
Himmel & Hölle in der Speicherstadt
Wir haben es wieder getan! Wie jedes Jahr und doch ganz anders haben wir den Himmel-und-Hölle-Preis verliehen. In Hamburg. In der Speicherstadt. Mit Barcamp vorab und Sause hinterher. Und das Tollste: Ihr wart zahlreich dabei! Das hat gezeigt: :Freischreiber ist lebendiger und vielfältiger denn je.
Vorweg: Die Lorbeeren! Mit unserem Himmel-und-Hölle-Preis ehren wir jedes Jahr Personen und Institutionen, die sich als besonders fies (Hölle) und besonders fair (Himmel) hervorgetan haben.
In diesem Jahr stand die Preisverleihung im Zeichen der Zerschlagung von Gruner + Jahr. Thomas Rabe, CEO der RTL-Gruppe und Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann, hat unseren Hölle-Preis 2023 für die „Zerstörung eines Lebenswerks“ erhalten, wie es unser Vorsitzender Joachim Budde in seiner Laudatio ausdrückte. Applaus und Buh-Rufe begleiteten die Verkündigung. Mit der Fusion von RTL und Gruner + Jahr wollte Bertelsmann ein „journalistisches Powerhouse“ gründen – doch wie das aussehen könnte, so weit reichten die Gedanken nicht. Statt Sanierung also Zerschlagung. Für uns zeigt das, wie wenig unternehmerische Fantasie und wie wenig verlegerisches Verantwortungsgefühl im Hause Bertelsmann noch übrig sind. Unzählige Freie verlieren nun langjährige und zuverlässige Auftraggeber. In der Rechnung von Rabe und Co. wurden sie nicht mitgedacht.
Den Himmel-Preis erhielt Joachim Telgenbüscher, Redaktionsleiter von Geo Epoche. Im Zuge der Gruner-und-Jahr-Zerschlagung hat er mit seinem couragierten Einsatz nicht nur sein Magazin, sondern auch ein kleines Stück Lebensgrundlage für uns Freie erhalten. Auch hier gab es viel Applaus, diesmal für einen sichtlich gerührten Preisträger, der sogar anwesend war (anders als Thomas Rabe) und den Preis dankbar entgegennahm.
Joachim Telgenbüschers Beispiel zeigt, wie wichtig das Engagement Einzelner ist, und wie wichtig es ist, dass sich Redakteure und Redakteurinnen wehren, wenn sie Missmanagement erkennen. Wenn Honorare für Freie bis ins Lächerliche gekürzt werden, wenn sie plötzlich Buyout-Verträge an langjährige Freie weiterreichen sollen, oder, wenn wie bei Geo Epoche sogar ganze Marken eingedampft werden sollen, obwohl sie weiter existieren könnten: „Dann können wir nur sagen: Wehrt euch! Tut es für euch und tut es für uns, denn wir brauchen euch genauso wie ihr uns”, sagte Laudatorin und stellvertretende :Freischreiber-Vorsitzende Caroline Ring in ihrer Laudatio.
Die Liste von Hölle-Kandidaten war in diesem Jahr sehr lang, die der Himmel-Würdigen sehr kurz. Das ist sicher auch ein Zeichen dafür, wie sich die Lebens- und Arbeitsbedingungen für Freie verändert haben – und wie wichtig es ist, Banden zu bilden. Danke an alle, die sich gedanklich und inhaltlich am Himmel-und-Hölle-Preis in diesem Jahr beteiligt haben!
Die komplette Preisverleihung mit einer fantastischen Moderation von :Freischreiber-Vorständin Karen Suender, die in Gedanken himmlische Harfentöne und höllisches Donnergrollen aufkommen ließ, könnt ihr euch auf Instagram anschauen. Leider ist der Ton recht schlecht – unerwartete technische Probleme. Aber ihr könnt die Laudatios hier nachlesen.
Weitere Bilder und Eindrücke, auch vom Barcamp und diesem wunderbar freischreiberigen Tag, findet ihr auf allen unseren Social-Media-Kanälen, zum Beispiel auf X, ehemals twitter. Schaut vorbei!
