht es weiter?
Erste Redaktionen haben sich schon gemeldet, weil sie fax interessant finden und es möglicherweise bei sich einsetzen wollen. Man kann das natürlich aber auch andersherum nutzen: Als Freienbüro könnte man es bei sich auf einem Server installieren und Redaktionen ein Ideenangebot zur Verfügung stellen. Und: Das System steht auf Github. Wir hoffen, dass sich Leute finden, die es weiterentwickeln. Download: Fax auf Github
Wir entwickeln was. Die Google Digital News Initiative fördert Innovationen im Journalismus. In der aktuellen Runde hat es die Idee „AuthoryPledge“ geschafft, die das Start-up Authory zusammen mit Freischreiber entwickelt. Hier beantwortet Authory-Gründer Eric Hauch die Fragen von Freischreiber-Vorstand Jakob Vicari.
Was ist Authory?
Eric Hauch: Authory ist eine Art Werkzeugkasten, der verschiedene Services für Journalisten in einem Produkt vereint. Die Basis dafür ist eine von uns entwickelte Technologie, die alle Artikel einer bestimmten Journalistin oder eines bestimmten Journalisten automatisch findet. Wir nutzen diese Technologie, um verschiedene Dienste anzubieten: Authory hilft Journalisten dabei, ihre Artikel automatisch zu archivieren, ganz egal wo diese veröffentlicht wurden. Außerdem können sie ihre Leser mit Authory ganz einfach per E-Mail über neue Artikel informieren. Und darüber hinaus erhalten sie über Authory detaillierte Infos, wie erfolgreich ihre Artikel auf verschiedenen Social-Media-Kanälen sind.
Wer steckt hinter Authory?
Eric Hauch: Wir sind ein kleines Hamburger Start-up, bestehend aus zwei Entwicklern und mir. Bevor ich Authory gemacht habe, hatte ich schon ein anderes journalistisches Start-up: Commentarist. Das war die Idee, eine Art Google News für Meinungsjournalismus zu etablieren. Nach einiger Vorbereitung sind wir mit mehr als 15 großen deutschen Verlagen als Partner an den Start gegangen. Während dieser Zeit habe ich mich viel mit Meinungsjournalismus auseinandergesetzt. Dabei ist mir klar geworden, wie wichtig die journalistischen Köpfe hinter den ganzen Artikeln eigentlich sind. Und mit Authory wollen wir genau diese Köpfe stärken.
Was bringt Authory freien Journalisten?
Eric Hauch: Authory automatisiert die Archivierung von Artikeln. Während der Anmeldung teilt uns ein Journalist oder eine Journalistin mit, wo sie in der Vergangenheit veröffentlicht haben und wo sie aktuell veröffentlichen. Unser System importiert und archiviert daraufhin alle bisher erschienenen Artikel und fügt auch alle zukünftigen kurz nach Erscheinen automatisch zum privaten Archiv der Journalisten hinzu.
Mithilfe von Authory können Journalisten ihre Leser bequem per E-Mail über neue Artikel auf dem Laufenden halten, ganz egal wo diese veröffentlicht werden. Die Leser melden sich dazu auf einem öffentlich verfügbaren Profil dieser Journalisten für die E-Mail-Benachrichtigungen an (siehe authory.com/AlexWilhelm). Bei neuen Artikeln erhalten sie dann immer automatisch eine kurze E-Mail mit Link zum Originaltext. Alle so gesammelten E-Mail-Adressen gehören den Journalisten und sind jederzeit exportierbar.
Authory überprüft automatisch, wie oft die Artikel eines Journalisten oder einer Journalistin in den gängigen Social Media Networks geteilt werden. In Kombination mit unserer umfangreichen Such- und Filterfunktion können sie so genau feststellen, welcher Artikel bzw. welches Thema in welchem Social Network wie erfolgreich war.
Was wollt ihr jetzt mit dem neuen Feature „AuthoryPledge“?
