Um es kurz zu machen: Autsch!
Seit vier Jahren hat es keinen Freischreiber-Honorarreport mehr gegeben. Pandemie, multiple Krisen, Inflation, steigende Lebenshaltungskosten allüberall – höchste Zeit, die Daten aus unserem Honorartool* mal wieder auf den Tisch zu legen und zu fragen: Wie haben sich die Honorare freier Journalist*innen seit 2020 entwickelt?
Ganz ehrlich: Die Ergebnisse tun weh. Die Baustellen, die bereits die ersten Berichte 2019 und 2020 freigelegt haben, sind nicht kleiner geworden. Im Gegenteil: Was auf den ersten Blick hier und da als Honorarerhöhung erscheint, stellt sich bei näherer Betrachtung oft als Kürzung heraus. Während wir Freien also mit der Drei-Euro-Salatgurke unter dem Arm unsere Mieterhöhung aus dem Briefkasten fischen, dümpeln unsere Einkünfte noch immer auf Vor-Corona-Niveau herum – wenn überhaupt.
Wir klagen das nicht nur an. Wir stellen auch fest, wie wir das ändern. Vorschläge findest du im neuen Report, auf dieser Website und im aktuellen Medium Magazin. Unser Vorstandsmitglied Elisa Kautzky gibt dort Tipps für den idealen Tagessatz (hier entlang bitte zum Tagessatz-Rechner). Einer ihrer Ratschläge: Bedenke als Verhandlungsmasse neben dem Honorar auch Zeitaufwand, Umfang, Sachmittel und Folgeaufträge.
:Freischreiber kämpft schon rund 15 Jahre für faire Honorare. Wie weit sind wir – angesichts der Ergebnisse im neuen Report – damit gekommen?
Es gibt sie, die Erfolge. 2022 etwa haben wir die 15-Prozent-Kampagne gestartet. Unsere Forderung: #15Prozent mehr Honorar für alle Freien! Viele Kolleg:innen traten daraufhin in neue Verhandlungen mit ihren Auftraggebenden und steigerten ihre Honorare. Mit einigen Redaktionen ging unser Vorstand selbst aktiv ins Gespräch. Das Ergebnis: ernüchternd. Einzig das Wirtschaftsmagazin Impulse sicherte allen Freien 15 Prozent mehr zu, die ZEIT immerhin 10 Prozent. Und ihr anderen Auftraggebenden, was ist mit euch?
Ein starker Journalismus in Deutschland trägt sich nur durch die Mitarbeit von Freien. Wie kann es sein, dass ein ganzer Berufszweig so dermaßen auf der Strecke bleibt – und was können freie Journalist:innen selbst tun, um daran etwas zu ändern?
Wir werden nicht müde, es zu betonen:
Über Honorare zu sprechen ist wichtig. Der Honorarreport 2024 soll eine Orientierungshilfe dafür bieten, welcher Satz bei welchen Medien für welche Art von Beitrag ungefähr zu erwarten ist. Die enthaltenen Zahlen sind aber ausdrücklich keine Empfehlung, wie viel maximal von Seite der Freien verlangt werden sollte! Zudem müssten Kolleg:innen und wir öfter „nein“ zu Aufträgen sagen, die unserer Expertise finanziell nicht gerecht werden. Ebenso wichtig ist es, eine starke Verhandlungsposition zu bilden, also wissen, was man braucht, um gut (!) leben zu können.
Kenn deinen Wert! Wir sehen ihn.
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Den ganzen #Honorarreport24 findest du hier – oder unten als PDF. Verfasst haben ihn Karen Suender, Carolina Torres und Jan Schwenkenbecher. Danke für euren Einsatz! Wir danken außerdem Elie Saad für seine vielen tollen Grafiken.
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*Das Honorartool ist eine Kooperation zwischen dem Medienfachverlag Johann Oberauer GmbH und Freischreiber e.V. Die Datenbank soll die umfassendste ihrer Art für Honorare und Gehälter in der Medienbranche in deutschsprachigen Ländern werden. Mach mit!