Wissen teilen
Auf der Jahrestagung von Netzwerk Recherche am 19. und 20. Juli in Hamburg hat :Freischreiber wieder eine Stärke ausgespielt. Ja, netzwerken gehört auch dazu. Gemeint ist aber die enorme Bereitschaft, Wissen zu teilen. Vor allem wenn es ums Geld geht. Etwa bei den Themen Langzeitrecherchen, Stipendien oder Honorare. In diesem Newsletter beschäftigen uns außerdem die Landtagswahlen in drei Bundesländern im Herbst.
Honorare für Freie? Autsch!
Wir wollten wissen, wie sich die Honorare freier Journalist*innen in den letzten vier Jahren entwickelt haben. Um es kurz zu machen: Autsch! Was auf den ersten Blick hier und da als Honorarerhöhung erscheint, stellt sich bei näherer Betrachtung oft als Honorarkürzung heraus. Und mit der im Honorartool vielfach gelobten „guten Arbeitsatmosphäre“ lässt sich die Miete nicht bezahlen. Zu dem Ergebnis kommen Jan Schwenkenbecher und :Freischreiber-Vorständin Karen Suender, die am 20. Juli bei der Jahrestagung von Netzwerk Recherche (#NR24) einen ersten Einblick in den Honorarreport 2024 gegeben haben. Wir werden ihn bald veröffentlichen. Angesichts der desaströsen Zahlen waren die Teilnehmenden gut vorbereitet für den anschließenden Crashkurs zum Honorare verhandeln mit Nora Lessing. Dazu weiter unten mehr.
Wo gibt´s Geld für Recherchen?
Angesichts unverändert unterirdischer Honorare, sind da Langzeitrecherchen für Freie überhaupt noch finanzierbar? Gleich vorweg: Einfach ist es nicht. Aber was ist für Freie heute schon einfach? Darum ist es so wichtig, sich auszutauschen. Das haben die Freischreiber*innen Lisbeth Schröder, Florian Sturm und Astrid Vicano in aller Öffentlichkeit bei #NR24 gemacht. Ihre Tipps zur Finanzierung: Gute Planung, multimediale Aufbereitung der Recherche und Mehrfachverwertung. Gute Kontakte zu Redaktionen zahlen sich ebenso aus. Dann ist der Auftrag unter Umständen schon verkauft und die Langzeitrecherche finanziert, bevor es überhaupt losgeht. Und so sollte es auch sein, rät Florian.
Wie ihr mit Stipendien eure Arbeit teil-finanziert? Auch dafür gab es Tipps bei #NR24. Wichtige Erkenntnis: Nicht gleich bei der ersten Absage aufgeben. „Etwa die Hälfte der Bewerbungen klappt nicht“, so Lisbeth. Je genauer die Geschichte zur Förderung passt, desto größer sind die Chancen auf das Stipendium.
Aber wo bleibt dabei die journalistische Integrität? Kein Problem, wenn ihr die geförderten Geschichten kennzeichnet. Damit macht ihr zudem klar, dass die Geschichte ohne Stipendium nicht möglich gewesen wäre. Das Stipendium als Anschubfinanzierung oder Puffer zu sehen, hilft, die nötige Unabhängigkeit zu wahren. Zum Schluss der Runde gab`s noch einen „heißen“ Tipp von Annelie: Netzwerk Recherche vergibt Stipendien – ohne Altersgrenze und auch, wenn noch kein Medium eine Abdruckzusage erteilt hat.
Journalismus zwischen Hass und Aufklärungsarbeit
Miese Löhne, Hass und Hetze – die Arbeitsbedingungen für Journalist*innen im Osten von Deutschland verschlechtern sich. Mit Blick auf die Landtagswahlen überlegen insbesondere Freie, die Region zu verlassen. Andere bleiben vor Ort, um Aufklärungsarbeit zu leisten.
Insa van den Berg ist regelmäßig mit freien Journalist*innen im Gespräch. Sie ist Freischreiberin und neben ihrer Kollegin Carolin Wilms Regio-Leiterin in Leipzig. Dem aggressiven Klima begegnet sie mit ihrem Newsletter newsgierig. Was das bringt? Vorstandsmitglied Elisa Kautzky hat Insa dazu interviewt, den Text findest du hier.
Freischreiberiges
Wer verdient den Himmel- und wer den Hölle-Preis?
