Faire Honorare
13. März 2014

Gemein oder nützig? (4) torial, die Gemeinnützig und der Journalismus

Das Netzwerk-Recherche widmet sich dem Thema Nonprofit-Journalismus jetzt mit einer eigenen Seite.
In Teil vier unserer Serie zur Gemeinnützigkeit stellen wir den Journalismusdienstleister torial vor. Torial liefert die Arbeitsproben in unseren Profilen. Torial könnt ihr live erleben am 13.3. im Freimittag und am 26.3. beim Stammtisch in Frankfurt. Marcus Jordan stellt hier die Überlegungen vor, warum torial die Gemeinnützigkeit anstrebt.

torial, die Gemeinnützig und der Journalismus

Von Marcus von Jordan
Der Journalismus wankt ja so ein wenig von Ohrfeige zu Ohrfeige – irgendwo zwischen dem verzweifelten Festhalten an alten Modellen und der manchmal nicht minder verzweifelten, wenn auch sehr spannenden Suche nach dem digitalen Messias. Ein schwieriger Wandlungsprozess, dessen erfolgreicher Ausgang für uns alle gar nicht wichtiger sein könnte. Und Erfolg heißt in diesem Zusammenhang eben nicht nur gute Geschäfte, sondern auch Unabhängigkeit und gestalterische Kraft.
Insofern ist es mehr als schlüssig und begrüßenswert, wenn in dieser Phase journalistische Projekte vom freien Markt genommen werden und zum Beispiel in der Gemeinnützigkeit die Ruhe und Zeit finden, die sie brauchen, um sich zu entfalten.

Bei torial ist das so: Wir sind schon für die Gemeinschaft nützlich und werden deshalb 2014 gemeinnützig. In welcher Form genau, klären wir gerade, aber die Entscheidung steht.

torial hat eine kleine Zielgruppe. Selbst wenn man den Beruf Journalist modern interpretiert, und das tun wir bei torial, also selbst wenn man weit über die Träger von Presseausweisen hinaus denkt und offen ist für alle neuen digitalen Ausprägungen, bleibt die Zielgruppe doch klein. Zu klein für eine erfolgreiche Kommerzialisierung auf der Basis von Nutzungsgebühren.

Die dauerhafte Finanzierung durch nur einen Geldgeber, so wie aktuell bei torial gegeben, ist aber problematisch. Einerseits ist sie unsicher, weil eben nicht breit genug aufgestellt. Außerdem ist aber der Ansatz von torial relativ „intim“ und hinsichtlich der Verwertung des hier entstehenden Netzwerks und der hinterlegten Inhalte durchaus heikel. Das gilt um so mehr, weil torial auch die Unterstützung der Verwerter, Verlage und Redaktionen will – sie sollen bei torial spontan und zielgenau journalistische Expertise finden und sich nicht etwa in ihren lizensierten Verwertungsrechten gefährdet fühlen.

Mit dem Gang in die Gemeinnützigkeit eröffnen wir uns also die Möglichkeiten, öffentliche Budgets zu nutzen, weitere Stifter zu finden und vielleicht auch zumindest freiwillige Beiträge von unseren Nutzern zu bekommen. Durch die mit der Gemeinnützigkeit verbundene und festgelegte Transparenz hinsichtlich unserer Intentionen erhoffen wir uns die Akzeptanz der Kreativen und der Verwerter im Journalismus.
Gleichzeitig werden unsere Bemühungen um eine breit aufgestellte, finanzielle Unterstützung auch zum Gradmesser für den Erfolg von torial.


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