[Der :Freischreiber-Newsletter]
vom 27.02.2018
Liebe Freischreiber und Freischreiberinnen, liebe Kolleginnen und Kollegen,
dass der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel wieder frei ist, gehört dieser Tage schon fast zu den old news. Ärgerlich-aktuell ist dagegen das Verhältnis der AfD zur freien Presse. Die Bundesregierung solle die Texte Yücels missbilligen, forderte die AfD am 22. Februar im Bundestag. Dieser sei nichts anderes als ein „Hassprediger“.
Dem ehemaligen Grünen-Chef Cem Özdemir platze daraufhin der Kragen. Die AfD sei „aus demselben faulen Holz geschnitzt“ wie der türkische Präsident Erdoğan, entgegnete Özdemir. Dann kam er richtig in Fahrt. „In unserem Land, in der Bundesrepublik Deutschland, gibt es keine Gleichschaltung, von der Sie nachts träumen, bei uns gibt es Pressefreiheit!“, rief Özdemir.
Was folgte, war eine Generalabrechnung mit der AfD und ein leidenschaftliches Plädoyer für die freiheitlich-demokratische Grundordnung – keine Selbstverständlichkeit in Zeiten, in denen rechte Hetzparolen (und Hetzer) bis ins Parlament vordringen.
Crossmediale Ausbeutung beim WDR
Beim Ausdruck „Crossmediales Honorar” verzieht sich bei vielen Rundfunk-Freien das Gesicht zur Zornesfalte. Unter diesem Stichwort versucht der WDR, seine freien Mitarbeiter zu verramschen: Mache drei Beiträge, bekomme nur zwei bezahlt.
Seit einem halben Jahr prüft der WDR Themenideen darauf, ob sie für mehrere Kanäle (TV, Hörfunk, Online, Social Media) relevant sind. Falls ja, erhalten die Autoren den Auftrag für mehrere Beiträge. Der aufwendigste Beitrag wird mit 100 Prozent vergütet, die anderen nur mit 50 Prozent.
Inzwischen hat sich der WDR-Personalrat eingeschaltet und Klage eingereicht – wegen Verletzung des Mitbestimmungsrechts bei der Aufstellung von Entgeltgrundsätzen. In einem offenen Brief heißt es: „Tarifbruch und Verstoß gegen Mitbestimmungsrechte sind für uns nicht hinnehmbar.“ Eine Aussage, der sich Freischreiber gerne anschließt.
Aus dem Vorstand
Weil Peter Neitzsch aus dem Vorstand ausgeschieden ist (er verstärkt das Redaktionsteam von „impulse“), wird sich nun Vanessa Köneke aus Köln, unser neues kooptiertes Vorstandsmitglied, um die Betreuung der Regionalgruppen kümmern, neben ihrer Arbeit für die Freien im Rundfunk. Und Katharina Jakob übernimmt von Peter den zweiten stellvertretenden Vorstandsvorsitz.
Am 22. März wird Katharina Jakob unsere Freischreiber-Positionen auf einem Treffen in Berlin vertreten, zu dem die Fraktion von Bündnis 90/die Grünen eingeladen hat. Dabei geht es um den Koalitionsvertrag der GroKo und um die Frage: Werden die darin angekündigten Vorhaben den tatsächlichen Herausforderungen gerecht? Nein, finden wir. Für uns Urheber ist schon die geplante Verlegerbeteiligung keine gute Nachricht.
Umso besser dagegen: Wir stecken hüfttief in den Planungen für unser zehnjähriges Bestehen am 17. November 2018 im Ballsaal-Studio in Berlin-Wedding. Tagsüber wird es mehrere Workshops für unsere Mitglieder geben und abends eine rauschende Ballnacht für alle Freunde von Freischreiber. Wir halten Sie natürlich auf dem Laufenden, raten aber, das Datum bereits jetzt rot und dick im Kalender einzutragen.
Freischreiberiges
Die Freischreiber-Regionalgruppe Rhein/Main hat mit Alice Gundlach und Michael Brüggemann ein neues Führungsduo. Der bisherige Leiter Felix Ehring wechselt in die Festanstellung. Wir danken Felix für sein Engagement und wünschen ihm alles Gute. Das neue Team freut sich – wie alle anderen Freischreiber-Regionalgruppen auch – auf viele neue Seminare, Workshops und Vernetzungstreffen. Input ist immer willkommen.
Die Freischreiber-Regionalgruppe Südwest hat sich in Stuttgart über Multimedia-Reportagen informiert. Die beiden Journalisten Hannes Opel (Video- und Multimedia-Redakteur) und David Sahay (Redakteur für Print- und Multimedia-Reportagen) präsentierten uns ihre besten Werke. Leider garniert mit schlechten Nachrichten: Der Zeitaufwand sei oft so groß, dass sich Multimedia-Reportagen für Freie kaum eigneten.
