[Der :Freischreiber-Newsletter]

vom 26.06.2014

Liebe Kollegen und Kolleginnen,
 
es ist vollbracht: Freischreiber Österreich hat sich gegründet! Nun steht der Vorstand, die ersten Projekte werden auf den Weg gebracht  – eine eigene Webseite, Österreichische Version der Freienbibel – und nach Wien ist jetzt auch Linz dabei eine Regionalgruppe zu beherbergen. Die österreichische Presse hat durchweg positiv berichtet (Bsp. Horizont). Dass nun im Nachbarland auch die traditionellen Ö-Gewerkschaften langsam zu verstehen beginnen, wie wir Freischreiber uns von ihnen unterscheiden, kommt uns alten deutschen Hasen und Häsinnen durchaus bekannt vor. Mehr in diesem PDF.
 
Warum es sich manchmal auch ganz profan lohnt, Mitglied bei den Freischreibern zu sein, wollen wir an dieser Stelle keineswegs verschweigen: man kann Geld sparen. Lousypennies etwa bietet in einer Kooperation mit der Freischreibergruppe in München verbilligt die Teilnahme an dessen Seminar „Bloggen für Einsteiger“ an. Und auch die „Klara-Journalistenschule“ hat einen Faible für Freischreiber und verbilligt eines ihrer Seminare. Das Thema hier: „Die Story“. Mehr siehe rechts bei den Terminen.
 
Und noch etwas gibt es zu vermelden: eine neue Folge unseres viel gelobten Web-Talks #freimittag für Freischreiber gibt es 3. Juni  um 12 Uhr. Auch diesmal als leichtverdaulicher 15 Minuten Happen, als Gratis-Mini-Pausen-Seminar gedacht – und zwar mit der Profilagentin Kixka Nebraska. Inhaltlich wird es um Folgendes gehen: „Wie optimiere ich meinen Social-Media-Auftritt und wie vernetze ich meine verschiedenen Profile? Wie werde ich mit meinen eigenen Seiten und Beiträgen optimal gefunden und wie und wozu nutze ich das neue Online-Tool „Google Authorship“? Darauf könnte Kixka euch Antworten geben. Aber was genau wollt ihr denn eigentlich wissen? Was interessiert euch? Fragen, Vorschläge und Ideen vorab gerne an freimittag-at-freischreiber.de. Voilá!
 
Darüber wollen wir wichtige Entwicklungen, Impressionen und auch Erscheinungen in der Medienlandschaft keineswegs vergessen:  Denn neulich hat sich die 19-jährige Kollegin Helke Ellersiek in der Weiterbildungsszene umgeschaut, wo gerade viel Hoffnung in quantitative Lesererforschung gesetzt wird. Sie war davon so gar nicht begeistert. Im Freitag schreibt sie: „Im Workshop „Kommentar“ hatten wir einen Referenten, der uns folgendes beigebracht hat: Der durchschnittliche Leser klickt einen Artikel, der ihn nicht fesselt, nach sieben Sekunden weg. In einer Sekunde liest der Mensch durchschnittlich 4 Wörter. 7×4 macht 28. Die ersten 28 Wörter sind also die wichtigsten des ganzen Artikels. Außerdem werden Artikel, deren Überschriften aus zwei Wörtern bestehen, davon ein gebeugtes Verb (z.B. „Bush lügt“) soundsoviel häufiger geklickt.
Die Teilnehmer, alle ungefähr so alt wie ich, schrieben fleißig mit und wandten die Tipps begeistert an. Die Überschriften bestanden nun teilweise tatsächlich aus zwei Wörtern mit gebeugtem Verb. Aber sie passten nicht zum Inhalt. Und die Artikel wurden zum Ende hin immer schwächer.“ Ihr Resümee: „Wir dürfen uns nicht selbst überflüssig machen, indem wir bloß vorhandenen Bedarf decken. Das können bald Maschinen. Wir Journalisten können und müssen auch anbieten, inspirieren, begeistern, hinterfragen, kritisieren, Debatten führen. Das macht unseren Beruf so wichtig und nötig.“
 
