[Der :Freischreiber-Newsletter]

vom 23.12.2014

Liebe Kollegen und Kolleginnen,

 

na, ist der Weihnachtsbaum schon besorgt? Steht er schon gerade und wissen Sie, in welchem Kellerregal notfalls die Säge liegt und wohin es die selbstgebastelten Kerzenhalter aus der Kita verschlagen hat? Und gibt es die Gans diesmal in der veganen Version oder wieder klassisch aus Fleischelementen?

Inmitten all dieser Festvorbereitungen schweiften unsere Gedanken immer wieder zu dem großen Medienschiff am Hamburger Hafen. Wo so viele der festangestellten Kollegen und Kolleginnen ihre Schreibtische räumen mussten, weil nun die dort verbliebenen so genannten Führungskräfte mit „externen Dienstleistern“ alles ganz anders und alles viel besser wuppen wollen.

Wird das gut gehen? Wird man diese – äh – Dienstleister fair und gut behandeln? Und was wird sein in den nun menschenleeren Büros mit Elbblick? Wo einst das wahre, pure Leben tobte – Stille. Lähmende, nicht endend wollende Stille

Nun – Freischreiber hat sich wie gewohnt nicht lumpen lassen und einen Soundtrack produziert, der seine Adressaten gewiss schon erreicht haben wird: „Redaktionsgeräusche Vol.1“.

Aber auch alle anderen – bewusst frei oder möglicherweise ungewollt frei – wollen wir bedenken! Und so stellen Sie bitte den Pegler auf eine ordentliche Lautstärke und klicken Sie bitte hier. Oder um uns einmal selbst zu zitieren: „Gelächter auf den Fluren, Geklapper an den Schreibtischen: Dieses Album entfaltet jene Atmosphäre, die sonst nur Mitarbeiter schaffen – damit auch einsame Führungskräfte spüren, wie schön es sein kann, Kollegen zu haben.“

Viel Spaß dabei!

Dies und das

 

„Haben Sie schon einmal etwas von Storify gehört? Oder von Datawrapper, ThingLink, Canva oder Exposure? Falls nein, wird es höchste Zeit!“ So fragt und behauptet Sonja Kaute in der neuen Ausgabe des „Fachjournalist“. Und sie stellt die verschiedenen Tools meist sehr lobend vor. Ihr Fazit: „Mal etwas anderes wagen, Geschichten neu erzählen: Im Internet sind unzählige Werkzeuge und Plattformen verfügbar, die (Fach-) Journalisten dabei helfen können. Dabei gibt es drei wichtige Voraussetzungen: Erstens die Neugierde, solche Tools zu entdecken, zweitens Freiräume, diese zu testen und drittens die Kreativität, Geschichten einmal anders zu denken und erzählen zu wollen. Die meisten dieser Tools können, wenn man sie geschickt nutzt, echten Mehrwert bieten – ein nicht zu unterschätzender Faktor in einer Zeit, in der sich alle fragen, wie man Onlinejournalismus finanzieren kann. Es lohnt sich, die Entwicklungen auf dem Markt der Tools und Plattformen aufmerksam zu verfolgen.“ Vielleicht eine Aufgabe für die Feiertage, wenn man diesen Baum nicht mehr sehen kann?

 

Correctiv.org hat derweilen eine neue Crowdfunding-Plattform eröffnet, um ganz gezielt journalistische Projekt zu fördern: „Unsere Plattform hat einige Besonderheiten, die sie von anderen Crowdfunding-Plattformen für Journalismus unterscheidet. Wir versprechen, dass jedes erfolgreich finanzierte Projekt auf unserer Plattform zu Ende geführt wird. Wir prüfen jedes eingereichte Projekt, ob man es durchführen kann und ob es einen realistischen Kostenrahmen hat. Erst dann lassen wir es online gehen. Das gibt den Geldgebern Sicherheit, dass sie keinen Unfug unterstützen.“

Damit nicht genug: „Wer Geld gibt,erhält bei allen Projekten eine offizielle Spendenbescheinigung, die beim Finanzamt eingereicht werden kann. Jeder Spender spart damit Steuern. Egal, ob Ihr fünf Euro oder fünfhundert gebt. Das funktioniert, weil CORRECT!V gemeinnützig ist.“

