Dies und Das
Und da geht es erst mal auf die Dauerbaustelle „VG Wort“. Noch hat der Bundesgerichtshof nicht entschieden, ob es zulässig ist, dass ein Teil der Ausschüttungen von Vergütungen pauschal an die Verlage geht, was das Landgericht und dann das Oberlandesgericht in München bereits jeweils negativ entschieden hatte. Die VG Wort jedenfalls hat erst einmal ihre bisherigen Auszahlungen an die Verleger gestoppt und ruft nun pauschal die „politischen Entscheidungsträger“ auf, die „unsichere Rechtslage“ möglichst bald in ihrem Sinne zu klären.
Einen umfangreichen, offenen Brief dazu von Urheberrechtler Martin Vogel, der das Verfahren ins Rollen gebracht hat, hat nun Stefan Niggemeier auf seinem Blog veröffentlicht, auf den wir gerne verweisen: „Die VG Wort ist Treuhänderin von über 570.000 Urhebern. Sie sieht die Gefahr, dass ihr weiterhin höchste Gerichte bescheinigen, dass sie Wahrnehmungserlöse, die den Urhebern zustehen, bis zur Hälfte zu Unrecht für Verleger abgezweigt hat. In dieser Notsituation hat diese Verwertungsgesellschaft nur einen Wunsch: Alle irgendwie zuständigen Gesetzgeber sollen eingreifen, damit sie, die Treuhänderin der Urheber, die Urheber auch weiterhin um wesentliche Teile der Erträge aus ihren Werken bringen kann. Woher wissen Vorstand und Verwaltungsrat der VG Wort, dass ein solcher Erhalt des bisherigen Systems dem „gemeinsamen Willen der Beteiligten“, also auch der Autoren, entsprechen würde?“
Und weiter: „Richtig ist, dass ohne Verleger viele Werke nicht gedruckt würden. Verleger sind aber keine Wohltäter der Autoren. Für ihre Leistungen werden sie auf dem Buchmarkt bezahlt. Verleger sind auch nicht die einzigen, ohne deren Leistungen die Werke der Urheber nicht entstehen oder vertrieben werden könnten. Buchhändler und Bibliotheken können für Autoren ebenso unentbehrlich sein. Niemand ist aber bisher auf den Gedanken gekommen, dass Buchhändler und Bibliotheken deshalb an den Wahrnehmungserlösen der VG Wort zu beteiligen wären.“
Und schließlich: „Aus der Sicht der Verleger hat die systematische Enteignung der Autoren über viele Jahre hinweg erfolgreich funktioniert. Wie sieht dies aber aus der Sicht der Autoren aus? Vorstand und Verwaltungsrat der VG Wort meinen, es würde „für Autoren und Verlage unabsehbare, teilweise existentielle Nachteile zur Folge“ haben, wenn die Autoren von der VG Wort die Ausschüttungen voll erhalten, die ihnen zustehen. Auf rechtswidrige Zuwendungen hat niemand Anspruch, auch ein Verlag nicht. Sicher ist jedenfalls, dass viele Autoren trotz des von der VG Wort beschworenen „Solidargedankens zwischen Autoren und Verlagen“ in kümmerlichsten Verhältnissen leben und die Beträge, die ihre Treuhänderin ihnen systematisch vorenthalten hat, dringend benötigt hätten.“
Bleiben wir beim Geld. Und bei der Gretchenfrage, wie freiberufliche Journalisten und Journalistinnen ihren Stundensatz kalkulieren sollten. Also hat sich Lambert Schuster einmal mit Papier und Taschenrechner hingesetzt – und gerechnet und stellt dazu nun sieben Regel auf, die zunächst von einer nicht gerader ermunternden Erkenntnis getragen werden: „Viele Freiberufler und Selbständige verkaufen sich weit unter Wert. Viel schlimmer: Ihr Stundensatz liegt so niedrig, dass sie bei realistischer Betrachtung damit nicht einmal die laufenden Kosten decken, geschweige denn Rücklagen für auftragsarme Zeiten, Krankheit, Urlaub oder die Altersvorsorge bilden können.“