Eric Hauch: Authory informiert Leser automatisch und kostenlos per E-Mail, wenn ein neuer Artikel von Lieblingsautoren erschienen ist – egal wo dieser veröffentlicht wurde. Mit dem AuthoryPledge-Feature gehen wir einen Schritt weiter: Leser können ihren Lieblingsjournalisten nicht nur per E-Mail folgen, sondern diese auch direkt finanziell unterstützen. Mit einem Betrag zwischen 1 Euro und 10 Euro pro Monat, der über Authory direkt an die entsprechenden Journalisten geht. Für Leser ist das eine einzigartige Möglichkeit, individuelle Journalisten anstatt anonymer Publikationen monetär zu unterstützen. Und für Journalisten ist das Pledge-Feature ein bequemer Weg, die Verbindung zu ihren Lesern zu monetarisieren.
Was erwartet ihr euch von der Entwicklungspartnerschaft mit Freischreiber?
Eric Hauch: Wir sind Entwickler und Unternehmer, keine Journalisten. Daher ist Freischreiber ideal, um uns sowohl in der Konzeptions- als auch in der Umsetzungsphase mit Ideen und Feedback zur Seite zu stehen. So können wir sicherstellen, dass wir nie die Journalisten als unsere Kunden aus den Augen verlieren.
Ihr macht das nicht als Ehrenamt, ihr wollt damit Geld verdienen. Wie sieht euer Geschäftsmodell aus?
Eric Hauch: Unser Geschäftsmodell ist sehr einfach: Authory steht unseren Kunden, also Journalisten, gegen eine Gebühr von umgerechnet gut 6 Euro im Monat oder 60 Euro im Jahr zur Verfügung. Wir haben uns mit Absicht gegen ein werbefinanziertes Modell entschieden. Nur so können wir jede Entscheidung, in welche Richtung sich Authory entwickeln soll, mit dem vollen Fokus auf Journalisten und ihre Leser treffen.
Es gibt mit Riffreporter und Steady schon Ansätze für Direktvermarktung von Journalismus. Was unterscheidet euch?
Eric Hauch: Authory vermarktet keine Inhalte. Stattdessen bieten wir Journalisten eine Plattform, um all ihre Inhalte an einem Ort zu speichern und ihre Leser über neue Inhalte auf dem Laufenden zu halten. Mit der Zusatzfunktion Pledge erweitern wir Authory dahingehend, dass Journalisten das Wohlwollen ihrer Leser monetarisieren können, ohne allerdings dafür zusätzliche Inhalte produzieren zu müssen.
Wem gehören die Daten, die ihr sammelt?
Eric Hauch: Wir nutzen die Daten wie z. B. Artikeltexte nur dazu, Journalisten unseren Service zur Verfügung zu stellen. Die Eigentümerschaft an den Inhalten bleibt bei der Nutzung von Authory unberührt.
Ihr verkauft also keine Inhalte, sondern setzt auf ein Spendenmodell, wie es taz oder The Guardian einsetzen?
Eric Hauch: Genau, Journalisten können den guten Draht, den sie sich über Jahre zu ihren Lesern aufgebaut haben, mit dem neuen Pledge-Feature von Authory einfach monetarisieren. Dabei geht es darum, dass treue Leser ihrer Wertschätzung ihren Lieblingsjournalisten gegenüber Ausdruck verleihen können. Sie unterstützen damit nicht nur die Journalisten direkt finanziell, sondern stellen darüber hinaus sicher, dass Qualitätsjournalismus auch für andere weiterhin erhalten bleibt.
26. Juli 2018
Verhandeln von einem echten Experten lernen: Michael Obert, seit 20 Jahren sehr erfolgreich als freier Journalist in der Welt unterwegs und Gründer der Reporter-Akademie. Gleich an zwei Abenden wird er uns Einblick in seinen großen Verhandlungs-Erfahrungsschatz geben – in einem Verhandlungs-Crashkurs!
In Kooperation mit der torial.academy.
Innerhalb von drei Stunden bekommt ihr von ihm Impulse,
wie ihr den Wert eurer eigenen Leistung bestimmt,
welche Rolle eure persönliche Haltung zu Geld dabei spielt,
wann der ideale Zeitpunkt fürs Verhandeln ist
wie ihr ein Gespräch über Geld taktisch klug aufbaut,
wie ihr euer Minimum festlegt, den handelsüblichen Preis herausfindet
und und und
Üben werden wir es dann gleich an Ort und Stelle.
