Der :Freischreiber-Newsletter

vom 02.07.2015

Liebe Kollegen und Kolleginnen,

„Wer wirklich Journalist ist, der ist auch gut: Entweder er recherchiert gut. Oder er schreibt gut. Oder er erzählt gute Geschichten. Egal ob im Print, Radio oder Fernsehen. Und: Wer den Drang hat, der Welt etwas zu sagen, hat heute wieder bessere Möglichkeiten. Alle, die vorher nur mitschwammen und Durchschnittsware produziert haben, spült es jetzt weg.“ Potzblitz – ist das ja eine Ansage! Und zwar von Puntas Bernet, Chefredaktor (wie das in der Schweiz und damit auf schweizerisch heißt) des Magazins „Reportagen“ – immerhin unser letzter Himmelpreisträger.
Im Gespräch mit der Taz plaudert er über die Idee zu seinem Projekt, Engtänzer in Stuttgart und über die erste Leser-Umfrage, die sich sein Team gegönnt hat: „Besonders gefreut hat mich, dass ein Drittel um die 30 und jünger ist. Das ist eine hervorragende Nachricht in Zeiten, wo alle von „kurze Texte lesen“ reden. Was alle gemein haben: Sie sind Leser. Es ist lesen statt blättern. Man kann sich nicht berieseln lassen.“ Ein stimmungsvoller Einstieg in diese Tage!
 
Für die wir auch die Lektüre von „10 Trends für Journalisten von heute“ von Freischreiberin Pauline Tillmann empfehlen.
Tillmann war letztes Jahr im Rahmen eines Stipendiums lange in den USA und hat sich dort mit jeder Menge Medienpioniere und -pionierinnen getroffen. Sehr beschwingt ist sie zurückgekehrt und meint: „Journalist/in ist der beste Beruf der Welt. Das meine ich völlig ironiefrei.“
Und so versammelt sie in ihrem angenehm knapp gehaltenem Reisebericht der anderen Art eben zehn Trends, die in die Zukunft weisen würden – von Mobile & Mobile Reporting über Unternehmerjournalismus bis Native Advertising & Paid Content. Und so lernen wir dazu kurz verschiedenen Medienprojekte kennen – angereichert mit jeweils fünf Tipps zum Schauen auf dem deutschsprachigem Medienmarkt.
Auffällig: Fast alle der am Ende 50 Projekte können ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern im Grunde nichts zahlen. Und deutlich wird so auch, wie lange trotz aller Tillmannscher Euphorie, wie lang der Weg noch ist, bis sich etwa ein Projekt wie die Zeitschrift „Mother Jones“ aus San Francisco etabliert hat: diese kann heute dank einer eine Mischfinanzierung aus Lesereinnahmen, Werbung und Stiftungsgelder auf 40 bezahlte Journalisten zurückgreifen.
 
All das Stoff für viele und vielfältige Diskussionen, vielleicht auch auf der kommenden, weil morgigen und dann zweitägigem Netzwerk-Recherche-Tagung in Hamburg.
Mit welchen Veranstaltungen wir dort im Detail vertreten sind, hier geht es zum Programm, das in verschiedenen Daseinszuständen heruntergeladen werden kann. Unter anderem wird Freischreiber und Filmemacher Michael Schomers einen Workshop zum Thema „Distanz und Nähe – Filmemacher und ihre Protagonisten“ durchführen und Freischreiber-Vorsitzender Benno Stieber sitzt mit auf dem Podium, wenn gefragt wird „Wie frei sind freie Journalisten – Die Zwänge, die Abhängigkeiten und die (miese) Bezahlung“, was wiederum von Freischreiberin Angelika Ohland moderiert wird. 
 