Was uns nebenbei auch daran erinnert, diesmal die kommende Steuererklärung gleich in Angriff zu nehmen …

 

Und Shila Meyer-Behjat vom Magazin „Enorm“ widmet sich dem Projekt „Tandemploy“ (https://www.tandemploy.com/#/de/home), das antritt Jobsharing auch und besonders für junge Kreative (und dazu gehört unsereins nun mal auch) sinnvoll zu ermöglichen, nach dem Motto 'Wer teilt, hat mehr vom Leben', denn: „Es gehört zum Mythos der Generation Y, dass diese so besondere Gruppe der nach 1980 Geborenen nicht bereit sei, sich durch ihre bezahlte Arbeit an Selbstverwirklichung abseits des Jobs abhalten zu lassen. Hobbys, gar freiberufliche Tätigkeiten in einem völlig anderen Fachbereich – die IT-Beraterin, die auch Heilpraktikerin ist –, Zeit für sich selbst und die eigenen Ideen und Gedanken müssen Platz im Arbeitsleben haben.“

 

Okay, der ganz normale Alltag ist die eine Hürde. Eine andere, vielleicht höhere das manchmal schwer niederzukämpfende Gefühl, das einem als Journalisten vielleicht nicht unbedingt die Zukunft gehört. Der Medienprofessor Jeffrey Alexander hat dazu im Interview mit der Berliner Zeitung gar tröstliches zu verkünden: „Der Journalismus als solches genießt in unseren modernen Gesellschaften quasi-sakralen Status, weil er durch Information und Meinungsbildung als Wesensbestandteil unserer Vernunft-Autonomie gesehen wird. Journalisten sind die Priester und Schamanen des Informationszeitalters.

 

Rückblick

 

Es gibt es klassisch auf Papier und modern als E-Book: das iRights.media-Jahrbuch „Das Netz 2014/15“, das wir empfehlen möchten: „'Das Netz 2014/2015' ist ein Rückblick auf ein turbulentes Jahr der Netzpolitik und wagt gleichzeitig Ausblicke in unsere digitale Zukunft. Im dritten Jahr nacheinander informieren wir auf über 270 Seiten über die wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen rund um Datenschutz, die Digitale Agenda der Bundesregierung, Mobilität, Roboter, den gesellschaftlichen Umgang mit unseren Daten, die Manipulation unserer Gesellschaft durch Überwachung, wie das Internet regiert werden soll, wie das Internet in Zukunft unsere Bildung beeinflussen wird, welche Kapriolen das Urheberrecht schlägt, Open Source und digitale Strategien in der Wirtschaft, Kultur im Netz – nicht nur mit Blick auf Deutschland, sondern auch international. In über 70 Beiträgen, Interviews und Kommentaren von Wissenschaftlern, Journalisten, Politikern, Aktivisten und Nutzern zeigen wir auf, wohin der Weg geht, was die Protagonisten denken und wie eine aktive Gestaltung der Digitalisierung gelingen kann.“

 

Vorwärtsblick

 

„Wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt, hagelt es wieder Vorsätze: Weniger Speck auf den Hüften, mehr Bewegung, keine Zigaretten mehr und einmal Work-Life-Balance, bitte. Alle Jahre wieder… Wenn wir mal ehrlich sind, dann finden wir das zwar blöd und nervig, aber irgendwie denken wir doch alle über das kommende Jahr nach und überlegen, ob wir an der einen oder anderen Stelle etwas in unserem Leben nachjustieren können“, schreibt Freischreiber Julian Heck und will es damit natürlich nicht bewenden lassen und er empfiehlt zehn Tipps für ein klasse Jahr 2015. Etwa: „Das Geld im Blick haben: Ehm, ja, schwieriges Thema. Zumindest für uns Journalisten. Irgendwie sprechen wir nicht gerne über das Geld. Wir lieben unseren Job, das Geld ist ja zweitrangig. Klar. Weil wir aber auch davon leben möchten, müssen wir selbstbewusster sein und den unternehmerischen Anteil an (freier) Journalist dramatisch erhöhen. Tja, da müssen wir wohl durch.“ Oder „Schnelligkeit ist nicht alles: Im Grunde genommen scheint es so, als ob Schnelligkeit sogar immer weniger wichtig wird oder schon ist – auch und gerade im Netz. Das gilt übrigens nicht nur für die Aktualität von Beiträgen, sondern auch für das Umsetzen von Projekten. Was lange währt…“

