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Gemeine Zeiten – nützige Zeiten

vom 28.02.2014

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Lob, Lob, viel Lob von vielen Seiten gab es in den vergangenen Tagen für unsere Filme, mit denen das Team um Jakob Vicari auf die Filmkampagne der Wochenzeitung Die Zeit kreativ reagiert hat. Die Mediendienste „Turi“ und „Meedia“ haben ebenso berichtet wie Zapp, das Medienmagazin des NDR. Auch Deutschlandradio Kultur hat zugeschlagen und unter dem Titel Irgendwas mit Medien unter anderem unseren Vorsitzenden Benno Stieber ins Studio geholt.
Aber auf diesem Erfolg ruhen wir uns natürlich nicht aus: Ab jetzt wird es jeden Freitagmittag pünktlich ab 12 Uhr ein „Gratis-Mini-Mittagspausen-Seminar“ geben. Wir starten mit einem Making-Off von Jakob Vicari und Yvonne Pöppelmann, der erzählt wie und warum die fünf Freischreiberfilme entstanden sind – und was man daraus lernen kann. Aber: Dieser Service ist nur für unsere Mitglieder. Und mal unter uns: Das ist nicht der einzige Grund, warum Nichtmitglieder sich überlegen sollten, jezt Mitglied zu werden …
Hinweisen möchten wir auch auf unsere neue Debattenrunde „Gemein oder Nützig?“. Wir wollen damit die aktuelle Diskussion aufgreifen, in wie weit es Journalismus und JournalistInnen helfen könnte, wenn einzelne Projekte gemeinnützig sind. In den kommenden Wochen wollen den unterschiedlichen Positionen jeweils eine Stimme geben.
Den Anfang machen Tabea Grzeszyk und Sandra Zistl von „Hostwriter“ (Gemein oder Nützig I hier): „Wir sind gemeinnützig, weil wir mit hostwriter die Welt besser machen wollen! Bürokratischer ausgedrückt: Wir fördern mit Hostwriter den Gedanken der Völkerverständigung, die Volks- und Berufsbildung und die Qualität im Auslandsjournalismus. Wie? Indem wir im Journalismus auf Kooperation statt Konkurrenz setzen.“ Den beiden antwortet Sebastian Esser von Krautreporter (Gemein oder Nützig II klick), der sich dagegen entschieden hat, für sein Projekt die Gemeinnützigkeit zu beantragen: „Der wichtigste Grund ist maximale Unabhängigkeit. Geld verpflichtet, immer. Der zweitwichtigste Grund: Journalismus sollte ein Beruf sein, mit dem man Geld verdient, im besten Fall viel davon. Nennt mich einen Kapitalisten, aber unternehmerisches Denken ist ein wichtiger Antrieb und kann das auch für Journalisten sein. Drittens mag ich Formulare nicht, Bewerbungsprozesse, Auswahlgespräche. Gefördert werden selten die Guten, sondern die Bürokratiespezialisten.“
Ja, es ist nach wie vor viel bei uns los!

Und noch etwas Gutes gibt es zu vermelden: Die Münchner Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen gegen den Kollegen und Freischreiber Hubert Denk vom Passauer „Bürgerblick“ eingestellt. Die Einstellung des Verfahrens kommentierte Anwalt Klaus Rehbock: Die Tatvorwürfe gegen den Passauer Journalisten und Bürgerblick-Herausgeber seien "von Anfang an völlig absurd gewesen". Es sei "sehr bedauerlich, dass die Staatsanwaltschaft vier Jahre brauchte, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen." Freischreiber hatte sich für Denk engagiert.

