Dies und das
„Haben Sie schon einmal etwas von Storify gehört? Oder von Datawrapper, ThingLink, Canva oder Exposure? Falls nein, wird es höchste Zeit!“ So fragt und behauptet Sonja Kaute in der neuen Ausgabe des „Fachjournalist“. Und sie stellt die verschiedenen Tools meist sehr lobend vor. Ihr Fazit: „Mal etwas anderes wagen, Geschichten neu erzählen: Im Internet sind unzählige Werkzeuge und Plattformen verfügbar, die (Fach-) Journalisten dabei helfen können. Dabei gibt es drei wichtige Voraussetzungen: Erstens die Neugierde, solche Tools zu entdecken, zweitens Freiräume, diese zu testen und drittens die Kreativität, Geschichten einmal anders zu denken und erzählen zu wollen. Die meisten dieser Tools können, wenn man sie geschickt nutzt, echten Mehrwert bieten – ein nicht zu unterschätzender Faktor in einer Zeit, in der sich alle fragen, wie man Onlinejournalismus finanzieren kann. Es lohnt sich, die Entwicklungen auf dem Markt der Tools und Plattformen aufmerksam zu verfolgen.“ Vielleicht eine Aufgabe für die Feiertage, wenn man diesen Baum nicht mehr sehen kann?
Correctiv.org hat derweilen eine neue Crowdfunding-Plattform eröffnet, um ganz gezielt journalistische Projekt zu fördern: „Unsere Plattform hat einige Besonderheiten, die sie von anderen Crowdfunding-Plattformen für Journalismus unterscheidet. Wir versprechen, dass jedes erfolgreich finanzierte Projekt auf unserer Plattform zu Ende geführt wird. Wir prüfen jedes eingereichte Projekt, ob man es durchführen kann und ob es einen realistischen Kostenrahmen hat. Erst dann lassen wir es online gehen. Das gibt den Geldgebern Sicherheit, dass sie keinen Unfug unterstützen.“
Damit nicht genug: „Wer Geld gibt,erhält bei allen Projekten eine offizielle Spendenbescheinigung, die beim Finanzamt eingereicht werden kann. Jeder Spender spart damit Steuern. Egal, ob Ihr fünf Euro oder fünfhundert gebt. Das funktioniert, weil CORRECT!V gemeinnützig ist.“
Was uns nebenbei auch daran erinnert, diesmal die kommende Steuererklärung gleich in Angriff zu nehmen …
Und Shila Meyer-Behjat vom Magazin „Enorm“ widmet sich dem Projekt „Tandemploy“ (https://www.tandemploy.com/#/de/home), das antritt Jobsharing auch und besonders für junge Kreative (und dazu gehört unsereins nun mal auch) sinnvoll zu ermöglichen, nach dem Motto 'Wer teilt, hat mehr vom Leben', denn: „Es gehört zum Mythos der Generation Y, dass diese so besondere Gruppe der nach 1980 Geborenen nicht bereit sei, sich durch ihre bezahlte Arbeit an Selbstverwirklichung abseits des Jobs abhalten zu lassen. Hobbys, gar freiberufliche Tätigkeiten in einem völlig anderen Fachbereich – die IT-Beraterin, die auch Heilpraktikerin ist –, Zeit für sich selbst und die eigenen Ideen und Gedanken müssen Platz im Arbeitsleben haben.“
Okay, der ganz normale Alltag ist die eine Hürde. Eine andere, vielleicht höhere das manchmal schwer niederzukämpfende Gefühl, das einem als Journalisten vielleicht nicht unbedingt die Zukunft gehört. Der Medienprofessor Jeffrey Alexander hat dazu im Interview mit der Berliner Zeitung gar tröstliches zu verkünden: „Der Journalismus als solches genießt in unseren modernen Gesellschaften quasi-sakralen Status, weil er durch Information und Meinungsbildung als Wesensbestandteil unserer Vernunft-Autonomie gesehen wird. Journalisten sind die Priester und Schamanen des Informationszeitalters.“
Rückblick
