4. September 2013

Auf Freie angewiesen

Am gestrigen Dienstag hat der Chefredakteur des „Zeit-Magazins“, Christoph Amend, bei uns gesagt, dass Freie das Spektrum seines Magazins erweiterten. Merkt das auch der Leser? Diese Frage haben wir Stephan Weichert gestellt. Er ist Professor für Journalistik an der Hochschule für Medien und Kommunikation in Hamburg und aufmerksamer Leser des „Zeit-Magazins“. Was wäre das „Zeit Magazin“ ohne Freie, Stephan Weichert? „Ich lese hin und wieder das „Zeit Magazin“ und genieße es. Es ist fast so gut gemacht wie das Magazin der „Süddeutschen Zeitung“. Ich verehre Harald Martenstein, den König unter den Kolumnisten, ich verschlinge die Kochrezepte von Wolfram Siebeck, erfreue mich jedes Mal an den fantasievollen „Deutschlandkarten“ und war der größte Fan der Interview-Serie „Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt“ von Giovanni di Lorenzo, die vielleicht fortgesetzt wird. Was mich inzwischen nervt, sind die doppelten Titelseiten, die einzig dem Zweck dienen, eine weitere Premium-Anzeige zu verkaufen. Mit dem Format „Ich habe einen Traum“ konnte ich noch nie viel anfangen, die „Gesellschaftskritik“ finde ich in den meisten Fällen nur leidlich originell, den Auto-Test vollkommen überflüssig – und die Rätsel, na ja, geschenkt! Soviel zu meiner Meinung über das „Zeit Magazin“ – oder sagen wir besser: über die Texte und Rubriken, die vor allem von der Redaktion des „Zeit Magazins“ erstellt werden. Was aber wäre das „Zeit Magazin“ ohne die freien Mitarbeiter und Zulieferer von Recherchen und kompletten Geschichten? Der „Zeit“ geht es wirtschaftlich gesehen gut, also geht es auch dem „Zeit Magazin“ gut – soviel darf unterstellt werden: Elf Redaktionsmitglieder, ein fester Autorenpool sowie etliche Freischreiber sind ein ganz ordentliches Personaltableau für ein Magazin, das einmal pro Woche mit rund 35 redaktionellen Seiten (also ohne Werbung) erscheint. Das Berliner Wochenblatt „Freitag“ und das Magazin „Cicero“ müssen mit erheblich weniger auskommen. Trotzdem erkennt der aufmerksame Leser, dass viele Reportagen, Interviews oder Features im Heft häufig von freien Kollegen stammen oder mit ihrer Unterstützung zustande kommen. Auch in der vorliegenden Ausgabe sind knapp zwei Drittel aller Beiträge von externen Autoren und Fotografen. Das zeigt, wie sehr die Redaktion offenbar auf Freie angewiesen ist. Allem Anschein nach ist das Magazin auch bereit, freien Mitarbeitern angemessene Honorare zu zahlen – dafür spricht die Qualität der Geschichten, Recherchen, Fotos und Zeichnungen, die in diesem Heft vorkommen. Platzhalter kann ich – außer den genannten Rubrizierungen, von denen sich einige totgelaufen haben – in dieser Ausgabe keine erkennen. Neugierig bin ich allerdings schon, ob die Redaktion ihr Magazin ohne Freie überhaupt stemmen könnte.“ Könnte sie kaum, wir haben es vergangenen Montag zum Start unserer Freiflächen-Kampagne gezeigt. Ohne Freie wäre das „Zeit-Magazin“ öd‘ und leer gewesen, 60 Prozent des redaktionellen Teils werden von Freien geliefert. Hätten Sie, als Leserinnen und Leser des Magazins, das gedacht? Oder Sie da, der Sie für’s „Zeit Magazin“ schreiben: Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Magazin? Sind die Honorare, wie Stephan Weichert vermutet, für freie Mitarbeiter angemessen? Haben Sie, wie es Christoph Amend schrieb, „so schnell wie möglich“ eine Antwort auf Ihre Themenvorschläge bekommen? Gerade das ist ja für Freie mitunter ein Problem. Wenn Sie Lust haben, teilen Sie uns Ihre Ansichten, Eindrücke, Meinungen mit. Platz dafür ist unten in den Kommentaren.


Verwandte Artikel