vom 28T11:49:09+00:00.02.2020
28. Februar 2020
Skolstrejk för journalistik
Liebe Freischreiber und Freischreiberinnen,
liebe Kollegen und Kolleginnen,
man muss nicht an Gott glauben, um den Kopf darüber zu schütteln: Die Evangelische Kirche hat beschlossen, für ihre in Berlin ansässige Evangelische Journalistenschule keinen neuen Jahrgang einzurichten. Viele Freischreiber und Freischreiberinnen haben hier ihr Handwerk gelernt, haben dort unterrichtet oder unterrichten noch. Wie die unseligen Pläne sind, erfährt man hier. Wichtiger noch ist, sich am Protest dagegen zu beteiligen und die zu unterstützen, die die EJS bewahren wollen, und deren Offenen Brief zu unterzeichnen: „In Zeiten von Fake News, einer wiedererstarkten Rechten und der sich wandelnden Medienlandschaft ist eine starke Orientierung an Werten wieder dringend geboten. Und dafür steht die EJS in besonderem Maße. Dabei geht es nicht um religiöse Weltanschauungen, sondern ethische Reflexion und eine demokratische Haltung. Jetzt steht die Finanzierung auf der Kippe. Gemeinsam wollen wir Wege finden, diese Ausbildung zu erhalten.“
Im Kontext der Lage der EJS schaut Nora Frerichmann für den „Freitag“ (welche Honorare zahlt eigentlich der Freitag an Freie? Darüber sagt unser Honorartool www.wasjournalistenverdienen.de etwas … und das treibt einem die Tränen in die Augen) generell auf die Lage der Freien: „Die EJS-Schüler wollen nun den Rückenwind der Twitter-Debatte nutzen. Sie rufen Berufseinsteiger dazu auf, Erfahrungen mit Praktika bei den Öffentlich-Rechtlichen zu teilen. Zu den verschiedenen Anstalten gebe es keine klaren Infos zur Bezahlung, bemängeln die jungen Journalisten. Aus den Rückmeldungen soll ein offener Brief entstehen, der Transparenz schaffen und die nicht zahlenden Anstalten unter Druck setzen soll. Hört sich an, als habe die Initiative fast Potenzial für eine Art „Skolstrejk för journalistik“.“
Freischreiberiges
Fragen zum Anmelde-Prozedere bei der VG Wort und anderen Kleinigkeiten? Unser Freischreiber Henry Steinhau bietet im Rahmen des Projekts „Schreiben & Leben“ des Lettrétage e. V. als Experte wieder Einzelberatungen zu allen Fragen rund um die VG Wort an. Und zwar am 1. April 2020 in den Räumen am Mehringdamm in Berlin-Kreuzberg. Angesprochen sind freie AutorInnen und JournalistInnen, die sich generell über die Funktion der VG Wort und die Teilnahmemöglichkeiten als Wahrnehmungsberechtigte*r informieren oder konkrete Fragen dazu klären wollen. Acht Beratungstermine gibt es. Anmelden kann man sich ab – jetzt. Und auch wenn man nicht Freischreiber und Freischreiberin sein muss, um in den Genuss dieser Beratung zu kommen – schick wäre es ja … Freischreiber-Mitglieder können sich auch jederzeit hier zu VG-Wort-Themen informieren.
„Sensoren in Kühen, Sprachassistenten, Nachrichtenmöbel oder Investigativ-Journalismus mit Fitnesstrackern sind nur einige der neuen Herausforderungen und Möglichkeiten für das Storytelling im Internet der Dinge“, schreibt uns Freischreiber und Vorstandsmitglied Jakob Vicari und lädt zu einem erklärenden Vortrag ein – am 9. März um 19 Uhr in Köln. Wem das zu weit ist, wer schon verplant ist – hier der Hinweis auf das Buch „Journalismus der Dinge“ von eben Jakob Vicari.
Und noch ein Buch legen wir euch ans Herz: Freischreiberin Angelika Rusche-Göllnitz führt mit einem Band der Was-ist-Was-Junior-Reihe in die flirrige Welt der Bienen, Hummeln und Wespen.
