[Der :Freischreiber-Newsletter]

vom 27.03.2018

Liebe Freischreiberinnen, liebe Kollegen und liebe Freundinnen von Freischreiber,

Wetterkundige haben uns einen Eisfrühling vorausgesagt. Also genau das, was wir derzeit vor der Haustür haben, auch wenn der Kalender längst was anderes behauptet. Das passt zu unseren Meldungen. Denn bald wird es wieder stürmisch für die Urheberinnen, also für uns. Die Verabschiedung der EU-Richtlinie über einen einheitlichen digitalen Binnenmarkt steht bevor. Was sich sperrig anhört, bringt für Urheber jede Menge Ungemach mit sich, vor allem finanzielle Einbußen. Denn die EU-Richtlinie will via Artikel 12 (Ausgleichsansprüche) eine pauschale Verlegerbeteiligung aus Verwertungsrechten festzurren. Just jene Verlegerbeteiligung, die der Bundesgerichtshof 2016 für unrechtmäßig befunden hat – nach einer Klage unseres Himmelpreisträgers Martin Vogel. Jetzt soll es also die EU für die Verlage richten. Dann könnte die VG Wort sie wieder an unseren Tantiemen beteiligen wie in den guten alten Zeiten, und zwar bis zu 50 Prozent. Bislang verzögert sich der Abstimmungstermin allerdings. Und geräuschlos geht das Ganze auch nicht vonstatten: Verbände aus 20 Mitgliedsstaaten haben per Petition gegen das Vorhaben protestiert. Für Deutschland unterzeichneten im Übrigen allein Freelens und Freischreiber im Sinne der Urheberinnen.

Wer sich auf Stand bringen will, was da auf uns zukommt, dem sei Martin Vogels lesenswertes Essay ans Herz gelegt. Darin erfährt man auch, warum es nicht die Verlage sind, die die VG Wort stark machen, sondern nur wir: die Urheberinnen.

Weiter geht’s mit der EU: Am 25. Mai wird es endgültig ernst mit der neuen europäischen Datenschutzgrundverordnung, und die betrifft auch Freiberuflerinnen. Der Verband der Gründer und Selbstständigen hat zur Frage: „Welche konkreten Pflichten entstehen aus der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) für Selbstständige?“ am 15. März eine Expertinnen-Telefonkonferenz veranstaltet. Die Aufzeichnung der Telko steht Mitgliedern des VGSD hier zur Verfügung. Wer kein Mitglied ist und auch keines werden möchte: Eine sehr gute Auflistung, was Freiberufler bis zum 25. Mai tun sollten, findet sich auch bei der Netzbloggerin Dr. Katja Flinzner. Mit dem beruhigenden Einstieg: „Kein Grund zur Panik.“

Den gibt es dafür anderswo umso mehr. Wie man als Journalistin vom Boten zur Beute wird, beschreibt Juliane Metzker von perspective daily in ihrem Stück „So viel riskieren Journalisten für deine Nachrichten“. Darin geht es um den ermordeten Investigativ-Reporter Ján Kuciak, aber auch um Mexiko als eines der gefährlichsten Länder für Journalisten sowie um die Amerikanerin Anna Therese Day, die seit sechs Jahren aus Syrien berichtet und das Frontline Freelance Register (FFR) gegründet hat. Die Initiative will erreichen, dass auch freiberufliche Krisenreporterinnen die Möglichkeit bekommen, an Sicherheitstrainings teilzunehmen. So sagt Day: „Medienorganisationen weltweit sparen an Kosten. Wir wollen sicherstellen, dass sie ihre Sicherheitsstandards, die sie jahrzehntelang zur Verfügung gestellt haben, weiterentwickeln und diese auch für freiberufliche Journalisten geltend machen.“

Freischreiberiges

Die Fraktion von Bündnis 90/die Grünen hat pünktlich zum Frühlingsbeginn ins Berliner Reichstagsgebäude geladen, um mit Medien- und Kulturschaffenden über das Thema „Schon wieder GroKo – wie weiter in Kultur und Medien?“ zu diskutieren. Aus dem Freischreiberinnen-Vorstand war Katharina Jakob dabei und berichtete dem Plenum, wie sich der Koalitionsvertrag auf Urheberinnen auswirkt: Erfreulich ist das klare Bekenntnis zur Künstlersozialkasse. Allerhöchst unerfreulich dagegen das Eintreten der Koalition für eine, ja genau, Verlegerbeteiligung bei den Verwertungsgesellschaften. Da wird’s dann wieder frostig für Urheber.

Preise und Ausschreibungen

Blicken wir auf die lichte Seite, auf die warmen Ausschüttungen und heißen Preise. Die Robert-Bosch-Stiftung und das Reporterforum schreiben zum dritten Mal die „Masterclass Wissenschaftsjournalismus“ aus. In diesem Jahr geht es um das Thema: „Mittendrin! Zuhören und Beteiligen – Community-Building im Wissenschaftsjournalismus“. Als Leiter der Masterclass hat die Bosch-Stiftung den bienenfleißigen RiffReporter-Gründer und Freischreiber Christian Schwägerl gewonnen. Einsendeschluss für die Bewerbung ist der 15. April 2018. Alles Weitere hier.

Wer herausragende Beiträge aus der Arbeitswelt veröffentlicht und sich um die Lebenswirklichkeit von Beschäftigten verdient gemacht hat (Zeitraum: 1. Juni 2017 bis zum 31. Mai 2018), kann sich um den Willi-Bleicher-Preis 2018 der IG Metall Baden-Württemberg bewerben. Es gibt drei Kategorien (Fernsehen, Hörfunk und Print/Online), einen Nachwuchspreis für Journalisten bis 30 Jahre sowie eine Kategorie für Kurzbeiträge. Und Preisgelder. Mehr dazu hier.