Apropos Barcamp: Wie lebendig der Austausch unter Freien ist, war in jeder Session unseres ersten Barcamps der Freien zu spüren. Sei es beim Erfahrungsaustausch zu KI, bei der Diskussion um gendergerechte Bildsprache, über klimagerechten Journalismus oder Möglichkeiten des Journalismus via Messenger – um nur einige der tollen Panels zu nennen. Netzwerken und austauschen, das war der Kern der Veranstaltung. Viele neue Gesichter waren da, viele alte Bekannte. Viel frischer Wind wehte uns um die Nase. Spürbar wurde das mit Yvonne Pöppelbaum. Sie hat in der Pause nach dem Barcamp zu einem Spaziergang durch die Speicherstadt eingeladen.
Viel Input auf allen Kanälen also! Wir freuen uns schon jetzt auf das Himmel-und-Hölle-Event im kommenden Jahr. Und wir sind gespannt, wie lang die Kandidat:innen-Liste dann sein wird … vielleicht gibt es ja auch wieder ein bisschen mehr Himmel für Freie.
Das eigene Hemd beschmutzen? Interessenskonflikte im Journalismus
Große Reportagen, vielschichtige Debattenbeiträge – das ist es, was Redaktionen wollen. Die Honorare, die sie dafür zahlen, sind meist alles andere als groß oder vielschichtig. Um über die Runden zu kommen, müssen viele von uns ihre journalistische Arbeit mit Aufträgen für PR anreichern. Was dabei passieren kann, darum ging es im Panel „Interessenkonflikte im Journalismus: Wie wir mit den eigenen COI umgehen“ auf der diesjährigen Wissenschaftsjournalismus-Konferenz Wissenswerte in Freiburg Ende Oktober. Mit auf dem Podium saß die stellvertretende :Freischreiber-Vorsitzende Caroline Ring, unter anderem neben den Redakteurinnen Pia Heinemann (FAZ) und Dagny Lüdemann (ZEIT online).
Dagny Lüdemann empörte sich etwa darüber, wie manche Freie für Branchenmagazine schrieben und die gleichen Themen auch für ZEIT onlineanbieten. Ein guter Punkt. Besser wäre es, Fachjournalist:innen könnten allein von journalistischen Honoraren leben. Dazu ein kurzer Blick in unser Honorar-Tool wasjournalistenverdienen.de: ZEIT online zahlt 31,25 Euro für 1000 Zeichen. Unterdurchschnittlich. Keine weiteren Fragen.
Auch die Anekdote von Pia Heinemann sorgte im Saal für empörte Erheiterung: Beilagenmagazine bei der WELT, wo Heinemann einst Redakteurin war, wurden früher aus einem eigenen Ressort gefüllt, dann an die Wissen-Redaktion weitergereicht. Die weigerte sich, mit solchen PR-Texten das eigene journalistische Hemd zu beflecken. Die Lösung des Problems – zumindest für die Redaktion? Solche unliebsamen Aufträge einfach an Freie geben. Sollen die sich doch die Finger schmutzig machen.

:Freischreiber-Vorständin Caroline Ring schilderte das Dilemma aus der Freien-Sicht. Denn gerade freie Autor:innen sind auf ein klares Profil angewiesen. Allerdings, so wenig wie viele journalistische Publikationen zahlen, werden sie regelrecht in den Interessenkonflikt gedrängt. Ein breites Thema, das mit der Paneldiskussion noch lange nicht seinen Abschluss gefunden hat. Wir bleiben für euch dran!
Freischreiberiges
Gleich 12 Freischreiber:innen sind 2023 nominiert für den Reporter:innenpreis!
