Drei 2021
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16. März 2021

Frei atmen!

Liebe Kolleg*innen, liebe Freischreiber*innen und Freischreiber-Freund*innen, schaut aus dem Fenster, horcht: die Vögel zwitschern, die Krokusse sprießen, Bienen und Hummeln saugen erste wärmende Sonnenstrahlen auf. Geht raus, atmet ein, atmet aus. Spürt Ihr es? Es ist der Monat des Neubeginns in der Natur und der Frühlingsgefühle, der Monat des Aufbruchs und des Neustarts.


Apropos Neustart: Lang‘, lang‘, vier Monate lang‘ hat es gedauert, aber jetzt ist sie fertig, die Neustarthilfe des Bundes für Soloselbstständige wie uns. Auf dem Weg von der Ankündigung bis zur Beantragung wurden immer wieder neue Dinge obendrauf gepackt. Es ist also komplex. Aber das kennen wir ja schon. Dankenswerterweise hat unser Freischreiber-Experte für Zahlen und Bürokratendeutsch Oliver Eberhardt alles Wissenswerte zusammengefasst. Hier könnt Ihr nachlesen, was geht und was nicht geht. So viel sei verraten: Die Neustarthilfe ist auf maximal 7.500 Euro begrenzt. Also, loggt Euch ein und macht Euch schlau. Vielleicht ist der März auch für Euch der Monat des Neustarts.


Mitmachen und Ärmel hochkrempeln: Jetzt :Freischreiber*in (oder :Fördermitglied) werden! 


 Nach so viel Euphorie aber wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Und der ist oft genug weniger frühlingshaft, sondern staubig-dreckig. Bereits im November 2020 hatten wir Euch eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München zur Prekarisierung im Journalismus vorgestellt. 1.055 Journalist*innen haben mitgemacht, knapp 45 Prozent von ihnen Freie. Jetzt sind erste Ergebnisse des Projekts ausgewertet und bestätigen, was wir schon wussten und mit dem Freischreiber-Honorarreport 2020 herausgeschrien haben:

  • Festangestellte Journalist*innen in Vollzeit verdienen monatlich rund 880 Euro netto  mehr als hauptberuflich freie Journalist*innen. Und: Ein Großteil der freiberuflichen Journalist*innen (rund 27 Prozent) verdient nur zwischen 601 und 1.200 Euro pro Monat.
  • Knapp Dreiviertel der befragten Festangestellten gab an, dass sie mit dem Einkommen aus dem Journalismus immer ihren gesamten Lebensunterhalt abdecken können. Bei den Freiberuflern sagten dies nur ein Drittel. 
  • Insgesamt 43 Prozent der hauptberuflichen Journalist*innen schätzen ihre Arbeitssituation als prekär ein, bei den Freiberuflern sind es sogar 62 Prozent. 

Hinzu kommt: Das vergangene Jahr war für die Situation freier Journalist*innen nicht sonderlich hilfreich, denn: Fast 80 Prozent der freien Journalist*innen beklagten im Jahr 2020 Honorareinbußen aufgrund der Corona-Krise. Insgesamt berichteten 62 Prozent der Befragten, dass sich ihre Arbeitsbedingungen seit Ausbruch der Pandemie verschlechtert haben. Schlechter als prekär – was bleibt da noch? 

Für uns Freischreiber bedeutet das, dass wir nicht müde werden dürfen, laut zu sein, aufmerksam zu machen auf zu niedrige Honorare und unfaire Arbeitsbedingungen. Unsere Arbeit ist es wert und muss es bleiben! Deshalb gibt es nur einen Weg: Die Honorare müssen kräftig rauf, dorthin, wo hochqualifizierte Menschen von ihrer Arbeit gut leben und Geld zurücklegen können. Und das sagen wir derzeit oft, sehr oft: Ende Februar hat Oliver Eberhardt aus dem Freischreiber-Vorstand in einer Anhörung im Kultur- und Medienausschuss des Bundestages für gute Honorare und ein Verbandsklagerecht geworben, das es ermöglicht, schwarze Schafe in die Schranken zu weisen. In den kommenden Wochen werden wir zudem auch Kontakt zu Politiker*innen aufnehmen, um die Sache genauer zu besprechen. Und bis wir hoffentlich irgendwann Ergebnisse sehen, gibt es eines, was Ihr tun könnt: Arbeitet nicht für Honorare, von denen Ihr nicht leben könnt.