 

Freischreiberiges

 

Freischreiber stellt seinen Mitgliedern auch in diesem Jahr den Presseausweis aus. Wobei wir nun selbst Mitglied eines neuen Herausgeberkreises freier Journalisten und Journalistinnen sind. Dieser Kreis umfasst unseren Partnerverband der freien Fotografen und Fotografinnen (Freelens) sowie die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG Dok) und den Regieverband (BVR). Mit dabei sind auch der Verband der Motorjournalisten (VDM) und der Bundesverband der Pressebild-Agenturen und Bildarchive (BDVA). Insgesamt werden so etwa 6.000 Journalisten und Journalistinnen der verschiedenen Sparten und Genres erstmalig diesen neuen Presseausweis der Freien Journalisten vorweisen können. Weitere Informationen gibt es ansonsten hier.

 

Und auch sonst lohnt es sich Mitglied bei Freischreiber zu sein, etwa wenn man sich fit machen will für den digitalen Wandel: Die Hamburger „Akademie für Publizistik“ bietet im kommenden Jahr ein umfangreiches Seminar zur „Visuellen Publizistik“ an. Aufgeteilt in fünf, aufeinander aufbauende Module werden dabei Fähigkeiten wie multimediales Storytelling, Datenvisualisierung oder die Gestaltung von Smartphone-Apps, Infografiken und Webseiten vermittelt. Beim fünftätigen Abschlussprojekt wird in kleinen Teams eine eigene fertige Anwendung entwickelt.
Die Teilnahme an diesem Zertifikatskurs (insgesamt 18 Tage) kostet regulär 3.450 Euro. Alle Mitglieder von Freischreiber erhalten jedoch eine Vergünstigung und zahlen lediglich 2.500 Euro für das komplette Programm.

Na, ist das ein Angebot oder ist das kein Angebot?

 

Nicht unerwähnt werden soll auch an dieser Stelle das nächste Freischreiber-Webinar: „Zeit ist Geld – das gilt für Freiberufler ganz besonders. Umso mehr lohnt es sich, seine Zeit gut zu planen: Sind die Aufgaben richtig gewichtet? Erledigt man sie zum richtigen Zeitpunkt? Sind die Ziele klar und attraktiv genug, um sich zum Arbeiten zu motivieren? Arbeitet man wirklich zielführend?“ Referentin ist Beate Krol.

Termin: 14.Januar 2015, Uhrzeit: ab 16:00Uhr.

Die Webinare finden in Kooperation mit dem „Forum Journalismus und Medien (fjum)“ statt.

Stellenangebote

 

Am „Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft“ in Hamburg ist ab dem 01.03.2015 die Stelle einer/eines wissenschaftlichen Mitarbeiterin/Mitarbeiters zu besetzen. Die wöchentliche Arbeitszeit entspricht 50 Prozent der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit. Folgendes Aufgabenprofil: Mitarbeit in Forschung und Lehre der Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für Praxis des Qualitätsjournalismus, Betreuung von Praxisprojekten. Lehre im Umfang von 2 SWS, vorrangig im Masterprogramm „Journalistik und Kommunikationswissenschaft“ sowie im Bachelorprogramm „Medienwissenschaft“. Einbringung eines eigenen Forschungsvorhabens mit Journalismus-Bezug, das in Form einer Dissertation bearbeitet wird. Öffentliche Präsentation der Arbeitsergebnisse der Professur, sowohl in wissenschaftlichen als auch in journalistischredaktionellen Kontexten. Mitwirkung an Dienstleistungsaufgaben im Arbeitszusammenhang des Instituts für Journalistik und Kommunikationswissenschaft.