In der Kategorie Freie Reportage ist das Fabian Federl, bei Kulturreportagen Benedikt Herber. In der Kategorie Investigation stehen Karolina Kaltschnee, Kristina Ratsch und Kim Lucia Ruoff für eine mit weiteren Journalist:innen umgesetzten Reportage auf der Nominiertenliste. Ebenfalls für ein Gemeinschaftsprojekt sind Pia Stendera und Lena von Holt in der Kategorie Podcast nominiert. In der Kategorie Datenjournalismus sind es gleich zwei Projekte, eines mit Beteiligung von Chiara Swenson, Pia Stendera und Jonathan Sachse und ein weiteres mit Andrew Müller und Anna Scheld.
Alle Nominierten und die zugehörigen Beiträge sowie Details zum Reporter:innenpreis 2023 findet ihr hier. Wir gratulieren herzlich!
Die Wissenschaftspressekonferenz (WPK) hat seit dem 23. Oktober 2023 einen neuen Vorstand – darunter gleich zwei Freischreiberinnen. Den Vorsitz übernimmt Freischreiberin Nicola Kuhrt, neue Schriftführerin ist Freischreiberin Astrid Viciano.
Gemeinsam mit drei weiteren Kolleg:innen werden sie sich für die Qualität im Wissenschaftsjournalismus engagieren. Zu den zahlreichen Veranstaltungen der WPK gehört auch die jährliche Konferenz Wissenswerte. Wir gratulieren allen Gewählten und wünschen viel Freude und Kraft für das neue Amt!
Buchtipp: Todesfallen prähistorischer Krokodile, öffentliche Toiletten des Römischen Reichs und ein Dorf, das gleich zweimal untergegangen ist. Das sind Orte, an die uns Freischreiberin Pia Volk in ihrem neuen Buch mitnimmt: „Deutschlands verschwundene Orte. Ein Atlas”. Plätze, die es nicht mehr gibt, über die ihr aber immer noch viel erfahren könnt. Erschienen ist das Werk im C.H.Beck-Verlag. Pia freut sich über Rezensionsanfragen!
#Freibeuterinnen – in diesem neuen Channel auf Slack tauschen sich Freischreiberinnen über die Welt des Journalismus aus. Frech-fröhlich-ironisch laden sie alle von euch ein, die „ja noch viel zu jung/hübsch/unerfahren/weiblich/naiv sind, um für Journalismus bezahlt zu werden“. Schaut vorbei, macht mit!
Termine, Termine
- Digitale Mittagspause: KI und Arbeitserleichterung für Freie (Ersatztermin!). Künstliche Intelligenz eröffnet neue Chancen für unseren Job. Das sagt auch der Zukunftsreport „Mensch und Maschine“ des WDR. Am 13. November um 13 Uhr sprechen wir mit Dennis Horn, der am Report mitgewirkt hat. Anmeldung hier.
- wpk trifft Freischreiber: Info-Date zur Rentenabsicherung. Du bist Freie:r bei den Öffentlich-Rechtlichen und sorgst dich um deine Altersvorsorge? Am 14. November ab 13 Uhr ist Ulrike Schmid von der Pensionskasse Rundfunk bei uns zu Gast und klärt auf. Eingeladen sind auch Mitglieder der Wissenschaftspressekonferenz (wpk). Hier kannst du deinen Platz reservieren.
- Crashkurs „Künstliche Intelligenz“: KI ist gekommen, um zu bleiben – Tools wie ChatGPT, Midjourney, DeepL und Perspective.ai verändern den journalistischen Alltag. Wie du als Freie:r KI-Tools klug nutzen kannst, erfährst du im Workshop am 17. November von 9-13 Uhr. Anmeldung hier.
- Webinar: Einstieg in den Bewegtbild-Journalismus. Vom Handyvideo bis zum Kinodokumentarfilm, Medienhäuser setzen heute mehr denn je auf die informative und emotionale Kraft des bewegten Bildes. Deshalb bieten wir ein Webinar zum Einstieg in den Bewegtbild-Journalismus an. Am 12. und 19. Dezember, jeweils 13-15 Uhr über Zoom. Mehr dazu hier.
