Faire Rechte
14. November 2023

Zeit für mehr Gerechtigkeit

Was hat freier Journalismus mit Gerechtigkeit zu tun? Eva Bodenmüller aus dem :Freischreiber-Vorstand hat es für den Blog „Wertejahre“ aufgeschrieben:

„Unsere Welt ist komplex. Das war sie vielleicht schon immer. Doch je mehr Möglichkeiten wir haben, um uns zu informieren, desto mehr wird diese Komplexität für uns alle sichtbar.

Journalist:innen berichten über das, was in der Welt geschieht. Mit ihren Recherchen und Berichten zeigen sie die Vielfalt auf, ordnen das Geschehen ein, und helfen so zu verstehen, was um uns herum geschieht. Sie bestimmen damit zum einen unsere Perspektiven auf das Weltgeschehen, also, wie wir die Welt sehen, und sie sorgen zum anderen dafür, dass Missstände öffentlich aufgedeckt und kommuniziert werden. Damit wir alle auch die versteckten Seiten der Welt entdecken.

Unabhängiger Journalismus ist eine Stütze demokratischer Gesellschaften. Unabhängiger Journalismus ist deswegen unverzichtbar. Zugleich wird die Pressefreiheit aber überall auf der Welt bedroht, auch in westlichen Ländern, auch bei uns in Deutschland.

Getragen wird die Berichterstattung vielfach von Journalist:innen, die als Freie arbeiten. Viele von ihnen schätzen die mit dieser Arbeitsweise verbundene Unabhängigkeit. Sie hat allerdings nicht nur sonnige Seiten.

Jenseits der eigentlichen journalistischen Arbeit wird der Alltag von freien Journalist:innen oft von Konflikten geprägt. Besonders deutlich wird dies, wenn es darum geht, die Rahmenbedingungen für Aufträge festzulegen und die eigene Arbeit zu monetarisieren.

Als Einzelne drohen freie Journalist:innen in diesem Kräftemessen mit den Verlagen, dem Ringen um faire Honorare und Arbeitsbedingungen, immer öfter unterzugehen.

Allzu oft müssen wir Freie (noch) die Frage hören: Kann man davon leben? Dass hier ein klares „ja!“ steht, dafür setzen wir von :Freischreiber uns ein. :Freischreiber kämpft dafür, zwischen den ungleichen Partnern, den Medien als Auftraggeber:innen und den freien Journalisti:innen als Auftragnehmer:innen, Gleichgewicht herzustellen.

Als Berufsverband für freie Journalist:innen setzen wir uns für die Nöte der vermeintlich Unterlegenen ein. Wir ermahnen Verlagshäuser und Redaktionen. Wir fordern ein Miteinander auf Augenhöhe. Wir streiten für mehr Gerechtigkeit gegenüber freien Journalist:innen – und wir fordern faire Verträge und Honorare.

Wie wir uns diese Gerechtigkeit vorstellen? Das steht in unserem „Code of Fairness“. Er ist unsere Grundlage für den gerechten Umgang mit freien Journalist:innen. In zehn Abschnitten haben wir hier definiert, wie eine gerechte Zusammenarbeit, eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Freien und Redaktionen, unserer Ansicht nach aussehen sollte. Das fängt bei der schriftlichen Bestätigung von Aufträgen an und hört bei der fairen und pünktlichen Bezahlung der erteilten Aufträge nicht auf.

Etliche Redaktionen haben diesen, unseren „Code of Fairness“ bereits unterzeichnet. Für uns bei :Freischreiber ist das ein Ansporn, noch mehr Partner:innen für eine faire Zusammenarbeit zu gewinnen. Zum Wohl der freien Journalist:innen, aber auch zum Wohl der Gesellschaft insgesamt.

Denn guter Journalismus stärkt die Gesellschaft, stärkt die Demokratie und bildet damit eine wichtige Grundlage für Gerechtigkeit.

Für uns gilt: Gerechtigkeit ist keine Sache Einzelner. Von Gerechtigkeit profitieren wir alle!“

Eva Bodenmüller, Freischreiber e.V.


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