Dies und Das
Zunächst ein Nachklapp zur re:publica (wo wir Freischreiber natürlich auch vertreten waren): Felix Schwenzel bietet diverse Vortragskonserven von eben Vorträgen, die ihm nicht nur persönlich gefallen haben, sondern in denen auch substanzielles vermittelt wurde.
Wieder neu am Start ist auch das Projekt „Follow the Money“. Diesmal begibt man sich mit „Kunstjagd“ auf die Suche nach Kunstschätzen: „Kunst kann Leben retten. Nicht im poetischen Sinne, sondern ganz konkret. Das Portrait einer Frau, die ein Buch hält, rettete mehr als 30 Leben. Das war im Jahr 1938. Paula Engelberg nimmt in ihrer Münchner Wohnung das Bild von der Wand und verlässt das Haus. Stunden später kommt sie ohne Bild, aber mit einem Visum für die Schweiz zurück. Die Engelbergs sind Juden. Zwei Wochen zuvor, am Morgen nach der Reichspogromnacht, ist Paula Engelbergs Mann von der Gestapo festgenommen worden. Sie verschleppte ihn ins Konzentrationslager Dachau. Mit dem Visum für die Schweiz geht Paula Engelberg zur Gestapo. Sie bekommt ihren Mann frei, mit ihren Kindern fliehen die Engelbergs in die Schweiz und von dort aus weiter in die USA.
Edward Engelberg war damals neun Jahre alt. Er kann sich gut an den Tag erinnern, als das Kunstwerk verschwand. Heute lebt er in Portland, im Bundesstaat Oregon, und fragt sich, was in den Stunden passierte, in denen Paula Engelberg mit dem Kunstwerk unterwegs war. Wo steckt das Bild und was ist seine Geschichte?“, beleuchtet Viktoria Morasch in der Taz die Ausgangssituation, die zu dem Projekt geführt hat.
Die Follower selbst laden ein sich ihren dazu passenden Trailer anzuschauen und erklären voller Elan und Vorfreude auf kommende Recherchen: „Wir wissen nicht, was passieren wird. Wir haben lediglich ein paar Spuren. Und eine große Hoffnung: Dass viele von Euch uns bei dieser Suche helfen.“
Wer mag, der kann zusätzlich seine Ohren aktivieren und den Moneyfollowern auch auf „Deutschlandradio-Kultur“ folgen, wo sie ebenfalls über ihr neues Projekt Auskunft geben.
Und auch das soll nicht fehlen: Jessica Schober, die im vergangenen Jahr als Wortwalzerin mehr als aufgefallen ist, hat just ihren Dienst als Burgbloggerin auf Burg Sooneck angetreten: „Was will dieses Blog? Es will sagen: “Schau mal einer an! So ist das hier also!” Von hier will ich Geschichten erzählen. Denn eines ist klar: Wenn ich nur darüber blogge, wie ich mir auf einer Burg die Zähne putze und die Haare bürste, dann wird’s schnell fad.“
Freischreiberiges
Freischreiberin Isabelle Buckow hat zusammen mit dem freien Fotografen Christian Werner den diesjährigen Axel-Springer-Preis in der Kategorie „Internet“ für die Multimedia-Reportage: „Schwarzer Tod“ erzählt von der Krankheit Pest auf der Insel Madagaskar, die hier 2009 wieder ausbrach. Hier kann man sich die Reportage anschauen – was wir sehr empfehlen.
