Newsletter
6. Juli 2023

Mitmachen!

Liegt das Jahr nun schon zur Hälfte hinter uns oder noch zur Hälfte vor uns? So oder so, es gibt zur Jahresmitte viel Erfreuliches zu berichten. Wir haben einen neuen Vorstand, konnten auf der Konferenz von Netzwerk Recherche gleich mehrfach unsere Themen positionieren und mit unserer 15-Prozent-Kampagne weitere Redaktionen überzeugen. Damit steht dieser Newsletter ganz unter dem Motto: Mitmachen!

Mitmachen 1: impulse erhöht um #15Prozent

Das Wirtschaftsmagazin impulse ist für :Freischreiber ein alter Bekannter. Schon 2018 haben wir der Zeitschrift den Himmel-Preis verliehen, weil sie fair bezahlt und auf Augenhöhe mit ihren freien Kolleg:innen umgeht. (Wer sich für Geschichtliches interessiert: Hier noch mal die Laudatio von damals).

Doch auch ein strahlend-blauer Himmel kann sich eintrüben. Seit mindestens zehn Jahren stagnieren bei dem Magazin die Honorare – je nach Artikel etwa 100 Euro pro 1000 Zeichen (wie lange genau, konnten weder wir noch die impulse-Redaktion eruieren). Wegen der Inflation heißt dies für Freie: Sie müssen deutlich mehr arbeiten, um dieselbe Kaufkraft zu erwirtschaften.

Mit diesen Argumenten konnte :Freischreiber Steve Przybilla impulse-Chefredakteurin Nicole Basel überzeugen. Im Video-Call zeigte sie großes Verständnis für unsere Forderungen aus der 15-Prozent-Kampagne und versprach, diese mit der Geschäftsführung zu diskutieren.

Jetzt teilte sie uns das Ergebnis mit: impulse erhöht die Honorare um 15 Prozent! Der Richtwert beträgt nun 115 Euro je 1000 Zeichen. Damit erfüllt das Magazin unsere Forderungen vollumfänglich – ein großer Erfolg für :Freischreiber. Oder anders gesagt: Ein bisschen mehr Sonne am Freienhimmel! Wir danken der Redaktion für den freundlichen Austausch. Und versprechen schon heute: Auch bei anderen Auftraggebern lassen wir nicht nach! 

Mitmachen 2: Freischreiber bei #nr23

Mit einem Stand und gleich drei Veranstaltungen unter :Freischreiber-Beteiligung waren wir auf der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche am 16. und 17. Juni in Hamburg vertreten.

Freischreiber:innen Ruth EisenreichInsa van den Berg und Joachim Budde stellten klar: „Von wegen ‚arm dran‘: So lebst du gut als Freie:r“ und gaben Beispiele, wie sich mit freiberuflicher journalistischer Tätigkeit ein auskömmlicher Lebensunterhalt erwirtschaften lässt. 

Welche Interessenkonflikte Journalist:innen vermeiden sollten und wie das gelingen kann, diskutierten die Teilnehmenden auf der Podiumsdiskussion „Ich verdienʼ mir was dazu …“. Dabei ging es auch um das neue  „Positionspapier zum Verhältnis von PR und Journalismus“ des Netzwerks Recherche. Und mittendrin die scheidende :Freischreiber-Vorsitzende Sigrid März. Sie brachte vor allem die Lebensrealität vieler Freier auf das Podium. Für viele Freie klinge die Fragestellung des Panels wie blanker Hohn, kommentierte Sigrid.

Schließlich können zahlreiche Kolleg:innen nur deshalb im Journalismus überleben, weil sie sich ein oder mehrere Standbeine außerhalb aufgebaut haben. Schon am Abend zuvor hatte die Mitgliederversammlung von Netzwerk Recherche das Positionspapier dem Vernehmen nach lebhaft diskutiert. 

Und worum ging es sonst noch? Natürlich um Recherche und Themen, die den Journalismus – fest wie frei – in der näheren und ferneren Zukunft bestimmen werden. Aktuell ist das der Kampf um die Pressefreiheit, die nicht nur in autoritären Staaten akut bedroht ist, sondern auch direkt vor unserer Haustür immer wieder missachtet wird. Viele Diskussionsrunden gab es außerdem dazu, wie über die Klimakrise berichtet werden soll, kann, muss – von der außergewöhnlichen Reportage bis zur alltäglichen Berichterstattung. Inklusion, Diversität, Kampf gegen Sexismus, künstliche Intelligenz und ganz akut die Finanzierbarkeit und damit Zukunftsfähigkeit von Journalismus standen ebenso auf dem Programm.