Dies und Das

 
„Heute (aber) haben wir eine andere Nachricht zu verkünden, die auf den ersten Blick nicht ganz so gut ist: Substanz macht ab dem 13. Juli bis auf weiteres Pause. Das Magazin bleibt dann online mit allen Funktionen, wird aber erst mal nicht mehr mit neuen Beiträgen bestückt“, schreibt und postet das nette Team von „Substanz“. Und sagt weiter: „Das ist sehr schade, weil wir wirklich schöne Geschichten in petto haben. Aber wir kommen jetzt allmählich an den Punkt, an dem es für unser Startup finanziell eng wird – jedenfalls wenn wir die Qualität halten wollen, mit der wir angetreten sind. In diese Qualität haben wir viel Arbeit und Geld investiert, und wir sind sehr stolz auf das Ergebnis. Aber leider haben unsere Rest-Kapazitäten nicht ausgereicht, um den nötigen Marketing-Wumms zu entfalten. Sprich: Wir bekommen derzeit nicht die Abo-Wachstumskurve hin, die wir brauchen, um auf Dauer unsere Produktionskosten zu decken.“
So geht man erst mal in Klausur, spricht mit möglichen neuen Partnern, denkt über neue Geschäftskonzepte nach und alternative Finanzierungsmodelle. Aber auch an die Leser und Leserinnen ist gedacht: „In den nächsten zwei Wochen werden wir ein wenig Freistil fahren und uns mit ein paar ungewöhnlichen Beiträgen in die Sommerpause verabschieden. Und dann? Wie gesagt bleibt www.substanzmagazin.de online. Und wir freuen uns über jeden Leser, der jetzt in den Ferien endlich mal die Zeit findet, sich durch unsere Features zu wühlen.“ Und ganz am Ende schließt man nicht ganz unhoffnungsvoll mit: „Wir freuen uns auf die nächste Runde mit euch allen.“
 
Und oh nein – wir haben die Krautreporter nicht vergessen und all die Aufregung und auch Nichtaufregung, die da gerade herrscht, wo etwas mehr als ein Jahr vorbei ist, seit die Krautreporter an den Start gingen. Aber dazu nächstes mal mehr! Ist jetzt ein echter Cliffhanger, sozusagen …
 
 

Freischreiberiges

 
Das Magazin „Reportagen“ haben wir am Anfang schon gewürdigt. Und würdigen nun – um mal zwischendurch den Kreis zu schließeneine Reportagen-Reportage von Freischreiberin Daniela Schroeder: „Der jüngere der beiden Männer wedelt mit einer Damenbinde, rechteckig, zwei Daumen dick. „Warum gibt es keine Maschine für Modelle mit Flügeln?“, fragt er den Chef der Maschinenfirma. „Flügel sind Quatsch“, sagt der Chef, nimmt dem jungen Mann die Binde aus der Hand und zieht langsam den Klebestreifen ab. „Hier, der Klebeteil geht über die ganze Rückseite, nichts kann verrutschen. Flügel sind total überflüssig.“ Die beiden Männer gucken auf die Binde und schweigen. „Hm“, macht der junge Mann. “Flügel brauchen wohl nur die Frauen im Westen. Wegen der Unterwäsche, die sie tragen. Strings und Tangas und so.“
 
Und sehr empfehlenswert ist auch die Reportage „Haiti, Auferstanden als Ruine“ von Freischreiberin Sandra Weiss und Freelenser Florian Kopp – nominiert für den Grimme Online-Award in der Kategorie Bildung und Wissen: „Wo ist das viele Geld geblieben? Warum kommen die Ausländer immer nur kurz vorbei, und dann passiert doch nichts? Und die Regierung, warum kümmert die sich nicht um ihr Volk?“ Manchmal kocht die Wut in Samantha Jean-Pierre für einen kurzen Augenblick hoch. Doch meistens braucht die 39-jährige ihre Kraft für andere Dinge. Alltägliche Dinge wie Wasser holen, Wäsche waschen, Essen kochen. Dinge, die bei uns selbstverständlich sind, die aber eine immense Kraft und Organisationstalent verlangen, wenn man in einem Zeltlager lebt so wie Samantha mit ihrem Mann und den vier kleinen Kindern. Zwei kamen auf der durchgelegenen Matratze unter der löchrigen Zeltplane zur Welt.“ Weiss/ Kopp schreiben dazu sehr zu recht: „Wir sind sehr stolz, dass wir mit einem etwas „exotischeren Thema“ und mit einer freien, crowd- und stipendienfinanzierten Produktion mit so renommierten Häusern wie dem Spiegel, der SZ und Arte mithalten können.“
 

