Licht und Schatten
Viel Erfreuliches gibt es dieser Tage nicht, was das Weltgeschehen betrifft. Umso wichtiger sind die kleinen Lichtblicke. Und die gibt es. Beispielsweise das Editorial im Newsletter von Netzwerk Recherche vom 27. September. Danke, Jonathan Sachse.
Und weil es gerade so düster wird, rücken wir zusammen. Denn über Pressefreiheit, Honorare, Verträge etc. lässt sich immer noch am besten analog miteinander reden. Nutzt die Gelegenheiten.
Haltung zeigen
Was für ein September! Es zeichnete sich ja schon ab, dass bei den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg die AfD weit vorn liegen würde. Wirklich überraschend dürfte das Ergebnis also für kaum jemanden gewesen sein. Aber was bedeutet das jetzt für unsere Gesellschaft? Für die Demokratie und mit ihr die Pressefreiheit? Für uns als freie Journalist*innen?
Wohin die extreme Rechte den Journalismus führen will, sehen wir in Ungarn, wo Victor Orbán die Medienlandschaft zu seinem Nutzen umgebaut hat. In Österreich hat die FPÖ bereits angekündigt, bei einer Regierungsbeteiligung die Medienlandschaft verändern zu wollen, den öffentlich-rechtlichen Medienanstalten Gelder zu kürzen.
Halten wir dagegen. Jetzt erst recht. Mit gutem, fundiertem Journalismus. Mit Haltung. Denn egal worüber wir berichten, es geht nicht allein um die Aufzählung von Fakten, es geht auch um deren Einordnung. Für die Lesenden. Für die Demokratie.
Nichts für schwache Nerven
Was sich einerseits so locker flockig liest, ist ganz schön harter Tobak: unser Honorarreport 2024.
Nur die Macher*innen des Honorarreports dürfen erleichtert sein, liegt doch eine ganze Menge Arbeit hinter ihnen – und der Report seit 27. September vor uns. Danke an :Freischreiber-Vorstandsmitglied Karen Suender, Carolina Torres aus der Geschäftsstelle, den früheren :Freischreiber-Kassenwart Jan Schwenkenbecher und Elie Saad, der die Grafiken erstellt hat.
Für alle anderen ist der Honorarreport keine gute Nachricht. Für die Medien nicht, weil die großteils erbärmlichen Honorare seit dem letzten Report kaum gestiegen sind. Auch beim besten Willen ist nicht mal ein Inflationsausgleich erkennbar. Die Freien wissen um ihre teils prekäre Lage, die die aktuellen Zahlen einmal mehr belegen. Und auch für die Gesellschaft ist es kein gutes Zeichen. Denn Freie tragen den Journalismus mit, leisten einen wichtigen Beitrag zur Meinungsvielfalt. Nur: davon leben, das können mittlerweile immer weniger. Viele kehren dem Beruf den Rücken. Damit verschwindet eine der Stützen unserer Demokratie. Wer kann das wollen?
Ihr könnt den Honorarreport hier selbst lesen. Oder ihr lest den Artikel im Medium Magazin von :Freischreiber-Vorstandsmitglied Elisa Kautzky. Oder ihr schaut euch die Pressestimmen an – der Honorarreport 2024 hat bereits für einigen Wirbel gesorgt.
Zusammenhalten und netzwerken
Bei allem, was uns da gerade um die Ohren saust: Wir hören hin. Das gilt in diesen Tagen besonders für die Jury des Himmel-und-Hölle-Preises. Dank eurer zahlreichen Einreichungen haben die fünf Jurymitglieder jetzt viel zu tun. Es wird diskutiert, bis die Köpfe rauchen. Wer kommt in den Himmel? Wer in die Hölle? Ihr erfahrt es als Erste. Live in Hamburg im „Space” am 23. November bei der offiziellen Preisverleihung.
Und davor findet wieder unser Barcamp der Freien statt. Teilnehmen lohnt sich. Denn wo sonst trefft ihr so viele Freischreiber*innen und bekommt so viele Informationen – von den leckeren Häppchen ganz zu schweigen. Also gleich anmelden. Wenn die Zeiten dunkler werden, sind starke Netzwerke umso wichtiger.
