Dies und Das
Eine der euphorischsten Reaktionen auf unser neues Vademecum ist die Rezension von Laura Hennemann auf ihrem Blog „watch-salon“: „Beim DJV hat mich immer wieder ernüchtert, wie stumpf man dort auf die allgemeinen Vergütungsregeln verweist. Dass diese so viel mit den (selbst bei besten Verhandlungskünsten) tatsächlich gezahlten Honoraren zu tun haben wie ein Backofenlämpchen mit einer Stadionbeleuchtung, wird gerne übergangen.“ Lediglich die „Sei froh, das du kein Fester bist und…“-Sprüche fand sie „pietätlos. Vielen Dank. Und für die nächsten Rezensenten, wir vertragen auch Kritik.
Sehr philosophisch dagegen rezensiert Andreas Rosenfelder das neue Buch des britischen Schriftstellers Alain de Button „The News“. Es erscheint demnächst bei „Hamish Hamilton in London. Den Kritiker fasziniert wie Button den Newsroom mit der Aufmerksamkeit eines Museumsbesuchers betritt und einzelne Meldungen so studiert, als wären sie "poetische Verse oder philosophische Sätze". Doch werde sich an der Flüchtigkeit der Nachricht, „die sich anders als das Kunstwerk im Gebrauch auflöst“, nichts ändern. Sie sei der Treibstoff der Gegenwart. „Was bleibt, sollen andere stiften.
Ist ja schon schwierig genug, sie und sich im Tagesgeschäft authentisch zu halten, wie der Zwischenruf von Carmen Epp zeigt. Zum Thema Theorie und Praxis der Journalistenausbildung schreibt sie dass good guys wie Hans Leyendecker und sein dänischer Rundfunkkollege Ulrik Haagerup “ gut fordern haben. Von Jungjournalisten forderten sie mehr „good news“ und weniger Eitelkeit. Höre sich super an, aber was, wenn der Chefredakteur die Richtung vorgibt? Wenn so lange Wahrheiten weggelassen werden, bis sich eine hinreichend griffige, böse Story ergibt? Sie befürchtet Qualitätsjournalismus sei nur noch Privilegierten möglich.
Manche Publizisten ahnen vielleicht nicht, wie sie damit Glaubwürdigkeit und Leser verspielen. Gute Recherche lebt von Kooperation, nicht von Wettbewerb, zeigt der Rechercheverbund von „SZ", „NDR“ und „WDR“. Dessen Leiter Georg Mascolo will nun auch die„ New York Times und den „Guardian ins Boot holen, berichtet „Kress“. Prinzipiell aber ist für Recherche wohl durchaus Geld da. Zum Beispiel in der Tasche von Ebay-Gründer Pierre Omidyar, schreibt die „SZ“. Die NSA-Enthüllungsjournalisten Glenn Greenwald und Laura Poitras starten jetzt mit seinem Geld geht jetzt die schon länger angekündigte Internetseite für Enthüllungsjournalismus „The Intercept“, was etwa abfangen oder abhören bedeutet. Star-Reporter Jeremy Scahill wolle sich zunächst auf Informationen des Whistleblowers Edward Snowden konzentrieren.
Womöglich kriegt der Journalismus dann ja wieder mehr Biss und die Leute ein bisschen mehr Respekt. Wahrscheinlich aber doch nur reflexhafte Beschränkung der Pressefreiheit. Vorletzte Woche jedenfalls wurde heiß darüber diskutiert, warum journalistisch arbeitende Blogger plötzlich keinen Zutritt mehr zum Deutschen Bundestag haben. Auf „netzpolitik.org“ steht, wie die CDU/CSU eine eingeladenen Bloggerin an der Tür abholen musste, um die Wächter zu umgehen. Die kafkaeske Geschichte lässt sich hier nachlesen – und die Geschichte des Presseausweises auf „carta.info“ da. Das Ganze wird nur getoppt von der Nachricht, dass die Pressefreiheit bedroht wird, wenn Zeitungsboten Mindestlohn bekommen sollten.
Österreich
Im Januar rauchten bei der Klausur des Wiener Freien-Stammtischs die Köpfe: Honorare, AGBs, Versicherungen und was Freie sonst noch alles beschäftigt, das waren die Themen. Außerdem laufen die Diskussionen über die Organisation von Freien auf Hochtouren. Wer das nicht verpassen will: Am 19.Februar findet ab 19 Uhr der nächste Stammtisch statt, am 14.März ab 14 Uhr eine weitere halbtägige Klausur. Nähere Infos hier.
Ausgezeichnet
Glückwunsch! Freischreiber, Blogger und „DWL.de“-Autor Peer Schader sowie sein Kollege (und Gründer der „DWDL.de“-Redaktion) wurden mit dem Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik ausgezeichnet: der mit 5000 Euro dotierte Preis wird von den „Freunden des Adolf-Grimme Preises“ seit 2007 verliehen.
Ach, Pressefreiheit… Wer sie ordentlich nutzt, bekommt meist ordentlich Ärger. Wenn er oder sie noch dazu einen türkischen Namen hat, gerne auch hasserfüllte Leserbriefe. Die krassesten werden jetzt bei „Hate slams“ vorgestellt. Satire pur – der „NDR“ hat schon einen Slam gesendet: hier klicken und gucken – oder hier hingehen, „Hate Poetry“ in Hamburg (18.Februar, 19.30 Uhr 73/ Saal, Schulterblatt 3, Hamburg, „taz-Salon“, Eintritt frei). Eigentlich nicht lustig, aber die verbal Angespuckten reißen an genau der richtigen Stelle das Ventil auf. Wer da nicht lacht….
Eine euphorische Woche!
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