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4. Dezember 2024

Weltverbesserer

Was für ein November! Es blieb kaum Zeit zum Luftholen zwischen den weltpolitischen Ereignissen. Vieles davon wird uns bis ins neue Jahr und darüber hinaus noch beschäftigen. Auch unser Hölle-Preis 2024 gehört dazu. Denn wir wollen und müssen im Gespräch bleiben. :Freischreiber als Weltverbesserer? Nun ja, als Verbesserer der Welt von Freien allemal!

Himmel-und-Hölle-Preis 2024: Wir haben Gesprächsbedarf! 

Aufmerksame Follower von :Freischreiber wissen es bereits: Der Hölle-Preis 2024 ging an die deutschen Tageszeitungen. Seit Jahren werden sie für den Preis nominiert, einzelne Vertreter der Tagespresse haben unseren Negativpreis auch schon „abgesahnt“. Der Hauptgrund: Honorare und Umgangston gegenüber Freien sind unterirdisch. Sollen Freie weiter für die Tagespresse schreiben? Diese Frage ist durchaus diskussionswürdig. Und so haben wir gegenüber dem Bundesverband der Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) Gesprächsbedarf angemeldet. Wir sind gespannt auf die Antwort.

Selbstkritisch schauen wir aber auch in die eigenen Reihen. Wer mehr will, muss mehr fordern. Das geht gemeinsam besser. Seid solidarisch, tauscht euch über Honorare aus, fordert ein, was ihr zu einem guten Leben braucht. Oder, wie Laudator und Freischreiber-Mitglied Andi Unger sagte: „Privilegiert euch!“ Das gilt übrigens nicht nur für diejenigen unter euch, die für Tageszeitungen schreiben.

Nicht jedes Medium macht es einem leicht, nicht jede Redaktion hat ausreichend Geld für Freie zur Verfügung. Aber es gibt sie, die Perlen – oder wie sie bei :Freischreiber heißen: die Himmel-Preisträger*innen. Für 2024 fiel die Wahl auf das Schweizer Magazin Annabelle. Überdurchschnittliche Honorare und ein freundlicher Ton gaben den Ausschlag für die Entscheidung der Jury. Das soll ein Ansporn für all die Medien sein, die dieses Jahr leer ausgingen. Denn wir meinen: Im Umgang mit Freien ist noch viel Luft nach oben.

Barcamp

Foto: Jörg Modrow

Was euch bewegt? Das offenbarte sich beim 2. Barcamp der Freien, unserer Netzwerkveranstaltung vor der Verleihung unseres Himmel-und-Hölle-Preises. Es ging um Weiterbildung und Selbstfürsorge. Oder kurz gesagt: Gehen oder bleiben? Erlaubt es die derzeitige Situation überhaupt noch, journalistisch frei zu arbeiten? Oder ist der Zeitpunkt gekommen, auszusteigen, einen lukrativeren Job mit mehr finanzieller Sicherheit und weniger Anfeindung zu suchen? Die Antwort darauf ist eine sehr persönliche. Aber es hat gutgetan, gemeinsam Sorgen und Ängste zu teilen. Sich darüber klar zu werden, warum wir diesen oft viel zu fordernden Job als Freie machen und wie wir für unsere mentale Gesundheit sorgen können. 

Weitermachen bedeutet auch, sich weiterzuentwickeln. :Freischreiber hat hier viele Fortbildungsangebote. Gelegentlich lohnt es sich, über den eigenen Verband hinaus zu schauen. Ist ein Zweitstudium zum Digitalen Journalismus sinnvoll? Soll ich gründen und wenn ja, wie? Worauf muss ich bei gendergerechter Bildauswahl achten? Und wie betreibe ich sinnvolle Altersvorsorge? Zu all diesen Fragen haben wir einiges erfahren. Manche Antworten haben wir in Handouts festgehalten. Die findet ihr wie immer in unserem internen Mitgliederbereich. 

Wir freuen uns schon aufs nächste Jahr!

:Freischreiberiges

:Tipp des Monats

Der Redaktionsschluss naht, die Recherche warmühsam und die Weltlage – nun ja. Wie können wir gerade in solchen herausfordernden Zeiten gelassen bleiben? Wie schaffen wir es, nicht in Depressionen zu versinken? Wie können wir trotz allem guten Journalismus machen? Darüber haben sich die :Freischreiber-Auslandsfreien im Oktober mit Elfi Heinke von der nr-Helpline unterhalten. Was dabei rauskam? Nehmt eure psychische Gesundheit ernst. Im Handout findet ihr zahlreiche Tipps, wie ihr Selbstfürsorge betreiben könnt.

