Dies und Das
„Heute (aber) haben wir eine andere Nachricht zu verkünden, die auf den ersten Blick nicht ganz so gut ist: Substanz macht ab dem 13. Juli bis auf weiteres Pause. Das Magazin bleibt dann online mit allen Funktionen, wird aber erst mal nicht mehr mit neuen Beiträgen bestückt“, schreibt und postet das nette Team von „Substanz“. Und sagt weiter: „Das ist sehr schade, weil wir wirklich schöne Geschichten in petto haben. Aber wir kommen jetzt allmählich an den Punkt, an dem es für unser Startup finanziell eng wird – jedenfalls wenn wir die Qualität halten wollen, mit der wir angetreten sind. In diese Qualität haben wir viel Arbeit und Geld investiert, und wir sind sehr stolz auf das Ergebnis. Aber leider haben unsere Rest-Kapazitäten nicht ausgereicht, um den nötigen Marketing-Wumms zu entfalten. Sprich: Wir bekommen derzeit nicht die Abo-Wachstumskurve hin, die wir brauchen, um auf Dauer unsere Produktionskosten zu decken.“
So geht man erst mal in Klausur, spricht mit möglichen neuen Partnern, denkt über neue Geschäftskonzepte nach und alternative Finanzierungsmodelle. Aber auch an die Leser und Leserinnen ist gedacht: „In den nächsten zwei Wochen werden wir ein wenig Freistil fahren und uns mit ein paar ungewöhnlichen Beiträgen in die Sommerpause verabschieden. Und dann? Wie gesagt bleibt www.substanzmagazin.de online. Und wir freuen uns über jeden Leser, der jetzt in den Ferien endlich mal die Zeit findet, sich durch unsere Features zu wühlen.“ Und ganz am Ende schließt man nicht ganz unhoffnungsvoll mit: „Wir freuen uns auf die nächste Runde mit euch allen.“
Und oh nein – wir haben die Krautreporter nicht vergessen und all die Aufregung und auch Nichtaufregung, die da gerade herrscht, wo etwas mehr als ein Jahr vorbei ist, seit die Krautreporter an den Start gingen. Aber dazu nächstes mal mehr! Ist jetzt ein echter Cliffhanger, sozusagen …
Freischreiberiges
Das Magazin „Reportagen“ haben wir am Anfang schon gewürdigt. Und würdigen nun – um mal zwischendurch den Kreis zu schließen – eine Reportagen-Reportage von Freischreiberin Daniela Schroeder: „Der jüngere der beiden Männer wedelt mit einer Damenbinde, rechteckig, zwei Daumen dick. „Warum gibt es keine Maschine für Modelle mit Flügeln?“, fragt er den Chef der Maschinenfirma. „Flügel sind Quatsch“, sagt der Chef, nimmt dem jungen Mann die Binde aus der Hand und zieht langsam den Klebestreifen ab. „Hier, der Klebeteil geht über die ganze Rückseite, nichts kann verrutschen. Flügel sind total überflüssig.“ Die beiden Männer gucken auf die Binde und schweigen. „Hm“, macht der junge Mann. “Flügel brauchen wohl nur die Frauen im Westen. Wegen der Unterwäsche, die sie tragen. Strings und Tangas und so.“
Und sehr empfehlenswert ist auch die Reportage „Haiti, Auferstanden als Ruine“ von Freischreiberin Sandra Weiss und Freelenser Florian Kopp – nominiert für den Grimme Online-Award in der Kategorie Bildung und Wissen: „Wo ist das viele Geld geblieben? Warum kommen die Ausländer immer nur kurz vorbei, und dann passiert doch nichts? Und die Regierung, warum kümmert die sich nicht um ihr Volk?“ Manchmal kocht die Wut in Samantha Jean-Pierre für einen kurzen Augenblick hoch. Doch meistens braucht die 39-jährige ihre Kraft für andere Dinge. Alltägliche Dinge wie Wasser holen, Wäsche waschen, Essen kochen. Dinge, die bei uns selbstverständlich sind, die aber eine immense Kraft und Organisationstalent verlangen, wenn man in einem Zeltlager lebt so wie Samantha mit ihrem Mann und den vier kleinen Kindern. Zwei kamen auf der durchgelegenen Matratze unter der löchrigen Zeltplane zur Welt.“ Weiss/ Kopp schreiben dazu sehr zu recht: „Wir sind sehr stolz, dass wir mit einem etwas „exotischeren Thema“ und mit einer freien, crowd- und stipendienfinanzierten Produktion mit so renommierten Häusern wie dem Spiegel, der SZ und Arte mithalten können.“
Umfrage
„Wie stark haben Sie in Ihrer Arbeit mit berufsethischen Fragestellungen zu tun? Waren Sie schon mal mit einem ethischen Dilemma konfrontiert? Diskutieren Sie journalistisch-ethische Aspekte mit Kolleginnen und Kollegen?“ Fragt Freischreiber Armin Himmelrath und bittet um Beteiligung an seiner Umfrage im Rahmen eines Forschungsprojektes zum Thema „Normative Professionalisierung“ an der Universität in Utrecht. Die Beanwortung dauere nur wenige Minuten. Und hier geht es los.
