Religion und Klima : „Schöpfungsgeschichten wurden patriarchal und sexistisch ausgelegt“
Klima- und Umweltschutz sind zentrale Themen im Judentum, Christentum und im Islam. Das sagen die islamische Theologin Kübra Dalkilic, die angehende Pfarrerin Maike Schöffer und die Judaistin Rebecca Rogowski. In ihrem Podcast 331 sprechen die drei jungen Frauen aus Berlin und Potsdam regelmäßig über Gott und die Welt, über Religion und über das, was Religion vermitteln kann.
Klima- und Umweltschutz sind zentrale Themen im Judentum, Christentum und im Islam. Das sagen die islamische Theologin Kübra Dalkilic, die angehende Pfarrerin Maike Schöffer und die Judaistin Rebecca Rogowski. In ihrem Podcast 331 sprechen die drei jungen Frauen aus Berlin und Potsdam regelmäßig über Gott und die Welt, über Religion und über das, was Religion vermitteln kann.
Was können wir von den monotheistischen Religionen über den Umgang mit der Natur lernen? Wie fest ist der Klimaschutz in der Bibel, im Tanach und im Koran verankert? Und gibt es religiöse Klimaschutzbewegungen? Drei Antworten aus drei Blickwinkeln.
Kübra Dalkilic, islamische Theologin:
Wir Menschen sind leider sehr auf das Äußerliche fokussiert und denken bei Religionen wie dem Islam erst einmal an das Kopftuch, ans Fasten, an Gottesdienste. Das ist alles wichtig, aber es geht im Islam vor allem darum, ein guter Mensch zu sein, gute Taten zu vollbringen. Dazu gehört auch: die Natur, die Umwelt, das Klima zu schützen. Leider wird diese zentrale Aufgabe auch innermuslimisch oft vergessen.
Im Koran steht, dass jedes Geschöpf die Reflexion Gottes in sich trägt. Dabei ist es egal, ob es lebendig oder leblos ist – Mensch, Tier, Stein, Fluss oder Gebirge. Das bedeutet: Wenn ich etwas in der Natur zerstöre, zerstöre ich gleichzeitig Gottes Reflexion. Das sollte man sich bewusst machen, wenn man willentlich ein Tier tötet, einen Baum fällt oder auch nur einen Ast beim Vorbeigehen abknickt.
Und auch die Schöpfung selbst betet Gott an. Der Berg, die Sonne, die Sterne, das Gras – sie alle verneigen sich vor Gott. Wir sind nicht, wie es oft falsch interpretiert wird, das Zentrum der Erde, wir sind nicht die Herrscher, sondern Teil der Umwelt, Teil eines großen Ganzen.
In der sufischen Strömung, also der mystischen Dimension des Islam, gibt es auch eine Praxis, in der man in die Natur geht oder aus dem Fenster schaut. Man sieht einfach nur den Baum, die Sonne, andere Menschen an und sagt: Subhan-Allah. Das bedeutet so viel wie „Gott ist fern von jedem Makel“. Ich finde diese Praxis sehr schön: die Natur aufzunehmen und einfach zu staunen – zum Beispiel, dass Bienen Honig herstellen und wir Menschen ihn essen können. Dass es so viele verschiedene Tiere, so viele verschiedene Farben gibt. Das sind alles Wunderereignisse, die Gott erschaffen hat, die Artenvielfalt, die Vielfalt der Menschen – und die gilt es zu schützen
Das ist im Koran als zentrale Aufgabe der Menschen beschrieben. Gleich in der zweiten Sure des Korans, also im zweiten Kapitel, spricht Gott zu den Engeln und verkündet, dass er die Menschen als Khalifa schaffen will. Das heißt übersetzt: Stellvertreter:in, Nachfolge. Gott ist Eigentümer der Erde, wir sind die Vertreter:innen. Wir sollen uns darum kümmern, dass es der Umwelt, uns Menschen, den Tieren, den Pflanzen gut geht. Und zwar so lange, bis Gott beschließt, dass es zu Ende gehen soll. Wir entscheiden nicht darüber. Wir haben damit auch nicht das Recht, andere Leben zu zerstören. Unser jetziges Verhalten steht also konträr zu dem, was der Islam und andere Religionen uns vermitteln: Im Moment zerstören wir die Natur, das Leben.
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