Newsletter
10. April 2024

Frühjahrsputz

Wir haben ein wenig aufgeräumt im Newsletter: Preise und Stipendien sind dauerhaft auf die Website ausgelagert, dafür haben wir eine frische Rubrik einsortiert. Es zieht neuer Schwung ein! Den nehmen wir auch mit, wenn es ums Verhandeln von Honoraren geht, um neue Ideen für den Journalismus und das große Thema künstliche Intelligenz.

#JedesWortIstsWert – aber nicht jeder Auftrag

Im Freiendasein hören wir oft, dass uns der Spaß an der Arbeit Lohn genug sein soll. Wir sollten das Glück der Selbstverwirklichung doch genießen, statt höhere Honorare zu fordern. Dazu sagen wir: Nein! Denn auch wir müssen unsere Miete zahlen, Lebensmittel kaufen und für Notfälle und das Alter vorsorgen. Das geht nur, wenn wir für einen fairen Preis arbeiten.

Damit Redaktionen wissen, wie Zusammenarbeit auf Augenhöhe aussieht, verweist gerne auf unseren „Code of Fairness“ – da steht alles drin. Zum Beispiel unter Punkt 6: Die Redaktion verpflichtet sich, „dass wir unsere Autoren entsprechend ihres Zeit- und Rechercheaufwands sowie ihrer Expertise angemessen bezahlen“.

Aber was tun, wenn Auftraggeber:innen partout nicht mehr zahlen wollen oder können? Dann hilft nur: absagen. Oft ist das keine leichte Entscheidung. Gemeinsam sind wir stärker im Kampf gegen schlechte Bezahlung und lassen das schlechte Gefühl, mies bezahlte Aufträge abzulehnen, erst gar nicht aufkommen. Unterstützt euch, tauscht euch aus und macht mit beim neuen :Freischreiber-Slack-Kanal #wirhabenabgesagt. Arbeitet mit an einer Sammlung der besten Absagen auf miese Honorare, damit diese bald Geschichte sind.

Foto: Wirtschaftsagentur Wien, Karin Hackl

Blick nach Wien: „Wir stärken die Position der Freien“

Im März-Newsletter haben wir die Presseförderung der Stadt Wien angesprochen. Vorstands-Mitglied Johannes Klostermeier hat nochmal genauer bei der Wiener Medieninitiative nachgefragt, was die Presseförderung Freien bringt. Eine Aussage von Evelyn Hemmer, die jahrelang für die Förderung bei der Wirtschaftsagentur Wien tätig war, freut uns sehr: „Wir achten sehr stark darauf, dass bei den Honoraren ordentliche Höhen vereinbart werden. Dumping unterstützen wir nicht.“ Kooperationen freier Journos aus Deutschland mit Medien in Wien sind kein Problem. Ihr könnt also von der Förderung indirekt profitieren. Noch schöner wäre es natürlich, wenn das Beispiel der Presseförderung Wien in Deutschland Schule machte.

Mehr Fragen als Antworten

Der KI-Gipfel im Bundesjustizministerium in Berlin Anfang März hat – wie nicht anders zu erwarten – wenig Erhellendes gebracht. Was bedeutet künstliche Intelligenz für den Journalismus und die gesamte Kreativbranche? Worauf müssen wir den Fokus legen? Freischreiber Oliver Eberhard war für uns vor Ort und hat vier Erkenntnisse mitgebracht:

  1. Die Gesetze sind nicht auf KI vorbereitet. Journalistische Recherche-Ergebnisse sind überhaupt nicht geschützt und können in großem Stil für das Training von KI benutzt werden.
  2. Die Politik will so wenig wie möglich regulieren, um maximale Spielräume für Innovationen zu nutzen.
  3. Verlage, Musik- und Filmindustrie sehen den Einsatz von KI als Weg zur Kostenersparnis und als zusätzliche Einnahmequelle. Die Urheber:innen wollen sie so wenig wie möglich beteiligen.
  4. Wissenschaftler:innen glauben, dass KI-generierte Kunst, Kultur und Information von künftigen Generationen als selbstverständlich akzeptiert wird.

