Newsletter
7. Mai 2025

Mischt du mit?

Nicht alle Nachrichten bringen auch etwas Neues. Etwa, dass die AFD gesichert rechtsextrem ist – oder dass wirtschaftlicher Druck und autoritäre Regime die unabhängige Berichterstattung weltweit gefährden. Doch manchmal gibt es überraschende Entwicklungen: Die ARD reagiert auf die Debatte um Thilo Mischke, kündigt verbindlichere Casting-Regeln an und übergibt die Federführung für das Kulturmagazin „ttt – titel, thesen, temperamente“ an den MDR. Und: Noch nie standen so viele Frauen wie heute an der Spitze von  Hochschulen in Deutschland. Es bewegt sich etwas – dank Menschen, die den Status quo hinterfragen und sich einmischen. Genau solche braucht der freie Journalismus. Genau solche braucht auch :Freischreiber.

Pressefreiheit unter Druck

Die neue Rangliste der Pressefreiheit 2025 von Reporter ohne Grenzen zeigt: Die Lage für unabhängige Medien weltweit ist so schlecht wie nie. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Ländern mit „sehr ernster“ Pressefreiheitslage. Allen voran: Gaza, Mexiko, Russland, China – aber auch Journalist*innen in EU-Staaten wie Ungarn und der Slowakei stehen unter Druck. Deutschland fällt vom 10. auf den 11. Platz zurück.

Foto: Jörg Modrow

Was muss sich ändern? Mehr Unterstützung für gemeinnützigen Journalismus, transparente Medienförderung und ein fairer Umgang mit öffentlicher Werbung – auch in Demokratien wie Deutschland. Was heißt das für uns Freie? Engagement lohnt sich. Guter Journalismus macht den Unterschied. Wer recherchiert, sichtbar bleibt, sich vernetzt und Missstände thematisiert, arbeitet an der Stärkung der Pressefreiheit aktiv mit. 

Ausgezeichnete Redaktionen 2024

Die ZEIT hat 2024 die meisten Journalistenpreise im deutschsprachigen Raum erhalten – insgesamt 29 Auszeichnungen. Damit führt sie das jährliche Ranking des journalist erneut an. Auch zahlreiche öffentlich-rechtliche Rundfunk- und Fernsehsender wie WDRSWRBR und ZDF sind unter den Top Ten vertreten. Die Auswertung zeigt: Viele Redaktionen wurden für Beiträge ausgezeichnet, die sich mit Demokratie, gesellschaftlichem Wandel und investigativer Recherche beschäftigen.

 :Freischreiber wants you!   

Du hast Lust, dich für freien Journalismus stark zu machen? Zum Beispiel durch Mitarbeit am Newsletter, an der Website, bei Pressemitteilungen, Social Media – oder lieber durch strategische Diskussionen mit Auftraggebenden, Webinare und Vernetzung? Im Vorstand von :Freischreiber kannst du genau dort mitgestalten, wo du Wirkung siehst.

Wie Karlotta Ehrenberg so schön in einem Artikel für die taz schrieb:

Die Bewerbungsphase für den neuen Vorstand läuft – und vielleicht bist genau du die richtige Person dafür. Du hast Ideen, Fragen, Visionen oder einfach Lust auf kollegialen Austausch und Verantwortung? Bewirb dich jetzt! Komm gerne vorbei zu einer Schnupper-Zoom-Konferenz. Oder schreib uns einfach. 

Frei heraus:

Foto: Stephanie van Loosen

Freie Kolleg*innen bekommen viel zu selten eine Bühne. In dieser Rubrik stellen wir euch deshalb Mitglieder aus ganz unterschiedlichen Themenbereichen vor. 

Dieses Mal: Stephanie van Loosen. Die Freischreiberin ist freie Journalistin und promovierte Veterinärmedizinerin. Ihre Themenschwerpunkte reichen von indigenen Gemeinschaften und dem Klimawandel bis hin zu Tierwelten und Naturphänomenen. Derzeit bereits als Kooptierte im aktuellen Vorstand eingebunden, kandidiert sie für die neue Legislatur.