„Don’t be evil“ war mal der Leitspruch von Google. Ist allerdings ziemlich lang her. Nicht ganz so alt sind die Digital-Journalismus-Stipendien des Unternehmens. Damit sollen Projekte unterstützt werden, die „neue Ansätze für digitalen Journalismus aufzeigen, die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle unterstützen oder die Art und Weise ändern, wie Nutzer digitale Nachrichten konsumieren“. Auf geht’s. Und weil Google schon mal in Fahrt war, hat man für Nachwuchsjournalistinnen noch Fellowship-Programme aufgelegt, mehr dazu hier.

Sehr schnell entschlossene Jungjournalistinnen können sich um Jahresstipendien bei der Studienstiftung des Deutschen Volkes bewerben, Einsendeschluss ist der 31. März 2018.

Workshops & Tagungen

Noch fixer sein müssen Freischreiberinnen und ihre Freundinnen, die am 27. März in Leipzig und am 28. März in Köln dem Verhandlungs-Guru Michael Obert zuhören wollen. Der Berliner gibt in beiden Städten seinen Crash-Kurs „Verhandeln“. 10 Euro für Mitglieder, 50 Euro für Nichtmitglieder. Und wer am Abend noch Freischreiberin wird, kriegt 40 Euro zurück. So geht das. Hier weitere Infos.

In Bonn findet am 24. April eine Deutsch-Französische Medienfachtagung statt, initiiert u. a. vom Gustav-Stresemann-Institut in Bonn. Die Teilnehmer erwartet ein intensiver Blick auf die Rolle der Medien in Europa mit dem Titel: „Europa strauchelt – was machen die Medien?“ Anmeldungen bis zum 14. April 2018.

Und dann verweisen wir auf eine Umfrage bzw. Studie, die im Auftrag des Deutschen Bundestags herausfinden will, wie sich Roboterjournalismus auf die Mediennutzung auswirkt. Die Studie heißt „Chancen und Risiken automatisch personalisierter Nachrichten im Internet“. Die Umfrage soll etwa acht bis zehn Minuten in Anspruch nehmen. Hier entlang.

Auch die Hamburger Akademie für Publizistik hat Fragen und stellt sie in ihrer Talk-Reihe „Medien. Ideen. Macher“. Am 4. April ab 19 Uhr will die Akademie wissen: „Wie geht Wandel?“ Was heißt: Wie profitieren Medienschaffende von der Digitalisierung und welche Fähigkeiten brauchen sie? Interessenten sollten sich bis zum 28. März 2018 hier anmelden.

Und hier gibt’s was zu tun

Freischreiberin Pauline Tillmann von Deine Korrespondentin sucht wieder ein, zwei neue Korrespondentinnen, die über Frauen weltweit berichten. Bewerbungen mit Motivationsschreiben, Lebenslauf und Arbeitsproben bitte an pauline@deine-korrespondentin.de

Das Sciences Notes Magazin ist ein neu gegründetes monothematisches Magazin für Wissenschaftsjournalismus, das noch Autorinnen sucht. Die erste Ausgabe ist bereits gedruckt, die zweite in Arbeit. Sie dreht sich um das Thema „Gefahr“. Bewerbungsschluss ist der 6. April 2018: „mit oder ohne eigenen Themenvorschlag (max. 100 Wörter), kurze Vita, journalistische Arbeitsproben“, heißt es aus der Redaktion.

Das war’s wieder von uns. Fast, denn eine Anmerkung zu unserer Leserinnen-Ansprache haben wir noch. Auf die Idee, weibliche und männliche Plural-Endungen quasi mit dem Salzstreuer über den Text zu werfen, sind leider nicht wir gekommen. Das waren mal wieder die blitzgescheiten Schweizer Redaktoren der „Republik“, die das in ihrem Magazin mit wachsendem Vergnügen so handhaben. Wir versuchen das jetzt auch mal. Und sind auf Ihre Reaktionen gespannt.

Apropos Reaktionen. In der Kommentar-Spalte von taz.de hat sich ein User schon mal Luft gemacht. Das war am 13. März, dem Tag, an dem Marlies Krämer ihren Prozess gegen die Sparkasse verlor, weil sie nicht mehr „Kunde“ genannt werden wollte. Daraufhin schrieb ein gewisser „Janus“:

Und eines kann ich nicht mehr höhren (sic!): Ja wäre es dir denn egal, wenn ab morgen das generische Femininum gelten würde??? Nein! Weil ich seit Jahrzehnten ans generische Maskulinum gewohnt bin und die Umstellung ein gigantischer Aufwand für mich und die gesamte Gesellschaft wäre!

Das kann niemand wollen. Daher wünschen wir Ihnen und uns eine sehr geschmeidige Umstellung, ganz ohne gigantischen Aufwand.

Ihre :Freischreiberinnen

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Zu „Herr Reporter Frei“, Teil 3, bitte hier entlang.

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Beratung für Mitglieder: Nach gründlicher Suche haben wir ein tolles Berater-Gespann für euch gefunden – Christian Grüner und Matthias Francke. Weitere Infos
Der Neuschreiber-Crash-Kurs
Für Mitglieder: Du bist neu im freien Journalismus? Willst dich sofort in aufregende Recherchen stürzen? Hier gehts mitten rein. Vorstandsmitglied Steve Przybilla hat diesen Crash-Kurs für dich. In sieben E-Mails bekommst du beste Informationen für deinen Einstieg in den freien Journalismus.

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