:Frei heraus

Freie Kolleg*innen bekommen viel zu selten eine Bühne. In dieser Rubrik stellen wir euch deshalb Mitglieder aus ganz unterschiedlichen Themenbereichen vor. 

Dieses Mal: Jan Schulte. Als Wirtschaftsjournalist rückt er Sustainable Finance und die Transformation der Wirtschaft in den Blick. 2024 brachte ihn das beim Medium Magazin unter die „Top 30 bis 30“.

Wo arbeitest du am liebsten?

Ich habe im Mai zum ersten Mal Workation gemacht und war auf Madeira. Wenn man es schafft, um 17 Uhr Feierabend zu machen, kann man sehr gut noch eine Runde wandern gehen oder die Insel erkunden. Obwohl es etwas kälter war als geplant, habe ich damit wohl meine Lieblings-Arbeitsatmosphäre gefunden: Möglichst nah dran an Natur und Bergen (mit gutem WLAN) – auch wenn mein Arbeitsalltag mit einem Journalistenbüro in Köln etwas anders aussieht …

Welche sind deine wichtigsten Arbeitsutensilien?

Ich musste letztens mein Smartphone für 24 Stunden in die Reparatur bringen – das war die Hölle. Ansonsten nach Möglichkeit immer mit der Tastatur mitschreiben, ich finde es super nervig, handgeschriebene Notizen entziffern zu müssen.

Foto: Marius Wolfert

Was ist das Ärgerlichste, was dir im Job passieren kann?

Neben einem kaputten Handy und einer um Stunden verspäteten Deutschen Bahn, die einem die Planung gerne mal umschmeißt – wäre da der Klassiker: Faktenfehler. Dass Texte kritisiert werden, kommt im Wirtschafts- und Finanzjournalismus natürlich vor. Damit komme ich auch gut zurecht. Ärgerlich ist es nur, wenn ich tatsächlich einen inhaltlichen Fehler habe, das kann schon mal peinlich sein.

Hast du Lust, uns auch drei Fragen zu beantworten oder mitzuarbeiten? Dann melde dich hier.

:Buchverlosung

Es gibt wieder ein Buch zu gewinnen. Diesmal: „Grüne Energie. Power für die Zukunft“ von Frank Frick, das in der Reihe „Was ist Was“ erschienen ist.

Wir brauchen Unmengen Energie. Doch was ist Energie genau? Wo kommt sie her? Und wie können wir sie erd- und klimafreundlich gewinnen? Im Buch erfahren die Lesenden, wie aus Sonne, Wind und Wasser Energie für unseren Alltag gewonnen wird. Viele Infografiken und Fotos helfen, die Zusammenhänge und die Technik zu verstehen. Geeignet für Kinder ab acht Jahren und auch für alle, die schon längst viel älter sind.

Mitmachen und Mail schicken, Betreff: Buchverlosung

Danke für eure Zusendungen im November. „Wie wir wohnen wollen“ von Gabriela Beck geht an Christian Steiner. Herzlichen Glückwunsch!

Hast du gerade ein neues Buch veröffentlicht oder steht die Veröffentlichung kurz bevor? Dann melde dich bei uns, damit wir es verlosen können. Du bekommst Reichweite und ein*e Freischreiber*in freut sich – Win/Win!

:Hörtipp

Wie ist der Riss in der US-Gesellschaft entstanden? Wo zeigen sich die Gräben heute? Diesen Fragen geht der Podcast „USA – der Riss“ in sechs Folgen nach. Freischreiberin Zsaklin Diana Macumba hat als Autorin der ersten Folge, zum Thema Rassismus, mitgewirkt. Die für das ZDF-Format Terra-X produzierte Reihe ist angesichts der Wahlergebnisse in den USA aktueller denn je. 

