Zwei 2021
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16. März 2021

Von Fairness und fiesem Themenklau

Hallo! Fairness?  
Fair auf Augenhöhe vs. fieser Themenklau 

Liebe Kollegen und Kolleginnen, liebe Freischreiberinnen und Freischreiber,

wir müssen reden. Über Ideenklau. Was uns Freien immer mal wieder passiert – und was sich schlecht beweisen und nachweisen lässt. Hat man sich einfach nur locker über Themen unterhalten, ganz unverbindlich und ohne jede Verpflichtung? Oder hat jemand auf der anderen Seite des Schreibtisches mitgeschrieben?

Freischreiberin Marlene Halser hat ihren Fall auf Twitter ausführlich beschrieben: wie sie dem Magazin Business Punk ein Porträt-Thema vorgeschlagen hat, das der zuständige Redakteur recht gut fand, dann doch nicht in Auftrag geben wollte – bis die Geschichte  Monate später als Titel wieder auftauchte. Natürlich nicht von der freien Kollegin geschrieben und auch in keiner Weise honoriert. Zum Nachlesen hier

Wir möchten an dieser Stelle ausdrücklich an unseren Code of Fairness erinnern. Da findet sich folgende Passage: „Themenvorschläge, die uns nachweislich zuerst von Freien angeboten wurden, und die wir intern oder durch Dritte realisieren wollen, werden angemessen honoriert.“ Noch Fragen? 

Und nun müssen alle stark sein! Denn wir müssen nochmal kurz über das Urheberrecht reden. Und über die VG Wort. Ja, wir wissen, Ihr habt gerade Eure Meldungen gemacht, Euch über neue, unklare Eingabefelder in TOM gewundert. Deshalb, zunächst nochmal der Hinweis: In unserem virtuellen Vereinsheim bei Slack bekommt Ihr schnelle Antworten auf all’ Eure Fragen, auch auf diese hier: Wie geht’s mit der Verlagsbeteiligung weiter? 

Und dann – das Urheberrecht, das hängt nämlich damit zusammen. Denn das Bundeskabinett hat nun einen Entwurf für das neue Urheberrecht beschlossen und irgendwann in den kommenden Monaten wird das alles wahrscheinlich Gesetz werden. Was für uns wichtig ist: Im Urhebervertragsrecht bleibt alles weitestgehend beim Alten, und damit beim berühmt-berüchtigten Machtgefälle zwischen Verlagen und freien Journalist*innen. Und die Verlagsbeteiligung bekommt ihr Comeback, in etwas veränderter Form: Künftig soll Verlagen maximal ein Drittel der Ausschüttungen zustehen, wobei wir dabei das Wort „maximal“ betonen, denn die Beteiligung muss, wenn das alles so durchgeht, nicht bei einem Drittel liegen. Wie hoch sie tatsächlich ausfällt, müsste dann innerhalb der Verwertungsgesellschaften ausgehandelt werden. Dabei möchten wir Freischreiber natürlich sehr gerne sehr viel mitreden. Denn gerade im für uns wichtigen Presse-Bereich gibt es viele gute Gründe, die Verlagsbeteiligung so niedrig zu halten wie es nur irgendwie geht – dass Presse-Verleger*innen in der Regel keinen Beitrag als Urheber*innen an ihren Veröffentlichungen erbringen, ist einer davon. Ein anderer sind die Niedrig-Honorare, die mittlerweile den Markt bestimmen: Die Verlagsbeteiligung käme einer weiteren Einkommenskürzung gleich, und auch wenn das im Urheberrecht erstmal keine Bedeutung hat – irgendwann muss auch mal gut sein. 

Aber erstmal ist am 20. März die Mitgliederversammlung und die wird die VG Wort diesmal aus bekannten Gründen digital abhalten. Wie genau das funktionieren wird, und was auf der Tagesordnung steht, wissen wir noch nicht; die Verlagsbeteiligung wird aber noch nicht dabei sein. Weil wir mitreden wollen, möchten wir Präsenz zeigen. Stimmübertragungen per Vollmacht sind auch dieses Mal wieder möglich, und wir bitten Euch, diese Möglichkeit zu nutzen: Wir werden Eure Stimmen an Stimmleute vermitteln und bitten Euch deshalb, uns Bescheid zu sagen, falls Ihr Mitglied der VG Wort seid und noch keinen Kontakt mit unserer Geschäftsstelle oder dem zuständigen Vorstand Oliver Eberhardt hattet. 

Kurz erklärt: Wahrnehmungsberechtigte sind alle, die eine Karteinummer der VG Wort haben. Mitglied sind diejenigen, die die Mitgliedschaft extra beantragt haben und in den vorangegangenen drei Jahren insgesamt 1.200 Euro oder mehr an Ausschüttungen erhalten haben. Eine einfache Mail an vgw@vgwort.de reicht dazu aus.

