
„Es lag auf der Hand, mit der Form des Himmel-und-Hölle-Spiels zu arbeiten“
Am 4. November wird wieder ein „Engel“ den himmlisch grünen Kubus in den Händen halten – dann verleihen wir unsere Preise für fiese und faire Player im freien Journalismus (es gibt noch Tickets!). Die Künstlerin Kristina Wißling hat die Himmel-und-Hölle-Trophäen entworfen. Ein Gespräch über fluoreszierendes Acrylglas und, natürlich, die Freiheit.
:Freischreiber: Seit der ersten Preisverleihung 2011 fertigst du die beiden HiHö-Preisskulpturen an. Wie ist das Design entstanden?
Kristina: Bei dem Namen „Himmel-und-Hölle-Preis“ lag es auf der Hand, mit der Form des klassischen Himmel-und-Hölle-Spiels zu arbeiten. Da meine Spezialisierung auf Falttechniken liegt, haben wir uns relativ schnell für dieses Design entschieden.
Mit welchen Materialien arbeitest du?
Der Sockel des aktuellen Preises besteht aus fluoreszierendem Acrylglas, die Haube aus transparentem Acrylglas und das gefaltete Objekt aus synthetischem Papier. Anfangs habe ich noch Porzellanpapier verwendet. Das wurde bis vor zehn Jahren in England handgeschöpft. Die Produktion hat der Hersteller jedoch wegen der geringen Nachfrage eingestellt. Dann habe ich keramische Folien verwendet – das sorgte aber für Probleme. Weil man die sehr lange sehr heiß brennen muss und dabei giftige Dämpfe entstehen, weigerte sich ein Keramiker nach dem anderen, die Folien zu brennen. Jetzt arbeite ich mit synthetischem Papier.
Wie anspruchsvoll ist die Anfertigung des HiHö-Preises?
Da es eine Arbeit ist, die nur einmal im Jahr angefertigt wird, ist die Umsetzung natürlich keine Routine. Ich muss sehr sauber und staubfrei arbeiten – auf dem Acrylglas sieht man jeden Fingerabdruck und jedes Staubkorn. Bei der Anfertigung verwende ich einen lichthärtenden Klebstoff, der seine Zeit benötigt.
Was bedeutet es dir, als Freie arbeiten zu können?
Ich habe mich direkt nach dem Kommunikationsdesign-Studium 2007 selbstständig gemacht. Seitdem hat mich meine Arbeit an so viele Orte gebracht. Meine Aufträge hätten unterschiedlicher nicht sein können: Zum Beispiel habe ich Designs und Faltobjekte für Messen und Ausstellungen, für die Verpackungs-, Automobil- und Raumfahrtindustrie erstellt. Und ich durfte Menschen verschiedener Disziplinen kennenlernen. Ich glaube nicht, dass ich das alles erlebt hätte, wenn ich mich nicht für die Freiberuflichkeit entschieden hätte.
Nicht jede:r traut sich direkt nach dem Studium zu, frei zu arbeiten. Welchen Tipp kannst du Einsteiger:innen mit auf den Weg geben?
Der Austausch und das Netzwerk unter Gleichgesinnten ist für Freiberufler sehr wichtig. Ich bin seit über zehn Jahren Mitglied der Allianz deutscher Designer (AGD). Das ist ein Berufsverband für selbständige Designer:innen aller Disziplinen – eine Art :Freischreiber für Designer:innen. Ich bin also bereits zu Beginn der Selbstständigkeit Mitglied geworden. Dadurch haben sich viele neue Kontake, Jobs und sogar Freundschaften ergeben, außerdem bin ich präsenter und bekannter geworden. Aber nicht nur als Berufsanfänger:in, auch danach bleibt es als Freiberufler:in wichtig, sich weiterzubilden und auszutauschen.
Danke für das Gespräch, Kristina.