Freischreiberin Katharina Jakob (hat sie nicht neulich erst mit einem Ostfrieslandbuch auf sich aufmerksam gemacht?) präsentiert zusammen mit dem Filmer Oliver Eberhardt im Wissenschaftsmagazin „Substanz“ eine Multimedia-Reportage, die sich mit Spielzeug für Mastschweine beschäftigt: „Der Weg zu den Schweinen führt durch fensterlose Gänge aus Beton, ausgeleuchtet von Neonröhren. Es riecht nach Ammoniak und Fäkalien, noch tagelang wird der Geruch in unserer Ausrüstung hängen. Wir sind im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp, kurz LVZ. Die Einrichtung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein versteht sich als Schnittstelle zwischen Forschung und Bauernalltag. Hier wird die Nutztierhaltung von morgen erprobt. Hier leben mehr als 4000 Schweine, und wer sie sehen will, muss sauber sein. Wir haben vor Ort geduscht und sind in Schutzanzüge gestiegen, als ginge es zu einem Tatort. Dabei wollen wir uns nur zeigen lassen, was sich die Wissenschaft ausgedacht hat, um das kurze Leben der Masttiere ein bisschen vergnüglicher zu gestalten: Spielzeug für Schweine.“
Seminare – mit besonderen Vergünstigungen für Freischreiber und Freischreiberinnen
Storytelling – also Geschichten erzählen – ist der originäre Job eines Freischreibers. Und diese Inhalte mit multimedialen Mitteln aufzubereiten, mit Text, Bild, Ton und Film wird für unsere Arbeit immer wichtiger. Ein Ort, an dem diese modernen Formen der Erzählkunst vermittelt werden, ist die Akademie für Publizistik in Hamburg. Unser Verband pflegt ein enges Verhältnis zu der Journalistenschule direkt an der Alster, die unseren Mitgliedern immer mal wieder Rabatte bei ihren Kursen gewährt. Momentan gilt das Angebot für zwei Workshops aus dem aktuellen Programm:
29.6. bis 4.7. – Freelens Multimedia Workshop
Die Dozenten Uwe Martin und Oliver Eberhardt dürften vielen im Verband bekannt sein: Uwe ist selbst Freischreiber und Oliver ist es gewesen, der die Filme unserer Kampagne “Freischreiber für die Zeit” umgesetzt hat. Im Workshop vermittelten die beiden grundlegende Kenntnisse des multimedialen Storytellings inklusive des gezielten Einsatzes von Fotos, Bewegtbild, Ton und Schnitt. Am Ende erstellen die Teilnehmer eigene Projektfilme. Mitglieder von Freischreiber können den sechstägigen Kurs statt des regulären Preises (1380 Euro) für 980 Euro belegen. Mit der “Halben Miete” der Akademie lässt sich die Teilnahmegebühr für Hamburger Kollegen nochmals um 250 Euro reduzieren, ebenso werden Bildungsgutscheine akzeptiert.
Weitere Infos und Buchung hier.
13. bis 17.7.- Multimedia Summer School Storytelling
Die Dozenten Michael Hauri, Bernhad Lill und Erik Tuckow vermitteln sämtliche Arbeitschritte zur Erstellung multimedialer Reportagen: Vom Konzept über Storyboard, Interviewskript, Drehen, Fotografieren bis hin zur Montage und Tonbearbeitung. Außerdem lernen die Teilnehmer nützliche Tools und Online-Dienste kennen, um die Ergebnisse selbst im Netz zu publizieren. Statt des regulären Preises (970 Euro) zahlen Freischreiber-Mitglieder nur 720 Euro. Kollegen mit Wohnsitz in Hamburg zahlen mit der “Halben Miete” der Akademie sogar nur 470 Euro.
Und auch hier der Link für weitere Infos und Buchung.
„Recherche – aber richtig“ ist der Titel eines Seminars des Netzwerkes für Lokaljournalismus „Istlokal.de“ in Kooperation mit Freischreiber. Nach einer Einführung wird es praktische Rechercheübungen geben, um die vermittelten Informationen auch umsetzen zu können. Die Teilnehmerzahl ist auf 14 begrenzt.
Datum: 07.- 08. Juli 2015, jeweils 9-18 Uhr
Ort: Weinheim
Kosten: 279 Euro. Für Freischreiber: 199 Euro. Plus jeweils Mehrwertsteuer.
Seminarleiter ist der Rechercheur, Dozent und Journalist Marcus Lindemann – unter anderem Produzent der non-fiktive Detektivreihe „WISO ermittelt“ für das ZDF. Außerdem betreibt er den Blog „recherche-info.de“.
Seminare sonst
Die Bundeszentrale für Politische Bildung schickt folgendes Seminar ins Rennen: „# 21: bpb Seminar Zukunftsstrategien fuer hyperlokale Onlinemedien“.
Und das vom 11. bis 13. Juni in Berlin. Bei einer Seminargebühr von 40 Euro.