Auch kein ganz einfaches Feld: Kinderkrankengeld, wenn man über die KSK gesetzlich versichert ist. Was muss man beachten, worauf muss man achten, welche Bedingungen muss man erfüllen? Aus verständlichen Gründen stellen wir diesen Service unseren Mitgliedern zur Verfügung. Noch kein Mitglied? Auch das kann man ändern.  


 Mitmachen und Ärmel hochkrempeln: Jetzt :Freischreiber*in (oder :Fördermitglied) werden! 


Freischreiberiges
Neulich Claus Ruhe Madsen im heute journal gesehen? Den Rostocker Oberbürgermeister mit seinem beeindruckenden Hipster-Bart, Deutschlands einziger Bürgermeister mit einem ausländischen Pass – der Mann ist Däne. Wer sich für ihn interessiert, wie auch für andere Bürgermeister*innen, der sollte mal in den neuen Podcast von Freischreiberin Denise Peikert hören. Denn von nun an wird sie dort Interviews und Gespräche mit Menschen aus der Kommunalpolitik führen. Der Podcast entsteht zusammen mit dem Kommunal- und Schulverlag; dort hat die Autorin im vergangenen Sommer das Buch „Bürgermeister – was sie antreibt, wer sie umtreibt“ veröffentlicht.

„Über Cobots und Okkluder“ – wer muss da nicht passen? Es sei denn, man hat die entsprechende Podcast-Folge von Freischreiberin Regine Marxen gehört: „Der Podcast stellt Alumni der TU Berlin und deren Berufsfelder vor. Hochspannend, auch weil es überraschend war (vor allem für eine Geisteswissenschaftlerin wie mich), was sich hinter den erst mal spröde klingenden Berufsfeldern und Studiengängen verbirgt.“ 

Nichts sieht man im Fernsehen derzeit so oft – eine Spritze wird aufgezogen und dann routiniert angesetzt. Zum Thema erscheint nächster Tage der Ratgeber „Fakten-Check IMPFEN“. Zum Autorenteam gehört Freischreiberin Nicola Kuhrt – die das Portal „MedWatch“ betreibt, wo man dieser Tage immer mal wieder vorbeischauen sollte.

Corona-Zeiten sind Spaziergeh-Zeiten. Also hat die Berliner Freischreiberin Caroline Ring im vergangenen Herbst ein Buch geschrieben, das jetzt in der zweiten Auflage erscheint: über Stadtbäume. Heißt „Botschafter des Lebens. Was Bäume in Städten erzählen können“ und darum geht es: „Manche sind gut versteckt, andere so unscheinbar, dass man an ihnen vorbeilaufen würde. Wieder andere sind so berühmt, dass sie eigene Namen tragen oder in Gedichten verewigt wurden.“

Sechs Quadratmeter Balkon. Stehen Freischreiberin Melanie Öhlenbach zur Verfügung, 24 Stunden am Tag. Woraus sich etwas machen lässt. Ein Buch etwa, das den Titel „Grüner geht’s nicht. Nachhaltig gärtnern auf dem Balkon“ trägt. Frisch erschienen. Ach und seufz, wenn doch erst wieder Frühling ist … Freischreiber holt schon mal die Klappstühle aus dem Keller …  

Verwandtes
Neu bestimmt. Und breiter aufgestellt. Unser Partnerverband „Freischreiber Österreich“ hat sich einen neuen Vorstand gewählt, der diesmal sechs Köpfe zählt. Mit dabei erneut: Freischreiberin Alexandra Rotter. Gewiss eine gute Ansprechpartnerin, wenn man mal für Medien im Nachbarland arbeitet und etwas wissen will. 

Dies & das
Immer wieder haben wir in der Vergangenheit auf ein wachsendes Problem hinweisen müssen: Journalist*innen werden bei ihrer Berufsausübung zunehmend bedrängt, beschimpft, attackiert – etwa bei der Berichterstattung über sogenannte Corona-Skeptiker. Deswegen möchten wir gerne und unbedingt auf ein Projekt von „Reporter ohne Grenzen“ hinweisen, das Informationen über eben solche Übergriffe, von Beleidigungen bis hin zu körperlichen Angriffen, sammelt und auswertet. Dazu hat RoG eine E-Mail eingerichtet, bei der sich Journalist*innen melden können, die Opfer von Übergriffen geworden sind oder die davon erfahren haben. Die Adresse lautet: uebergriffe-at-reporter-ohne-grenzen.de

Seminare & Kurse

Um unsere Digitale Selbstverteidigung kümmern wir uns im Crashkurs mit Freischreiber Stefan Mey am 1. & 2. März. Man muss kein Snowden sein, um seine Daten auf hohem Niveau zu schützen. Aus dem großen, bunten Werkzeugkasten der „digitalen Selbstverteidigung“ stellt Stefan Mey zehn Tricks und Programme vor, die für journalistische Arbeit nützlich sind. Ihr zwei Teilen à 90 Minuten erfahrt ihr unter anderem, wie man gut merkbare Passwörter erzeugen und abhörsicher E-Mails verschlüsseln kann. Und ihr lernt, wie sich Smartphone-Datenflüsse einschränken lassen, welche Messenger sinnvoll sind und was alternative Betriebssysteme bringen. Alle Infos hier