Spotify-Link zum Podcast: USA – der Riss

:Lesetipp

Für ihr Interviewprojekt „Kunstszene/Ost – Biografien im Umbruch“ haben Freischreiberin Sarah Alberti und Birgit Grimm 20 Kunst- und Kulturschaffende über ihr Leben in und ihre Sicht auf die DDR befragt. Die Kurzfassungen der Gespräche sind bereits ab Herbst 2021 in der Sächsischen Zeitung erschienen. Im Buch sind die Langfassungen inklusive fotografischer Porträts auf www.kunstszeneost.de veröffentlicht. Damit stellen die beiden Initiatorinnen sehr persönliche Geschichten allen Kulturinteressierten, Journalist*innen und Wissenschaftler*innen zur Verfügung und bewahren sie so für kommende Generationen. 

Glückwunsch!

Gleich drei Freischreiber*innen finden wir auf der Shortlist des Grow-Stipendiums von Netzwerk Recherche: Carola Dorner und Tobias Sauer mit ihrer Plattform „Über Geschichte“ und Zsaklin Diana Macumba mit „jacksplainingamerica“, zu finden auf Instagram und TikTok. Wir gratulieren den Finalist*innen!

Mehr Glückwünsche!

Vier Freischreiber*innen hat das Reporter*innen Forum für den Reporter*innenpreis 2024 nominiert: Anna Scheld in der Kategorie bester Essay, Eva Wolfangel für beste Investigation, Diana Laarz für beste Wissenschaftsreportage und Henrik Rampe in der Kategorie Newcomer*.

Und noch mehr Glückwünsche

Den Reporter*innenpreis letztlich gewonnen hat Diana Laarz. Ihr Text „Was heißt schon ‚normal‘?“ überzeugte die Jury „wegen seiner Balance zwischen persönlicher Reflexion und faktenbasierter Recherche“, wie es in der Begründung heißt. Wir gratulieren herzlich und freuen uns mit Diana.

:Freischreiber-Termine

Stammtisch der Fernsehfreien

Am 10. Dezember treffen sich die Fernsehfreien zum digitalen Austausch. Los geht’’s um 20 Uhr. Anmeldung bitte bei Stefanie und Lisbeth.

Regio-Gruppe NRW

Am 13. Dezember entscheidet ihr: Wollt ihr bei Glühwein und Gegrilltem lieber über fiese Auftraggeber*innen schimpfen oder euch darüber austauschen, wie ihr 2025 zu eurem (Journo-) Jahr macht? Kommt zum Freinachtsmarkt in Köln. Euer Regio-Team erwartet euch ab 18 Uhr beim Winterzauber am See.

Regio-Gruppe Hamburg

Vom Santa-Pauli-Weihnachtsmarkt runter zum Hafen spazieren, das Jahr ausklingen lassen und mehr über atmo, den Nachfolger des Greenpeace Magazins, erfahren? Das geht beim Glühwein-Spaziergang am 13. Dezember ab 18 Uhr.

Sachbuch-Coaching

Alles übers (Sach-)Bücher schreiben, erfahren die Teilnehmenden beim fünfteiligen Webinar mit Heike Faller. Der erste Termin ist am 16. Dezember. Es sind noch wenige Plätze frei.

Regio-Gruppe Berlin

„Bin ich nur müde – oder habe ich schon Burnout?“ – diese Frage stellen die Berliner Freischreiber*innen am 17. Dezember. Mit dabei: Emma Thomasson, freie Journalistin, Coach und im Team der Helpline von Netzwerk Recherche.

Regio-Gruppe Franken

Weihnachtlich wird es für alle Freischreiber*innen aus Franken am 17. Dezember, wenn es zum Mittelaltermarkt nach Fürth geht.

Regio-Gruppe Schleswig-Holstein

Am 18. Dezember entern Freischreiber*innen aus dem hohen Norden den Lübecker Weihnachtsmarkt. Wann und wo? Meldet euch bei eurer Regio-Gruppe.

Stammtisch Südwesten

Ho ho ho: Für den Raum Freiburg/Baden wird es am 5. Dezember ab 19 Uhr erstmals eine freischreiberige Südwest-Weihnachtsfeier mit Glühwein und vegetarischem Curry geben! 

VG Wort

Henry Steinhau nimmt sich im neuen Jahr Zeit für eure Fragen zur VG Wort. Und das gleich zweimal, per Zoom. Am 10. und 17. Januar 2025, jeweils um 12 Uhr.

Erzählender Journalismus

Auch 2025 gibt es wieder ein Jahrescoaching von Heike Faller und Ariel Hauptmeier. Kostenpunkt für Freischreiber*innen: 990 Euro netto, alle anderen zahlen etwas mehr. Meldet euch direkt bei Heike.