 

Stipendium

 

Der Verein Gabriel Grüner Stipendium e.V. schreibt auch in diesem Jahr das Gabriel-Grüner-Stipendium in Erinnerung an den Stern-Reporter Gabriel Grüner, an den Stern-Fotografen Volker Krämer und ihren Übersetzer Senol Alit aus, die im Juni 1999 im Kosovo während eines Auftrages ermordet wurden.

Gefördert wird eine engagierte Reportage in Text und Bild und gesucht wird dafür das beste Expóse, dann das mit 6.000 Euro gefördert werden wird.

 

Sonstige Termine

Recherche-Lab Nr. 5 in Köln: Dienstag, 3. Februar 2015: „Wie kann ich das Social Web für die professionelle Recherche nutzen? Welche Recherche-Tools werden Profis für Twitter und für Wikipedia angeboten? Wie verifiziere ich Videoquellen, wie kann ich Propagandavideos identifizieren? Einblicke in die Arbeit mit Communities und die Möglichkeiten der Nutzung von Leserkontakten für die Recherche runden das fünfte Recherche-Lab ab.
Als Dozenten sind renommierte Journalisten und Wissenschaftler im Einsatz, darunter Stefan Evertz (Social-Media-Berater Cortex digital), Christina Quast (freie Journalistin und Twitter-Managerin), Dara Hassanzadeh (Reporter, Hauptredaktion Aktuelles, ZDF heute journal) und Stanley Vitte (freier Journalist und Autor, Senior Community Manager WVW/ORA-Verlag). Die Seminargebühr beträgt 98,- Euro; ermäßigt 49,- Euro.“

 

So. Das war's schon wieder. Und diesmal der Rausschmeißer? Ach, wir (der Tannenbaum steht zwar schon, aber geschmückt ist er noch nicht!) machen es uns mal ganz einfach und empfehlen das schöne Portal „LiesMich“, das seinerseits regelmäßig lesenswerte Geschichte aus dem (Achtung, ganz, ganz, ganz altes Wort!) Blätterwald empfiehlt. Etwa den schönen Selbstversuch von Dirk Gieselmann im neuen Dummy-Heft, der da auszog, nicht mehr nett sein zu wollen …

 

In diesem Sinne
kommen Sie gut durch die Feiertage!
Ihre Freischreiber

 

FREISCHREIBER TERMINE
 

Berlin

 

Beim allerersten Stammtisch 2015 geht es um folgendes Thema: „Magazine ohne Schreiber: Was bedeuten die jüngsten Entwicklungen bei G+J und wie waren die Erfahrungen bei Vorläufern in anderen Redaktionen/Verlagen?“ Darüber wollen wir sprechen mit den Journalistinnen Katja Kuhlmann und Nataly Bleuel. Und das am Donnerstag, den 15. Januar 19.30 Uhr an Gemmas Wohnzimmertafel in Charlottenburg. Anmeldungen bitte an: gemma.poerzgen-at-gmx.net

 

Hamburg – Freifunker

 

Die Hamburger Freifunker jetzt als regelmäßigen Treffpunkt das „Osterdeich“ in Eimsbüttel auserkoren und das jeden 1. Dienstag im Monat um 19 Uhr: „Damit sich die Leute, die Interesse haben auch untereinander koordinieren können, haben wir eine Doodle-Abfrage eingerichtet, damit man sehen kann, wer kommt und wer nicht, auch um abschätzen zu können, ob es auch stattfindet oder aus Mangel an Leuten eher auf den nächsten Termin verschoben wird.“

Achtung!: Der angedachte Workshop zu Audioschnittsystemen am 18.1 wird wegen Winterflaute erst mal verschoben, aber garantiert nachgeholt.

 

Weltweit

Zeit ist Geld – das gilt für Freiberufler ganz besonders. Umso mehr lohnt es sich, seine Zeit gut zu planen: Sind die Aufgaben richtig gewichtet? Erledigt man sie zum richtigen Zeitpunkt? Sind die Ziele klar und attraktiv genug, um sich zum Arbeiten zu motivieren? Arbeitet man wirklich zielführend?