Was Lokaljournalismus und unser gemeiner Alltag miteinander zu tun haben, beschreibt Ralf Heimann vom Blog „Operation-Harakiri“ sehr lesenswert in einem Gastbeitrag für „carta.info“: „Das fängt schon morgens an, wenn man mit dem Sohn das Haus verlässt und im Treppenhaus noch mal fragt: „Wo ist denn dein Fahrradhelm?“ Das Kind holt den Helm, unten vor der Haustür sagt es: „Papa, aber eigentlich müsstest du auch einen tragen.“ Natürlich weiß man das. Da hat das Kind recht. Aber man kauft sich trotzdem keinen, sondern raucht vor Schreck erst mal eine Zigarette, obwohl man ja weiß, dass eigentlich auch das falsch ist.
So geht das den ganzen Tag. Bei mir jedenfalls.
Ständig frage ich mich: Warum mache ich das überhaupt? Und dann mache ich es trotzdem. Gestern Abend die Tüte Chips beim Fußball. Ich wusste vorher, wie das ausgeht. Und natürlich, irgendwann war mir schlecht. Wenn ich in Zeitungen blättere, hoffe ich manchmal, dass es den Kollegen dort so geht, wie mir mit den Chips. Nicht, dass ihnen schlecht wird, sondern dass sie denken: Eigentlich weiß ich ja, dass das Mist ist. Aber vermutlich ist das nicht immer der Fall.“
 
Wie man mit Artikeln über Meerschweinchen durchaus das berühmte Profil schärfen kann, erzählt im „Journalist“ wiederum der freie Auslandskorrespondent Peter Korneffel. Und macht zugleich deutlich, wie er seine Existenz als freier Journalist sieht: „Ich bin jetzt seit knapp 20 Jahren freier Auslandsreporter und sehe ganz klar die Vorteile, die mein Beruf mit sich bringt: zum Beispiel die Freiheit und Flexibilität, zu sagen: „Ich fahre jetzt eine Woche weg“, ohne vorher einen Chef zu fragen oder auf die Arbeitsabläufe in einem Team Rücksicht nehmen zu müssen. Ich habe auch kein Kündigungsrisiko – ich kann meine Story oder auch einen Auftraggeber verlieren, aber ich verliere nicht meinen Job. Trotzdem ist es eine Lebensform, die man mit diesem Beruf annimmt. Das ist nicht immer nur das Paradies.“ Denn: „Ich kenne zwar sehr viele Menschen durch meine Reisen und Recherchen, diese Kontakte sind aber oft sehr oberflächlich oder nur punktuell intensiv. Ich lebe auch in einem völlig anderem Rhythmus, daran müssen sich der Freundeskreis und die Familie gewöhnen. Auch eine Beziehung ist sehr schwer zu organisieren. Meine letzte Beziehung beispielsweise ist an meinem Reiseleben als Reporter gescheitert. Man kann nicht einfach sagen: „Toll, ich werde jetzt Reisereporter und bin ständig an den spannendsten Orten der Welt.“ Man muss sich auch klarmachen, was das für das eigene Leben bedeutet.“
 

Dies und Das
 
Die einen schätzen ihn überaus, die hassen ihn mit ganzer Leidenschaft: Moritz von Uslar. Wie auch immer – der „Faz“ hat er jetzt ein lustiges Interview zum Genre des Interviews gegeben: „Ich stelle nicht Fragen, weil ich etwas erfahren will. Ich stelle Fragen, weil ich spielen möchte. Weil ich mit einer Person warm werden möchte. Weil ich sozusagen einen Austausch herstellen möchte. Das reicht mir schon. Etwas erfahren ist doch Kitsch. Wenn ich dich was frage, erfahre ich auch nichts. Wenn ich andere über dich frage, erfahre ich vielleicht was. In der direkten Konfrontation etwas zu erfahren, halte ich für unmöglich. Was ich herstellen kann, ist ein Gefühl für dich. Wie du sprichst, wie du reagierst. Ich erfahre nicht so sehr über den Wortlaut etwas, als über die Art, wie du Dinge sagst.“
 
In Darmstadt dagegen bekam das „Darmstädter Echo" Besuch von der Staatsanwaltschaft, weil man gegen einen anonymen Nutzer-Kommentator ermitteln will; und nicht zuletzt eine Meedia-Nachricht für alle, die für ihr Projekt noch Geld sammeln möchten oder müssen: Die Crowdfunding-Plattform „Kickstarter“ geht nun auch bei uns an den Start.
 
