Himmel-und-Hölle-Preis 2024: Annabelle & Tageszeitungen
Göttlich war es mit euch und teuflisch zugleich: Am Samstag verliehen wir in Hamburg den Himmel-und-Hölle-Preis 2024. In die Hölle schickten wir alle deutschen Tageszeitungen. Den Himmel betrat das Schweizer Magazin Annabelle.
„Tatsache ist: Wir kennen keine einzige deutsche Tageszeitung, die ihren freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein mindestens durchschnittliches Einkommen in durchschnittlicher Arbeitszeit ermöglicht“, sagte Hölle-Laudator und Jury-Mitglied Andreas Unger.
Unsere Mitglieder reichten eine Vielzahl an Kandidaten dieser Sparte ein. Sie nannten haarsträubende Honorare, eine anmaßende Kommunikation und immer mal wieder Redakteur*innen, die Texte verschlimmbesserten. Stellvertretend hatten wir Samstag daher den Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger zum Gespräch gebeten. Leider lehnte er ab. Das Fegefeuer wird sich so nicht löschen lassen.
Zugleich forderte unsere HiHö24-Jury uns freie Journalist*innen zur Selbstreflexion auf:
„Warum nehmen so viele von uns das Angebot, für beinahe nichts zu arbeiten, immer noch und immer wieder an?“, fragte Laudator Andreas. „Wir müssen uns mehr füreinander einsetzen und solidarisch sein. Sucht euch Lieblings-Redaktionen. Sucht euch Lieblings-Redakteur*innen. Streicht die Auftraggeber, mit denen ihr zu oft hadert. Sucht euch Auftraggeber, zu denen ihr ‚ja‘ sagt und die ‚ja‘ zu euch sagen. Woran ihr die erkennt? Nicht zuletzt am Honorarniveau.
Seid unschlagbar gut, nicht unschlagbar billig!“
Himmel sei Dank fanden wir neben all diesen Schatten auch Licht. Es erstrahlte am Samstag in Person der Kollegin Stephanie Hess, die uns per Videoschalte beehrte: Sie nahm stellvertretend für die Schweizer Frauenzeitschrift Annabelle den Himmel-Preis 2024 entgegen.
„Während in anderen Medienhäusern die Honorare seit Jahren stagnieren und damit in Zeiten von steigender Inflation de facto sinken, zahlt die Annabelle überdurchschnittlich gut und pünktlich“, lobte Eva Bodenmüller, Laudatorin und unsere Vorsitzende. Die Jury erreichten Berichte zu Honoraren zwischen 140 bis 160 Euro für 1.000 Zeichen; deutlich mehr, als freie Journalist*innen es von anderen Auftraggeber:innen gewohnt sind.
Eva sagte weiter: „Während andere oft unzuverlässig kommunizieren, es auf Themenvorschläge keine Rückmeldung gibt und fertige Texte wie mit der Heckenschere und ohne Rücksprache redigiert werden, sucht diese Redaktion das Gespräch.“
Danke, Team Annabelle. Ihr zeigt, dass es auch anders geht!
Um konstruktive Tipps und Tricks aus dem Berufsalltag zu teilen und uns im Netzwerk zu stärken, fand vor der Preisverleihung unser zweites „Barcamp der Freien“ statt. Wir diskutierten gemeinsam Trends, neue Medienformate und alles, was uns Freie bewegt. Danke, ihr Kolleg:innen. Für eure freie Energie, den Input, konstruktive Gedanken und das Wissen, mit euch an der Seite nie allein zu sein.
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Hier geht es zur Aufzeichnung der Preisverleihung durch TIDE.tv.
Die Begründung unserer Jury für 2024 und alle weiteren Preistragenden der vergangenen Jahre finden sich hier.
Fotos: Jörg Modrow
Barcamp und Preisverleihung fanden 2024 mit freundlicher Unterstützung von next.mediaHamburg statt. Übertragung der Preisverleihung: TIDE.tv. Sponsoring: Hamburg Media School, Presseversorgungswerk & Institut für Bildungscoaching.