:Freischreiberiges
„Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte verteidigen“
:Freischreiber gehört zu den Erstunterzeichner*innen einer Petition von „Gemeinsam für Menschenrechte“. Denn Menschenrechte sind wichtig, Meinungsfreiheit für freien Journalismus unerlässlich. Darum. Die Petition lest ihr hier.
:Buchvorstellung
„Vom Wesen der Flüsse“ von Stefan Schomann
Stefan lässt uns in seinem neuen Buch viele blaue Wunder erleben. Er porträtiert Flüsse in ihrer Funktion als Lebensadern und Geheimnisträger, Grenzen und Handelswege – und spart auch den mystischen Anteil der Wasserwege nicht aus. Das Buch ist im Galiani Verlag erschienen.
:Tipp des Monats
Aus aktuellem Anlass, der Veröffentlichung des Honorarreports 2024, gibt es hier ein paar Tipps für eure nächsten Honorarverhandlungen. Der eine oder die andere war vielleicht im Juli bei der Netzwerk Recherche (NR)-Jahreskonferenz dabei und hat live und in Farbe Freischreiberin Nora Lessing erlebt. Dann wisst ihr, dass Geld nicht alles ist. Aber ohne geht es auch nicht. Also überlegt euch vorher, was eure Schmerzgrenze ist – die ihr nicht akzeptiert! Und überlegt euch auch, wie viel ihr gerne hättet. Ein Tipp, der uns mal zugeflogen ist: Wenn ihr meint, eure Forderung sei etwas zu hoch, ist sie genau richtig.
Geduld ist eine Tugend, wenn ihr in die Verhandlung einsteigt. Haltet durch, wenn euer Gegenüber schweigt. Ihr habt außer Geld auch andere Verhandlungsmasse, etwa Folgeaufträge, Korrekturschleifen und Abgabefristen oder Sachmittel, die euch die Redaktion zur Verfügung stellt.
Verhandeln kann Spaß machen, etwas Übung vorausgesetzt. Und beim nächsten Honorarreport sehen wir dann hoffentlich die Erfolge.
Noch mehr Tipps für eure Honorarverhandlung findet ihr im Mitgliederbereich.
:Frei heraus
Freie Kolleg*innen bekommen zu selten eine Bühne. In dieser Rubrik stellen wir euch deshalb Mitglieder aus ganz unterschiedlichen Themenbereichen vor.
Dieses Mal: Midia Nuri. Sie ist Wirtschaftsjournalistin und damit furchtlos bei der Wahl ihrer Themen: Investitionen, Anlagen und Betriebsführung kann sie auch für Laien verständlich erklären.
Wo arbeitest du am liebsten?
In Hörweite eines interessanten Ansprechpartners/einer interessanten Ansprechpartnerin. Schreibend/lesend, am heimischen Computer oder Laptop.
Welche sind deine wichtigsten Arbeitsutensilien?
Meine Ohren und das, was dazwischen (schräg darüber) ist.
Was ist das Ärgerlichste, was dir im Job passieren kann?
Wenn ich aus Versehen eine E-Mail an einen falschen Empfänger schicke. Oder den falschen Inhalt an den/die richtige Empfänger/in.
Hast du Lust, dem „Frei heraus“-Team auch drei Fragen zu beantworten oder mitzuarbeiten? Dann melde dich hier (redaktion@Freischreiber.de).
:Buchverlosung
Es gibt wieder ein Buch zu gewinnen. Diesmal: „Anders wird gut“ von Freischreiberin Verena Carl und Kai Unzicker, Senior Project Manager Demokratie und Zusammenhalt bei der Bertelsmann Stiftung. Das Buch ist eine Sammlung von hoffnungsvollen Beispielen, wie die drängenden Fragen und gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit gelöst werden können. In einzelnen Reportagen nimmt das Autorenduo uns mit auf eine Reise an unterschiedliche und gegensätzliche Orte in Deutschland.