Es gibt es klassisch auf Papier und modern als E-Book: das iRights.media-Jahrbuch „Das Netz 2014/15“, das wir empfehlen möchten: „'Das Netz 2014/2015' ist ein Rückblick auf ein turbulentes Jahr der Netzpolitik und wagt gleichzeitig Ausblicke in unsere digitale Zukunft. Im dritten Jahr nacheinander informieren wir auf über 270 Seiten über die wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen rund um Datenschutz, die Digitale Agenda der Bundesregierung, Mobilität, Roboter, den gesellschaftlichen Umgang mit unseren Daten, die Manipulation unserer Gesellschaft durch Überwachung, wie das Internet regiert werden soll, wie das Internet in Zukunft unsere Bildung beeinflussen wird, welche Kapriolen das Urheberrecht schlägt, Open Source und digitale Strategien in der Wirtschaft, Kultur im Netz – nicht nur mit Blick auf Deutschland, sondern auch international. In über 70 Beiträgen, Interviews und Kommentaren von Wissenschaftlern, Journalisten, Politikern, Aktivisten und Nutzern zeigen wir auf, wohin der Weg geht, was die Protagonisten denken und wie eine aktive Gestaltung der Digitalisierung gelingen kann.“
Vorwärtsblick
„Wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt, hagelt es wieder Vorsätze: Weniger Speck auf den Hüften, mehr Bewegung, keine Zigaretten mehr und einmal Work-Life-Balance, bitte. Alle Jahre wieder… Wenn wir mal ehrlich sind, dann finden wir das zwar blöd und nervig, aber irgendwie denken wir doch alle über das kommende Jahr nach und überlegen, ob wir an der einen oder anderen Stelle etwas in unserem Leben nachjustieren können“, schreibt Freischreiber Julian Heck und will es damit natürlich nicht bewenden lassen und er empfiehlt zehn Tipps für ein klasse Jahr 2015. Etwa: „Das Geld im Blick haben: Ehm, ja, schwieriges Thema. Zumindest für uns Journalisten. Irgendwie sprechen wir nicht gerne über das Geld. Wir lieben unseren Job, das Geld ist ja zweitrangig. Klar. Weil wir aber auch davon leben möchten, müssen wir selbstbewusster sein und den unternehmerischen Anteil an (freier) Journalist dramatisch erhöhen. Tja, da müssen wir wohl durch.“ Oder „Schnelligkeit ist nicht alles: Im Grunde genommen scheint es so, als ob Schnelligkeit sogar immer weniger wichtig wird oder schon ist – auch und gerade im Netz. Das gilt übrigens nicht nur für die Aktualität von Beiträgen, sondern auch für das Umsetzen von Projekten. Was lange währt…“
Freischreiberiges
Freischreiber stellt seinen Mitgliedern auch in diesem Jahr den Presseausweis aus. Wobei wir nun selbst Mitglied eines neuen Herausgeberkreises freier Journalisten und Journalistinnen sind. Dieser Kreis umfasst unseren Partnerverband der freien Fotografen und Fotografinnen (Freelens) sowie die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG Dok) und den Regieverband (BVR). Mit dabei sind auch der Verband der Motorjournalisten (VDM) und der Bundesverband der Pressebild-Agenturen und Bildarchive (BDVA). Insgesamt werden so etwa 6.000 Journalisten und Journalistinnen der verschiedenen Sparten und Genres erstmalig diesen neuen Presseausweis der Freien Journalisten vorweisen können. Weitere Informationen gibt es ansonsten hier.
Und auch sonst lohnt es sich Mitglied bei Freischreiber zu sein, etwa wenn man sich fit machen will für den digitalen Wandel: Die Hamburger „Akademie für Publizistik“ bietet im kommenden Jahr ein umfangreiches Seminar zur „Visuellen Publizistik“ an. Aufgeteilt in fünf, aufeinander aufbauende Module werden dabei Fähigkeiten wie multimediales Storytelling, Datenvisualisierung oder die Gestaltung von Smartphone-Apps, Infografiken und Webseiten vermittelt. Beim fünftätigen Abschlussprojekt wird in kleinen Teams eine eigene fertige Anwendung entwickelt.
Die Teilnahme an diesem Zertifikatskurs (insgesamt 18 Tage) kostet regulär 3.450 Euro. Alle Mitglieder von Freischreiber erhalten jedoch eine Vergünstigung und zahlen lediglich 2.500 Euro für das komplette Programm.