Und wenn noch genügend Zeit ist, werden wir uns mit Michael Obert auch über die Möglichkeiten von Mehrfachverwertungen unterhalten.
-> am 28. März, 18 bis 21 Uhr, in Köln im “As if Records” (Brüsseler Straße 92, 50672 Köln, http://www.as-if-records.com/)
Freischreiber zahlen für den Crashkurs nur läppische 10 Euro. Für Nicht-Mitglieder beträgt der Eintritt 50 Euro – aber aufgepasst: Wer noch am Seminarabend den Mitgliedsantrag ausfüllt, bekommt nach seiner Aufnahme in den Verband die Differenz von 40 Euro erstattet. Bitte unbedingt anmelden, die Plätze sind begrenzt!
Hostwriter ist online! Die Journalisten-Plattform setzt auf Kooperation statt Konkurrenz und will Journalisten weltweit zusammenbringen.
Letzte Woche ist hostwriter auf der re:publica offiziell vorgestellt worden, :FREISCHREIBER-Mitglieder können sich vereinfacht registrieren – den ‚invitation code‘ dazu habt ihr per Mitglieder-Mail in der letzten Woche schon bekommen. Hinter hostwriter stecken die drei Journalistinnen Sandra Zistl, Tamara Anthony und Tabea Grzeszyk. Wer mehr wissen will: Hier erklärt Tamara die Idee von hostwriter im Interview mit Daniel Fiene (dradio wissen / Was mit Medien):
Und hier könnt ihr unseren #freimittag mit Tabea noch mal anschauen. Wir gratulieren hostwriter zum gelungenen Start und freuen uns schon auf die nächsten hostwriter-Geschichten!
Das Netzwerk-Recherche widmet sich dem Thema Nonprofit-Journalismus jetzt mit einer eigenen Seite.
In Teil vier unserer Serie zur Gemeinnützigkeit stellen wir den Journalismusdienstleister torial vor. Torial liefert die Arbeitsproben in unseren Profilen. Torial könnt ihr live erleben am 13.3. im Freimittag und am 26.3. beim Stammtisch in Frankfurt. Marcus Jordan stellt hier die Überlegungen vor, warum torial die Gemeinnützigkeit anstrebt.
torial, die Gemeinnützig und der Journalismus
Von Marcus von Jordan
Der Journalismus wankt ja so ein wenig von Ohrfeige zu Ohrfeige – irgendwo zwischen dem verzweifelten Festhalten an alten Modellen und der manchmal nicht minder verzweifelten, wenn auch sehr spannenden Suche nach dem digitalen Messias. Ein schwieriger Wandlungsprozess, dessen erfolgreicher Ausgang für uns alle gar nicht wichtiger sein könnte. Und Erfolg heißt in diesem Zusammenhang eben nicht nur gute Geschäfte, sondern auch Unabhängigkeit und gestalterische Kraft.
Insofern ist es mehr als schlüssig und begrüßenswert, wenn in dieser Phase journalistische Projekte vom freien Markt genommen werden und zum Beispiel in der Gemeinnützigkeit die Ruhe und Zeit finden, die sie brauchen, um sich zu entfalten.
Bei torial ist das so: Wir sind schon für die Gemeinschaft nützlich und werden deshalb 2014 gemeinnützig. In welcher Form genau, klären wir gerade, aber die Entscheidung steht.
torial hat eine kleine Zielgruppe. Selbst wenn man den Beruf Journalist modern interpretiert, und das tun wir bei torial, also selbst wenn man weit über die Träger von Presseausweisen hinaus denkt und offen ist für alle neuen digitalen Ausprägungen, bleibt die Zielgruppe doch klein. Zu klein für eine erfolgreiche Kommerzialisierung auf der Basis von Nutzungsgebühren.
Die dauerhafte Finanzierung durch nur einen Geldgeber, so wie aktuell bei torial gegeben, ist aber problematisch. Einerseits ist sie unsicher, weil eben nicht breit genug aufgestellt. Außerdem ist aber der Ansatz von torial relativ „intim“ und hinsichtlich der Verwertung des hier entstehenden Netzwerks und der hinterlegten Inhalte durchaus heikel. Das gilt um so mehr, weil torial auch die Unterstützung der Verwerter, Verlage und Redaktionen will – sie sollen bei torial spontan und zielgenau journalistische Expertise finden und sich nicht etwa in ihren lizensierten Verwertungsrechten gefährdet fühlen.
