Mundschutz für Mütter

Im ersten Halbjahr 2020 kamen in Hamburgs Kliniken 11.995 Kinder zur Welt, viele von ihnen inmitten der Pandemie. Hebamme Denise Witteck unterstützt Familien in Schwangerschaft und Wochenbett. Wie vereinbart sie Nähe und Abstand - und was macht das mit ihrem Beruf?

ZEIT ONLINE: Frau Witteck, was ist wichtiger: Infektionsschutz oder die optimale Betreuung werdender Mütter?

Denise Witteck: Als Hebamme muss ich beidem gerecht werden. Was anfangs, als Corona in Deutschland ankam, völlig verrückt war. Von heute auf morgen war mein Beruf ein ganz anderer. Ich durfte weinende Wöchnerinnen nicht mehr in den Arm nehmen. Das fiel mir wahnsinnig schwer.

ZON: Gab es dazu in Hamburg konkrete Vorgaben?

Witteck: Nein, in den ersten Wochen standen alle überfordert vor der neuen Situation. Weder vom Gesundheitsamt noch vom Hebammen-Verband kam eine Ansage. Nur einen Zettel habe ich bekommen – mit Tipps, wie man richtig Hände wäscht und desinfiziert. Jede Hebamme entwickelte also notgedrungen ihr eigenes Hygienekonzept. Das kostete wahnsinnig viele Nerven.

ZON: Wie sah Ihr Konzept aus?

Witteck: Ich besorgte mir FFP2-Masken und sammelte im Bekanntenkreis alle Desinfektionsmittel ein, die ich bekommen konnte. In jedem Haushalt ziehe ich seither andere Socken an, um keine Viren von A nach B zu tragen. Frauen und Säuglinge berühre ich so wenig wie möglich und nur noch mit Handschuhen. Außerdem dürfen sich im Raum ausschließlich die Mutter, das Baby und ich aufhalten. Besuche mache ich bei Notfällen und frisch entbundenen Frauen, alles andere läuft über Telefon oder Laptop.

via www.zeit.de