Das alles ist das Thema des nächsten Freischreiber-Webinars am 14.Januar 2015, Uhrzeit: 16:00. Titel „Zeitmanagement – 40 Stunden plus X: Wie man seine Arbeitszeit sinnvoll nutzt“. Mit Beate Krol.
Dieser Workshop stellt Modelle und Methoden vor, mit deren Hilfe man sein Zeitmanagement überprüfen und verbessern kann. Außerdem geht es um die Frage, welche tieferliegenden Gründe hinter einer Verschieberitis und dem übermäßigen Ausdehnen von einzelnen Arbeitsschritten stecken können.

 

Die Webinare finden in Kooperation mit dem „Forum Journalismus und Medien (fjum)“ statt. Wir nutzen für das Webinar Adobe Connect. Zum Webinarraum kommt ihr über diese Verbindung.

Mehr Infos zur Reihe „Webinare“ allgemein gibt es hier.

 

[Der :Freischreiber-Newsletter]

vom 11.12.2014

 

Liebe Kollegen und Kolleginnen,

 

etwas länger waren wir nicht auf Sendung sozusagen, aber wir stellen jetzt nicht die Frage, ob das jemanden aufgefallen ist (ist es jemanden aufgefallen?), sondern kürzen ab und legen gleich los:

 

„Früher brauchte man eine Redaktion oder ein geräumiges Büro – heute lässt sich der Schritt zum eigenen Office und zum mobilen Produzieren mit ein paar Mausklicks machen. Die eigene Basis-Infrastruktur mit (beinahe) kostenlosen Tools aufbauen: hier steht, wie es geht.“

So praktisch orientiert eröffnet Christian Jakubetz seine Anleitung wie auch Du eine Redaktion werden und Du dich in der neuen Medienwelt orientieren kannst: „Die etwas Älteren erinnern sich: Zum Leben eines Journalisten gehören auch Notizbücher. Die meisten von ihnen waren, bei allem Charme, den sie besitzen, irgendwann mal unbrauchbar, weil sie zu einer losen Sammlung von Hingekritzeltem und Reingestopftem wurden. Und außerdem: Im digitalen Zeitalter sammelt man ja auch gerne mal Links – und die mit der Hand in ein Notizbuch zu packen, ist meistens nur die zweitbeste Lösung. Das digitale Notizbuch “Evernote” ist vor kurzem relaunched und bei der Gelegenheit etwas aufgeräumt worden. Eignet sich sehr gut auch zu Zusammenarbeit mit mehreren Kollegen. Und welches analoge Notizbuch kann das schon? Gibt´s auch als App.“

Und – wo wir eben bei den „etwas Älteren“ verharrt waren – was ist eigentlich aus der guten alten Schreibblockade geworden? Hier findet sich ein Schwung von Tipps und Hilfestellungen, wie man sie überwindet. Steve Hartman, Korrespondent von „CBS News“ nimmt es so: „Mein Ratschlag, wie man diese tägliche Hürde nehmen kann: an die Tastatur setzen und tippen. Ich werfe die Worte einfach hin wie Scrabble-Steine aus einem Becher. Wenn ich das lange genug mache, kommt irgendwann etwas dabei heraus. Sobald ich ein paar Zeilen zusammen habe, überarbeite ich alles. Ich bin ein schrecklicher Autor, aber manchmal entsteht nach dem 13. Entwurf etwas Gutes.
Natürlich gibt es Zeiten, in denen ich nicht einmal die ersten paar Worte finde. Für solche Tage habe ich zwei Ratschläge. Wenn möglich, gehe ich ins Bett und fange am nächsten Morgen noch mal an. Wenn ich aber eine Abgabefrist habe, schreibe ich einfach und zerbreche mir nicht weiter den Kopf darüber. Ironischerweise führt genau das oft zu den besten Ergebnissen.“

 

Alle sprechen davon, dass Journalisten zur Marke werden. Unternehmerisch denken sollen. Es gibt eine Lobby für freie Journalisten. Es gibt ein Bewusstsein dafür, dass Redaktionen auf freie Journalisten angewiesen sind. Mehr noch: Redaktionen wissen, dass sie ohne das Know-how ihrer freien Mitarbeiter schlicht keine Zeitung, kein Magazin, keine Sendung mehr zusammenbekommen“ – so eröffnet nun auch der „Journalist“ eine neue, fortlaufende Serie über die Zunft von uns freien Journalisten und will diese zum Sprechen bringen.

