SECHS 2021
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7. Juni 2021

Sagt „ja“

Liebe Kolleg*innen, liebe Freischreiber*innen und Freischreiber-Freund*innen,

normalerweise steigen wir an dieser Stelle locker-flockig ein, mit blumigen Phrasen, freischreiberigen Wortkonstruktionen und – ja – Euphorie. 
Aber dieses Mal ist die Lage ernst. Sehr ernst. Deshalb bitten wir heute – und mahnen. Denn das hier ist wichtig: Die Ausschüttungen der VG Wort sind in Gefahr. Auch in diesem Jahr werden die Beschlüsse, die dafür notwendig sind, im Umlaufverfahren getroffen. Das bedeutet, dass die Mitglieder per Post abstimmen. Und dem Gesetz nach muss dabei nicht nur eine Mehrheit erzielt werden, sondern auch die Hälfte aller Mitglieder an der Abstimmung teilnehmen. Die Briefe müssen bis spätestens 7. Juni 2021 bei der VG Wort eingegangen sein. 

Diejenigen, die Mitglieder der VG Wort sind, haben vor einigen Tagen einen dicken, großen weißen Umschlag erhalten, in dem auch ein Stimmzettel und vorfrankierter blauer (je nach Lichteinfall eher türkisfarbener) Umschlag liegen. Zur Abstimmung stehen drei Punkte: Jahresabschluss 2020, Transparenzbericht 2020 und die Schaffung von Stipendien für Belletristiker*innen und Journalist*innen, die im Kultur- und Feuilleton-Bereich tätig sind. Nur dann, wenn die Mitgliederversammlung Jahresabschluss und Transparenzbericht zustimmt, werden die Ausschüttungen wie geplant Anfang Juli und Anfang September überwiesen. Wir haben beides geprüft, sehen keine Mängel und empfehlen deshalb eine Ja-Stimme.

Bei den Stipendien handelt es sich um Mittel der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM), die von der VG Wort vergeben werden sollen. Die Rahmenbedingungen wurden von der BKM vorgegeben. Die Vergabe der Stipendien wird die regulären Finanzen der VG Wort nicht belasten. Auch hier bitten wir deshalb um Zustimmung. Und damit nun das übliche Kleingedruckte: Alle, die Ausschüttungen der VG Wort erhalten, sind Wahrnehmungsberechtigte. Die Mitgliedschaft muss man eigens beantragen. Dies ist möglich, wenn man in den vorangegangenen drei Kalenderjahren entweder im Durchschnitt 400 Euro im Jahr oder insgesamt 1.200 Euro an Ausschüttungen der VG Wort erhalten hat. Die Mitgliedschaft wird formlos per Mail an vgw@vgwort.de beantragt und kostet 10 Euro im Jahr. War doch gar nicht so schlimm. Kommen wir nun zu den schönen Dingen!

Freischreiberiges
Manchmal knirscht es gewaltig im Getriebe rund um Aufträge, Abrechnungen, Briefings und was da sonst noch an Konfliktstoff anfällt. Weil unsere Leute sich nicht immer direkt an ihre*n Redakteur*in wenden wollen oder können, gibt es seit einigen Jahren Ombudsleute in verschiedenen Redaktionen. Sie vermitteln, klären und schaffen vieles vom Tisch. Beim Spiegel, bei P.M. und Geo, bei der Zeit und beim Freitag haben wir bisher Ansprechpartner für Freie. Jetzt freuen wir uns besonders, dass sich bei der taz zwei Ombudsleute gemeldet haben. Marah Hambrecht und Kaspar Zucker haben schon länger ein offenes Ohr für die Probleme rund um Gleichstellungsfragen, jetzt kommen die Freienfragen dazu. Sie sind erreichbar unter der schönen Mailadresse vertrauensstelle-at-taz.de. Übrigens – wenn Redaktionen ihre Zusammenarbeit mit Freien verbessern wollen: Wir beraten gerne rund um den Code of Fairness, unser Regelwerk für den guten Umgang mit Freien, und freuen uns über weitere Ansprechpartner für Freienbelange. 

In eigener Sache: Netzwerken und Austausch – für uns Schreiber*innen unverzichtbar. Welche*r Auftraggeber*in fällt mal wieder durch abgrundtief schlechte Vertragsklauseln auf? Wie muss ich was auf Rechnungen ausweisen? Denkt dran: Freischreiber hat für Mitglieder einen Raum auf Slack. Dort können wir uns unkompliziert austauschen, Fragen stellen und Antworten geben, Regio-Gruppen finden und Jobs anbieten. Wir sehen uns dort!

