Faire Verträge
17. September 2013

„Wenn wir über Qualitätsjournalismus reden, müssen wir aus Sicht der freien Journalisten über Geld reden.“

Die Anzahl freier Journalisten „kann der Markt in dem Maß nicht aufnehmen.“ Das zeige, dass der Beruf „in der Sache attraktiv ist, finanziell sicherlich nicht für jeden Freien, das ist völlig klar. Wer bestimmt denn, welches die richtige Zahl von Freien ist, die die Verlage insgesamt zu finanzieren haben?“ Diesen und andere schöne Sätze sagte am vergangenen Mittwoch Helmut Heinen, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger in der Sitzung des Kultur- und Medienausschusses des Bundestags zum Thema „Zukunft des Qualitätsjournalismus“. Dazu war zum ersten Mal auch Freischreiber eingeladen, um die Position der freien Journalisten zu vertreten. Zum Glück: Denn was man da so hörte, macht einen direkt sprachlos. Cornelia Haß, die Bundesvorsitzende der dju/ver.di berichtete von einer dju-Umfrage zur Umsetzung der Vergütungsregeln unter Zeitungsverlegern. Von einem Kollegen aus Bayern habe sie die Rückmeldung bekommen, dass man sich in Bayern keine Gedanken mehr drüber machen müsse, da es dort keine freien Journalisten an Tageszeitungen mehr gäbe. Sondern – Achtung! – nur noch Ehrenamtliche, ehemalige Lehrer und Leserreporter. Zeitungsverlegerpräsident Heinen hat auch zum Qualitätsjournalismus eine ganz eigene Ansicht. Man sei sich völlig uneins mit den Gewerkschaften in der Frage, ob teurer Journalismus besserer Journalismus sei, erklärte er in der Ausschussitzung. „Wir haben als Unternehmen natürlich das Ziel, guten Journalismus zu günstigen Kosten einzukaufen. Das ist nüchtern betrachtet und [Schulterzucken] dadurch, dass ich denselben Redakteur besser bezahle, leistet er nicht zwingend bessere Arbeit.“ Denn: „Die Redakteure verdienen gut und können sich sogar Wohnungen in Großstädten leisten.“ So denkt sich das Herr Heinen. Wie Benno Stieber, Vorsitzender von Freischreiber, die Position der freien Journalisten in der Ausschusssitzung vertreten hat, kann man sich jetzt online anschauen: Die Sitzung, zu der auch Ulrike Kaiser, stellvertretende Bundesvorsitzende des DJV, Uwe Heitmann, Sprecher des Chefredakteur-Ausschusses des Verbandes Deutscher Lokalzeitungen, und Dirk Platte, Justiziar des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger, als Experten eingeladen waren, wurde gefilmt. Das Freischreiber-Eingangsstatement beginnt bei Minute 31:44. Nachtrag: Sie können unser Eingangsstatement jetzt auch nachlesen.


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