vom 23.10.2018

 

Liebe Freischreiberinnen und Freischreiber,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

reden wir noch mal übers Geld! Schon wieder? Ja, schon wieder. Nicht weil wir gierig sind, sondern weil wir von unserer Arbeit leben wollen. Um eine bessere Übersicht zu bekommen, haben wir im letzten Newsletter unser Honorar-ToolWas Journalisten verdienen“ präsentiert.

Scheinbar haben wir damit einen Nerv getroffen: Nicht nur, dass unsere Vorsitzende Carola Dorner kaum noch vom Telefon wegkam (siehe z. B. hier). Auch die Nutzer-Resonanz ist super. Fast 1200 Honorare und Gehälter bei knapp 500 Medien haben freie und fest angestellte Kolleginnen und Kollegen bislang offengelegt.

Unser Appell: Machen Sie weiter! Um die aussagekräftigsten Ergebnisse zu erhalten, benötigen wir pro Medium so viele Einträge wie möglich.

Transparenz hilft auch gegen so manche Stammtischparole, wie sie sogar im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verbreitet wird. Bei „hart aber fair“ hieß es zuletzt, freie Journalist*innen gehörten zu den Besserverdienern in Deutschland und tricksten bei der Steuererklärung gern mal rum. Sorry, Kollegen, aber bevor ihr so etwas noch einmal verbreitet, schaut lieber auf unsere Honorar-Seite.

Übrigens, die Mittelstandsgemeinschaft Fotomarketing erhebt derzeit die marktüblichen Bildhonorare. Bis zum 25. Oktober kann man an der Umfrage anonym teilnehmen.

VG Wort lässt sich Zeit

Schon länger ist klar, dass die VG Wort den zu Unrecht behaltenen „Verlegeranteil“ an die Autorinnen und Autoren auszahlen muss. Da der Verlag C.H. Beck gegen das Urteil des Bundesgerichtshofs Verfassungsbeschwerde eingereicht hatte, bildete die VG Wort aber zunächst eine Rückstellung von 179 Millionen Euro.

Nun ist klar: Das Bundesverfassungsgericht nimmt die Beschwerde nicht an; die Rückstellungen müssen ausgezahlt werden. Wann das so weit ist? Ende 2018 – so hatte es die Mitgliederversammlung der VG Wort jedenfalls beschlossen.

In ihrem Newsletter schreibt die VG Wort aber etwas anderes (bürokratisch verklausuliert, wie immer): „Nach derzeitigem Stand ist geplant, die Rückstellungen in 2019 […] möglichst periodengerecht im Wege einer Einmalzahlung an die Berechtigten aufzulösen.“

Nun ist 2019 ein langer Zeitraum. Freischreiber fordert, geltendes Recht endlich umzusetzen und das Geld möglichst schnell auszuzahlen.

Freischreiberiges

Die Welt der Regionalzeitungen schrumpft“, schreibt Freischreiberin und Osteuropa-Expertin Gemma Pörzgen in ihrer Analyse auf übermedien. Immer mehr Medien kürzen an Auslandskorrespondenten, angeblich weil sich das Publikum eher für die Heimat interessiere. „Da scheinen die Redaktionen provinzieller zu sein als das Land“, findet Pörzgen. „Schließlich reisen die Bundesbürger gerne, in vielen Familien gibt es migrantische Wurzeln, und die deutsche Wirtschaft ist vor allem exportorientiert.“

Freischreiberin Annette Bopp hat ihr neues Buch „Den Tod muss man leben“ veröffentlicht (Ludwig Verlag, 20 Euro, Kindle 15,99 Euro). Es entstand zusammen mit der Berliner Bestatterin Angela Fournes, die viele Informationen beigesteuert hat und sich sehr dafür einsetzt, dass das Bestatten wieder stärker in unser Bewusstsein rückt – inklusive der Tradition des Aufbahrens zu Hause. Weitere Infos hier.

Stipendien und Preise

Noch bis 31. Oktober läuft die Bewerbungsphase für den dreiwöchigen USA-Frühjahrsaustausch der RIAS Berlin Kommission. Das Programm richtet sich an feste und freie Radio- und Fernsehjournalist*innen (und Internet-Journalist*innen von Radio- und TV-Sendern) von Mitte 20 bis Mitte 50 Jahren. Alle Infos hier.

Die Ausschreibung für den Publizistik-Preis 2019 für herausragenden Medizin-Journalismus hat begonnen. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert; die Bewerbungsfrist endet am 14. Januar 2019. Online-Teilnahme hier.

Termine

Mazedonien liegt so nah und ist doch für viele Deutsche ein weißer Fleck auf der Landkarte. Das Pressenetzwerk für Jugendthemen will das ändern. Vom 26. bis 30. November 2018 organisiert der Verband eine Recherchereise in die mazedonische Hauptstadt Skopje. Die Teilnahmegebühren betragen 245 Euro für PNJ-Mitglieder und 295 Euro für Nichtmitglieder zzgl. 30 Euro Reiserücktrittsversicherung. Anmeldungen sind bis zum 28. Oktober möglich.

Am 10. November findet beim „Spiegel“ in Hamburg der VOCER Innovation Day statt – Deutschlands größte Konferenz für nachhaltige Innovationen im Journalismus. Mit dabei sind nationale und internationale Top-Speaker wie Kübra Gümüşay und Max Stossel. Tickets und Infos gibts unter: http://vid2018.vocer.org

Dies und das

Das Gesellschaftsmagazin „Shift“ will den Printjournalismus weiterentwickeln – und seine Ausgaben erstmals als Staffel veröffentlichen. Dabei sollen die Ausgaben ineinandergreifen und aufeinander aufbauen. Finanzieren will Gründer und Chefredakteur Daniel Höly dieses Konzept per Crowdfunding. Bis zum 25. November sollen 15.000 Euro zusammenkommen.

In der EU und besonders in Deutschland wird heiß über das Leistungsschutzrecht diskutiert. In der Schweiz schimpfen die Verlage hingegen kaum noch auf den Google-Konzern. „Kein Wunder: Er überweist ihnen Millionen Euro“, schreibt die Republik in einem interessanten Beitrag, der ein altbekanntes Thema aus einer anderen Perspektive beleuchtet. Trockenes Resümee: „Google ist überall. Nur nirgends im Entwurf für das neue Mediengesetz.“

Zum Schluss etwas Positives!

Werden Journalistinnen und Journalisten bald überflüssig? Wohl kaum, findet „Brand eins“-Autor Wolf Lotter, der gerade das Buch „Innovation“ veröffentlicht hat (Edition Körber, 18 Euro). Im Interview mit kressnews erhebt er seine Stimme gegen die Angstmacherei, die im Journalismus umgeht. Doch gerade im Frei-Sein, in der Selbstständigkeit, sieht Lotter große Potenziale.

Wie der Journalismus in zehn Jahren aussieht? „Vielfältiger, streitlustiger, weitaus differenzierter als heute“, meint Lotter. „Und selbstbewusster als je zuvor. Das kritische, selbständige Denken kriegt niemand klein.“

In diesem Sinne: Frohes Schaffen und eine gute Zeit!

Ihre
:Freischreiberinnen und :Freischreiber!