Seminare
 

München„Bloggen für Einsteiger“
Wie setze ich ein eigenes Blog auf und wie verdiene ich damit Geld? Antworten darauf gibt es im Seminar von Karsten Lohmeier (Lousy Pennies) und Stephan Goldmann am 12. und 13. Juli im Presseclub in München. Das Seminar richtet sich an angehende und erfahrene Journalisten jeden Alters, die entweder gerade angefangen haben zu bloggen oder es sich überlegen – und jetzt das nötige Rüstzeug brauchen, um loszulegen. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Kosten: 159 Euro. Freischreiber-Mitglieder bezahlen nur 75 Euro. Weitere Infos zum Seminar und zur Anmeldung gibt es hier. Und anmelden kann man sich via eMail bei karsten-at-lousypennies.de. Wenn das kein Angebot ist!
 
Berlin: Die Story
Die Klara Journalistenschule (ehemals Henri-Nannen-Schule Berlin), bei der wir in Berlin mit unseren drei bisherigen Freischreiber Workshops zu Gast waren, bietet für Journalisten das Seminar „Die Story“ an. Der Workshop geht über zwei Tage vom 30.Juni bis 01. Juli jeweils von 10.00 bis 17.00 Uhr. Veranstaltungsort ist die KLARA-Akademie für Journalismus, Maxstraße 3a, 13347 Berlin. Denn: Scheibchenjournalismus war gestern. Heute ist die Story gefragt. Aktuelle Nachrichtenschnipsel sind längst in die Onlinedienste und die News-Sendungen in Hörfunk und TV abgewandert. Den Printmedien der Zukunft gehört die Story: Umfassend ausrecherchiert, mit Hintergrund und Perspektive, mit Zitaten und Einordnung in die aktuelle Situation. Wenn dies alles gut durch abwechslungsreiche Darstellungsformen aufbereitet ist, nimmt sich der Konsument gern Zeit für die Lektüre in der Wochenendbeilage, im Magazin, im Wochenblatt und auf dem iPad. Dieses Seminar vermittelt Journalisten Rezept und Zubereitung einer guten Story.
Die während des Seminars erstellten Arbeiten werden von den Dozenten korrigiert und den Teilnehmern nach dem Seminar zugesandt.

Für Freischreiber gibt es in Berlin noch sechs freie Plätze zu stark vergünstigten Konditionen. Anstelle der offiziellen 430 Euro zuzüglich MwSt. zahlen Freischreiber-Mitglieder nur 170 Euro zuzüglich MwSt. Die Rechnung ist als Fortbildung steuerlich absetzbar. Die freien Plätze werden nach dem Motto „first come first serve“ vergeben. Anmeldungen bitte an: christoph-otto-at-t-online.de schicken.

Preise
 
Kausa-Medienpreis: Sie sind journalistisch tätig und nicht älter als 35 Jahre? Dann bewerben Sie sich und zeigen Sie uns, wie Sie Bildungswege von Migratinnen und Migranten sichtbar machen. Von der Reportage bis zum Feature, vom klassischen Zeitungsartikel bis zur modernen Audio-Slideshow sind alle Genres und Formate zum KAUSA Medienpreis zugelassen. Der mit insgesamt 30.000 Euro dotierte Preis wird nämlich seit 2013 in den vier Kategorien Text, Video, Multimedia und Audio vergeben.Weiteren Informationen zum Wettbewerb finden Sie in unseren Teilnahmebedingungen.Sie wollen sich bewerben? Hier geht's direkt zur Anmeldung. Bewerbungsschluss ist der 14. Juli 2014.
 