Dies und Das

Entdeckt hat jetzt auch der „Spiegel“ (hier) dass die Lage von Journalisten einerseits nicht allzu rosig ist, zugleich aber jede Menge neuer Geschäftsideen sprießen. Und stellt somit die schon erwähnte Plattform „Krautreporter“ von Freischreiber Sebastian Esser vor: „Eine Festanstellung würde er sich gut überlegen, sagt er. Drei neue Projekte gehen im Schnitt pro Monat online. Von einem Boom wolle er zwar nicht sprechen, sagt Esser. Aber als Freier sei man heute in einer besseren Ausgangsposition angesichts der nebligen Zukunft. Eine Journalismuskarriere zu beginnen und zu glauben, es laufe einfach weiter wie bisher, hält er für naiv. Das wäre, sagt er, "als würde man heute eine Ausbildung in einer Videothek anfangen".“

Dem immer wieder spannenden Spannungsfeld zwischen Journalismus und PR widmet sich eine Debatte bei „Newsroom“: Während der Wiener Philosoph Robert Harsieber fordert, dass wieder Vernunft in die Ehe von Journalismus und PR einziehen solle, ist die Kommunikationsberaterin Jana Riedmüller der Ansicht, dass sich viele Journalisten allzu schnell vor den PR-Karren spannen lassen – um darüber später genüsslich zu jammern.

Preise

Der Alternative Medienpreis prämiert auch dieses Jahr Beiträge aus den Sparten Print, Internet, Audio/Hörfunk und Video/Film. Außerdem gibt es einen Preis für die Sparte Medienkritik. Die Preise sind dem sozio-kulturellen Kontext entsprechend mit je 500 Euro dotiert. "Teilnehmen können alle, die journalistisch tätig sind bei nicht kommerziellen Medien, Medien, die sich aus neuen sozialen Bewegungen entwickelt haben, klassischen Medien sowie Medien, die mit ihrer Arbeit emanzipatorische Ziele verfolgen", so heißt es im Ausschreibungstext. Anmeldeschluss ist der 31.März, bewerben kann man sich nur online.

Verlängert wurde die Bewerbungsfrist für den Recherchepreis Osteuropa 2014 und zwar auf den 14. März: „Insgesamt stehen bis zu 7.000 Euro an Preisgeld zur Verfügung (mehr hier). Damit soll die Recherche und Produktion einer größeren Reportage (etwa Seite 3, Magazin o.ä.) in einem deutschsprachigen Printmedium ermöglicht werden. Die Höhe des ausgezahlten Stipendiums orientiert sich am eingereichten und für angemessen befundenen Kostenplan. Dieser soll neben möglichen Reise- oder Sachkosten ausdrücklich auch eine angemessene Honorierung der Arbeit der/des Antragsteller(s) enthalten“, so schreiben es die Ausrichter – Renovabis und Brot für die Welt. „Eingereicht werden können Recherchevorhaben in folgenden oder über Menschen aus folgenden Ländern: Belarus, Russland, Ukraine, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Polen, Slowakei, Tschechien, Ungarn, Estland, Lettland, Litauen, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Republik Moldau, Montenegro, Rumänien, Serbien, Slowenien.“ Das ist ja eine ganze Menge.

Informationsreisen

„Interessiert sich noch jemand für die Jugend in Ägypten?“, fragt offenbar etwas angefressen das Pressewerk für Jugendthemen. Und lädt ein zu einer Informationsreise nach eben Ägypten, denn: „Ein wichtiger Bestandteil des ägyptischen Aufbauprozesses nach den beiden Revolutionen der letzten Jahre wird die Jugendsozialarbeit sein, denn fast die Hälfte der ägyptischen Bevölkerung ist „jung“. Wir werden im Rahmen einer Informationsreise am 10. – 16. Mai 2014 einen Blick in die neuen Systeme der Jugendsozialarbeit werfen, Veränderungen beobachten, neue Ideen finden und Partnerschaften zu deutschen Einrichtungen anstoßen. Eingeladen sind Fachkräfte der Jugendhilfe und Journalisten.“