Der Langener Fotojournalist (und Freischreiber-Fördermitglied) Michael Schmidt hat zwei Jahre in Glasgow gelebt. Seit 2010 gibt er regelmäßig Bildkalender zum Thema Schottland und Whisky heraus. In seiner aktuellen Ausstellung „Land of Whisky“ geht es – was sonst – um das schottische Nationalgetränk. Die Ausstellung wird am 2. März um 19.30 Uhr eröffnet (Neue Stadthalle Langen, Südliche Ringstraße 77) und ist danach täglich geöffnet.
Termine
Noch wenige Plätze sind beim Freelens-Freischreiber-Tag Südwest frei (10. März, 10 bis 17 Uhr, Stuttgart). Wir bringen Autoren und Fotografen zusammen und loten aus, welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit es heute gibt – garniert mit spannenden Workshops. Freischreiber/Freelenser zahlen 10 Euro, Externe 20 Euro. Anmeldung hier.
Das „journalists network“ organisiert eine 15-tägige Recherchereise. Unter dem Titel „Kap der neuen Hoffnung – Südafrika nach Zumas Rücktritt“ werden alle Journalistinnen und Journalisten angesprochen, die nicht älter als 39 Jahre sind. Wer von einer Redaktion geschickt wird, zahlt 750 Euro; Selbstzahler und Volontäre 650 Euro. Weitere Infos unter suedafrika@journalists-network.org
Workshops & Seminare
Das Pressenetzwerk für Jugendthemen lädt ein zur „Web-2.0-Werkstatt“. Es geht um Praxis-Beispiele (Youtube, Twitter, Blogs), rechtliche Fragen und Shitstorms. Das dreitägige Seminar (1. bis 3. Juni, Frankfurt am Main) richtet sich vor allem an ehrenamtlich tätige Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter in Jugendverbänden sowie an Journalistinnen und Journalisten mit Themenschwerpunkt Jugend. Kosten: 199 Euro für PNJ-Mitglieder, 269 Euro für Nicht-Mitglieder. Weitere Infos hier.
Auch die Friedrich-Ebert-Stiftung setzt sich mit sozialen Netzwerken auseinander. In einem mehrteiligen „Impulswebinar für Neugierige“ erfahren Journalisten im März, welche Inhalte bei Facebook „funktionieren“, wie Chatbots arbeiten und was es mit den einzelnen Tools auf sich hat. Kosten: 70 Euro. Anmeldung hier.
Im April 2018 startet erstmalig das neu entwickelte Weiterbildungsseminar „Digitaler Bewegtbild-Journalismus“ für freie Lokal- und Hyperlokaljournalistinnen und -journalisten, die fit werden wollen für die Arbeit mit der Kamera und dem gezielten Einsatz von hochwertigen Bewegtbild-Inhalten im Netz. Das Seminar des Scope Institute findet an vier Wochenenden zwischen April und Juni 2018 statt und kostet 300 Euro. Anmeldeschluss ist der 12. März.
Stipendien & Preise
Die Stiftung der Hamburger Presse unterstützt freie Journalistinnen und Journalisten aus Hamburg mit einem Förderbetrag. Aus diesem Betrag können Sie sich 50 % Ihrer Seminargebühren erstatten lassen, maximal jedoch 250 Euro. Zur Wahl stehen alle journalistischen Weiterbildungsseminare der Akademie für Publizistik 2018.
Reminder: „Wie hältst du das eigentlich aus?“, lautet die Leitfrage des diesjährigen Richard-von-Weizsäcker-Journalistenpreises. Es geht um Perspektiven von Pflegenden und Pflegebedürftigen am Lebensende. Berücksichtigt werden Beiträge aus den Bereichen Print, Rundfunk, Fernsehen und Online, die zwischen dem 1. Januar und dem 31. Mai 2018 erschienen sind. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert, Einsendeschluss ist der 1. Juni 2018.
Letzte Meldung
Bevor Deutschland ganz in winterlicher Kälte erstarrt, hier noch etwas für die innere Wärme: Lesen Sie doch mal wieder ein Buch! Zum Beispiel die Memoiren der Obamas. Wann die erscheinen, ist noch nicht bekannt. Wohl aber, was das ehemalige Präsidentenpaar daran verdient: 65 Millionen Dollar. Da wird einem doch gleich ganz warm ums Herz, ähm, Portemonnaie.
In diesem Sinne: Frohes Schaffen und eine gute Zeit!
Ihre
:Freischreiber
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