#15Prozent: Zwei Schritte vor, einer zurück
Im November verschickten wir Freischreiber einen offenen Brief an mehr als 370 Tages- und Wochenzeitungen, Online-Medien und Magazine in Deutschland. Unsere Forderung: #15Prozent mehr Honorar für alle Freien! Warum? Als Inflationsausgleich, aber auch, weil die meisten Zeilen-, Stunden- und Tagessätze seit Jahren nicht gestiegen sind. #FreieSindMehrWert!
Was seither geschah; ein Überblick.
- Fast 400 freie Journalist*innen, Verbände und sogar Chefredakteur*innen haben den Brief unterzeichnet. Du noch nicht? Mail uns deinen Namen und Status, wir tragen dich ein.
- Bei mehreren Treffen tauschten wir uns digital und live über unsere Erfahrungen mit Honorarverhandlungen aus, etwa beim Kaminabend zu fiesen Auftraggebern, in der Radio-Frühstückspause zu Tarifverhandlungen und beim 15%-Glühwein in Bonn. Der Zuspruch war riesig, nicht nur zum Glühwein, vor allem in der Diskussion. Das hat uns begeistert. Weitere Termine folgen.
- Einige der rund 600 Adressat*innen des Briefs antworteten uns und zeigten Verständnis, manche sicherten sogar direkt eine Erhöhung der Honorare zu. Zugegeben: Sie waren und sind in der Minderheit. Die meisten Häuser haben das Schreiben schlicht ignoriert. Das lassen wir natürlich nicht auf uns sitzen.
- Im neuen Jahr gehen wir in die angekündigten persönlichen Gespräche mit Redaktionen im ganzen Land. Duette aus Vorstand und Mitgliedern treffen Auftraggeber, diskutieren, verhandeln. Du möchtest dabei sein? Mail uns!
- Wir gaben euch für eigene Verhandlungen Tipps und eine schriftliche Vorlage an die Hand, damit ihr mit dem Rückenwind der Kampagne auf eure Auftraggeber zugehen könnt. Viele Kolleg*innen haben das getan. Dafür ein ganz herzliches Dankeschön: Nur, wenn wir an einem Strang ziehen und von vielen Seiten unsere Forderungen stellen und erklären, haben wir Erfolg. Ihr macht das großartig – und mit teils erstaunlichen Ergebnissen.
Einige Ausschnitte:
„Ich traue mich immer erst sehr spät, mein Honorar zu erhöhen. Jetzt habe ich bei einem Auftraggeber nach drei Jahren endlich mal nachgefragt – und sogar 25% ausgehandelt! Die Freischreiber haben mir mit der 15%-Kampagne dazu den Impuls gegeben.“ (Jessica Wittmann-Naun)
„Ich bin seit 20 Jahren Musikjournalist und arbeite für viele Redaktionen. Die letzte Honorarerhöhung ist lange her – bei einzelnen Redaktionen gab es noch nie eine. Ich habe nach dem Start der 15%-Kampagne also mehrere Auftraggeber angeschrieben, den Link von Freischreiber aufgenommen und einige positive Reaktionen erhalten. Da geht noch was!“ (Georg Rudiger)
„Ich habe das Gefühl, in Österreich verhandeln die Leute noch viel weniger. In Deutschland ist durch die Arbeit der Freischreiber schon viel passiert, auch im Selbstbewusstsein der freien Kolleg*innen.“ (Ruth Eisenreich)
„Natürlich habe ich immerzu gehört: Wir können nicht so viel zahlen! Dann habe ich aber zumindest in puncto Berechtigung zur Weiterverwertung verhandelt. Meist wollen die Medien ja alles exklusiv. Bei einer Zeitung konnte ich direkt am nächsten Tag nach Veröffentlichung, bei einem anderen Medium wenigstens nach 2 Wochen weiterverwerten.“ (Steve Przybilla)
„Ich habe vergangenes Jahr mein Honorar als freie Textchefin immerhin um 10 % erhöhen können. Nicht viel, aber besser als nichts. Was man nicht verlangt, kann man nicht bekommen. Danke für Eure Kampagne, die uns Mut macht, zu verlangen, was uns zusteht.“ (Barbara Esser)
Und sonst so? Zur Presseschau geht es hier entlang. Der Vorstand plant, diskutiert, macht unfassbar viele Überstunden – ehrenamtlich. Bringt euch bitte ein, um uns zu unterstützen!
Unsere Social-Media-Arbeit begleitet die Kampagne intensiv. Folgt uns (weiterhin) via Insta, Facebook, Mastodon und Twitter, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Wir erreichen hier eine Öffentlichkeit, die über unsere Bubble hinausgeht. Auch mit eurer Hilfe: Danke fürs Teilen, Liken und Kommentieren.
Wir halten euch auf dem Laufenden. Eure Freischreiber