Otto-Brenner-Preis: "Kritischer Journalismus – Gründliche Recherche statt bestellter Wahrheiten" das ist das Motto des Otto-Brenner-Preises für entsprechend kritischen Journalismus. Es stehen Preisgelder für insgesamt 47.000 Euro zur Verfügung. Es besteht keine Einschränkung in Bezug auf das Medium, Thema, Ressort oder Genre der Veröffentlichung. In Zusammenarbeit mit „Netzwerk Recherche werden darüber hinaus drei Recherche-Stipendien ausgelobt. Dafür sind u. a. ein ausführliches Themen-Exposé und ein genauer Recherche- mit Kosten- und Zeitplan einzureichen. Alles über das Bewerbungsverfahren und die diversen Kategorien findet sich hier. Einsendeschluss ist hier der 15. Juli.
 

So. Das war's schon wieder. Also fast. Denn es trudelte noch ein interessantes Stellenangebot herein: Gesucht wird ein „Alumni-Reporter“. Und zwar für das „Alumniportal Deutschland“ (www.alumniportal-deutschland.org), ein soziales Netzwerk für Menschen, die in Deutschland aus- und fortgebildet wurden, betrieben unter anderem vom DAAD, der Alexander von Humboldt-Stiftung und dem Goethe Institut. Der Job: für einen Aktionstag auf dem „Global Media Forum“ der „Deutschen Welle“ demnächst in Bonn vor Ort Interviews zu führen und zu bloggen. Alumni ist Ehrenamt, Honorar daher: Null. Also: Nix. Tja.
 
In diesem Sinne: Hoffentlich schönen Fußball!
Ihre Freischreiber

 

FREISCHREIBER TERMINE

Hamburg
 
Freischreiber trifft Krautreporter
Am Ende war es ein echter Krimi: Wie es die schon tot gesagten am letzten Tag ihrer Kampagne doch noch schafften, die erforderliche Summe von 900.000 Euro einzusammeln und damit ihr Crowdfunding erfolgreich zu beenden.
Beim nächsten Stammtisch haben die Hamburger Freischreiber daher mit Mathis Vogel einen von ihnen zu Gast. Er wird uns berichten, wie er selbst den Endspurt erlebt hat, welche „Geschichten hinter den Nachrichten“ er nun erzählen möchte, und wie genau die Krautreporter eigentlich den Online-Journalismus reparieren wollen.
Zugleich kommen auch wir um diese WM-Sache nicht umhin. Mit einiger Wahrscheinlichkeit (Gruppensieg) steigt am Abend des Stammtischs ein Achtelfinale mit deutscher Beteiligung. Daher haben wir vor, gegen 21.30 Uhr die Leinwand auszurollen und uns das Spiel gemeinsam im Oberstübchen anzuschauen. Garantiert frei von Fahnenfolklore, dafür mit Bier und Wein und bester Sicht.
Wann: 30.Juni, 19.30 Uhr
Wo: „Oberstübchen“, St. Pauli Fischmarkt 27 (über dem Pudelclub, NICHT am eigentlichen Fischmarkt!!).
Bitte kurze Anmeldung an bjoern.erichsen-at-gmail.com
 
Berlin
 
Freischreiber trifft Krautreporter – reloaded!
Kaum jemand hatte damit gerechnet, dass die Krautreporter an den Start gehen werden. Doch nun haben die Kollegen in wenigen Wochen die erforderliche Startsumme von 900.000 Euro eingesammelt und ihr Crowdfunding erfolgreich abgeschlossen.
Beim nächsten Berliner Regionaltreffen am Dienstag, 22. Juli um 19.30 Uhr kommt der Krautreporter Frederik Fischer an Gemmas Wohnzimmertafel. Er wird uns berichten, wie er selbst den Endspurt erlebt hat, welche „Geschichten hinter den Nachrichten“ nun erzählt werden sollen und wie es weiter geht mit dem Online-Journalismus á la Krautreporter.
Frederik Fischer ist freier Journalist und Gründer von „Tame“, einem Berliner Unternehmen, das versucht, die Informationsflut in den sozialen Medien zu bändigen. Vorstandsmitglied Carola Dorner ist auch da und bringt uns auf den neuesten Stand der Freischreiber-Aktivitäten.
Anmeldungen bitte an: gemma.poerzgen-at-gmx.net