Wo steht der Mensch im Verhältnis zur Technik? Wie wird unter diesen Bedingungen journalistische Arbeit honoriert, auch jenseits des produzierten Textes, Bild- oder Wortbeitrags? Wie können Urheber:innen daran beteiligt werden, wenn die KI aus ihren Beiträgen lernt? 

Fragen über Fragen. Wie wir sie klären, daran arbeiten wir als Verband, auch gemeinsam mit anderen Initiativen. So unterstützen wir etwa  „KI aber fair“. Es sind spannende Zeiten. Wir wollen sie positiv gestalten.

Frei heraus: Drei Antworten von…

Freie Kolleg:innen bekommen zu selten eine Bühne. In dieser neuen Rubrik stellen wir euch deshalb Mitglieder aus ganz unterschiedlichen Themenbereichen vor. Den Anfang macht Martina Leißner, Freischreiberin und Agrarjournalistin.

Hast du Lust, dem „Frei heraus“-Team auch drei Fragen zu beantworten oder mitzuarbeiten? Dann melde dich hier.
  • Wo arbeitest du am liebsten? 
  • Im Kuhstall oder auf der Weide.
  • Was sind deine wichtigsten Arbeitsutensilien?
  • Gummistiefel, Klemmbrett mit Papier und Stift, Kamera.
  • Was ist das Ärgerlichste, was dir im Job passieren kann? 
  • Wenn meine Aufzeichnungen runterfallen und im Mist landen. Da hilft nur Zettel säubern und digitalisieren ;)

Freischreiberiges

Kontakte knüpfen, Themenwünsche besprechen und übers Geld reden – das machen Freischreiber gerne und oft. So auch in Düsseldorf. Dort hat die Regiogruppe NRW bei der WirtschaftsWoche Hallo gesagt. Ergebnis: Freie sind gefragt beim Wirtschaftsmagazin. Schaut im :Freischreiber-Slack-Kanal #auftraggeber vorbei und informiert euch, was ihr am besten wie pitcht.

Was geht kulturell im hohen Norden? Darüber informiert seit März der Kulturkanal.sh. Mit Pauline Reinhardt ist eine Freischreiberin unter den sechs Gründer:innen. Das Konzept der Gruppe hat in einem Wettbewerb die Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein überzeugt, so ist die Anschubfinanzierung gesichert. Langfristig setzen die sechs auf ein Mischmodell aus Anzeigen und einem freiwilligen Bezahlmodell. Wir wünschen viel Erfolg und freuen uns, mehr über die vielfältige Kulturszene in Schleswig-Holstein und Hamburg zu lesen.

Oh my pod! – Freischreiberin Carolina Torres leitet nicht nur unsere Geschäftsstelle. Sie ist außerdem eine der größten Podcast-Expertinnen, die wir kennen. Folgerichtig hat sie mit ihrer Kollegin Anna Scholz den Podcast-Empfehlungs-Newsletter „Oh my pod!“ herausgebracht.

Auch Freie sitzen hin und wieder am Redaktionskonferenztisch, so wie hier bei der WirtschaftsWoche in Düsseldorf.

Hier erwarten euch: „… jede Woche liebevoll kuratierte Podcast-Empfehlungen, ein ausgewogener Mix aus brandneuen Produktionen und liebgewonnenen Klassikern, sowohl deutsch- als auch englischsprachige Formate, Tipps aus der Community und Einblicke hinter die Kulissen der Podcast-Produktion.“

Die ersten drei Ausgaben sind bereits erschienen und machen Lust auf mehr! Hier holt ihr euch euer Abo.

Eine aktive und genussreiche Auszeit gefällig? Dann haben wir den passenden Buchtipp für euch: „Wandern für die Seele: Wohlfühlwege Salzkammergut“. 20 Touren führen durch die Region, die sich über drei österreichische Bundesländer erstreckt und 2024 den Titel Kulturhauptstadt Europas tragen darf. Geschrieben hat den Wanderführer Freischreiberin Silke Feltes gemeinsam mit Anja Schriever. Erschienen ist er im Droste Verlag.

