feature | Peggy Lohse

Versteckt im eigenen Land

In der Ukraine können Männer jederzeit zum Militär eingezogen werden. Michail Nasarenko - jung, queer, gut ausgebildet - will nicht an die Front. ach vier Tagen verlässt Michail Nasarenko zum ersten Mal wieder seine Wohnung. Eilig läuft der junge Mann an diesem sommerlichen Mittag die Seitenstraße einer westukrainischen Großstadt entlang.

In der Ukraine können Männer jederzeit zum Militär eingezogen werden. Michail Nasarenko – jung, queer, gut ausgebildet – will nicht an die Front.

Nach vier Tagen verlässt Michail Nasarenko zum ersten Mal wieder seine Wohnung. Eilig läuft der junge Mann an diesem sommerlichen Mittag die Seitenstraße einer westukrainischen Großstadt entlang. Zwei Minuten braucht er bis zum Treffpunkt: ein studentisches Café auf dem Unicampus. Michail Nasarenko ist angespannt. In Zeiten wie diesen könnte ein solcher Ausflug sein ganzes Leben umwerfen.

(…)

Seit Russland die Ukraine überfallen hat, werden im Land kampftaugliche Männer von der Straße weg rekrutiert. Auch er könnte jederzeit eine Einberufung zugesteckt bekommen. Er will nicht in den Krieg. Er kämpft an einer anderen Front, der zivilgesellschaftlichen.

Michail Nasarenko heißt in Wirklichkeit anders. Wer nicht kämpfen will, gilt in der Ukraine dieser Tage als Persona non grata. Kriegsdienstverweigerung ist eine Straftat. Zu Nasarenkos Schutz wurden deshalb auch sein Aufenthaltsort und die Organisationen, in denen er sich engagiert, anonymisiert.

Mit seiner Weigerung, in den Krieg zu ziehen, ist Michail Nasarenko nicht allein. Zwar sind die ukrainischen Männer, die nicht kämpfen wollen, in der Unterzahl, doch sie gewinnen zunehmend an Präsenz. Nicht zuletzt wegen einer Online-Petition, in der sich ein Rechtsanwalt gegen die aktuelle Praxis der Mobilisierung aussprach: Innerhalb weniger Tage wurde sie 27.000 Mal unterzeichnet. Kritik an der Art der Mobilisierung kommt inzwischen auch aus der Armee und sogar vom Verteidigungsminister selbst.

Was sind die Gründe der Männer, die nicht kämpfen wollen? Und was bedeutet diese Entscheidung für ihr derzeitiges Leben in der Ukraine? Die taz ist in mehrere Regionen des Landes gereist und hat mit Kriegsdienstverweigerern aus verschiedenen Milieus gesprochen. Aus Angst vor Konsequenzen wollten die meisten nur Hintergrundinformationen beisteuern. Lediglich Michail Nasarenko stimmte einem anonymisierten Bericht über seine Lage zu.

> zum ganzen Text: https://taz.de/Kriegsdienstverweigerer-in-der-Ukraine/!5881494/

via taz.de