Digitale Mittagspausen und Regio-Abende
Am 18.2. treffen sich die Freischreiber*innen um 12 Uhr zur digitalen Mittagspause mit Silke Burmester und werfen einen Blick auf den funkelnden neuen Palais F*luss. Auch am 18.2. aber am Abend ab 18 Uhr gibt Freischreiberin Christina Helberg für die Regio-Gruppe Rhein-Main Tipps zum Fact-Checking und zeigt die besten Methoden, Meldungen und Bilder auf ihre Echtheit zu überprüfen: So entlarvt ihr Falschmeldungen. Und am 5.3. haben wir Dirk Borbe in der digitalen Mittagspause zu Gast und kümmern uns um das Thema “Datenschutz und Datensicherheit für die eigene Webseite“. 

Noch ein Tipp: Wen es zum Film und zur Serie drängt, der wird hier vielleicht glücklich: Denn „noch bis zum 1. März 2021 können sich serieninteressierte Schreibtalente um einen Studienplatz im deutschsprachigen Track des internationalen Masterstudiengangs Serial Storytelling bewerben. In engem Austausch mit der Serienbranche spezialisieren sich ab September 2021 maximal 16 angehende Serienautor*innen auf das Entwickeln innovativer serieller Formate.“ Hier erfährt man alles Wichtige und kann sich gegebenenfalls bewerben.

Preise & Stipendien
Richtig fix beeilen muss, wer sich für den Herbert Quandt Medien-Preis bewerben will, endet die Frist doch am 15. Februar: „Welche wirtschaftlichen Themen haben Sie und Ihre Redaktion im Krisenjahr 2020 besonders bewegt? Welche Menschen in Wirtschaft und Unternehmen haben Sie beeindruckt? Vor allem aber: Welche herausragende, journalistische Arbeit ist daraus entstanden?“ Alles Weitere erfährt man hier

Auch etwas sputen muss man sich, will man sich für den Medienpreis des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte bewerben, endet doch die Frist am 28. Februar. Und darum geht es: „Mit dem BVKJ-Medienpreis werden herausragende journalistische Beiträge aus den Kategorien Print/Online, Fernsehen und Hörfunk ausgezeichnet, die das Thema der Kinder im sozialen Abseits leser-, hörer- bzw. zuschauernah und fachlich kompetent behandeln, die der Öffentlichkeit vom Kinderleben auf der Schattenseite unserer Gesellschaft berichten, die uns sagen, worauf es ankommt, um sozial benachteiligten Kindern von Anfang an und nachhaltig zu helfen, und die uns neue Wege zur besseren Hilfe und Förderung zeigen.“

So. Das war‘s schon wieder. Also fast. Und so gehen wir nochmal kurz nach Österreich, wo es ein Magazin namens „Das Biber“ gibt. Und „Das Biber“, das sich der multiethnischen Community verpflichtet fühlt, hat ein Newcomer-Netzwerk, deren Programmdirektorin Melisa Erkurt sich sozusagen um die Zugangs-Zukunft auch ihres Mediums sorgt: „Ich bekomme immer wieder Nachrichten von jungen Menschen, vor allem jenen mit Migrationsgeschichte, die meinen, sie würden gern im Journalismus Fuß fassen, aber hätten das Gefühl, dass es für sie, ihre Perspektiven und Zugänge keinen Platz gäbe. Dass sie höchstens Geschichten erzählen dürfen, die in das Bild der anderen passen.“ 

Ihre Schlussfolgerung: eine eigene, ganz anders aufgestellte Chefredaktion – auf Instagram: „Wenn ich eines in meiner Arbeit in Schulen begriffen habe, dann, dass es nicht nur die Themen und die digitalen Zugänge sind, die wir an sie anpassen müssen: Junge Menschen sehnen sich nach einer völlig neuen Art von Journalismus. Es reicht nicht, alles wie bisher zu machen und einen „Jung-Stempel“ draufzudrücken.“  Ein Magazin auf Instagram – auch eine Idee.

Freischreiber-Tusch!
Wir hoffen, es ist aufgefallen. Wir sind in den letzten Wochen sehr aktiv geworden – in den Neuen Sozialen Medien. Dank unserer beiden Vorstandsfrauen Sigrid März und Anna Heidelberg-Stein – unserem Instagram-Facebook-Twitter-Duo! Die dort unsere Veranstaltungen posten, unsere Positionen verbreiten und überhaupt manches in die Welt schicken, damit man uns nicht überhört, sondern wahrnimmt. Besonders bei Twitter zeigen sich nun die Erfolge – wir konnten den 10.000sten Follower begrüßen. Tausend Dank und Tusch-Tusch-Tusch dafür!

In diesem Sinne
Kommen Sie weiterhin gut durch die Tage
Ihre Freischreiber*innen

 


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