Freischreiberiges

Unsere Freischreiber-Regionalgruppen sind Heimat und Platz für Klönschnack. Aber sie sind auch wertvoller Quell von Wissen, denn jedes Mitglied ist Expert*in für irgendwas. Da werden die Regio-Treffen schnell zu Workshop oder Jobbörse. Umso glücklicher sind wir über unsere engagierten Regio-Leiter*innen, die regelmäßig Treffen organisieren und ihre Schäfchen beisammenhalten. Grund genug, einfach mal Danke zu sagen. Danke! In den vergangenen Wochen ist außerdem Sylvia Hubele hinzugekommen, die nun bei den Franken mitmischt. Den Münchnern hat sich Lucia de Paulis angenommen. Herzlich willkommen! Und – psssst. Auch im Ruhrgebiet brodelt‘s! Demnächst mehr.

Am 02. März lief auf 3sat der Film „Medienmacher von morgen: Eine Deutschlandreise – ins Digitale“ von Stephan Weichert. Mit dabei ist Freischreiber und Vorstands-Mitglied Jakob Vicari mit seinem Projekt tactile.news – dem Innovationslabor für neuen Journalismus. Wer den Beitrag verpasst hat, kann ihn HIER nachschauen.

Freie Journalist*innen aufgehorcht – der Freien-Podcast von Freischreiberin Geraldine Friedrich und Francoise Hauser ist da. Von der Schreibblockade bis zur Altersvorsorge und von der Suche nach neuen Auftraggeber*innen bis zur Pressereise, in diesem Podcast geht es um Eure Themen. Einfach mal reinhören!

Und Bücher!

Erzählen kann man lernen, sagt Freischreiberin Marie Lampert und hat gemeinsam mit Rolf Wespe „Storytelling für Journalisten. Wie baue ich eine gute Geschichte?“ geschrieben. Wobei, eigentlich ist es bereits die 5. Auflage, die just herausgegeben wurde. Großartig! Es geht um Strategien und praktische Werkzeuge fürs professionelle Erzählen von Geschichten, inklusive Tipps für Print-, Online-, Radio- und TV-Journalist*innen.

Freischreiberin Verena Carl hat sogar zwei Corona-Buchbabys erschaffen. Das erste ist nun erschienen: „Eltern-Ratgeber. Eltern sein, Paar bleiben.“ Verena schreibt: „Wichtig ist mir, mich dem Thema vielfältig zu nähern – es kommen Patchwork-Paare, Eltern von Kindern mit Behinderungen, Paare mit größerem Altersunterschied, unterschiedlichem kulturellen Background und Nicht-Heteros ebenso vor wie das klassische junge Paar in erster Ehe mit dem ersten Baby.“ 

Alexandra und Richard haben viel in ihre Bildung investiert: Musik studiert, Konzertexamen. Jetzt unterrichten sie über 100 Schüler*innen pro Woche an Musikschulen auf Honorarbasis. Ferien? Krankheit? Corona? Sofort bricht ihr Einkommen weg. „Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können“, erklärt uns Freischreiberin Julia Friedrichs. Ihr Buch „Working Class“ erzählt die Geschichte von Menschen, die daran geglaubt haben, dass sie mit eigener Anstrengung ein gutes Leben aufbauen können. Woran liegt es, wenn das nicht gelingt?

In eigener Sache: Netzwerken und Austausch – für uns Schreiber*innen unverzichtbar. Welche*r Auftraggeber*in fällt mal wieder durch abgrundtief schlechte Vertragsklauseln auf? Wie muss ich was auf Rechnungen ausweisen? Denkt dran: Freischreiber hat für Mitglieder einen Raum auf Slack. Dort können wir uns unkompliziert austauschen, Fragen stellen und Antworten geben, Regio-Gruppen finden und Jobs anbieten. Wir sehen uns dort!

Termine

Auch im März finden wieder spannende Webinare, virtuelle Stammtische und Mittagspausen statt. Schaut mal im Terminkalender nach. Beispiele gefällig?