Umfrage

 
„Wie stark haben Sie in Ihrer Arbeit mit berufsethischen Fragestellungen zu tun? Waren Sie schon mal mit einem ethischen Dilemma konfrontiert? Diskutieren Sie journalistisch-ethische Aspekte mit Kolleginnen und Kollegen?“ Fragt Freischreiber Armin Himmelrath und bittet um Beteiligung an seiner Umfrage im Rahmen eines Forschungsprojektes zum Thema „Normative Professionalisierung“ an der Universität in Utrecht. Die Beanwortung dauere nur wenige Minuten. Und hier geht es los.
 
 

Seminare – mit besonderen Vergünstigungen für Freischreiber und Freischreiberinnen

 
13. bis 17.7.- Multimedia Summer School Storytelling
Die Dozenten Michael Hauri, Bernhard Lill und Erik Tuckow vermitteln sämtliche Arbeitsschritte zur Erstellung multimedialer Reportagen: Vom Konzept über Storyboard, Interviewskript, Drehen, Fotografieren bis hin zur Montage und Tonbearbeitung. Außerdem lernen die Teilnehmer nützliche Tools und Online-Dienste kennen, um die Ergebnisse selbst im Netz zu publizieren. Statt des regulären Preise (970 Euro) zahlen Freischreiber-Mitglieder nur 720 Euro. Kollegen mit Wohnsitz in Hamburg zahlen mit der “Halben Miete” der Akademie sogar nur 470 Euro.
 
Und hier der Link für weitere Infos und Buchung.
 
„Recherche – aber richtig“ ist der Titel eines Seminars des Netzwerkes für Lokaljournalismus „Istlokal.de“ in Kooperation mit Freischreiber. Nach einer Einführung wird es praktische Rechercheübungen geben, um die vermittelten Informationen auch umsetzen zu können. Die Teilnehmerzahl ist auf 14 begrenzt.
Datum: 07.- 08. Juli 2015, jeweils 9-18 Uhr
Ort: Weinheim
Kosten: 279 Euro. Für Freischreiber: 199 Euro. Plus jeweils Mehrwertsteuer.
Seminarleiter ist der Rechercheur, Dozent und Journalist Marcus Lindemann – unter anderem Produzent der  non-fiktive Detektivreihe „WISO ermittelt“ für das ZDF. Außerdem betreibt er den Blog „recherche-info.de“.
 
 

Ausschreibungen und Preise

 
Langsam Zeit für den Endspurt wird es für alle, die sich für einen der Preise der Otto Brenner Stiftung bewerben wollen. Das Motto diesmal: „Kritischer Journalismus satt bestellter Wahrheiten!“
Bewerbungen nimmt die OBS bis einschließlich des 15. Juli entgegen. Und vergeben werden insgesamt 47.000 Euro. Dazu gesellen sich drei Recherche-Stipendien mit je noch einmal 5.000 Euro.
 
Nicht bewerben, aber dafür nominiert werden kann man dagegen für den Hans-Matthöfer-Preis für Wirtschaftspublizistik. Das Preisgeld beträgt 10.000,- Euro und sein Anliegen beschreiben die Preisgeber so: „Spätestens seit Ausbruch der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise ist es offensichtlich, dass die bisherigen wirtschaftspolitischen Modelle und viele gängige Rezepte an ihre Grenzen stoßen. Nur durch eine größere Theorienvielfalt, durch Methodenpluralismus und durch Interdisziplinarität kann der wissenschaftliche Wettstreit um die besten und richtigen ökonomischen Ideen, Modelle und Politikempfehlungen gelingen. Mit dem Preis wollen die Initiator_innen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler_innen ehren, die jenseits der volkswirtschaftlichen Standardtheorie oder des makroökonomischen Mainstreams neue Antworten auf die großen wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Herausforderungen suchen.“
Und so können bis zum 30. September Bücher, Beiträge aus Zeitungen, Zeitschriften, Sammelbänden und Blogs nominiert werden, die nicht mehr als 12 Monate vor dem 30. September 2015 erschienen sind.
Genauere Informationen über das Verfahren, die Jury sowie alles Formularhafte findet sich hier.
 