Habt ihr schon Favorit*innen für den diesjährigen Himmel-und-Hölle-Preis? Wer hat sich euch gegenüber besonders fair, wer besonders fies verhalten? Schickt eure Vorschläge an die Geschäftsstelle. Die Verleihung plus Barcamp findet am Samstag, 23. November im Space in Hamburg statt. Demnächst startet der Vorverkauf. Wer über die Veranstaltung berichten möchte, kann sich bei der Geschäftsstelle akkreditieren.
Barcamp und Preisverleihung finden in diesem Jahr mit freundlicher Unterstützung von next.mediaHamburg statt. Übertragung der Preisverleihung: TIDE.tv. Sponsoring: Presseversorgungswerk, Hamburg Media School und Institut für Bildungscoaching.
HiHö24: Freischreiber*innen, wir brauchen euren Input!
Plakataktion an Ausbildungsstätten
Bei :Freischreiber sind alle vertreten – vom Anfänger bis zur erfahrenen Journalistin. Das zeigen wir auch auf den neuen Plakaten, die wir Mitte Juli an journalistische Ausbildungsstätten geschickt haben. Katharina Nocun und Pascal Alius stehen stellvertretend für die Vielfalt unseres Verbandes. Ein herzliches Dankeschön, dass sie jetzt in Ausbildungsstätten im ganzen Land rumhängen.
Vermisst du an deiner Ausbildungsstätte ein Plakat? Dann schreib uns.
Vom Süden in den Norden
Freischreiber Markus Wanzeck unterstützt künftig Anne Klesse bei der Regio-Gruppe Hamburg. Markus ist schon vor einigen Jahren nach Hamburg umgezogen, hat von dort aus aber immer noch regelmäßig Regio-Treffen in seiner alten Heimat Stuttgart organisiert. Wir freuen uns, dass er sich weiter bei :Freischreiber engagiert.
Gratulation zum Stipendium
Im September fliegt Freischreiber Florian Sturm als Stipendiat nach New York. Mit 32 anderen Teilnehmenden wird er zwei Tage lang an der New York University mit Expert*innen über die Zusammenhänge von Klimawandel, Finanzmärkten und der Wirtschaft diskutieren. Herzlichen Glückwunsch!
Mitmachen und gewinnen
Du bist Freischreiber*in und hast gerade ein neues Buch geschrieben? Oder umgekehrt, du würdest gerne mal ein Buch von Freischreiber*innen lesen? Dann mach mit bei unserer neuen Buchverlosungs-Aktion. Ab dem September-Newsletter wollen wir nicht nur Bücher von Freischreiber*innen vorstellen, sondern auch das eine oder andere Werk verlosen. Autor*innen, bitte meldet euch bei der Geschäftsstelle (kontakt@freischreiber.de), wenn ein Buch von euch erscheint, das wir verlosen können.
Tipp des Monats
Jeden Monat geben wir euch an dieser Stelle einen Tipp aus einem unserer zahlreichen Fortbildungsangebote.
Im August geht es um das leidige, aber wichtige Thema „Honorare verhandeln”. Im Crashkurs von Freischreiberin Nora Lessing auf der Jahrestagung von Netzwerk Recherche haben wir einiges gelernt:
- Für eine starke Verhandlungsposition müssen wir unseren eigenen Wert genau kennen. Wie viel brauche ich, um gut leben zu können? Kalkulationshilfe gibt euch der :Freischreiber–Bierdeckel. BILD?
- Denkt als Verhandlungsmasse neben dem Honorar auch an Zeitaufwand, Umfang, Sachmittel, Folgeaufträge u. Ä.
- Legt euch einen Plan B für den Fall zurecht , dass ihr euren Wunschpreis nicht bekommt.
- Und ganz wichtig: Übt euch in Selbstdisziplin. Nicht jeder Auftrag ist es wert. Lehnt Angebote ab, die eure selbst gesteckte Grenze unterschreiten.
Probiert die Tipps aus und teilt eure Erfahrungen im :Freischreiber-Slack.
:Freischreiber-Mitglieder finden noch mehr Tipps rund um Honorarverhandlungen im internen Bereich „Nur für Mitglieder“.
Frei heraus: Drei Antworten von …
Freie Kolleg*innen bekommen zu selten eine Bühne. In dieser Rubrik stellen wir euch deshalb Mitglieder aus unterschiedlichen Themenbereichen vor. Guido Krawinkel schreibt als Musikjournalist über alles, was (im weitesten Sinne …) mit Tönen zu tun hat: Konzert- und Premierenberichte, Rezensionen, Künstlerportraits oder Hintergrundberichte. Darüber hinaus verfasst er Texte für Programmhefte von Sinfonieorchestern und Konzerthäusern und hält Einführungsvorträge.