Freischreiber-Termine
Wir halten die Spannung – auch im Juni. Selbstverständlich. Deshalb gibt es ’nen Crashkurs und ’nen Webinar, die es beide in sich haben:

Ihr habt es mehr als deutlich gemacht: Freischreiber*innen sind stets auf der Suche nach funkelnden Sätzen, fantastischen Wortwelten und Szenen wie gemalt. Deshalb haben wir erneut Ariel Hauptmeier – Leiter der Reportageschule in Reutlingen – eingeladen. In seinem „Crashkurs: Besser Schreiben“ am 21. Juni von 9 bis 13 Uhr setzt er sich mit euch zusammen und kreiert erste Sätze, die ihresgleichen suchen. Der Kurs ist bereits ausgebucht, aber ihr könnt euch auf die Warteliste setzen lassen. Oder ihr geht auf Nummer sicher und meldet euch direkt für den nächsten Kurs am 17. September an. 

photo: ninasimone.de

Freudige Aufregung oder blanke Panik – jede*r Freie schaut wohl mit anderen Gefühlen auf die jährliche Steuererklärung. Für alle gilt aber: Mit hilfreichen Tipps und Tricks läuft‘s rund. Deshalb erklärt Fachjournalistin Constanze Elter am 25.06. ab 16 Uhr „Wie wuppe ich meine Steuererklärung?“. Welche Ausgaben sind für die UstV relevant, welche für die EÜR und welche erst bei der Jahressteuerberechnung? Wo verbuche ich die KSK? Und wie berücksichtige ich Beiträge für die Freischreiber? Hier erfahrt ihr es.

Zweitverwertung: Einmal geschrieben, x-mal verkauft. Unter diesem Motto trifft sich am 10. Juni die Regio-Gruppe Bonn und tauscht sich über Zweit-, Dritt- oder sogar Viertverwertungen von journalistischen Texten aus. Aber: Welche Texte eignen sich zur Zweitverwertung? Wie sieht es rechtlich aus? Wie bietet man einen bereits erschienenen Text am besten an? Und wo findet man die passenden Redaktionen? Freischreiber Steve Przybilla erklärt‘s und lädt zur Diskussion.

Unsere aktiven Regio-Gruppen rufen regelmäßig zu Stammtischen. Schaut am besten immer mal wieder in unseren Terminkalender, damit ihr nichts verpasst. Aktuell findet das meiste noch virtuell statt. Aber stetig fallende Inzidenzen und die hier und da gar bereits geltenden Lockerungen lassen hoffen: Demnächst wieder Bier, Wein und grüne Cocktails in lustiger Runde ohne Bildschirm? Wir wünschen es euch und uns.

Ihr habt es sicherlich gemerkt – einige Angebote sind nur Freischreiber-Mitgliedern zugänglich. Du bist noch kein Freischreiber-Mitglied? Kein Problem – hier kannst du dich anmelden.

Seminare & Kurse
Das Millennial Lab von Vocer bietet den Workshop „Media for Millennials: Wie können klassische Medien junge Menschen erreichen?“ für sechs Freischreiber*innen kostenfrei an. Der Online-Workshop findet am 11. und 12. Juni statt (Fr., 14–18 Uhr; Sa., 9–13 Uhr). Anmelden können sich freie Journalist*innen jeden Alters, die sich mit jüngeren Zielgruppen und deren Ansprache auseinandersetzen sowie entsprechende Formate entwickeln möchten. Der Workshop möchte folgende Fragen beantworten: Wie schaffen es Journalist*innen, mit ihrer Arbeit gezielt ein jüngeres Publikum zu adressieren? Welche Plattformen müssen Journalist*innen dafür bespielen und wie müssen sich die Inhalte ändern? Gemeinsam mit Menschen unter 30 Jahren entwickeln die Workshop-Teilnehmenden digitale Storytelling-Formate. Die Anmeldefrist läuft bis morgen, 2. Juni. Die Anmeldung erfolgt bitte per E-Mail an millenniallab-at-vocer.org.

Projekte
Radio Utopistan mit und von (unter anderem) Freischreiberin Elisabeth Weydt ist ein frisch gegründetes Medienhaus für mutige Visionen aus aller Welt. Der Podcast und die Community sammeln gemeinsam konstruktive Geschichten für eine gerechtere, utopische Zukunft. Erzählt und diskutiert werden sie im Internet, in der Zeit nach Corona dann auch in echten Räumen. Die Geschichten handeln bisher zum Beispiel von einer Ingenieurin in Gaza, die mit Kopftuch und Highheels unter Hamas und Besatzung zwei Unternehmen gegründet hat. Von Plastiksammlern in der mexikanischen Karibik oder von einer Anwältin in Guyana, die sich mit Exxon Mobile und der Weltbank anlegt.