„Ausgehend von meinen eigenen Erfahrungen plädiere ich dafür, dass die Gesellschaft sich mehr mit der Psychiatrie befassen sollte – insbesondere als Gesellschaft, die sich Vielfalt auf die Fahne schreibt“, sagt Freischreiberin Lea de Gregorio. Unter dem Titel 

Unter Verrückten sagt man du“ beschreibt sie eigene Erfahrungen, lässt Psychiatrieerfahrene ebenso zu Wort kommen wie Menschen, die im psychiatrischen System arbeiten. Auch historische Aspekte und die menschenrechtliche Perspektive kommen nicht zu kurz. Das Erstlingswerk von Lea ist im Suhrkamp-Verlag erschienen.

Du bist Freischreiber:in und hast ein Buch, einen Podcast, einen Film zur Welt gebracht? Lass es uns wissen, wir teilen es gern im Newsletter. Schreib uns einfach eine E-Mail.

Zum Vormerken: Am Samstag, 1. Juni, heißt es wieder abstimmen für die Belange von Freien bei der ordentlichen Mitgliederversammlung der VG Wort. Die hybrid durchgeführte Veranstaltung findet dieses Jahr in Berlin im Meistersaal, Köthener Str. 38, statt. Weitere Informationen folgen.

Freischreiber-Termine

  • Um das Thema Altersvorsorge geht es in der digitalen Mittagspause am Mittwoch, 24. April, ab 13 Uhr. Niedrige Honorare und Altersarmut sind im freien Journalismus weit verbreitet. Das muss sich ändern! Aber wie? In einer digitalen Mittagspause macht Helge-Björn Meyer, Geschäftsführer für Politik und Gremien beim Bundesverband Freie Darstellende Künste e.V. (BFDK), Vorschläge. Anmeldung hier.
  • Am Donnerstag, 25. April, ab 18 Uhr findet in Neumünster das erste Treffen der Freien in Schleswig-Holstein statt. Ihr wollt überregionale Journalist:innen kennenlernen? Oder sucht kollegiale Unterstützung? Dann kommt vorbei, Anmeldung hier.
  • Wie gelingt mein Pitch? Darum geht am 26. April ab 17 Uhr beim digitalen Stammtisch der Auslandsfreien. Freischreiber Steve Przybilla ist Experte im Pitchen. Bei unserem Treffen verrät uns der USA-Reporter seine besten Tipps und beantwortet eure Fragen. Anmeldung hier.
  • Zweites Standbein für Freie“ Welche Nebenjobs gibt es für freie Journalist:innen? Darüber tauschen sich unsere Regios in München mit Mila Hanke und Freischreiberin Andrea Mertes am 30. April ab 18:30 Uhr aus. Anmeldung hier.
  • Über den Dauerbrenner Mehrfachverwertung sprechen wir mit unserem neuen Verbandsjuristen Dr. Sebastian Rengshausen in der digitalen Mittagspause am Dienstag, 14. Mai, 12-13 Uhr via Zoom. Meldet euch hier verbindlich an. Exklusiv für Freischreiber:innen!
  • Der Wilde Osten trifft sich zum nächsten Stammtisch am 8. Mai. Infos zu Treffpunkt, Uhrzeit und Thema folgen.

War das schon alles? Schaut nach auf unserer Website. Vielleicht ist ja gerade eben noch etwas Spannendes dazugekommen …

Dies & Das

„Seid ihr sicher?“ – diese Frage stellte die Hamburg Kreativ Gesellschaft, die städtische Kreativwirtschaftsförderung, beim Creative Economy Summit am 7. März. :Freischreiber-Vorstandsmitglied Lisbeth Schröder diskutierte mit Helge-Björn Meyer vom Bundesverband Freie Darstellende Künste, Andre Batz vom Kreativnetz Neukölln und Bianca Creutz von der Prognos AG über Honorare und die finanzielle Absicherung in der Kreativbranche.

Foto: Bianca Creutz

Was wir dort erfahren haben:

  • Die Honorare sind im freien Journalismus ähnlich wie in anderen kreativen Bereichen.
  • 
Am Ende des Arbeitslebens in der Kreativbranche steht oft nur eine Minirente von wenigen hundert Euro.

  • Viele Kreative machen sich wenig Gedanken über ihre Altersabsicherung.

Lisbeth fordert daher: „Wir brauchen mehr Vernetzung und mehr Sichtbarkeit für das Thema Altersvorsorge.“ Also kommt am 24. April von 13–14 Uhr zur digitalen Mittagspause von :Freischreiber mit Helge-Björn Meyer.