„Das Seminar richtet sich vor allem an Lokaljournalisten, die ein eigenes (hyper)lokales Onlinemedium/Blog fuehren oder die als Journalisten fuer eines arbeiten. Bei diesem dreitaegigen Seminar der Bundeszentrale fuer politische Bildung handelt es sich um eine Redaktionskonferenz mit Gaesten. Es bietet einen Erfahrungsaustausch mit Kollegen aus der Branche; in Arbeitsgruppen erarbeiten die Teilnehmenden praxisnahe Konzepte zu den Themenschwerpunkten.“
Folgende Referenten treten an: Hubert Denk, Gründer Buergerblick Passau; Isabella David, Mitgründerin Hamburg mittendrin; Christina Elmer, Spiegel Online und Prof. Dr. Volker Lilienthal, Augstein-Stiftungsprofessur für die Praxis des Qualitätsjournalismus der Universität Hamburg.
Ausschreibungen und Preise
Zwei Recherchestipendien in Höhe von bis zu 5.500 Euro schreibt „WISSENSWERTE“ für Medizinjournalisten aus. Das Thema: „Profitdruck im Gesundheitswesen – wo Patienten auf der Strecke bleiben“. Gesucht werden Recherche-Ideen, die die Auswirkungen der zunehmenden Ökonomisierung im Gesundheitswesen auf den Patienten aufzeigen. Mit den Stipendien wollen wir Recherchen zum Thema „Profit vor Patient“ anstoßen, die Fehlentwicklungen und Reformbedarfe für die Öffentlichkeit transparent machen.
Bewerbungsschluss ist der 15. Juni.
Dazu heißt es: „Die Ausschreibung richtet sich an jüngere Freie Journalisten in Deutschland aus allen Mediengattungen, die ein entsprechendes medizinjournalistisches Thema bearbeiten wollen. Besonders freuen wir uns über Bewerbungen von Freien Journalisten, die eher noch am Anfang ihrer journalistischen Laufbahn stehen. Auch Teams aus Freien Journalisten können gemeinsam einen Antrag für ein entsprechendes Projekt stellen – ebenso Teams aus Freien und Redakteuren.“
Zum elften Mal schreibt die Otto Brenner Stiftung ihren Journalisten-Preis aus. Das Motto diesmal: „Kritischer Journalismus satt bestellter Wahrheiten!“
Bewerbungen nimmt die OBS bis einschließlich des 15. Juli entgegen. Und vergeben werden insgesamt 47.000 Euro. Dazu gesellen sich drei Recherche-Stipendien mit je noch einmal 5.000 Euro.
„Hostwriter“ wiederum schreibt drei Preise aus: „You are eligible for the #hostwriterPrize if your piece was (1) published by July 31st 2015, (2) more than one journalist has contributed to the story and if you have (3) used hostwriter during the research.“ Im Topf liegen dafür einmal 2.000 und einmal 3.000 Euro.
Und dann gibt es noch einen weiteren, recht ungewöhnlichen Preis, für den 1.000 Euro bereitstehen: „The #hostwriterPitchPrize aims at journalists, who either don’t have the funds to finance the costs for their story, yet, or journalism students and recent graduates, who have excellent ideas, but are inexperienced in getting a story commissioned by a publication!“
Alle Feinheiten werden einem hier vermittelt.
Übrigens: Freischreiber ist Kooperationspartner von Hostwriter.
So. Das war's schon wieder. Bleibt nur auf den jüngsten Rundbrief von Martin Gießler hinzuweisen, der sich etwas recht außergewöhnliches gegönnt hat: „30 Tage Pause. Und damit meine ich keinen Urlaub, sondern den erklärten Verzicht auf News aus meiner Twitter-Timeline. Reguläre Nachrichten habe ich konsumiert – ganz klassisch direkt die Homepages vom NiemanLab, SZ und Spiegel angesteuert, ja sogar einige Male das heute journal im Fernsehen geschaut und mir die taz gekauft. Aber Twitters Verlockungen in Form von Links und Diskussionen blieben 30 Tage unbeachtet.“ Dabei ist ihm wichtig: „Der Verzicht hatte nichts mit Social-Media-Skepsis zu tun. Überhaupt nicht. Es war auch kein erzwungener Selbstversuch. Es war einfach der Wunsch, einmal von den ganzen ständigen Hypes etwas Medienmacher-Abstand zu gewinnen.“
In diesem Sinne: Angenehme Pfingsten!
wünschen Ihre
Freischreiber