  • Bereits am 10.03. plaudern die Franken wieder. Ab 20 Uhr sind dieses Mal auch (Noch-)Nichtmitglieder eingeladen, die Freischreiber und die Regio-Gruppe kennenzulernen. 
  • Am 19.03. ab 12 Uhr treffen sich Freischreiber*innen zur digitalen Mittagspause mit Stimm- und Sprechtrainerin Carmen Rutzel.
  • Ariel Hauptmeier – Leiter der Reportageschule in Reutlingen – bietet „Vier Stunden für funkelnde Sätze“. Der „Crashkurs: Besser schreiben“ am 22.03. ab 9 Uhr ist bereits ausgebucht. Einen weiteren Termin gibt es am 19. April
  • Die Münchner Regio-Gruppe trifft sich am 26.03. ab 15 Uhr zur digitalen Kaffeepause und ruft auf zum gemütlichen Ratscher unter Kolleg*innen. 
  • Wir wiederholen den erfolgreichen Crashkurs Online-Moderation mit Daniela Grittner in Kooperation mit der Reporter-Akademie Berlin am 7. und 8. April. Infos in Kürze auf freischreiber.de.


Preise, Preise, Preise

Noch bis zum 1. Mai 2021 können sich Jungjournalistinnen bis 35 Jahre für den Marlies-Hesse-Nachwuchspreis bewerben. Mit diesem Preis zeichnet der Journalistinnenbund junge Kolleginnen für bemerkenswerte Arbeiten aus. Zu einer kompletten Bewerbung gehören der Link mit dem Wettbewerbsbeitrag, das ausgefüllte Anmeldeformular und ein Lebenslauf; und das alles geht an geschaeftsstelle@journalistinnen.de.

Ein weiterer Preis des Journalistinnenbundes ist der Courage-Preis für aktuelle Berichterstattung, der auch 2021 wieder an eine Kollegin für eine herausragende, Maßstäbe setzende Arbeit geht, für die Mut und innere Haltung notwendig sind. Die Bewerbungsfrist endet ebenfalls am 01. Mai 2021. Schickt Bewerbungen und Vorschläge bis zum 30. April in digitaler Form an info@hehemann-fotografie.de.

Preisverdächtiger Lokaljournalismus? Die Ausschreibung für den Gutenberg-Recherchepreis 2021 hat begonnen. Jungjournalist*innen bis 35 Jahre können sich noch bis zum 17. Mai 2021 bewerben. Ausgezeichnet werden Beiträge, die relevante Themen und Entwicklungen transparent machen, die verdeckte Räume ausleuchten, die die investigative Recherche pflegen, die Missstände aufdecken – also solche, die das Versprechen der Kontrollfunktion der Medien einlösen.

Der Deutsch-Portugiesische Journalismus-Preis zeichnet jährlich herausragende journalistische Beiträge in Deutschland und Portugal über Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik des jeweils anderen Landes aus. Einsendeschluss für Bewerbungen ist der 15. April 2021.

Und das auch noch

Am 20. März ist VG Wort-Mitgliederversammlung, und neulich haben wir die VG Wort-Mitglieder unter Euch aufgerufen, entweder selbst dabei zu sein oder Eure Stimme an uns zu übertragen. Die Resonanz war überwältigend; das Signal eindeutig: Freischreiber hat ihn, diesen Wumms. Dafür vielen Dank. Und wenn Ihr Euch nun fragt, was denn ein VG Wort-Mitglied ist, und warum man eines sein sollte: Alle, die Geld von der VG Wort bekommen, sind Wahrnehmungsberechtigte. Wer in den vorangegangenen drei Kalenderjahren insgesamt 1.200 Euro oder im Schnitt 400 Euro pro Jahr erhalten hat, kann die Mitgliedschaft beantragen und hat damit ein Stimmrecht in der VG Wort-Mitgliederversammlung. Und dort werden die Entscheidungen gefällt, die dieses komplizierte Gebilde namens VG Wort am Laufen halten. Deshalb: Stellt den Antrag, wenn Ihr Euch qualifiziert. Dazu reicht eine Mail an vgw@vgwort.de. Aber ganz wichtig: Sagt uns auch Bescheid, unter kontakt@freischreiber.de.
 
In diesem Sinne
Kommt gut durch den Frühling, bleibt gesund und frei
Eure Freischreiber*innen


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