Regel Nummer eins: „Ihre Einnahmen müssen höher sein als Ihre Ausgaben!“ Regel Nummer zwei: „Ihr Gehalt darf nicht unter dem Durchschnittsgehalt eines Angestellten liegen!“ … Regel Nummer vier: „Sie können nicht 365 Tage im Jahr arbeiten!“ … Regel Nummer sieben: „Jeder Unternehmer, auch der Selbständige oder Freiberufler, braucht einen Gewinn!“
Klingt jeweils banal? Mag sein. Aber schauen Sie ruhig mal, mit welchen Zahlen und Prozentzahlen Schuster im Detail arbeitet … und wie man am Ende auf einen Stundensatz von 76,34 Euro und einen Tagessatz von 610,69 Euro kommt … mindestens … zuzüglich 19 Prozent Mehrwertsteuer …
„Ich halte generell nichts davon, Artikel zwanghaft zu illustrieren oder zu so genannten Multimedia-Reportagen aufzubauschen. Da geht es dann oftmals mehr um den Effekt als um den Inhalt – zu Lasten des Inhalts“, schreibt Jan Tißler in einem Beitrag, was gute Online-Texte ausmacht. Und versammelt dabei eine Fülle an lesenswerten Tipps und Hinweisen – und plädiert für einen soften Umgang mit eingestreuten Bildchen und Filmchen: „Dabei lesen Menschen noch immer Bücher mit tausend Seiten, die ganz ohne interaktive Infografiken und Videos auskommen. Ich behaupte sogar: Sie lesen sie, gerade weil sie ganz ohne interaktive Infografiken und Videos auskommen. Es gab ja genug Versuche, Bücher zu „modernisieren“. Manchmal aber möchte man eben einfach nur einen sehr guten Text lesen – ohne Multimediagedöns und Designfirlefanz.“
Freischreiberiges
Freischreiberin Katharina Jakob (neu im Vorstand, Tata!) legt ein neues Ostfriesland-Buch vor, dass sie zusammen mit ihrer Kollegin Insa Lienemann geschrieben hat und das im Fischer Verlag erscheint: „Es ist ein Reiseführer der etwas anderen Art, 300 Hosentaschenbuchseiten dick, und widmet sich vor allem den weniger bekannten Seiten dieses kleinen, renitenten Küstenstreifens.“ Es beantwortet unter anderem folgende Fragen: Was macht ein Ostfriese, wenn der Strom ausfällt? Sind Ostfriesenwitze lustiger, wenn man Bohntjesopp intus hat? Und sind Börjes, Feuke und Wobke Frauen- oder Männernamen?“
Wer die beiden dazu im Interview erleben möchte, klicke bitte hier.
Umfrage
„Luxusreisen auf Unternehmenskosten, Geschenke für die Redaktion, klebrige Nähe zur Politik und Politikern, Kopplungsgeschäfte mit Werbekunden: bedauerliche Einzelfälle oder gängige Praxis? Erstmals geht eine bundesweite Journalistenbefragung dieser Frage nach“, schreibt uns Dennis Deuermeier, der im Rahmen einer Masterarbeit am Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Hamburg (Prof. Lilienthal) in Kooperation mit Transparency International Deutschland zum Thema „Korruption und Journalismus“ forschen wird. Sie möchten an einer dazupassenden Umfrage teilnehmen? Hier findet sich der passende Link.
Veranstaltung
„Lernt schreiben – was moderne Journalisten wirklich brauchen“ – so lautet der vielversprechende Titel eines neuen Buches von Markus Franz, der dieses auf Einladung der CORRECT!V-Redaktion im Gespräch mit dem Leiter der Henri Nannen Schule Andreas Wolfers vorstellt.
Und zwar am 21. April ab 19 Uhr, Singerstraße 109, 10179 Berlin. Um Anmeldung wird gebeten: events-at-correctiv.org
Der Gastgeber schreibt uns noch folgendes: „Wir meinen: Jeder kann Journalist werden – wenn er nur lernt, wie es geht. Und die Grundlage aller Bemühungen ist: Langweilt nicht. Und das tut Markus Lehrbuch garantiert nicht. Es ist verdammt unterhaltsam und garantiert nicht das, was Sie erwarten. Im Anschluss trinken wir zusammen ein Bier.“ Prost!
So. Das war's schon wieder. Wir sind noch satt von all den Eierlikörostereiern der letzten Tage und belassen es diesmal dabei, Ihnen schlicht eine schöne, hoffentlich stressfreie und finanziell ergiebige Arbeitswoche zu wünschen.
In diesem Sinne
Ihre
Freischreiber