Der Koberer
Ich arbeite in Europas einzigem Strip-Club nur für Frauen. Ich bin vom ersten Tag an als Koberer dabei, ein alter Hund. Jahrelang habe ich das jedes Wochenende durchgezogen, mir meinen Namen erarbeitet: „der Kult-Koberer".
Jetzt habe ich Nachwuchs rangezüchtet, zwei jüngere Männer. Die Ausbildung war nicht einfach: Ein Koberer muss freundlich und lustig sein, eine große Klappe haben. Versaute Sprüche machen, die trotzdem nicht ordinär sind. Frech, aber nicht unfreundlich Passanten anschnacken. Direkt auf Frauen zugehen, sie aber niemals anfassen. Wir sind hier nicht im Weinlokal in Eppendorf, wir verkörpern St. Pauli! Das kann man nur bedingt lernen, das Talent muss man als Rohdiamanten in sich tragen.
An dieser Stelle finden Sie täglich unsere Alltagsreporter. Hier schreiben Hamburgerinnen und Hamburger, die wir gebeten haben, uns regelmäßig zu berichten, was sie in ihren Jobs erleben. Sie bleiben anonym, damit ihnen beruflich keine Konsequenzen drohen.
via www.zeit.de