Die westböhmische Stadt Pilsen ist kommende Kulturhauptstadt: „Aus diesem Anlass lädt das Deutsche Kulturforum östliches Europa Medienvertreter zu einer Informationsfahrt ein, auf der die Teilnehmer die Stadt des Bieres, der Industrie, des Jugendstils und der Moderne sowie der Puppentheatertradition kennenlernen werden. Auch das jüdische Pilsen, wo eine der größten Synagogen der Welt steht, wird thematisiert. Eine eintägige Exkursion präsentiert u. a. die regionalen Kulturhauptstadtprojekte Westböhmischer Barock, Künstlerresidenzen und Land Art in verschwundenen ehemals deutsch besiedelten Dörfern. Die Reise findet statt vom 15. Bis zum 18. Mai. Anmeldeschluss ist der 20. März.

Seminare

Auch dieses Jahr bieten die Grimme-Akademie und der Deutschlandfunk in Köln für Nachwuchsjournalisten ein viertägiges Kompaktseminar mit dem Titel "Über Medien informieren und Schreiben" an; es geht also um Medienjournalismus. Neben theoretischem Input durch erfahrene und renommierte Referenten aus Hörfunk, TV, Print und Online werden die Teilnehmer auch bei praktischen Übungen gefordert. Termin: 13. bis 16. April. Kosten: 175,- Euro, dazu eine eigene Anreise. Bewerbungsschluss: 9. April.

So. Das war's schon wieder. Also fast. Kennen Sie noch das Sujet des Suchbildes – vielleicht aus Ihrer Kindheit? Man musste etwas finden, was auf den ersten Blick nicht gleich zu entdecken war. Und so schauen Sie bitte folgendes Filmchen, das den Multimediajournalisten und Freischreiber Uwe H. Martin bei der Arbeit zeigt. Na, haben Sie ihn entdeckt?

Und so wünschen wir bis zur nächsten Woche eine gute Woche!
Ihre Freischreiber

 

FREISCHREIBER TERMINE

München

„Das hatten wir schon länger nicht mehr – einen ganz normalen Stammtisch-Termin ohne Thema und Referenten – zum Austausch unter Kollegen, Netzwerken und geselligem Beisammensein – ganz spontan“, schreiben die Münchner Freischreiber. Und laden dazu am Montag, 3. März, um 19.30 Uhr ein in den „Kreuzberger“, Westermühlstraße 32. Gebeten wird um Anmeldung zwecks Tischreservierung bei gabi_beck-att-gmx.de.
 

Hamburg

Der nächste Stammtisch findet wie gewohnt am letzten Montag des Monats statt und das ist diesmal der 31. März. Wer dann zu Gast sein wird, wird noch bekannt gegeben. Wer sich zur Einstimmung schon mal über den letzten Hamburger Abend informieren will, wo Dennis Dilba und Georg Dahm ihr Projekt „Substanz“ vorgestellt haben, der möge hier schauen.
Ansonsten: Die Hamburger haben jetzt mit dem „Oberstübchen“ am Fischmarkt ein Stammlokal. Wie es sich gehört: mit Elbblick!!

Berlin

Die Berliner Freischreiber treffen sich das nächste Mal am Mittwoch, 12. März um 19.30 Uhr an Gemmas Wohnzimmertafel. Zu Gast ist diesmal der Arbeitsforscher Prof. Dr. Dr. Ayad Al-Ani  mit dem wir über die Zukunft freiberuflicher Arbeit sprechen wollen. Seine These ist, dass Unternehmen immer stärker externe Talente und Fähigkeiten von außen nutzen müssen, um in der globalisierten Wirtschaft zu überleben (mehr).  Wir wollen deshalb mit ihm diskutieren, was diese Veränderungen der Arbeitswelt für unsere Branche und die Weiterentwicklung des Journalismus bedeutet. Vorstandsmitglied Carola Dorner erzählt außerdem von den jüngsten Freischreiber-Aktivitäten. Anmeldungen an: gemma.poerzgen@gmx.net