Seminare – mit besonderen Vergünstigungen für Freischreiber und Freischreiberinnen
13. bis 17.7.- Multimedia Summer School Storytelling
Die Dozenten Michael Hauri, Bernhard Lill und Erik Tuckow vermitteln sämtliche Arbeitsschritte zur Erstellung multimedialer Reportagen: Vom Konzept über Storyboard, Interviewskript, Drehen, Fotografieren bis hin zur Montage und Tonbearbeitung. Außerdem lernen die Teilnehmer nützliche Tools und Online-Dienste kennen, um die Ergebnisse selbst im Netz zu publizieren. Statt des regulären Preise (970 Euro) zahlen Freischreiber-Mitglieder nur 720 Euro. Kollegen mit Wohnsitz in Hamburg zahlen mit der “Halben Miete” der Akademie sogar nur 470 Euro.
Und hier der Link für weitere Infos und Buchung.
„Recherche – aber richtig“ ist der Titel eines Seminars des Netzwerkes für Lokaljournalismus „Istlokal.de“ in Kooperation mit Freischreiber. Nach einer Einführung wird es praktische Rechercheübungen geben, um die vermittelten Informationen auch umsetzen zu können. Die Teilnehmerzahl ist auf 14 begrenzt.
Datum: 07.- 08. Juli 2015, jeweils 9-18 Uhr
Ort: Weinheim
Kosten: 279 Euro. Für Freischreiber: 199 Euro. Plus jeweils Mehrwertsteuer.
Seminarleiter ist der Rechercheur, Dozent und Journalist Marcus Lindemann – unter anderem Produzent der non-fiktive Detektivreihe „WISO ermittelt“ für das ZDF. Außerdem betreibt er den Blog „recherche-info.de“.
Ausschreibungen und Preise
Langsam Zeit für den Endspurt wird es für alle, die sich für einen der Preise der Otto Brenner Stiftung bewerben wollen. Das Motto diesmal: „Kritischer Journalismus satt bestellter Wahrheiten!“
Bewerbungen nimmt die OBS bis einschließlich des 15. Juli entgegen. Und vergeben werden insgesamt 47.000 Euro. Dazu gesellen sich drei Recherche-Stipendien mit je noch einmal 5.000 Euro.
Nicht bewerben, aber dafür nominiert werden kann man dagegen für den Hans-Matthöfer-Preis für Wirtschaftspublizistik. Das Preisgeld beträgt 10.000,- Euro und sein Anliegen beschreiben die Preisgeber so: „Spätestens seit Ausbruch der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise ist es offensichtlich, dass die bisherigen wirtschaftspolitischen Modelle und viele gängige Rezepte an ihre Grenzen stoßen. Nur durch eine größere Theorienvielfalt, durch Methodenpluralismus und durch Interdisziplinarität kann der wissenschaftliche Wettstreit um die besten und richtigen ökonomischen Ideen, Modelle und Politikempfehlungen gelingen. Mit dem Preis wollen die Initiator_innen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler_innen ehren, die jenseits der volkswirtschaftlichen Standardtheorie oder des makroökonomischen Mainstreams neue Antworten auf die großen wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Herausforderungen suchen.“
Und so können bis zum 30. September Bücher, Beiträge aus Zeitungen, Zeitschriften, Sammelbänden und Blogs nominiert werden, die nicht mehr als 12 Monate vor dem 30. September 2015 erschienen sind.
Genauere Informationen über das Verfahren, die Jury sowie alles Formularhafte findet sich hier.
So. Das war's schon wieder. Jedenfalls fast. Uns jedenfalls hat neulich das fast einstündige Gespräch mit der freien Journalistin Charlotte Wiedemann auf Deutschlandradio Kultur ausnehmend gut gefallen. Darin erzählt sie frisch unaufgeregt unter anderem von „weißem Schreiben“ und ihren Erfahrungen als Reporterin in der islamischen Welt. Und so empfehlen wir es weiter, vielleicht an einem schattigen Plätzchen liegend, die Füße trotzdem im Wasser, ein kühles Getränk ganz in der Nähe …
In diesem Sinne und genießen Sie das warme, ja das heiße Wetter!
Ihre
Freischreiber