Drei Fragen an Stephanie van Loosen

Wo arbeitest du am liebsten?

Überall, wo es hell ist, wo meine Gedanken Freiheit, Luft und Licht finden.

Welche sind deine wichtigsten Arbeitsutensilien?

Zunächst ganz analog ein Block und ein Stift – ich liebe die Frixion Pens, die sich wegradieren lassen. (Fast) immer dabei habe ich natürlich auch mein Smartphone, prima für Fotos und O-Töne. Und wenn ich mich richtig, richtig gut ausgerüstet fühlen will, dann natürlich mit Laptop und Fotoapparat. 

Was ist das Ärgerlichste, was dir im Job passieren kann?

Dass ich genau DIE Sachen NICHT dabei habe und dadurch eine Situation, die unwiederbringlich ist, nicht einfangen, aufschreiben oder festhalten kann. Hatte ich leider schon und habe ich wahnsinnig bedauert. Umgekehrt funktioniert es allerdings leider auch: Ich habe alles für ein tolles Interview, eine super Story dabei. Und der Protagonist zieht im Nachhinein seine Einwilligung zurück. Das ist genauso frustrierend.

:Presseschau

Viele freie Journalist*innen arbeiten auch für Unternehmen – ein heikles Thema, das unsere Vorsitzende Eva Bodenmüller im Interview mit Übermedien anspricht. Bei durchschnittlich 25 Euro brutto pro Stunde im Journalismus ist PR oft eine besser bezahlte Notlösung. Wichtig ist eine klare Trennung der Rollen – und Unabhängigkeit bei der Themenwahl. Wir plädieren für Transparenz statt Verbote. Und an die Medien: Bezahlt uns einfach so gut, dass wir PR nicht nötig haben! Hier geht’s zum Interview.

:Paris-Treffen

Freischreiberin Caroline Ring hat sich mit Vorstandsmitglied Elisa Kautzky im April in Paris auf einen Tee getroffen – in einem Comicladen.

Foto: Caroline Ring

Anlass war eine kleine Signiertour durch Frankreich zum dortigen Erscheinen des Comics METROPOLIA, gezeichnet von Carolines Partner Ingo. Die Krimiserie spielt im Jahr 2099 in Berlin.

:Tipp des Monats

Wie pitchst du richtig für Apotheken UmschauElternSenioren RatgeberDiabetes Ratgeber und die Website apotheken-umschau.de? Das haben uns Marisa Gold, stellvertretende Ressortleiterin Leben & Psyche, Julia Maria Schulters, Co-Ressortleiterin Medizin, und Anne-Bärbel Köhle, neue :Freischreiber-Ombudsfrau im Wort & Bild Verlag, Autorin, Journalistin und Chefredakteurin, beantwortet. Hier geht’s zum Handout (exklusiv für Freischreiber*innen).

:Buchverlosung:

Es gibt wieder ein Buch zu gewinnen. Diesmal: „Klimasicher bauen und sanieren” von Freischreiberin Eva Bodenmüller. 

Der Klimawandel bringt viele unschöne Dinge mit sich. Dazu zählen Extremwetterlagen wie Hitze, Starkregen und Sturm. Unsere Gebäude sind größtenteils nicht darauf vorbereitet und benötigen hier und da eine kleine oder größere Auffrischung. Dieser Ratgeber stellt verschiedene Möglichkeiten vor, wie ihr eure Gebäude schützen oder im Allgemeinen klimagerecht bauen könnt.

Interessiert? Schreib uns bis zum 31. Mai eine E-Mail an redaktion@freischreiber.de mit dem Betreff „Buchverlosung“ und deiner Adresse. Der oder die Gewinner*in wird im nächsten Newsletter bekannt gegeben. Viel Glück! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. 

Danke für eure Zusendungen im April. Das Buch „Puderzucker an der Waffel – Wie die Psyche im Gleichgewicht bleibt“ von Jana Hauschild geht an Patrick Stäbler. Herzlichen Glückwunsch!                   

