Der Freischreiber-Zukunftskongress am 18. September. Kathrin Passig: „Über die Markenwerdung von Journalisten wird zu oft gesprochen, als handle es sich um eine Verzweiflungstat und nicht um einen überfälligen Schritt“
So, nun ist es also soweit: Der Freischreiber-Zukunftskongress an kommenden Samstag in Hamburg ist so gut wie ausgebucht. Wer sich bis jetzt noch nicht entscheiden konnte, ob die Sache mit der Zukunft etwas ist, wovor man sich besser fürchtet, oder etwas, das man sinnvollerweise selbst mitgestaltet, muss sich entweder sputen. Oder sich einfach noch schnell anmelden und nach Hamburg kommen. Knapp ein halbes Jahr Vorbereitungszeit steckt inzwischen in diesem Kongress, und wir wissen nicht, wie er nun wird. Was wir aber jetzt schon sagen können, ist, dass es eine Versammlung derer werden wird, die keine Angst vor der Zukunft haben und sie sich auch nicht von anderen einreden lassen wollen. Das gilt auch für Kathrin Passig, Sachbuchautorin, Bachmannpreis-Gewinnerin und Mitbegründerin der Denkfabrik „Zentrale Intelligenz Agentur“ aus Berlin, die in ihrer Email-Signatur bezeichnenderweise das „Haus der Frohen Zukunft“ als Adresse angibt. Sie wird als Referentin im Workshop „Ich will doch nur schreiben – aber wer macht den Rest?“ sprechen. 1. Kathrin, was erwartest Du vom Zukunftskongress der Freischreiber? Die Freischreiber sind noch neu genug, um sich nicht nur für die Aufrechterhaltung des Status quo, sondern schon aus Eigennutz tatsächlich für Veränderungen und neue Möglichkeiten zu interessieren, das ist immer eine gute Voraussetzung für eine Konferenz. 2. Was hältst Du von dem Gedanken, Journalisten müssten zu Marken werden? Ich habe mir immer gewünscht, die Arbeit einzelner Autoren über alle Kanäle verfolgen zu können, ohne das ganze Gemischtwarenangebot der Zeitungen und Zeitschriften drumherum. Ganz einfach ist das immer noch nicht, aber wir kommen der Sache allmählich näher. Dort, wo das Veröffentlichungsmedium nicht selbst eine starke Qualitätskontrolle mitbringt – also fast überall –, tut es auch der Arbeit gut, wenn der Autor sich selbst als die Instanz begreift, die für einen Beitrag zur Rechenschaft gezogen wird. Selbst wenn Verlage oder Zeitungen eine klar umrissene, von der Konkurrenz unterscheidbare Ausrichtung hätten: Wie wahrscheinlich ist es, dass die Vorlieben einer Redaktion sich präzise mit denen eines Lesers decken? Und was hat es für einen Sinn, dass der Leser enttäuscht sein Abo kündigt, wenn er sich in Wirklichkeit über einen bestimmten Text oder Autor ärgert? Über die Markenwerdung von Journalisten wird zu oft gesprochen, als handle es sich um eine Verzweiflungstat angesichts schwieriger Zeiten und nicht um einen überfälligen Schritt, Stichwort Entbündelung. 3. Wie könnte die Zukunft für freie Journalisten aussehen? Ich habe nur eine vage Vorstellung davon, wie die Gegenwart für freie Journalisten aussieht, weil ich selbst nur gelegentlich und eher zufällig für Zeitungen arbeite. Vieles ist offenbar erstaunlich schlecht bezahlt. Das Gute daran: Für wenig bis gar kein Geld das tun, was man gerne tut, ist eine zukunftssichere Branche. Vielleicht ändert sich also am Ende gar nicht so viel.