- Wie wende ich KI im Journalismus an? Wie nutzt du KI in deinem Alltag? Was können wir als freie Journalist:innen von ihr lernen? Freischreiberin Pauline Tillmann ist auf der Suche nach Antworten. Am 13. Dezember um 13 Uhr diskutiert sie mit uns darüber in einer digitalen Mittagspause. Zur Anmeldung bitte hier entlang.
- So meldest du Beiträge bei der VG Wort: Am 31. Januar ist die Meldefrist der VG Wort. Bis dahin müssen Meldungen für die Bereiche Presse, Hörfunk, Fernsehen, Sprachtonträger und Video eingegangen sein. Am 18. Januar um 12 Uhr erklärt uns Freischreiberin Andrea Mertes, wie wir das richtig anstellen. Mehr Infos zur digitalen Mittagspause hier.
- Crashkurs „Mehrfachverwertung“ über Zoom am 8. Februar von 9-13 Uhr. In diesem Workshop lernst du alles, was du zur Mehrfachverwertung von Recherchen und Themen wissen musst. Hier kannst du dich anmelden.
- Save the date: Am 10.12. treffen sich die Bonner :Freischreiber-Mitglieder zu einer Weihnachtsfeier. Zeit und Ort werden noch bekannt gegeben.
Aus für Torial?
Torial, der journalistische Portfolio-Anbieter, hat sein Aus zum Jahresende verkündet. Viele von uns beschäftigt diese Nachricht – schließlich nutzen viele Freie die Plattform als digitale Visitenkarte. Wie könnte es weitergehen? Gibt es alternative Finanzierungskonzepte? Was passiert mit den eingebundenen Beiträgen, beispielsweise auf der Website von :Freischreiber?
Torial ist ein langjähriger Kooperationspartner unseres Verbands. Wir überlegen bereits seit längerem, ob und wie wir uns hier stärker engagieren können.
Wir suchen nach Lösungen, Beiträge weiter auf der Website von :Freischreiber zu veröffentlichen. Und nehmen auch eure Vorschläge für weitere Maßnahmen gerne in die Diskussion auf. Meldet euch im Slack, direkt in der Geschäftsstelle oder beim Vorstand. Gemeinsam finden wir Antworten!
VG Wort: Geld geschenkt für Freie 50+
Eigentlich sollte man denken: Wenn Freie irgendwo bis zu 7500 Euro einstreichen können, dann lassen sie sich nicht lange bitten. Offenbar ist es beim Autorenversorgungswerk der VG Wort (AVW) anders. Jedenfalls wirbt die Vorständin des AVW, Karin Leidenberger, bei jeder Gelegenheit für den Zuschuss zur Altersvorsorge.
Wer wahrnehmungsberechtigt ist, in diesem Jahr 50 wird oder schon älter ist und noch bis 31. Dezember den Antrag stellt – das geht ganz einfach per TOM – kann sich im nächsten Jahr über Geld freuen. Wichtig ist erstmal, den Antrag rechtzeitig zu stellen. Fehlen Unterlagen, könnt ihr sie nachreichen. Wer 2024 beantragt, bekommt die Einmalzahlung erst 2025.
Voraussetzung: Ihr müsst (überwiegend) freie Autor:in oder Journalist:in und in der KSK rentenversichert sein. Außerdem müsst ihr eine (oder mehrere) Kapitallebens- oder Rentenversicherung oder Sparverträge haben oder abschließen, die erst fällig werden, wenn ihr mindestens 60 seid. Und ihr dürft noch kein Geld aus dem AVW erhalten haben.
Wie viel ihr letztlich bekommt, hängt davon ab, wie viel euch die Altersvorsorge ausbezahlt. Das müssen mindestens 5000 Euro sein. Die VG Wort legt die Hälfte dieser Summe drauf, maximal 7500 Euro. Bei der Mindestsumme bekommt ihr also 2500 Euro, wenn ihr 15.000 Euro oder mehr ausbezahlt bekommt, sind es 7500 Euro.
Wer Fragen hat, wendet sich am besten an die Menschen beim AVW. Die sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit – wir haben das für euch getestet. Ihr erreicht sie telefonisch (089/5 14 12 42) oder per E-Mail.