Kurzum, es wurde vieles angesprochen, diskutiert, nachgefragt, angeregt, das wir in unserem Alltag weiterdenken, weitermachen, umsetzen, ausprobieren werden, worauf wir achten und was wir schützen müssen. Mitschnitte von einigen Veranstaltungen gibt’s hier.

Mitmachen 3: Der neue Vorstand

Die Mitgliederversammlung am 17. Juni hat einen neuen Vorstand gewählt. Alle neun Kandidat:innen haben breite Zustimmung erhalten. Wir können uns über einen :Freischreiber-Vorstand freuen, der personell so stark ist, wie seit langem nicht.

Den Vorsitz übernimmt mit Joachim Budde ein erfahrenes Vorstandsmitglied. Neu sind die beiden stellvertretenden Vorsitzenden Caroline Ring und Anna E. Poth. Auch der Kassenwart ist mit Jan Schwenkenbecher ein bekanntes Gesicht. 

Neu im Vorstandsteam sind die Beisitzer:innen Eva Bodenmüller, Elisa Kautzky, Johannes Klostermeier, Lisbeth Schröder sowie Karen Suender.

Der neue Vorstand wird die Arbeit seiner Vorgänger:innen im Sinne von :Freischreiber fortführen, sich für eine Zusammenarbeit von Freien und Redaktionen auf Augenhöhe einsetzen und für Fairness kämpfen, wenn es um Bezahlung, Verträge, Arbeitsbedingungen und soziale Absicherung geht. Außerdem hat er sich vorgenommen, die Mitglieder stärker einzubindenund endlich die Tausendermarke bei den Mitgliedern zu knacken.

Was ist sonst noch zu erwarten? Dazu wird das Vorstandsteam im September auf seiner Klausur im Knüllwald Pläne schmieden. Schon jetzt freut sich der neue Vorstand über Lob, Kritik, Anregungen, Fragen und Ideen.

Freie Termine

  • Wie wird mein Text spannender? Auf vielfachen Wunsch bietet :Freischreiber einen weiteren Termin für den „Crashkurs: Dramaturgie“ mit Heike Faller an. Ihre Techniken eignen sich für kurze und lange Texte, Reportagen und Porträts. Morgen, Freitag, von 10–14 Uhr auf Zoom – mit Übungen. Es gibt noch zwei freie Plätze. Hier geht’s zur Anmeldung.
  • Mit dem Textverarbeitungs-Programm Scrivener sortierst du Gedanken, Recherchen und Pläne – und verarbeitest sie zu fertigen Texten vom Artikel bis zum Buch. Wissenschaftsjournalistin und :Freischreiber-Vorständin Caroline Ring zeigt im „Crashkurs: Scrivener“ an zwei Vormittagen, wie das geht. Termin ist Freitag, 18. August, von 9–12 Uhr und Freitag, 25. August, von 9–10 Uhr. Schnell sein bei der Anmeldung lohnt sich, da nur 15 Plätze verfügbar sind.
  • Vier Stunden für funkelnde Sätze: Schon mal vormerken für alle, die vormittags nie Zeit haben: Wir haben einen Nachmittagstermin für unseren Fortbildungsklassiker mit Ariel Hauptmeier organisiert. Der „Crashkurs: Besser schreiben“ findet Freitag, 8. September, von 13–17 Uhr auf Zoom statt. Zur Anmeldung geht’s hier lang.
  • Ab in den Süden: Am 14. September trifft sich der Regio-Stammtisch „Regios Bawü: September im Süden“ um 19 Uhr in Freiburg. Wer kommen mag, bitte bis zum 10. September verbindlich in der Geschäftsstelle anmelden.
  • Wie schaffe ich es, dass sich selbst langwierige Recherchen finanziell lohnen? Florian Sturm erklärt das im „Crashkurs: Mehrfachverwertung“ am Donnerstag, 28. September, 13–17 Uhr auf Zoom. Florians Spezialität sind „magazinige“ Recherchen. Mehr Infos und Anmeldung hier.

Freischreiberiges

Ein Kind, das sich einem anderen Geschlecht zugehörig fühlt als dem in seiner Geburtsurkunde. Ein Teenager, der noch herausfindet, in welche Richtung Begehren und Liebe gehen. Solche und ähnliche Geschichten finden Platz in dem neuen Buch „Queere Kinder – eine Orientierungshilfe für Eltern von LGBTQIA+-Kindern und -Jugendlichen“ von :Freischreiberin Verena Carl und ihrer Mitautorin Christiane Kolb, ebenfalls Journalistin und Expertin für sexuelle Bildung. Ihr Ziel: Aufklärung und Empathie für Familien, in denen geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung ein Thema sind.