Mitmachen und Ärmel hochkrempeln: Jetzt :Freischreiberin (oder :Fördermitglied) werden!
Dies & das
Ziemlich auf Zinne war unlängst das gemeinnützig aufgestellte Magazin „Katapult“, als es entdeckte, dass seine Datenarbeit von der Süddeutschen Zeitung – nun ja – gelegentlich auf inspirierende Weise benutzt wurde. Also die SZ, zweimalige Preisträgerin des Freischreiber-Hölle-Preises (2017 und 2018), hat sich schlicht dann und wann bedient. Mittlerweile ist die entsprechende SZ-Kolumne eingestellt worden – dennoch hier die ganze Geschichte, die eben auch davon erzählt, dass es gut tut und sich lohnt, wenn man sich nix gefallen lässt.
So gar nicht gefreut hat sich die Journalistin und Autorin Petra Reski, Venedig-Expertin und übrigens auch Freischreiberin, als sie neulich einen Venedig-Krimi zugeschickt bekam, an dem sie angeblich inspirierend beteiligt gewesen sein soll, in dem ihr einiges vertraut vorkam – und worin sich auch noch eine Danksagung an sie fand. Die ganze komische und gar nicht komische Geschichte, die mit einem Abendessen mit zwei Herren begann, hier: „Dass ständig Boote tuckern und auch noch eine blonde Journalistin namens ,Petra Mareschi‘ vorkommt – geschenkt. Es gibt Millionen von hingehudelten Büchern über Venedig, auf eines mehr oder weniger kommt es da gar nicht an. Aber ich empfinde es als blanken Hohn, wenn die Hudelei auch noch mit meinem Namen gerechtfertigt wird.“
Soll der Staat mit einer expliziten Presseförderung sich gegen das allgemeine Zeitungssterben stemmen? Da gehen die Meinungen hart auseinander – schließlich beziehen sich die bisher bekannten Pläne auf die Unterstützung von Print-Produkten. Daniel Bouhs skizziert auf der Medienseite der Taz den aktuellen Stand: „Denn die Kurve der Auflagenkontrolle durch die Informationsgemeinschaft IVW zeigt für alle Titel kontinuierlich nach unten. 2009 verkauften Verlage täglich noch knapp 24 Millionen Exemplare. Im vergangenen Jahr waren es nicht einmal mehr 15 Millionen. Während das Geschäft mit gedruckten Zeitungen einbricht, weil Abonnent*innen keine Lust mehr haben oder schlicht sterben, wachsen zwar die Umsätze im Digitalen – oft sogar kräftig. Aber das Digitale fängt noch nicht auf, was bei gedruckten Zeitungen wegfällt.“
Julia Karnick wiederum hat ins Innere von Medien geschaut und untersucht, wie der Anteil von Männern zu Frauen bei der Kolumne ist, die ja immer noch als eine Art Königsdisziplin im Journalismus gilt – und eben nicht als Königinnendisziplin. Und das ist eines ihrer Ergebnisse, wie sie der Taz im Interview erzählt hat: „Vor allem die Königsdisziplin ist krass männerdominiert: Also die Kolumnen, die mindestens einmal in der Woche erscheinen und immer von derselben Person geschrieben werden. Meine Zählung kam auf 44 Kolumnen dieser Art, neun davon stammen von Frauen. Wenn man Cartoon- und Grafikformate ausklammert und nur reine Text-Kolumnen anschaut, sind es sogar nur sieben.“
Verwandte(s)
Eben hatten wir das Genre der Kolumne im Geschlechterblick, nun wollen wir kurz rüber zu unserem Partnerverband der freien Journalisten und Journalistinnen Freelens schauen. Denn der hat sich für dieses Jahr folgenden Schwerpunkt in Form einer Frage ausgesucht: „Fotografie – eine Frage des Geschlechts?“. Dazu werden jetzt die Mitglieder befragt, denn es soll zunächst eine Studie erstellt werden, die untersucht, wie es mit der aktuellen Lebens- und Berufssituation von Fotografen und Fotografinnen aussieht und was die „Gender Equality“ so macht. Das Konzept der Studie, die von der Genderforscherin Renate Ruhne erstellt werden wird, findet sich hier.