Mehr Urlaubsgeld für Freie
Freie beim Deutschlandradio aufgepasst! Es gibt wieder Urlaubsgeld auf Wiederholungshonorare.
Das hat das Bundesarbeitsgericht am 17. Oktober entschieden (Aktenzeichen 9 AZR 38/23 und 9 AZR 39/23). Damit wird die bis 2017 gültige Abrechnungspraxis wieder eingeführt. Hintergrund: Der WDR hatte die Abrechnungen zum Jahr 2018 übernommen und dabei die Urlaubsansprüche von arbeitnehmerähnlichen freien Mitarbeitenden auf Wiederholungshonorare nicht weiterbezahlt. Verdi und der DJV hatte dagegen geklagt und in dem mehrjährigen, über mehrere Instanzen getragenen Verfahren nun recht bekommen.
Nun müssen die betroffenen Kolleg:innen schnell sein. Denn nicht gezahlte Urlaubsgeldansprüche auf Wiederholungshonorare aus den Jahren 2020 bis 2023 könnt ihr rückwirkend einfordern. Aber Ende 2023 verjähren die Ansprüche für 2020 bereits.
Über die Entscheidung dürfen sich auch all jene freuen, die nicht beim Deutschlandradio arbeiten. Denn die Entscheidung könnte auch auf andere Sendeanstalten Auswirkungen haben.
Quellenschutz & sensible Recherchen
Wie verschlüssele ich meine Daten mit PGP? Wozu dient die Zwei-Faktor-Authentifizierung? – um diese und weitere Fragen zum Quellenschutz und sensiblen Recherchen ging es am 20. Oktober in Berlin.
Trainer Daniel Moßbrucker, selbst freier Journalist, sprach nicht nur über digitale Sicherheit und die des eigenen Accounts. Er zeigte den 20 teilnehmenden freien Journalist:innen, wie geschützte Kommunikation funktioniert und wie sie mit dem Tor-Browser anonym im Internet unterwegs sein können. „Die Sicherheit muss immer an die Situation angepasst sein“, betont Moßbrucker. Er rät zu einer „Mini-Sicherheitsanalyse“: Wer versucht, an die Recherchedaten heranzukommen? Unternehmen, Kriminelle, Individuen oder der Staat?
Die Veranstaltung in Berlin ist einer von 23 Workshops zur digitalen Sicherheit von Journalist:innen und ihren Informant:innen. Das Projekt wird von der Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für die Praxis des Qualitätsjournalismus durchgeführt und von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Mehr dazu hier.
Lokales ist tot, lang lebe das Lokale
Das zumindest vermittelte das Konferenzangebot diesen Herbst. Den Anfang machte das Vocer-Festival für Non-Profit-Journalismus in den Räumen der taz in Berlin Anfang Oktober. Dabei ging es um die Fragestellung: Welchen Journalismus brauchen Demokratie und Gesellschaft? „Es ist keine Zeit für keine Zeitung“, sagte Aline Lüllmann, Geschäftsführerin der taz. Dabei sind lokale Medien in manchen Landkreisen bereits ganz verschwunden, wie Leif Kramp von Vocer berichtet.
Es geht aber auch anders. Das haben die zahlreichen vorgestellten Projekte gezeigt. Wir heben hier nur eines beispielhaft hervor, das uns besonders beeindruckt hat: We.Publish. Die Schweizer Stiftung fördert die Medienvielfalt im Lokalen, indem sie die Infrastruktur bereitstellt. Darüber können sich auch die Redaktionen austauschen.
„Gemeinsam statt einsam!“, wie es Nina Graf und Hansi Voigt von We.Publish ausdrückten. Letztlich lebt Lokaljournalismus vom Mitmachen.