Im rechten Licht“ – Woran liegt es, dass rechtspopulistische Inhalte auf TikTok so gut funktionieren und auf eine breite Akzeptanz stoßen? Wieso beherrscht die AfD diese moderne App scheinbar besonders gut? Welche Mechanismen der App macht sich die Neue Rechte zu Nutze, um gezielt junge Menschen anzusprechen? Diesen Fragen gehen Jungjournalist:innen der Kölner Journalistenschule in den kommenden Wochen nach. Neben Faktencheck und Analysen zu den Hintergründen des Erfolgs fremdenfeindlicher und populistischer Inhalte hat das zwanzigköpfige Team auch eine Kurzvideo-Serie gestartet. Auf TikTok (@im_rechten_Licht) und Instagram (@im.rechten.Licht) erscheinen täglich neue und informative Inhalte. Wir sagen: sehenswert.

Für alle, die es noch nicht mitbekommen haben: torial hat eine Zukunft. Sie wird von der Busch Group des Kölner Verlegers Timo Busch gestaltet, der das Projekt von der Schwingsteinstiftung übernimmt. Kreative Nutzer:innen zahlen weiterhin nichts. Auftraggeber:innen, die nach Kreativen suchen, werden aber künftig für den Service aufkommen müssen.

Freie Talente: Das Medium Magazin sucht wieder die „Top 30 unter 30“, also jene jungen Kolleg:innen, die „durch herausragende Leistungen in Print, Web, Radio oder TV auffallen. Wer zieht wiederholt außergewöhnliche Geschichten an Land? Wer bringt mit frischen Ideen die Redaktion nach vorne? “ Na, wenn das nicht auf die jungen Freischreiber:innen unter uns zutrifft! Reicht eure Vorschläge noch bis einschließlich 1. Mai hier ein.

Nach New Orleans, einer Stadt voller Extreme und bedroht durch den steigenden Meeresspiegel, entführt uns die neue Foto-Ausstellung der Freelens Galerie in Hamburg. Fotografin Victoria Jung ist zur Eröffnung am Donnerstag, 11. April, ab 19 Uhr anwesend. Die Ausstellung geht bis 6. Juni.

Fortbildungen

  • Gründer:innen im Lokaljournalismus aufgepasst: Freischreiberin Pauline Tillmann hat einen Workshop für euch konzipiert, in dem ihr erfahrt, wie ihr euer Projekt startet, es voranbringt und davon leben könnt. Hier geht’s zum kostenfreien Online-Workshop „Community-Journalismus“ bei der Reporterfabrik.
  • Sicherheitstraining für Kriegs- und Krisengebiete (HEAT3/HEFAT): Der nächste Termin des Anbieters Actsafer ist vom 18. bis 21. April in Wiederau bei Leipzig. Preise und mehr Infos hier.
  • „Klimathemen spannend erzählen“ lautet der Titel eines Seminars der Berliner Journalistenschule. Die Teilnehmenden lernen, wie sie das allseits präsente Thema abseits der immer gleichen Bilder und Geschichten dem Publikum nahebringen können. Kosten für das zweitägige Seminar: 640 Euro. Nächster Termin: 15.-16. April. Anmeldung hier.
  • Die Stiftung Forum für Verantwortung lädt vom 7. bis 9. November zu einem zweitägigen Journalismus-Seminar in die Europäische Akademie Otzenhausen/Saarland ein. Die Themen spannen sich von Klimawandel und Biodiversität über KI und eine neue geopolitische Weltordnung. Wenn ihr an dem kostenfreien Seminar teilnehmen möchtet, meldet euch hier für die Interessentenliste an.

Stipendien & Preise

Links zu Preisen und Stipendien findet ihr hier und natürlich auf unserem :Freischreiber-Slack beispielsweise unter #stipendien. Haben wir eine Übersichtsseite mit gut honorierten Preisen oder großzügigen Stipendien übersehen? Dann schreibt uns.

Ganz zum Schluss die Frage: Habt ihr unsere neue Rubrik entdeckt? Schreibt uns gerne, wie ihr sie findet. Kommt gut durch den wetterwendischen April! Eure Freischreiber:innen


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