Na, ist das ein Angebot oder ist das kein Angebot?
Nicht unerwähnt werden soll auch an dieser Stelle das nächste Freischreiber-Webinar: „Zeit ist Geld – das gilt für Freiberufler ganz besonders. Umso mehr lohnt es sich, seine Zeit gut zu planen: Sind die Aufgaben richtig gewichtet? Erledigt man sie zum richtigen Zeitpunkt? Sind die Ziele klar und attraktiv genug, um sich zum Arbeiten zu motivieren? Arbeitet man wirklich zielführend?“ Referentin ist Beate Krol.
Termin: 14.Januar 2015, Uhrzeit: ab 16:00Uhr.
Die Webinare finden in Kooperation mit dem „Forum Journalismus und Medien (fjum)“ statt.
Stellenangebote
Am „Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft“ in Hamburg ist ab dem 01.03.2015 die Stelle einer/eines wissenschaftlichen Mitarbeiterin/Mitarbeiters zu besetzen. Die wöchentliche Arbeitszeit entspricht 50 Prozent der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit. Folgendes Aufgabenprofil: Mitarbeit in Forschung und Lehre der Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für Praxis des Qualitätsjournalismus, Betreuung von Praxisprojekten. Lehre im Umfang von 2 SWS, vorrangig im Masterprogramm „Journalistik und Kommunikationswissenschaft“ sowie im Bachelorprogramm „Medienwissenschaft“. Einbringung eines eigenen Forschungsvorhabens mit Journalismus-Bezug, das in Form einer Dissertation bearbeitet wird. Öffentliche Präsentation der Arbeitsergebnisse der Professur, sowohl in wissenschaftlichen als auch in journalistischredaktionellen Kontexten. Mitwirkung an Dienstleistungsaufgaben im Arbeitszusammenhang des Instituts für Journalistik und Kommunikationswissenschaft.
Stipendium
Der Verein Gabriel Grüner Stipendium e.V. schreibt auch in diesem Jahr das Gabriel-Grüner-Stipendium in Erinnerung an den Stern-Reporter Gabriel Grüner, an den Stern-Fotografen Volker Krämer und ihren Übersetzer Senol Alit aus, die im Juni 1999 im Kosovo während eines Auftrages ermordet wurden.
Gefördert wird eine engagierte Reportage in Text und Bild und gesucht wird dafür das beste Expóse, dann das mit 6.000 Euro gefördert werden wird.
Sonstige Termine
Recherche-Lab Nr. 5 in Köln: Dienstag, 3. Februar 2015: „Wie kann ich das Social Web für die professionelle Recherche nutzen? Welche Recherche-Tools werden Profis für Twitter und für Wikipedia angeboten? Wie verifiziere ich Videoquellen, wie kann ich Propagandavideos identifizieren? Einblicke in die Arbeit mit Communities und die Möglichkeiten der Nutzung von Leserkontakten für die Recherche runden das fünfte Recherche-Lab ab.
Als Dozenten sind renommierte Journalisten und Wissenschaftler im Einsatz, darunter Stefan Evertz (Social-Media-Berater Cortex digital), Christina Quast (freie Journalistin und Twitter-Managerin), Dara Hassanzadeh (Reporter, Hauptredaktion Aktuelles, ZDF heute journal) und Stanley Vitte (freier Journalist und Autor, Senior Community Manager WVW/ORA-Verlag). Die Seminargebühr beträgt 98,- Euro; ermäßigt 49,- Euro.“
So. Das war's schon wieder. Und diesmal der Rausschmeißer? Ach, wir (der Tannenbaum steht zwar schon, aber geschmückt ist er noch nicht!) machen es uns mal ganz einfach und empfehlen das schöne Portal „LiesMich“, das seinerseits regelmäßig lesenswerte Geschichte aus dem (Achtung, ganz, ganz, ganz altes Wort!) Blätterwald empfiehlt. Etwa den schönen Selbstversuch von Dirk Gieselmann im neuen Dummy-Heft, der da auszog, nicht mehr nett sein zu wollen …
In diesem Sinne
kommen Sie gut durch die Feiertage!
Ihre Freischreiber