[Der :Freischreiber-Newsletter]

vom 30.03.2016

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
 
zunächst in ganz eigener Sache: Lange gab es keinen ordentlichen Newsletter mehr. Ziemlich lange, zu lange.
Das wird sich jetzt wieder ändern, denn ab sofort wird der Freischreiber-Newsletter wieder von einem Duo verfasst und verantwortet: von Frank Keil und Dirk Liesemer. Abwechselnd geschrieben, aller zwei Wochen – in der gewohnten Qualität.
Versprochen.
 
Und los geht es mit dem passenden Hinweis auf die diesjährige und vor allem öffentliche Verleihung unseres Freischreiber Himmel- und Hölle-Preises!
Das Prinzip: Der Freischreiber-Himmel geht an Redaktionen, Verlage, Unternehmungen oder Einzelpersonen, die mit freien Autoren vorbildlich umgehen. Die Freischreiber-Hölle geht an Redaktionen, Verlage, Unternehmungen oder Einzelpersonen, die den Freien das Leben schwer macht.
 
Datum: Freitag, der 22. April
Preisverleihung: 20 Uhr
Später: eine solide, gut recherchierte und entsprechend ausgelassene Party
 Ort: Beta-Haus im Schanzenviertel, also tiefstes Hamburg
 

Wo wir auch am nächsten Tag anzutreffen sind, denn dann und damit am Samstag, den 23. April, findet dort der Freischreibetag 2016 statt. Ein Mix aus Netzwerktreffen und Workshopangeboten. Motto: „Das war's: Schon wieder nicht!“ Einen ganzen Tag lang!
„Wir wollen von Gründern wie Georg Dahm hören, woher sie ihre Motivation nehmen, mit York Pijahn üben, wie man Honorare clever verhandelt und uns bei Autorencoach und Schauspieler Jens Roth Kreativitätstipps holen. Und schreibende Kaffeetassen wird’s auch geben – dank eines Workshops mit Jakob Vicari und Bertram Weiß“, um mal kurz aus der Programmankündigung zu zitieren.
Das gesamte Programm mit allen Daten und Feinheiten findet sich hier.
 
Kostenpunkt: gerade mal 20 Euro. Also geschenkt.
Anmeldeschluss: 1. April.
Allerdings ist diese wunderbare Tagung nur für Freischreiber-Mitglieder vorgesehen.
Ach, Sie sind noch kein Mitglied?
Schade! Aber das lässt sich noch ändern! Hier zeigen wir den Weg ins Glück!
 
 
Dies und Das
 
„Wir stehen für einen Journalismus, der nicht nur Probleme beschreibt, sondern auch Lösungen diskutiert. Wir stehen für einen Journalismus, der sowohl negative als auch positive Entwicklungen aufzeigt und so ein ausgewogenes und realistisches Weltbild vermittelt. Und wir stehen für einen Journalismus, der Hintergründe und Zusammenhänge vermittelt und seine Leser befähigt, zu verstehen, warum die Dinge so sind, wie sie sind – und wie man sie vielleicht verbessern kann. Darum haben wir Perspective Daily gegründet“, das schreiben oder vielmehr postulieren die Gründer und Gründerinnen von „Perspective Daily“ mit gebotenem Ernst und auch einer soliden Prise Pathos. Denn natürlich stellen sich schnell Fragen, wie die, was „ausgewogen“ und was „realistisch“ eigentlich ist und wohl noch mehr, wer das am Ende definiert. Nun – zumindest das Crowdfunding hat schon mal geklappt: Rechtzeitig fanden sich über 12.000 zahlungsbereite Abonnenten, um dem neuen Portal eine Zukunft zu geben. Glückwunsch!
 
Geklappt hatte einst auch das Crowdfunding für die „Krautreporter“ – dann aber wurde es doch etwas stiller um diese Plattform. Nun hat man einen neuen Anlauf genommen und versucht mit einem Genossenschaftsmodell sich neu zu positionieren. Was natürlich nicht so einfach vom Himmel fällt! Wer den Glauben an die Krautreporter nicht verloren hat, der schaue bitte hier. Man ist dabei nicht alleine! 100.000 Euro an Genossenschaftseinlagen sind schon zusammengekommen.
 
„Wir sind ein digitales Magazin von Frauen über Frauen. Unsere Korrespondentinnen berichten über inspirierende Frauen auf der ganzen Welt, die man sonst wohl kaum kennenlernen würde. Gleichzeitig wollen wir die Sichtbarkeit der Korrespondentinnen erhöhen, die nicht jeden Tag in der Tagesschau zu sehen sind. (…).
Gemeinsam wollen wir andere Geschichten erzählen als etablierte Medienhäuser. Und: Wir wollen Geschichten anders erzählen, das heißt, wir experimentieren verstärkt mit Text, Foto, Audio und Video. „Deine Korrespondentin“ ist ein Experimentierlabor, das nicht nur an einem neuartigen Geschäftsmodell arbeitet sondern auch Impulse für die Branche setzen will. Wir erleben gerade eine Pionierzeit im Journalismus – wir wollen diesen Prozess aktiv mitgestalten“, so beschreibt Pauline Tillmann ihr aktuelles Projekt „Deine Korrespondentin“ im Interview mit „Fem Preneur“. Und hat einen Rat parat: „Kein wirklich erfolgreiches Start-up hat es beim ersten Anlauf geschafft. Du musst Fehler machen, daraus lernen und es beim nächsten Mal besser machen.“
 
Und ein Blick über den Tellerrand: Dass die Situation der Presse und damit der dort arbeitenden Journalisten und Journalistinnen in der Türkei derzeit nicht besonders rosig ist, dürfte sich herum gesprochen haben. Zeitungen werden geschlossen, Redakteure bedroht, eingeschüchtert und vor Gericht gezerrt. Aber auch  Auslandskorrespondenten werden bei ihrer Arbeit massiv behindert. Empfehlen möchten wir daher einen Beitrag des Magazins „Zapp“, denn in ihm kommen mal nicht nur festangestellte Kollegen wie der langjährige „Spiegel“-Korrespondent Hasnain Kazim zur Wort, der das Land verlassen hat, sondern auch die freie und noch mal anders ungeschützte Journalistin Sabine Küper-Büsch erzählt, wie sie derzeit in der Türkei zu arbeiten versucht.
 