Wir wollen jetzt nicht allzu besserwisserisch sein – aber aus genau diesem Grunde (und anderen dazu) gibt es die Freischreiber. Und das schon seit einiger Zeit …

Dies und das

 

Juliane Wiedemeier von den „Prenzlauer Berg Nachrichten“ ist in die angeblichen Tiefen des Lokaljournalismus abgestiegen (Kennen Sie das, ältere Herrschaften, die einem von der Seite zuraunen: 'Ich habe früher auch über Kaninchenzüchter und Feuerwehrbälle geschrieben, oh ja, von der Pike auf …'?) und führt uns ein in diese Welt: „In den vergangenen Monaten habe ich mich ausführlich mit dem Pankower Bezirkshaushalt auseinandergesetzt. Gut. Das klingt jetzt erst mal so, als ob ich mir sonst gerne bei vollem Bewusstsein die Fingernägel herauszöge und nachts auf einem Nagelbrett schliefe, um mich danach über dessen Weichheit zu beschweren. Ganz so schlimm ist es nicht. Aber da ich ja schon Online-Lokaljournalismus mache, den Pullunder tragenden, müffelnden Stiefvetter aus der eh nicht sonderlich beliebten Familie des Journalismus, dachte ich, kommt es darauf jetzt auch nicht mehr an.“

Was sie dort erlebt hat und wie dann die Rudolf Augstein Stiftung zum tragen kam – tauchen Sie bitte ein!

 

Beim Lokaljournalismus bester Art ist auch Ralf Heimann geblieben – allerdings hat er seine feste Stelle bei Zeiten gekündigt und arbeitet nun als Freier. Warum, erzählt er in einem Interview mit Johanna Popp: „Sie haben sich jetzt vor Kurzem selbstständig gemacht. Wie kam es denn dazu?“ – „Das hatte unterschiedliche Gründe. Ein wesentlicher Grund war, dass sich das Denken in einer Lokalredaktion immer nur um die Zeitung dreht. Ich hatte immer das Gefühl, wenn etwas in der Stadt passiert, dann kann das bei Twitter rauf- und runterlaufen, bei Facebook hundertmal geteilt werden, im lokalen Radio thematisiert werden, abends im Fernsehen kommen – aber wenn am nächsten Tag nichts in der Konkurrenzzeitung steht, dann ist alles in Ordnung. Dieses fixierte Denken war der Hauptgrund für mich, da wegzugehen. Dann diese Arbeitsbedingungen: „Ja mach mal diese Geschichte hier, das ist ja nur ein Anruf.“ Und abends hat man noch nicht richtig recherchiert und dann ist da aber noch ein Loch auf der Seite und dann muss man’s doch schreiben. Man muss eigentlich dauerhaft Sachen machen, mit denen man nicht zufrieden ist. Und der dritte Grund war, dass man bei Lokalzeitungen keine Perspektive hat. Man fängt als Redakteur an, dann arbeitet man jahrelang, verdient nicht wesentlich mehr, hat auch keine Chancen, irgendwann nochmal mehr Geld zu bekommen, und je älter man wird, desto unattraktiver wird das.“

 