Erkenntnisse aus der Sozialforschung und praktische Anwendungen runden das Thema ab. Mit den Fragen „Auf welche Werte können wir uns als pluralistische Gesellschaft einigen? Was verbindet uns? Wie wird unsere veränderte Lebenswelt zukunftsfähig?“ fordert das Buch zum Nachdenken auf. „Anders wird gut“ ist bei der Bertelsmann Stiftung erschienen.
Interessiert*? Dann schreibe bis zum 31. Oktober eine E-Mail an redaktion@freischreiber.de mit dem Betreff „Ich nehme teil“. Der oder die Gewinner*in wird im nächsten Newsletter bekannt gegeben. Viel Glück!
*Teilnehmen dürfen nur :Freischreiber-Mitglieder.
Hast du gerade ein neues Buch veröffentlicht oder steht die Veröffentlichung kurz bevor? Melde dich bei der Geschäftsstelle, damit wir es verlosen können. Du bekommst Reichweite und ein*e Freischreiber*in freut sich – Win/Win!
Danke für eure Zusendungen im September. „Gefährlicher Glaube“ von Pia Lamberty und Katharina Nocun geht an Gabriele Meister. Herzlichen Glückwunsch!
:Freischreiber-Termine
Berlin-Stammtisch
Wie funktioniert die Berichterstattung aus der Ukraine? Darum geht es am 8. Oktober bei der Berliner Regio-Gruppe ab 19 Uhr. Gast des Abends ist Joana Rettig. Anmeldung bitte hier per Mail.
Franken-Stammtisch
Am 10. Oktober um 19 Uhr trifft sich die Regio-Gruppe Franken im Tellerrand in Nürnberg. Anmeldung bitte per Mail.
Was macht ein gutes Interview aus?
Die Politik-Chefin der Süddeutschen Zeitung, Katharina Riehl, gibt am 22. Oktober Anfänger*innen und fortgeschrittenen Einsteiger*innen Tipps rund um Interviews. Das Webinar ist exklusiv für :Freischreiber-Mitglieder. Hier gibt’s mehr Infos und geht’s zur Warteliste.
Masterclass Recherche-Podcast
Pia Stendera und Lena von Holt geben am 25. Oktober ab 9 Uhr via Zoom Einblick in ihre Arbeit am Recherche-Podcast „Boys Club – Macht und Missbrauch bei Axel Springer”. Eventuell gibt es noch Restplätze, hier geht’s zur Anmeldung.
Schleswig-Holstein-Stammtisch
Am 6. November um 18 Uhr erklärt Carolina Torres via Zoom, wie ihr eure Honorare am besten verhandelt. Anmeldungen bitte per Mail.
Zoom-Stammtisch Regio-Gruppe Leipzig
Der „Wilde Osten“ trifft sich am 6. November um 19:30 Uhr via Zoom. Gast des Abends ist Jonas Seufert, freier Journalist in Leipzig und Teil von „Hermes Baby“, mit dem ihr euch über Journalistenpreise austauschen könnt. Anmeldung auch hier bitte per Mail.
War das schon alles? Schaut nach auf unserer Website. Vielleicht ist ja gerade eben noch etwas Spannendes dazugekommen …
:Dies und Das
Erste Vorschläge zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks liegen vor
Die Rundfunkkommission der Länder hat ihre Pläne für die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vorgelegt. Einblicke dazu gibt es etwa beim Online-Portal Meedia – und auch Aufrufe, dagegen zu protestieren. Etwa gegen die Zusammenlegung von 3sat und Arte. Hier könnt ihr die Petition lesen und unterschreiben.
25 Minuten Nachdenken über deine Arbeitssituation
Das Haus der Selbstständigen (HDS) befragt vom 2. September bis 2. Dezember Soloselbstständige zu ihrer Arbeitsbelastung. Hier könnt ihr mitmachen!
Wie stark fordert dich dein Beruf?
Das Institut für Kommunikationswissenschaften und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München möchte wissen, wie es euch als Freie im Journalismus geht. Hier könnt ihr an der Umfrage teilnehmen.