Seminare, Reisen, Preise & Wettbewerbe
Ist noch ein bisschen hin, aber früh buchen lohnt sich: Wer sich bis zum 29. Februar zur Netzwerkrecherche-Tagung anmeldet, kann vom „Early Bird“-Rabatt profitieren. Wir sind da wieder mit dabei: mit Stand und Workshops und Seminaren. Und wir werden den neuesten Honorarreport unseres Honorartools www.wasjournalistenverdienen.de vorstellen.
Etwas ranhalten muss man sich, will man sich für den Deutsch-Französischen Journalistenpreis bewerben, endet doch die Einreichungsfrist am 1. März: „Der Deutsch-Französische Journalistenpreis richtet sich an Autorinnen und Autoren, die sich kreativ, kritisch, einfühlsam und durchaus auch humorvoll mit der Tagesaktualität und ihren Hintergründen auseinandersetzen und so zu einem besseren Verständnis zwischen Deutschland und Frankreich im europäischen Kontext beitragen. Dazu zählen auch Publikationen, die in einem anderen Staat als Deutschland und Frankreich veröffentlicht worden sind.“ Details in Hülle und Fülle gibt es hier nachzulesen: https://dfjp.eu/
Immer wieder zu loben ist das Angebot der in Hamburg ansässigen Akademie für Publizistik, deren reichhaltiges Seminarangebot von „Besser schreiben“ bis zu „Crashkurs Facebook“ hier zu finden ist. Und weiterhin im Angebot ein besonderer Schatz für freie Journalisten und Journalistinnen, die aus Hamburg stammen: das Angebot der „Halben Miete“, das für hanseatische Freie eine Reduzierung der Seminargebühren bis zu 50 Prozent und bis zu einer Höhe von 250 Euro vorsieht (da muss man für den „Freitag“ viel schreiben!). Hier die Einzelheiten.
„Hamburg, wir sind verliebt in dich. Denn du warst unser allererstes Chapter“, schreiben uns wie immer gut gelaunt die Next Media Makers. Und weiter: „Mit denen strecken wir seit einigen Monaten unsere Fühler außerhalb von unserer Gründungsstadt Hannover aus. Höchste Zeit, euch Hamburger mal persönlich kennenzulernen. Wir laden daher alle jungen Journalisten, Fotografen, Grafiker, Social-Media-Profis und alle anderen Medienmenschen ein zu einem Vernetzungstreffen in Hamburgs Innenstadt.“ Wer am 11. März vorbeischauen und sich von guter Stimmung anstecken lassen will, hier erfährt man alles Wichtige.
Irgendwas mit Daten? Mit Zahlen und so? Wer sich da schlau(er) machen will, sollte vielleicht am 25. April zur „Journocon“ nach Düsseldorf reisen: „Fast täglich berichten Journalist*innen von Algorithmen, Daten-Leaks, Studien oder Umfragen. Und trotzdem fehlt vielen das nötige Handwerkszeug, um richtig mit Zahlen umzugehen. Deshalb veranstalten wir am 25. April eine eintägige Konferenz zu Journalismus mit Daten bei Sipgate in Düsseldorf, speziell für Journalist*innen, die besser mit Zahlen und Daten umgehen können wollen.“
Die Bundeszentrale für Politische Bildung veranstaltet eine Reise nach Belarus: „Die Studienreise richtet sich vor allem an Journalistinnen und Journalisten sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der politischen Bildung, die sich mit der Politik und Gesellschaft in Mittel- und Osteuropa und den deutsch-europäischen Beziehungen in diesem Kontext beschäftigen.“ Termin: 26. Juni bis 5. Juli. Die Eigenbeteiligung beträgt 900 Euro.
So, das war’s schon wieder. Wir wünschen an dieser Stelle einen entspannten, aber nicht minder erfolgreichen Arbeitstag, und seien Sie sicher: Der Winter kommt nicht mehr, vielleicht kommt er noch mal müde angeschlappt und legt seine kalte Hand kurz auf die Tastatur – aber dann war’s das, und der Frühling wird uns alle beglücken …
In diesem Sinne
Ihre
Freischreiber und Freischreiberinnen
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