Wo arbeitest du am liebsten?
Am großen Tisch im Wohnzimmer, mit Kaffeemaschine und Stereoanlage in Reichweite – und im Konzert.
Welche sind deine wichtigsten Arbeitsutensilien?
Laptop, Stereoanlage und meine Ohren. Manchmal auch ein Fotoapparat.
Was ist das Ärgerlichste, was dir im Job passieren kann?
Wenn Redaktionen ohne Sinn und Verstand kürzen, so dass wesentliche Details auf der Strecke bleiben – obwohl man sich schon kurz fasst.
Hast du Lust, dem „Frei heraus“-Team auch drei Fragen zu beantworten oder bei :Freischreiber mitzuarbeiten? Dann melde dich hier.
Freischreiber-Termine
Austauschen, netzwerken, kennenlernen – das könnt ihr beim 1. Zoom-Verbandstreffen von :Freischreiber am 13. August von 13-14:30 Uhr. Virtuell. Damit ganz viele teilnehmen können, egal wo ihr gerade seid. Schon angemeldet? Nein? Dann gleich jetzt und hier.
Den eigenen Schreibstil mit und trotz künstlicher Intelligenz verbessern? Wie das geht, erfahrt ihr von Freischreiber Ariel Hauptmeier im Crashkurs „Besser schreiben, auch mit KI“. Das Webinar findet am 10. September von 9 bis 13 Uhr statt. Freischreiber*innen melden sich hier an. Alle anderen kontaktieren die Geschäftsstelle.
Nach dem großen Erfolg der digitalen Mittagspause zum Thema „Sachbuch schreiben”, gibt es nun den Longseller: Im Webinar „Sachbuch schreiben – einfach mal anfangen“ gibt Heike Faller Tipps, wie ihr eure Form findet, das Projekt auf einen guten Weg bringt und durchhaltet. Start des vierstündigen Webinars ist am 17. September um 16 Uhr. Freischreiber*innen melden sich hier an. Alle anderen bitte über die Geschäftsstelle.
War das schon alles? Schaut auf unsere Website. Vielleicht ist ja gerade eben noch etwas Spannendes dazugekommen …
Dies & Das
Chatkontrolle in der EU – vorerst – gescheitert
Unter der belgischen Ratspräsidentschaft sollte ein Gesetz zur sogenannten Chatkontrolle durchgesetzt werden. Hauptargument war, dass mit der Überwachung privater Nachrichten Kindesmissbrauch aufgedeckt werden könne. Aber: Damit hätte die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in Frage gestanden, die es ermöglicht, vertrauliche Nachrichten über Messenger wie WhatsApp, Signal oder Threema auszutauschen. Die Chatkontrolle sei ein Eingriff in die Grundrechte, betont die Gesellschaft für Freiheitsrechte. Das betrifft auch und gerade Journalist*innen, die ihre Quellen schützen müssen. Das Gesetz ist nun erstmal vom Tisch, auch dank des angekündigten Neins der Bundesregierung, wie der Spiegel berichtet. Doch es bleibt ein Dauerbrenner. So könnte Ungarn, das derzeit die Ratspräsidentschaft in der EU inne hat, das Gesetz noch einmal aus der Versenkung hervorholen.
„Feinde der Demokratie aufhalten“
Was haben Sachsen, Thüringen und Brandenburg gemeinsam? Alle drei Bundesländer flutet Katapult noch vor der Wahl mit einer aufklärerischen Zeitung, um damit Nichtwähler und Unentschlossene zu erreichen. Wie der Deutschlandfunk berichtet, „solle [die Zeitung] aufzeigen, dass die AfD eine populistische und extremistische Partei sei, die die Demokratie abschaffen wolle“. Die spendenfinanzierte Zeitung würde die auflagenstärkste im Osten sein, noch vor der Bild-Zeitung, wie in der Taz zu lesen ist.
Das gemeinnützige Katapult-Magazin ist bekannt für seine Karten und Grafiken, mit denen das Team Statistiken und sozialwissenschaftliche Studien verständlich und unterhaltsam darstellt. Freiwillige verteilen die Zeitung auf der „Sach-Thür-Brand“-Tournee. Die Tourdaten und Beteiligungsmöglichkeiten findet ihr hier.
Wird aus Springer wieder ein reines Medienunternehmen?