War das schon alles? Schaut nach auf unserer Website. Vielleicht ist ja gerade eben noch etwas Spannendes dazugekommen …

:Dies und Das

Demokratie stärken

Die Politik scheint sich derzeit zu sehr mit sich selbst zu beschäftigen. Umso erfreulicher, wenn zivilgesellschaftliche Akteure für die Stärkung der Demokratie eintreten. So auch die Zeit-Stiftung Bucerius. Sie stellt „unbürokratisch eine Million Euro zusätzlich für zivilgesellschaftliche Projekte bereit“, wie es in einer Pressemeldung heißt. Darüber dürfen sich die Gemeinschaftsinitiative „Zukunftswege Ost“, die Veranstaltungsreihe „Streit & Zuversicht“, das Förderprogramm „Stärkung der Demokratie“ sowie das Bildungsangebot „Gemeinsam wachsen“ freuen – und ebenso alle an einer demokratischen Zivilgesellschaft interessierte Menschen.

Nichts als Fakten?

Kritik an „den Medien“ ist in großen Teilen der Gesellschaft beliebt. Und tatsächlich sollten wir uns als Medienschaffende immer wieder fragen, ob unsere Beiträge objektiv und ausgewogen sind. Aber was heißt das eigentlich? Und was bedeutet das für unsere eigene Arbeit? Erhellende Antworten dazu gibt der Mainzer Journalistikprofessor Tanjev Schulz in einem Interview auf Übermedien.

atmo folgt auf Greenpeace Magazin

Die letzte Ausgabe des Greenpeace Magazins ist Mitte September erschienen. Schon länger kursieren Gerüchte, dass die Redaktion einen Nachfolger plant. Nun ist es offiziell. Im Frühjahr soll das erste Heft von atmo herauskommen – vorausgesetzt, bis 15. Dezember werden 17.000 Abos verkauft. Zum aktuellen Stand der Verkaufszahlen informiert atmo auf seiner Website. Viele Freie dürfte es freuen.

:Externe Termine und Fortbildungen

Konstruktive Wahlberichterstattung

Tipps zur Berichterstattung rund um Wahlen bietet das gemeinnützige Bonn Institute vor der Bundestagswahl in einer extra dafür eingerichteten Masterclass. Der Workshop findet am 9. und 10. Januar 2025 in Berlin statt.

KI-Resilienz im Journalismus

Gleichermaßen um ethische Fragen zu KI und ihren sinnvollen Einsatz im Journalismus geht es im Online-Workshop von Vocer am 12. und 13. Dezember. Eine Wiederholung gibt es am 17. und 18. Januar 2025.

Layout mit InDesign

Am 9. und 10. Dezember dreht sich bei der Berliner Journalistenschule alles um das Thema Layout mit InDesign. In intensiven praktischen Übungen lernt ihr hier Design, Layout und Satz, mit dem Fokus auf Typographie und Seitenlayout. Rabatt für :Freischreiber-Mitglieder.

KI Next Level

Der Aufbaukurs der Berliner Journalistenschule vertieft das Wissen über Bild-KI und Text-KI mit Übungen. Im Mittelpunkt stehen Midjourney (Bild) und ChatGPT (Text) am 15. Januar 2025 von 9 bis 17 Uhr. Rabatt für :Freischreiber-Mitglieder.

Desinformation und manipulative Narrative

Für März 2025 planen die Alliance4Europe und adacio.eu einen Workshop zu Mechanismen der Informationsmanipulation und Analyse-Frameworks aus der Defender-Community. Der kostenlose zweistündige Workshop findet online statt.

Fehlinformationen erkennen und bekämpfen

Warum glauben Menschen Fehlinformationen und geben sie weiter? Was lässt sich dagegen tun? Antworten auf diese Fragen verspricht ein kostenloser Workshop am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Termin: Montag, 26. Mai 2025

Die Geschäftsstelle geht am 18. Dezember in den Winterschlaf. Ausgeruht geht es dann am 2. Januar 2025 weiter. Wir wünschen euch allen fröhliche Feiertage, einen guten Rutsch und eine erholsame Zeit! Wir sehen, hören und schreiben uns wieder 2025! 

Euer Newsletter-Team

Elisa Kautzky und Eva Bodenmüller


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