Konrad Weber macht ein anderes Fass auf: Er widmet sich dem digitalen Journalismus, der es nicht vermöge seine eigenen, inneren Möglichkeiten auszuschöpfen, sondern oftmals nur daherkomme wie schon immer Print – nur nun auf dem Bildschirm zu lesen: „Schaut man sich an, was einem täglich im Netz vorgesetzt wird, hat das mit digitalem Journalismus leider meist gar nichts zu tun. Allerhöchste Zeit also, mit dem klassischen Artikel und den damit zusammenhängenden antiquierten Produktionsmechanismen zu brechen.“ Denn: „Die Standard-Artikelform im Netz besteht in 90% der Fälle aus einem Titel, Lead, Medienelement (Bild oder Video) und einem Text, aufgeteilt in mehrere Absätze.
Das klassische Format dominiert die Erzählform der Story und diese entsteht entlang klassischer Produktionsprozesse. Das heisst, dass das meiste Material, das eine Redaktion tagsüber produziert, abends abgeschlossen und publiziert wird.
Doch eigentlich müsste der Artikel unterschiedliche Funktionen erfüllen – einmal handelt es sich um ein Erklärstück oder einen Hintergrund, ein anderes Mal hat der Artikel einzig die Funktion eines Updates oder einer Zusammenfassung. Im seltensten Fall handelt es sich um eine Liveberichterstattung, sei dies mittels eines Liveblogs oder -tickers. Deshalb nimmt die Wertigkeit dieses Artikels nach der Publikation rasend schnell ab.
Kommt hinzu, dass die meisten journalistischen Angebote noch immer kaum personalisierbar sind und deshalb auch meist keine weiter greifenden Interaktionsmöglichkeiten zulassen.“

Er schließt seine Ausführungen allerdings ein wenig allgemein: „Die Herausforderung täglich von Neuem und unter Zeitdruck außerhalb der gewöhnlichen Umsetzungsarten zu denken, ist anspruchsvoll und verdient größten Respekt. Umso wichtiger ist das experimentieren, evaluieren und etablieren solcher Lösungen. Nur so erreichen wir einen neuen Standard von Journalismus, der dieses Internet verdient hat.“

 

Christian Jakubetz (da ist er ja schon wieder!) wiederum nimmt sich einen Liebling in der aktuellen Mediendebatte zur Brust: das crossmediale Ding, das versuche mehr und immer mehr Informationen zu bündeln und auf den verschiedenen Sinneskanälen zu verbreiten – das längst schon wieder tot sei. Und er setzt auf einen vielleicht anderen Weg: die ganz eigene Verknüpfung von Medium und dessen Nutzern. Denn: „Bei den “Krautreportern” kann man alle Beiträge lesen, ohne dafür zu bezahlen. Trotzdem bezahlen Menschen für dieses Angebot. Weil sie Mitglied einer Community sein wollen. Das ist die vermutlich spannendste Erkenntnis aus dem Crowdfunding-Projekt, das irgendwann mal in der Gründung dieser Seite endete. Abonnenten der “Wired” sind inzwischen auch nicht mehr einfach Abonnenten, sondern Member. Ein ähnlicher Gedanke wie er sich auch beim “Guardian” durchgesetzt hat. Was ja auch naheliegend ist: Journalismus und Medien sind schon lange nicht mehr die Grundversorger von Information. Information gibt es in einem nie gekannten Überfluss. Was Journalismus also inzwischen schon heute und künftig noch viel mehr ist: der Welterklärer auf der einen und der Positionsbezieher auf der anderen Seite. Weil jede Community eine ist, in der Menschen ein paar Werte und Haltungen miteinander teilen und sie sich in ihren Haltungen tendenziell lieber bestätigt denn erschüttert sehen.“

 

Freischreiberiges

 

Freischreiber Tim Farin hat zusammen mit dem fotografierenden Kollegen Philipp Hympendahl ein Buchprojekt realisiert: „'Beyond the Finish Line' wirft einen geduldigen Blick auf eine von Geschwindigkeit getriebene Welt des Spitzensports. Radsportfotografie, analog aufgenommen, mit überraschenden Perspektiven und charaktervollen Gesichtern, dramatischen Landschaften – und Texte, die einen nicht tagesaktuellen, oft auch poetischen Blick auf den Radsport werfen.

Wir haben es im Selbstverlag hochgezogen – weil wir der Meinung sind, dass das eine klare Nische interessieren wird, die wir nun selbst bespielen werden. Bestellen kann man derzeit erst hier, wir erschließen aber weitere Kanäle.“

Gerne weisen wir darauf hin!

Und gerne nehmen wir weitere Meldungen über Projekte aller Arten von Freischreibern und Freischreiberinnen entgegen …

 

Preise und Stipendien

 

Sie sind jung und träumen vom Durchbruch? Nun – erneut ist der Axel-Springer-Preis für junge Journalistinnen und Journalisten ausgeschrieben, die vom Durchbruch träumen. Gesucht werden Journalisten, die – Zitat: „Die sich begeistern: für die Exklusiv-Stories, die sie recherchieren; für die News, die sie aufspüren; die Sprache, die sie formen; den Stil, den sie prägen. Journalisten, die für ihre Themen brennen. Die für ihren Beruf leben.“

Voila! Das klingt doch cool!