Freischreiber Steve Przybilla hat bei RiffReporter das neue Online-Magazin „Zukunft Elektroauto“ gestartet, das sich kritisch-konstruktiv mit der Elektromobilität auseinandersetzt. Im Spannungsfeld zwischen Klimaschutz, Rohstoff-Knappheit und Ladesäulen-Wirrwarr ordnet er die Chancen und Risiken ein, die der elektrische Wandel mit sich bringt. Zum Auftakt ist eine große Reportage erschienen, bei der er ausprobiert, wie gut man mit einem Elektroauto in den Urlaub fahren kann.

Eigentlich scheint die deutsche Einheit eine Erfolgsgeschichte zu sein. Doch wie eng sind die beiden Teile Deutschlands drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung wirklich zusammengewachsen? Warum wird immer noch auf OST oder WEST abgestellt als handle es sich um schwerwiegende Vorerkrankungen, auf die Rücksicht zu nehmen ist? Freischreiberin Carolin Wilms hat darüber gemeinsam mit Ilka Wild ein Buch geschrieben: Sind wir uns wirklich einig? 

Im Alltag passiert es erstaunlich oft, dass wir mit Verschwörungserzählungen konfrontiert werden. Ob mit einem Freund in der Kneipe, der über „geheime Mikrochips in Impfungen“ referiert, ein Kollege, der davon überzeugt ist, dass uns die „Lügenpresse“ manipuliert oder der Bruder, der die „Pharmalobby“ für alle Erkrankungen verantwortlich macht. Nach ihrem Bestseller „Fake Facts“ geben Freischreiberin Katharina Nocun und Pia Lamberty mit ihrem Ratgeber „True Facts“ Tipps und verraten Kniffe, wie wir solche Aussagen als Verschwörungserzählungen entlarven können. 

Die Ausstellung „LandRush – Ventures into Global Agriculture“ am „Centre national de l‘audiovisuel“ in Dudelange (Luxemburg) ist eine künstlerisch-dokumentarische Auseinandersetzung mit den sozialen und ökologischen Auswirkungen globaler Landwirtschaft. Frauke Huber und Freischreiber Uwe H. Martin dokumentieren seit 15 Jahren das Leben von Bauern und Landarbeiter*innen, Indigenen und Fischer*innen, sprechen mit Aktivisten, Politikern und Wissenschaftler*innen. Sie zeigen die komplexen Zusammenhänge und Lieferketten, die nötig sind, um uns mit Nahrung zu versorgen und wie wir durch Umweltzerstörung die Basis unserer Ernährung weiter erodieren.
Am 12. Juni erscheint passend hierzu der analog-digitale Katalog „LandRush –Ventures into Global Agriculture“. Infos findet ihr demnächst hier: https://cna.public.lu/en/events/2020/landrush.html.

Preise & Stipendien
Seit dem 1. April läuft die Ausschreibung zum Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus 2021. Bis einschließlich 30. Juni können Bewerbungen online eingereicht werden. Der Preis wird in den Kategorien „Allgemein“, „Newcomer“, „Medienprojekt“ und für bis zu drei Recherche-Stipendien ausgelobt und ist mit einem Preisgeld von insgesamt 47.000 Euro dotiert. Alle Informationen zum Otto Brenner Preis und den Bewerbungsmodalitäten sind auf der Webseite www.otto-brenner-preis.de zu finden.

Für Kurzentschlossene – das Media Innovation Fellowship des Journalismus Lab: Nur noch heute (1. Juni) können sich Medien-Start-ups bewerben, die professionellen Journalismus, Medien und Innovation zusammenbringen und aus ihrer validierten Idee ein wirtschaftlich agierendes Unternehmen aufbauen möchten. 

Zum Schluss …
… erinnern wir noch einmal an den Anfang und mahnen: Nun packt euren blau bis türkisfarbenen Stimmzettel (natürlich vorher ausfüllen!) in den blau bis türkisfarbenen Umschlag und ab damit in den nächsten – mit extrem großer Wahrscheinlichkeit gelben – Postkasten. Dann gibt es auch im Juli wieder Grund zur Freude. 
In diesem Sinne: Bleibt gesund und frei!

Eure Freischreiber*innen


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