Zumindest steht die Aufteilung in Mediensparte und digitales Kleinanzeigengeschäft im Raum. Darüber hatte die Financial Times berichtet. Demnach verhandelt Mathias Döpfner, Springer-Vorstandsvorsitzender und Großaktionär, mit dem größten Anteilseigner KKR. Die neue Aufteilung könnte das Mediengeschäft stärken. Vor allem aber würden Verlegerwittwe Friede Springer und Döpfner wieder mehr Einfluss auf das Mediengeschäft erhalten. Eine Stellungnahme von Springer dazu gibt es nicht.
Anderen etwas Gutes tun
Die Friedrich-Ebert-Stiftung bittet um Nominierungen für den Hans-Matthöfer-Preis für Wirtschaftspublizistik. Ist euch ein in den letzten zwölf Monaten erschienener Beitrag oder ein Buch zu einem Wirtschaftsthema besonders aufgefallen? Dann reicht euren Vorschlag über dieses Formular ein. Autor*innen können sich nicht selbst bewerben.
Ausstellung in der Freelens-Galerie
„Menschen, die im Krieg leben, sind nicht in der Lage, das Grauen des Geschehens zu begreifen, weil es unmöglich ist, damit zu leben“, so die in Kyjiw lebende Fotografin Lisa Bukreyeva. Die Ausstellung „Scars of a Lost Humanity“ erzählt „eine Geschichte über Zerstörung und nie verheilende Wunden des Krieges”. Zu sehen sind die Fotos noch bis zum 19. September in der Freelens-Galerie in Hamburg.
Fortbildungen
Die aktuellen Weiterbildungen der Berliner Journalistenschule (BJS) findet ihr hier.
Am 13. und 14. September veranstaltet das Reporterforum seinen Reporter-Workshop ‘24 in Hamburg. Auf dem Programm stehen wie immer hochkarätig besetzte Workshops. Beispielsweise erklärt Freischreiberin Carolina Torres gemeinsam mit Esther Göbel, wie wir bessere Honorare verhandeln. Bei Freischreiber Ariel Hauptmeier erfahrt ihr, wie ihr mit KI besser schreibt. Die Liste aller Workshops findet ihr hier. Direkt anmelden könnt ihr euch hier.
Du hast eine dokumentarische oder semidokumentarische Filmidee und weißt noch nicht genau, wie du sie umsetzen kannst? Dann bewirb dich für die Masterclass Non-Fiction der Internationalen Filmschule Köln. Start der berufsbegleitenden Weiterbildung ist im Oktober. Bewerbungen sind bis 15. September möglich. Mehr Informationen gibt es hier.
Du möchtest dich intensiver mit künstlicher Intelligenz auseinandersetzen? Üben und ausprobieren, was geht? Tactile News wiederholt die AI Academy. Der mehrwöchige Kurs mit Präsenz- und Online-Veranstaltungen startet am 20. September. Freischreiber*innen bekommen bei Anmeldung noch im August den reduzierten Early-Bird-Tarif. Nähere Informationen – auch zu Förderungen – direkt bei Tactile News.
Das Pressenetzwerk für Jugendreisen (PNJ) lädt zu einer Informationsreise nach Nordmazedonien ein. Ausgangspunkt ist die Konferenz „Europäische Werte für die Zukunft der SOE-Länder“, die vom 26. bis 30. September in Krusevo stattfindet. Eine Gelegenheit, mit Menschen vor Ort zu sprechen und das Land kennenzulernen. Für mehr Informationen hier lang.
Um Klimajournalismus in Zeiten multipler Krisen geht es bei einem mehrtägigen Seminar, das die Stiftung Forum für Verantwortung in Kooperation mit der ASKO Europa-Stiftung, dem Forum Europa Luxemburg und der Europäischen Akademie Otzenhausen vom 7. bis 9. November durchführt. Das saarländische Otzenhausen ist der Veranstaltungsort. Das Programm verspricht einen intensiven Austausch mit Expert*innen. Anmeldungen sind bis 4. Oktober über info@forum-fuer-verantwortung.de möglich.
Stipendien und Preise
Links zu Preisen und Stipendien findet ihr hier und natürlich auf unserem :Freischreiber-Slack, beispielsweise unter #stipendien. Haben wir eine Übersichtsseite mit gut honorierten Preisen oder großzügigen Stipendien übersehen? Dann schreibt uns.
Für alle, die von den Sommerlochthemen oder der Suche nach dem Sommer genervt sind: Lenkt euch mit der Steuererklärung für 2023 ab. Das Finanzamt lässt euch – wenn ihr die Steuer selbst macht – ausnahmsweise bis 2. September Zeit. Also ran an die Zahlen!
Kommt gut durch den August
Eure Freischreiber*innen
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