So. Das war's schon wieder. Jedenfalls fast. Uns jedenfalls hat neulich das fast einstündige Gespräch mit der freien Journalistin Charlotte Wiedemann auf Deutschlandradio Kultur ausnehmend gut gefallen. Darin erzählt sie frisch unaufgeregt unter anderem von „weißem Schreiben“ und ihren Erfahrungen als Reporterin in der islamischen Welt. Und so empfehlen wir es weiter, vielleicht an einem schattigen Plätzchen liegend, die Füße trotzdem im Wasser, ein kühles Getränk ganz in der Nähe …
 
In diesem Sinne und genießen Sie das warme, ja das heiße Wetter!
Ihre
Freischreiber

 

München

 
 
Angesichts der stabilen Hochwetterlage schlage ich für unseren Stammtisch nächsten Montag, 5. Juli um 19.30 Uhr den Biergarten auf der Theresienhöhe vor – bei schlechtem Wetter dann halt im Wirtshaus am Bavariapark, Theresienhöhe 15. Ich stelle das grüne Freischreiber-Tisch-Schild auf, damit wir uns finden. Wie immer bitte eine kurze Rückmeldung an mich.“, schreibt Regionalleiterin Gabriele Beck. Und hier die Adresse: gabi_beck-at-gmx.de
 
 

Berlin

 
Die Berliner Freischreiber treffen sich zum nächsten Regionaltreffen am Mittwoch, 8. Juli um 19.30 Uhr an Gemmas Wohnzimmertafel in Charlottenburg. Zu Gast ist diesmal die Wirtschaftsjournalistin Susanne Bergius, die auch als Moderatorin für Nachhaltiges Wirtschaften und Investieren tätig ist. Sie hat im März das „Netzwerk Weitblick“ mitgründet, ein Service- und Vernetzungsangebot von Journalisten für Journalisten.
Anmeldungen an: gemma.poerzgen-at-gmx.net
 
 

Hamburg

 
Seid ihr auch schon reif für die Insel? Zum „Sommerfest der Hamburger Freischreiber“ schicken wir euch auf einen Ausflug ins Grüne: nach Wilhelmsburg.
Im Biergarten "Zum Anleger" treffen wir uns bei Gezapftem und Gegrilltem zum gemütlichen Klönschnack mit Blick aufs Wasser. Und wem die Reise in den Hamburger Süden nicht abenteuerlich genug ist, der kann den Kanal im Kanu erkunden.
Alle Mitglieder und Interessierte sind herzlich willkommen. Bringt also gern auch neugierige Kollegen mit – egal ob fest oder frei.

Wann?
Donnerstag, den 9. Juli, ab 19 Uhr
Wo?
Biergarten "Zum Anleger"
Vogelhüttendeich 123
21107 Hamburg

Wie komme ich da hin? Bus + Bahn: Mit der S3 oder S31 bis Veddel, dort Ausgang in Fahrtrichtung nehmen, mit dem Metrobus 13 Richtung Kirchdorf (Süd) bis zur Haltestelle „Vogelhüttendeich“. Karte hier.

Bitte gebt uns Bescheid, ob wir mit euch rechnen können, damit wir genügend Plätze reservieren können!
Mail: hamburg-orga (at) freischreiber.de
 
 

Und weltweit im Netz

Denn unser nächstes Webinar dann vor der Sommerpause findet am 29.7., wie gewohnt um 16 Uhr statt. Thema „Crypto-Webinar I.: Mails verschlüsseln“ mit Tobias Gillen. Mehr und die Details folgen im nächsten Newsletter.
 
Die Webinare finden in Kooperation mit dem „Forum Journalismus und Medien (fjum)“ statt. Wir nutzen für das Webinar Adobe Connect. Zum Webinarraum kommt ihr über diese Verbindung.
 
Mehr Infos zur Reihe „Webinare“ allgemein gibt es hier.

 


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