Das Buch versteht sich als eine Mischung aus Elternratgeber und Debattenbeitrag für ein politisch aufgeladenes Thema, das vor allem Eltern verunsichert, die vielleicht bisher wenig Berührungspunkte mit queerem Leben hatten. Und die nun gefordert sind, ein Kind zu begleiten, das anders fühlt als sie. Verena ist selbst Mutter einer fast erwachsenen, queeren Tochter und kennt Fragen, Zweifel und Unsicherheiten aus erster Hand. Das Buch erscheint am 19. Juli im Beltz-Verlag.

Dies & Das

  • Rettet den Hansel-Mieth-Preis: Seit 25 Jahren verleiht die Reportergemeinschaft Zeitenspiegel Reportagen den Hansel-Mieth-Preis für engagierte Text- und Bildreportagen in deutschsprachigen Print- und Onlinemedien. Die Auszeichnung ist nach der Fotografin Johanna „Hansel“ Mieth benannt, die sich für respektvolle und engagierte Reportagefotografie einsetzte. Heute zählt der Preis zu den wichtigsten Auszeichnungen im deutschen Printjournalismus. In diesem Jahr wird er am 20. September um 19 Uhr in Stuttgart verliehen. Er ist mit 6000 Euro dotiert.
    Private Spender:innen und Förderungen finanzieren den Preis. Die Akquise wird jedoch von Jahr zu Jahr schwieriger. Deshalb hat die Reportergemeinschaft nun einen Spendenaufruf auf Startnext gestartet.
  • Berichterstattung über Rechtsaußen: Haben Medien die AfD groß gemacht?“ – über diese Frage diskutiert Holger Klein in der aktuellen Folge des Übermedien-Podcasts Holger ruft an mit Ann-Katrin Müller, Politik-Redakteurin beim Spiegel. Er fragt, warum Müller trotz Bedrohungen und Hass „ganz gerne“ über die AfD berichtet. Und wie sie mit Lügen der Partei umgeht. Bei der AfD findet es Müller „generell schwierig, Wortlautinterviews zu machen“, die für Print und Online ja immer autorisiert werden. Ein aktuelles Stern-Interview mit Alice Weidel – die auch auf dem Magazincover zu sehen ist – hat die Hamburger Journalistin dabei besonders irritiert.

Fortbildungen

Sicherheitstrainings sind in jedem Unternehmen Pflicht (§ 12 Arbeitsschutzgesetz). Als Freischreiber:innen sind wir für unsere Sicherheit in der Regel selbst verantwortlich – obwohl viele große Medien für die Berichterstattung aus Kriegs- und Krisengebieten gerne auf uns zurückgreifen. Die Sicherheitstrainings von heaff sind auf Journalist:innen zugeschnitten. Je nach Bedarf gibt es Module zu den Grundlagen der Risikoanalyse bis hin zum Verhalten im Falle einer Geiselnahme. heaff bietet ermäßigte Preise für Freie sowie für Journalist:innen in Ausbildung an:

  • Das Vertiefungstraining „Datensicherheit und digitale Selbstverteidigung“ mit Stefan Mey hilft bei der Prävention von Datenmissbrauch (Smartphone und PC/Laptop). Am 26. September von 17–21 Uhr online. Der ermäßigte Preis liegt bei 159 Euro; für frühe Vögel, die bis zum 15. August buchen, bei 139 Euro.
  • Außerdem: „Kombitraining HEAT 3/HEFAT: Sicherheit und Verletztenversorgung in Kriegs- und Krisengebieten“. In 20 Einheiten à 90 Minuten lernst du den Umgang mit Funkgeräten, Schutzausrüstung, Checkpoints, Landminen und Geiselnahmen. Vom 6. bis 9. Oktober, jeweils 9–19 Uhr (am letzten Tag nur bis 13 Uhr), im wunderschönen Horn-Bad Meinberg (Nordrhein-Westfalen). Der „Spaß“ kostet ermäßigt 1349 Euro zzgl. Übernachtung und Verpflegung. Den Frühbucherpreis gibt es bis zum 15. August, ermäßigt für 1249 Euro zzgl. Übernachtung und Verpflegung.
  • Das „Schnuppertraining Stressmanagement“ gibt allgemeine Impulse, wie man besser mit Stress umgehen kann. Der zweiteilige Kurs findet am 11. und 18. Oktober statt, jeweils von 19–21 Uhr online, Preis: ermäßigt 79 Euro.
  • Wie finde ich mich als Journalist:in im Darknet zurecht? Und wie entlarvt man ein Deep-Fake-Video? Der Vertiefungsworkshop „Faktencheck und Verifikation“ mit Frederik von Castell vermittelt Grundlagen des Factcheckings. Termin ist der 4. und 5. November von 10–18:30 Uhr online, Kosten: ermäßigt für 444 Euro; den Frühbucherpreis von ermäßigt 379 Euro gibt es bis zum 15. August.
  • Das Vertiefungstraining „Als Freelancer:in im Krisengebiet – Planung, Akquise, Netzwerke, Finanzierung“ mit Bartholomäus Laffert gibt Freien in Krisengebieten Tipps zum Netzwerken, Planen und Organisieren. Termin ist der 12. November von 17–21 Uhr online, Preis: ermäßigt 159 Euro. Für frühe Vögel gibt es bis zum 15. August den ermäßigten Preis für 139 Euro. Mehr Infos und weitere Fortbildungen von heaff findet ihr hier.
  • Von der Reportage zum Buch: Wie das gelingt, zeigen zwei parallele Masterclasses an der Reportageschule Reutlingen vom 18. bis 22. September. Wer aus journalistischen Recherchen einen Romanmachen will, lernt das schreiberische Handwerk mit den Journalist:innen und Roman-Autor:innen Laura Cwiertnia, Alena Schröder, Alexander Osang und Jan Weiler. Die Lektorinnen Duygu Maus von Penguin und Martina Klüver von Luchterhand/btb zeigen, wie ihr erfolgreich Roman-Exposés verfasst. Oder ihr stürzt euch gleich auf die Praxis des Sachbuch-Schreibens mit den Journalist:innen und Sachbuch-Autor:innen Eva Wolfangel, Ronald Reng, Anita Blasberg sowie Franziska Grillmeier und besprecht dann eure Exposés mit Martin Breitfeld von Kiwi und Kathrin Liedtke vom Berlin Verlag. Mehr Infos hier. Die Kurse kosten jeweils 749 Euro. :Freischreiber-Mitglieder bekommen 100 Euro Rabatt, wenn sie sich zuvor in der Geschäftsstelle melden.

Stipendien & Preise

  • Journalist:innen mit Fokus auf städtische, ländliche und regionale Entwicklung können sich bis zum 7. Juli für ein zweimonatiges Recherchestipendium am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung in Erkner bei Berlin bewerben. Die Vergütung beträgt 4000 Euro brutto im Monat, zuzüglich 2000 Euro Sach- und Reisekosten für den gesamten Zeitraum. Mehr Infos und Bewerbung hier.
  • Bis zum 13. Juli können grenzüberschreitende Teams noch ihre investigativen Recherche-Ideen für das „European Cross-Border Grants Programme“ einreichen. Offen für alle Medien.
  • Hessinnen und Hessen: Bis zum 17. Juli könnt ihr euch noch für den Hessischen Journalistenpreis bewerben. Das diesjährige Motto: „Nachhaltig leben und arbeiten in Hessen“. Ausgezeichnet werden Beiträge aller Genres und Medien mit Bezug zu – wer hätte es gedacht – Hessen. Der Preis ist insgesamt mit 10.000 Euro dotiert.
  • Musikjournalist:innen können sich bis zum 15. Juli für den IMJA, den International Music Journalism Award bewerben. Gilt sowohl für Text, Audio als auch Multimedia in Deutsch und Englisch. Mehr Infos hier.
Das war’s auch schon fast wieder an Neuigkeiten, Terminen und Infos. Ein wichtiger Termin fehlt noch: Es ist Sommer und auch die :FreischreiberGeschäftsstelle macht Urlaub. Daher bleibt sie vom 17. Juli bis 4. August geschlossen. Wichtige Anfragen könnt ihr in der Zeit direkt an den Vorstand schicken, alles andere packen Anna und Carolina dann nach ihrem Urlaub aus und an.
Schönen Sommer!
Eure :Freischreiber:innen 

PS: Ihr kennt jemanden, die oder der diesen Newsletter noch nicht bekommt? Einfach weiterleiten und hier anmelden

Verwandte Artikel