Harte Zeiten, maue Honorare für Auslandsfreie
Unsere Welt schrumpft. Zumindest die Berichterstattung darüber, wie Menschen in anderen Weltregionen leben. Denn auch freier Auslandsjournalismus lohnt sich längst nicht mehr und wird zudem anstrengender. Einen guten Einblick ins Thema gibt Freischreiberin Gemma Pörzgen in Übermedien.
Gaza: Forderung nach Pressefreiheit
„Journalist:innen in Deutschland für Pressefreiheit im Gaza-Krieg“ fordern mehr Schutz für Journalist*innen in Gaza, Berichterstattung mit journalistischem Anspruch und Pressefreiheit in Gaza. Wer sich anschließen möchte, kann das Statement online unterschreiben.
Aus für das Greenpeace Magazin
Bereits im Februar hatten wir darüber berichtet, dass ein weiterer Fels in der Brandung für Freie zerbröselt. Nun scheint es endgültig: Das Greenpeace Magazin wird zum Jahresende 2024 eingestellt. Mehr dazu könnt ihr hier nachlesen.
Es rumpelt bei der Sächsischen Zeitung
Die Übernahme der Sächsischen Zeitung durch den Madsack-Konzern ändert in der Redaktion vieles. Wie sich das auf Freie auswirkt? Noch ist nichts klar. Besser dürfte es jedoch nicht werden. Hier mehr dazu.
Sportberichterstattung: Alle sind gleich?
Olympische Spiele und Paralympics haben dieses Jahr viel mediale Aufmerksamkeit erhalten, aber nicht zu gleichen Teilen. Was zudem alles schieflaufen kann, kommentiert Andrea Schöne auf Übermedien.
:Externe Termine und Fortbildungen
„Führungsfrauen in den Medien: Der harte Weg nach oben“
Am 9. Oktober stellt ProQuote Medien ihre qualitative Studie zu weiblichen Karrierebiografien im Journalismus vor. Zeit: 14 Uhr, Ort: Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Schiffbauerdamm 40/Ecke Reinhardtstraße 55, Berlin. Anmeldung hier.
Hamburger Woche der Pressefreiheit
Vom 13. bis 18. Oktober steht in Hamburg die freie Medienberichterstattung im Mittelpunkt. Schaut ins Programm, meldet euch an – beispielsweise zu „Gefährliche Berichterstattung: Journalist*innen als Feindbilder in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft“ am 16. Oktober oder kommt vorbei, wenn am 10. Oktober mit der Einweihung des Anna-Politkowskaja-Platzes an die russische Journalistin und Menschenrechtsaktivistin erinnert wird. Zum Programm und zur Anmeldung geht’s hier.
10 Jahre Freischreiber Österreich
Unser Partnerverband lädt am 14. Oktober ins Studio 67 in Wien ein. Ab 17 Uhr findet beim Barcamp ein reger Wissensaustausch statt. Ab 19 Uhr wird dann ausgelassen gefeiert, mit Torte und allem, was dazugehört. Seid dabei!
Austausch unter Wissenschaftsjournalist*innen
Vom 30. Oktober bis 1. November ist die Konferenz Wissenswerte in Heidelberg. Wie immer mit spannendem Programm.
Gesund bleiben bei der Arbeit
Vom 10. bis 20. Oktober findet bundesweit die Woche der seelischen Gesundheit statt. Diesmal mit dem Schwerpunkt Arbeit und wie ihr trotz Belastung gesund bleibt. Zum Programm.
Kleine Texte, große Wirkung
Beim Webinar der Berliner Journalistenschule geht es am 14. und 15. November um Überschrift, Bildunterschrift und Teaser. Für euren :Freischreiber-Rabatt kontaktiert bitte die Geschäftsstelle.
Und was bewegt euch sonst so? Schreibt uns! Oder kommt vorbei: Beim Barcamp der Freien am 23. November im „Space“ in Hamburg.
Liebe Grüße von eurem Newsletter-Team
Elisa Kautzky und Eva Bodenmüller