Hast du gerade ein neues Buch veröffentlicht, oder steht die Veröffentlichung kurz bevor? Dann melde dich bei unserer Redaktion, damit wir es verlosen können. Du bekommst Reichweite und ein*e Freischreiber*in freut sich – Win-win!

Herzlichen Glückwunsch!

Noch mehr Gewinner*innen: Freischreiber Florian Sturm hat den Peter-Hans-Hofschneider-Recherchepreis  für Wissenschafts- und Medizinjournalismus bekommen. Die offizielle Preisverleihung findet auf der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche in Hamburg statt.

Dies und das

Kritik an KI-Regelungen

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) und die dju in ver.di gehen juristisch gegen die Süddeutsche Zeitung vor. Grund sind neue Honorarbedingungen, die Journalist*innen verpflichten, ihre Werke zur Nutzung durch künstliche Intelligenz freizugeben – inklusive Weitergabe der Rechte an Dritte und ohne gesonderte Vergütung.

Der DJV sieht darin einen klaren Verstoß gegen das Urheberpersönlichkeitsrecht und warnt vor der Aushöhlung journalistischer Geschäftsmodelle. „Urheberrechte sind keine Ramschware“, so DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster. Solche KI-Nutzungsrechte müssten individuell verhandelt und vergütet werden – nicht per AGB. Dem kann sich :Freischreiber nur anschließen.

Störfaktor Kind

Der Report „Störfaktor Kind“ von Corinna Cerruti und Tamara Keller, gefördert durch das Greenhouse Fellowship von Netzwerk Recherche und der Schöpflin Stiftung, zeigt eindrücklich, wie schwer sich Familie und Journalismus vereinbaren lassen. Basierend auf Interviews mit 28 Journalist*innen belegt die Untersuchung: Strukturelle Diskriminierung trifft Eltern in Redaktionen systematisch. Hauptprobleme sind mangelnde Planbarkeit, schlechte Bezahlung, fehlende Wertschätzung und kaum Karrierechancen – besonders für Alleinerziehende.

Money money money

Freischreiber Oliver Eberhardt hat eine gute Nachricht für alle, deren Texte von Presse-Verlagen online veröffentlicht werden: Die VG Wort hat im letzten Jahr rund 6 Mio. Euro aus dem Presseverleger-Leistungsschutzrecht eingenommen – etwa 4,9 Mio. Euro für VG Wort, 1,1 Mio. Euro für VG Bild-Kunst. Einen Teil davon findet ihr bald in eurem Ausschüttungsbrief.

Dahinter steckt die Idee, dass Plattformen wie Google Verlage bezahlen müssen, wenn sie journalistische Texte nutzen. Ein Drittel davon geht an uns Urheber*innen. 

In der VG Wort wird derzeit viel Geld neu verteilt. Das ist nicht einfach: Einige müssen abgeben, damit andere endlich fair entlohnt werden. Gerade Kolleg*innen aus dem Wissenschaftsjournalismus gingen lange leer aus. Das ändert sich jetzt. Gute Nachrichten auch für kleinere Magazine: Künftig reichen schon 375 Zugriffe für eine Ausschüttung – hinter Paywalls sogar nur 125. Dafür werden alte Archivtexte nicht mehr berücksichtigt. 

Schutz vor KI-Ausbeutung

Künstler*innen, Autor*innen und Medienschaffende in ganz Europa fordern von der EU-Kommission mehr Schutz vor generativer KI. Unsere Werke werden massenhaft ohne Zustimmung oder Vergütung genutzt. Es braucht deshalb Transparenz, faire Bezahlung, konsequenten Urheberrechtsschutz und Mitbestimmung bei KI-Regulierungen. Die Initiative Creators for Europe United warnt: Ohne Kreative verliert Europa seine kulturelle und wirtschaftliche Stärke. Hier könnt ihr den offenen Brief unterschreiben.

