„Das ist kein Männer-Bashing“

In jedem Bücherregal fehlt etwas, sagen Laura Hage und Magdalena Mau. Sie sehnen sich nach Literatur mit „weiblichem Blick". Gemeinsam mit Kolleginnen haben sie einen neuen Verlag gegründet. Er soll nicht weniger als die Branche umkrempeln.

ZEIT ONLINE: Was unterscheidet den weiblichen vom männlichen Blick?

Mau: Wir glauben nicht, dass es den einen Unterschied zwischen dem weiblichen und dem männlichen Blick gibt. Aber oft schreiben Männer auch über Frauen, also aus der Außenperspektive. Oder aber in Form der Annahme. Wir betonen stattdessen die Innenperspektive, die ich persönlich als viel ehrlicheren Ton wahrnehme.

ZON: Es gibt bereits einige, die nur Bücher von Frauen für Frauen veröffentlichen. Was unterscheidet Ecco von ihnen?

Hage: Jede von uns fünf Kolleginnen ist in sämtliche Entscheidungen eingebunden: von der Akquise über die Produktion bis hin zu Marketingstrategien. Interviews geben wir gemeinsam. Als wir all das unserer Autorin Katharina Höftmann Ciobotaru erzählten, sagte sie: „Frauen eben!“ Das macht uns als Verlag aus.

ZON: Flache Hierarchien gibt es auch in anderen Häusern.

Hage: Ja, aber uns zeichnet außerdem aus, dass wir unseren Fokus konsequent durchziehen. Alle Menschen, die an den Büchern arbeiten, sind Frauen. Die Urheberinnen der Fotografien für unsere Layouts etwa. Das Cover von Blond ist ein gutes Beispiel. Eine unfassbare Auswahl an Fotos lag vor uns, wir haben uns schnell in ein Bild verliebt. Das hatte natürlich ein Mann geschossen. Im ganzen Kulturbereich, auch in der Fotografie, zeigt sich das immer wieder: Es gibt viel weniger Frauen, die derart im Rampenlicht stehen wie ihre männlichen Kollegen. Spätestens an diesem Punkt war klar: Wir haben uns vor eine große Herausforderung gestellt. Auf der anderen Seite ist Konsequenz gerade deshalb wichtig. Wir haben bei Blond das Foto an eine Illustratorin weitergegeben, die ein eigenes Werk daraus gemacht hat.

via www.zeit.de