Mit dem Gang in die Gemeinnützigkeit eröffnen wir uns also die Möglichkeiten, öffentliche Budgets zu nutzen, weitere Stifter zu finden und vielleicht auch zumindest freiwillige Beiträge von unseren Nutzern zu bekommen. Durch die mit der Gemeinnützigkeit verbundene und festgelegte Transparenz hinsichtlich unserer Intentionen erhoffen wir uns die Akzeptanz der Kreativen und der Verwerter im Journalismus.
Gleichzeitig werden unsere Bemühungen um eine breit aufgestellte, finanzielle Unterstützung auch zum Gradmesser für den Erfolg von torial.
Am 17.02.2014 hat Mitgründerin Sandra Zistl beim Münchner Freischreiber Stammtisch das Konzept des Journalisten-Netzwerks Hostwriter vorgestellt, mit dem die Freischreiber kooperieren und das Anfang Mai Online gehen soll:
Immer weniger Auftraggeber stellen freien Reportern Mittel für internationale Recherchen zur Verfügung, Auslandskorrespondenten müssen immer größere Gebiete abdecken, geeignete Protagonisten für eine Reportage am anderen Ende der Welt sind vorab oft schwer zu finden. Die drei deutschen Journalistinnen Sandra Zistl, Tamara Anthony und Tabea Grzeszyk haben deshalb hostwriter.org gegründet.
Auf der gemeinnützigen Online-Plattform sollen sich Journalisten auf der ganzen Welt vernetzen können, um miteinander zu kooperieren und sich gegenseitig zu unterstützen – mit Insidertipps zu Land und Leuten, gemeinsamen Recherchen bis hin zur Übernachtungsmöglichkeit. „Ich kann als ortsfremder Journalist wesentlich mehr herausfinden, wenn ich mich mit einheimischen Journalisten zusammenschließe. Außerdem möchten wir mit Hostwriter auch Journalisten aus ökonomisch schwachen Ländern die Möglichkeit geben, in Europa zu recherchieren“, sagt Sandra Zistl. „Auch Blogger sind willkommen. Gerade in Ländern mit eingeschränkter Pressefreiheit sind diese Leute wichtige Multiplikatoren.“ Die Plattform steht hauptberuflichen Journalisten offen, die dies per Presseausweis, Mitgliedschaft in einem entsprechenden Berufsverband, Textproben usw. belegen müssen. Wie das bei global völlig unterschiedlichen Rahmenbedingungen überprüft werden kann, wo die Grenzen gezogen werden, wie weit man im Netz vor allem auch bei investigativer Recherche auf Vertrauen bauen kann – darüber entspann sich eine lebhafte Diskussion unter den Stammtisch-Teilnehmern, von der Sandra Zistl die eine oder andere Anregung mitnahm.
Freischreiber bekommen von Hostwriter übrigens einen Vertrauensvorschuss: Sie können ohne weitere Prüfung mitmachen. Aktuell ist das Projekt komplett stiftungsfinanziert. Die Plattform soll für die Mitglieder kostenlos sein. „Wir wollen mit Hostwriter kein Geld verdienen. Allerdings überlegen wir uns, einen Button für freiwillige Spenden auf der Seite zu installieren, um die laufenden Kosten auch auf längere Sicht bewältigen zu können“, erklärt die Mitgründerin. Ein ‚Code of Ethics‘ soll Verlage davon abhalten, Hostwriter als Kostensparmaßnahme zu missbrauchen. „Wir werden die Redaktionen im Auge behalten und schwarze Schafe aussortieren“, verspricht Sandra Zistl. Wie genau ist allerdings noch nicht ganz klar. Großen Wert legen die drei Gründerinnen auf den Datenschutz – die Seite wurde technisch so angelegt, dass die Daten der Mitglieder nicht einfach abgegriffen werden können. Beim Online-Start Anfang Mai wird sich zeigen, ob Hostwriter so gut ankommt, wie es sich anhört.
Gabriela Beck
Als wir Freischreiber vor fünf Jahren gegründet haben, bauten wir uns ein „virtuelles Vereinsheim“. (mehr …)