Das zeigte sich auch Mitte Oktober auf der ersten Lokaljournalisten-Konferenz von Correctiv. „Voll war es in den Panels über Politik- und Protestberichterstattung im Lokalen. Viele Teilnehmende interessierten sich für den Umgang mit antidemokratischen Phänomenen und dem Wahljahr 2024 im Osten“, sagt :Freischreiber-Vorstand Johannes Klostermeier. Er war für uns auf der Veranstaltung, zu der das Recherchezentrum in die Erfurter Uni eingeladen hatte.
Auch handfeste Tipps für das Tagesgeschäft gab es. So erklärte Roman Deininger, Chefreporter der Süddeutschen Zeitung, wie man eine 24-Stunden-Reportage schreibt. Cordt Schnibben von der Reporterfabrik gab Redigiertipps zu eingereichten Texten. Und mit der Wolf-Schneider-KI (WSKI) werden gute Texte angeblich noch besser.
Durch die Räume schallte auch hier der Aufruf für eine neue Gründungswelle im Lokalen. Sie soll der lokalen Wüste der vielen Ein- und bald Null-Zeitungskreise entgegenwirken. Lesenswert dazu das Whitepaper der Otto-Brenner-Stiftung, das pünktlich zum Vocer-Festival erschienen ist.
Fortbildungen
- Besser schreiben, Datenvisualisierung oder Redigieren: Die neuen Seminare der Akademie für Publizistik 2024. Online oder in Präsenz in Hamburg. Mehr Infos: https://www.akademie-fuer-publizistik.de/seminare/2024
- Regionalkonferenz von ProQuote Medien in Essen, am 25. November von 11 bis 15:15 Uhr, Eintritt frei. Hier mehr dazu: Programm – ProQuote Camp (pro-quote.camp)
- „Mächtig daneben? Oder Bildermächtig“ – Fachtagung des Journalistinnenbundes in Frankfurt am Main über geschlechtergerechte Bildsprache und den Einfluss von KI. Wann? Am 30. November von 10 bis 17 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos. Hier geht es zur Anmeldung: https://www.journalistinnen.de/maechtig-daneben-oder-bildermaechtig-jb-fachkonferenz-30-11-2023/
- KI-Tools wie ChatGPT in der Praxis, Seminar der Berliner Journalistenschule, am 29. und 30. November. Kosten 580 Euro.
- Seminar Datenjournalismus der Berliner Journalistenschule, dreitägiger Präsenzkurs plus Online-Termine, am 22. und 23. Januar sowie 23. März 2024. Kosten: 1300 Euro.
Preise & Stipendien
- Journalist in Residence Fellowship des ISTA (Institute of Science and Technology Austria) für Wissenschaftsjournalist:innen, die Forschungsgruppen auf dem Campus begleiten wollen. Werkvertrag von 15.000 Euro, Bewerbungbis zum 11. November.
- Heinz-Kühn-Stiftung, Austauschprogramm für sechswöchige oder dreimonatige Aufenthalte in Afrika, Asien und Lateinamerika für Journalist:innen aus NRW bis 35 Jahre, Bewerbung bis zum 30. November hier.
- Deutscher Jazzpreis für journalistische Leistung, für einen Beitrag in Print, Hörfunk, Fernsehen oder online im Bereich Jazz, mit 10.000 Euro dotiert, Einsendeschluss ist der 30. November.
- Evidenzbasierte Medizin in den Medien, für Beiträge in deutschsprachigen Medien (Print, Hörfunk, TV oder Online), mit 2.000 Euro dotiert, Bewerbung bis zum 30. November.
- Wächterpreis der Tagespresse für Print-Freie, die Missstände aufgedeckt haben. Einsendeschluss ist der 30. November, Dotierung von 20.000 Euro.
- Nachwuchs-Reisestipendium von Aktion Deutschland für 2024, unterstützt vom Auswärtigen Amt. Crossmediale Berichterstattung über humanitäre Projekte deutscher Hilfsorganisationen im Ausland. Für Journalist:innen zwischen 21 und 35 Jahren. Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung werden übernommen. Bewerbung bis zum 7. Januar 2024.
Himmlische Grüße, eure Freischreiber:innen
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Fotos Galerie & Titel: Jörg Modrow