 
Kongresse, Tagungen, Seminare
 
Flucht, Asyl, Fachkräfte, Demografie, Bildung, Religion – die letzten Monate haben deutlich gemacht, dass der Themenkomplex Migration/Integration geradezu omnipräsent ist. Tagtäglich und über alle Ressortgrenzen hinweg sind Journalisten mit diesem vielschichtigen Thema befasst. Ob Lokalberichterstattung, Innenpolitik oder Analyse der Weltpolitik: Migrations- und Integrationsaspekte spielen auf allen Ebenen eine zentrale Rolle. Für den Journalismus ist das eine große Herausforderung“, schreibt Dr. Franco Zotta von der „Bertelsmann-Stiftung“. Dieses bietet zusammen mit der „ARD.ZDF medienakademie“, der „Medien-Akademie Ruhr“ und der „RTL Journalistenschule“ ein kostenloses Weiterbildungsseminar für Journalisten und Journalistinnen an.
Termin: 23. bis 25. Mai
Noch bis zum 8. April kann man sich bewerben.
 
Und ganz generell: Zwei interessante Seminare bietet die „Friedrich-Ebert-Stiftung“ im April und im Mai an: „Dokumentarfilme drehen für Einsteiger“ sowie „Innovative Tools und Apps für Journalist_innen“.
 
 
Stipendien und Preise
 
Noch bis zum 7. April kann man sich in allen journalistischen Genres für den Katholischen Medienpreis bewerben. In der Schatulle liegen als Preisgelder insgesamt 10.000 Euro bereit. Und darum geht es: „Ausgezeichnet werden Beiträge, die die Orientierung an christlichen Werten sowie das Verständnis für Menschen und gesellschaftliche Zusammenhänge fördern, das humanitäre und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zum Zusammenleben unterschiedlicher Gemeinschaften, Religionen, Kulturen und Einzelpersonen beitragen.“ Die Spannbreite ist also erst mal sehr groß …
Preisträger waren im vergangenen Jahr übrigens die Freischreiber Nataly Bleuel und Andreas Unger.
 
Nicht ganz so viel Geld hat der Bund lesbischer und schwuler Journalisten, der auch in diesem Jahr den Felix-Rexhausen-Preis ausschreibt. Prämiert werden „ein besonderes publizistisches Engagement bei der Berichterstattung über Lesben, Schwule und Bisexuelle“. Bewerbungsschluss ist der 15.4.
 
Nicht ganz uninteressant dürfte angesichts der aktuellen, medialen Lage in der Türkei dieses Stipendium sein: das „Deutsch-Türkische Programm – Bundespräsident Johannes Rau-Journalistenstipendium. Einmalig 3.800 Euro stehen für je fünf junge Journalisten (angestellt oder frisch und frei) bis zum Alter von 35 Jahren bereit, um „für zwei Monate in einem türkischen Medium als Gastredakteur zu arbeiten. Zeitgleich wird dieses Stipendium für Journalisten aus der Türkei ausgeschrieben, die sich für einen zweimonatigen Arbeitsaufenthalt in Deutschland bewerben können.“
 
Ganz ähnliches gilt für junge JournalistInnen gleicher Altersspanne, die es nach Osteuropa zieht – und die sich beim Marion-Gräfin-Dönhoff-Journalistenstipendium bewerben sollten.
 
So. Das war's schon wieder. Jedenfalls fast. Da die Woche kurz ist und das Wochenende schon bald freudig um die Ecke gewackelt kommt, empfehlen wir mal ein Buch für lange, aber eben nicht müßige Stunden: „Hinter den Zeilen – ein Medienreport“.
Entstanden eher ungeplant im Rahmen eines Lehrforschungsprojektes am Medienwissenschaftlichen Institut der Uni Tübingen 2014/2015. Wo sich am Ende 13 Studentinnen fragten, was dran sei an den allgemeinen Vorwürfen, der Journalismus sei derzeit eine recht geschlossene, also intransparente Gesellschaft, die sich nicht auf die Finger schauen lasse. Und sie zogen los, fragten, recherchierten und schrieben auf, was sie erlebten: Karolina Stecko traf den Troll Uwe Ostertag, der pro Tag 100 Online-Kommentare schreibt (Mindestens! Und das seit fünf Jahren!) ebenso wie Community-Manager David Schmidt bei „Zeit-Online“ und lernte zwei sehr gegensätzliche Welten kennen. Jenny Mercedes Plotka arbeitet die Berichterstattung über den so genannten Amoklauf von Winnenden auf und erzählt auch von den Kollegen, die damals berichteten und heute nicht zitiert werden möchten. Und Constanze Ramsperger diskutiert mit sich selbst sehr fassbar und ehrlich, wie schwierig es ist, aus dem eben nicht stringenten Lebensbericht eines Unfallopfers eine journalistische Geschichte zu gewinnen. Kurzum: ein lesenswerter Sammelband, den wir allen ans Herz legen möchten!
 
In diesem Sinne und bis bald!

Ihre :FREISCHREIBER
 

Himmel- und Höllepreisverleihung am 22.4.2016 um 20 Uhr im Hamburger Betahaus