Faire Foto-Honorare

Der Berufsverband FREELENS, Kooperationspartner von :Freischreiber, warnt in einer Pressemitteilung vor den zunehmend prekären Bedingungen für freie Bildjournalist*innen in Deutschland. Stagnierende oder sinkende Honorare, fehlende Vergütung für Rechteübertragungen – etwa zur KI-Nutzung – und eine mangelnde Verhandlungsbereitschaft großer Verlage wie der FAZ verschärfen die wirtschaftliche Unsicherheit der Freien. FREELENS fordert regelmäßige Honorarverhandlungen analog zu Tarifgesprächen.

Freie Medien. Starke Demokratie.

Anlässlich des Internationalen Tags der Pressefreiheit haben sich über 45 Medienhäuser und Journalismus-Organisationen zu einer gemeinsamen Kampagne zusammengeschlossen. Initiiert vom journalist, betonen sie unter dem Motto „Freie Medien. Starke Demokratie. Unsere Verantwortung“ die essenzielle Rolle des unabhängigen Journalismus für eine funktionierende Demokratie. Mit dabei sind u. a. ZEITARDSüddeutsche ZeitungsternReporter ohne Grenzenund das Grimme-Institut. 

VDRJ Medienpreise 2025

Die Vereinigung Deutscher Reisejournalisten (VDRJ) hat ihre Medienpreise 2025 vergeben und damit erneut herausragenden Reisejournalismus in Text, Audio und Film ausgezeichnet. Die prämierten Beiträge zeigen, dass fundierter, kreativer Reisejournalismus auch in Zeiten von Preisdruck und KI-Reizen gefragt bleibt. 

:Externe Termine und Fortbildungen

Jugendmedienfestival

Seit fast 30 Jahren bietet das Jugendmedienfestival jungen Talenten eine Plattform, um ihre journalistischen Fähigkeiten zu entfalten. Es gibt kreative Workshops und Chancen zum Austausch. Das Motto in diesem Jahr: „Medien auf Zeitreise: Von der Feder bis zum Feed“. Die Anmeldung für die kommende Runde ist vom 29. Mai bis 1. Juni möglich. Wo? Bad Segeberg (Schleswig-Holstein). Zur Anmeldung geht es hier entlang.

MIZ Deciders Day

Am 13. Mai findet im Medieninnovationszentrum Babelsberg (MIZ) der MIZ Deciders Day 2025 statt – in Kooperation mit dem Creative Europe Desk Berlin-Brandenburg. Wie können (Lokal-)Medien das Vertrauen ihres Publikums zurückgewinnen, innovativ auf Nachrichtenvermeidung reagieren und neue Wege der Publikumsbindung entwickeln? Die Veranstaltung ist auf Englisch.

Exklusiv für Freischreiber*innen:

Dank unserer Kooperation buchst du Fortbildungen der Berliner Journalist*innenschule mit 30 Prozent Rabatt:

Live-Reportage vor der Kamera

Live vor der Kamera stehen und mitten aus dem Geschehen über ein Ereignis berichten – dieses Praxisseminar macht dich fit für den Live-Report. Nach der Theorie geht es in die Praxis: Aufzeichnen im Studio und draußen, auswerten, aus den Übungen lernen. Am 3. und 4. Juli von 9 bis 17 Uhr.

Storytelling

Geschichten müssen spannend erzählt sein, damit sie in Erinnerung bleiben. Wie das geht, vermittelt dieser Workshop mit der nötigen Theorie und intensiven praktischen Übungen. Am 13. und 14. Mai online von 9 bis 17 Uhr. 

TV-Satire

Im Stil von „heute-show“ und „extra 3“ satirisch-ironische Interviews realisieren – darum geht es in diesem dreitägigen Praxis-Workshop. Vom 30. Juni bis 2. Juli von jeweils 9 bis 17 Uhr.

Euch allen einen schönen Tag der Befreiung – und wer in Berlin lebt kann sich sogar über den 8. Mai als Feiertag freuen.

Sonnige Grüße, euer Newsletter-Team: Elisa Kautzky und Eva Bodenmüller


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