Vergeben werden Preise in den Kategorien Print, Fernsehen, Hörfunk und das gute, alte Internet. Insgesamt sind 54.000 Euro Preisgeld ausgelobt. Und der Einsendeschluss: 15. Januar 2015.

Zusätzlich ist ein europaweiter Sonderpreis mit dem Titel „1914 – 2014. Was wir aus der Geschichte (nicht) gelernt haben“ ausgeschrieben. Dotierung 10.000 Euro.

 

Etwas weniger wuchtig kommt die nächste Ausschreibung daher: „Der Verein Münchner Sportjournalisten (VMS) schreibt zum Gedächtnis an seinen 1997 verstorbenen langjährigen Vorsitzenden zum 14. Mal den Helmut-Stegmann-Nachwuchs-Förderpreis für regionale und lokale Sportberichterstattung aus.
Der Wettbewerb ist offen für VMS/VDS-Mitglieder und Nichtmitglieder. Teilnahmeberechtigt sind die Geburtsjahrgänge 1982 und jünger. Die Teilnehmer müssen im VMS-Einzugsgebiet (Oberbayern, Niederbayern) tätig
(gewesen) sein, die Texte sich mit Themen aus diesem Bereich befassen. Jeder Teilnehmer kann bis zu zwei Beiträge einsenden, aber jeweils nur einmal prämiert
werden. Und die Texte sollen nicht länger sein als 7000 Zeichen.

Einsendeschluss ist Dienstag, 13. Januar 2015 (es gilt der traditionelle Poststempel).

 

Sonstige Termine

 

Der Verband unabhängiger Musikunternehmen lädt ein und stellt vermutlich aus einem gewissen Eigeninteresse heraus die Frage: „„Entschuldigung, wo bitte geht's hier aus der Krise?“- Zum aktuellen Zustand des gedruckten Musikjournalismus“.

Denn: „Die Klage über den kriselnden Status der Musikmagazine ist als ein Refrain der Digitalisierungs-Debatten längst zum etwas überstrapazierten Ohrwurm geworden. Aber auch wenn alle schon mitsingen können, fehlt bislang der Antwort-Song.“
Und daher: „Wir erhoffen uns neue Ideen für Germany’s next Musikjournalismus von einem hochkarätigen Panel bei diesem letzten Hamburger Musik Forum des Jahres: Mit Torsten Groß (Spex) und Dennis Plauk (Visions) sind zwei aktuelle Chefredakteure, mit Max Dax (ehemals Spex und Electronic Beats) und Felix Scharlau (ehemalsIntro) zwei emeritierte (Chef-) Redakteure geladen, die ihre Expertise zum Besten geben sollen.“

Ort: Hamburger Botschaft in Hamburg in der Sternstraße. Datum: Montag, 15. Dezember, ab 19.30 Uhr.

 

So. Das war's schon wieder. Und der Rausschmeißer? Muss diesmal warten! Denn morgen (falls Sie heute den Newsletter geöffnet und auch gelesen haben) startet „Butterland“. Butterland? Ein Team aus acht Köpfen – von er Programmiererin bis zum Texter. Und es geht um Lokales, scheinbar, unspektakuläres. Mal sehen, wie's wird. Der erste, noch feststehende Eindruck ist recht verlockend …

 

In diesem Sinne
Ihre Freischreiber

 

 

 

 

 

FREISCHREIBER TERMINE

 

Berlin

Zu vermelden ist eine Absage wegen Krankheit:

Der Stammtisch am 11.12. fällt aus!
 

Aber – er wird im Januar natürlich nachgeholt. Und darum geht es:
 

"Magazine ohne Schreiber: Was bedeuten die jüngsten Entwicklungen bei G+J und wie waren die Erfahrungen bei Vorläufern in anderen Redaktionen/Verlagen?“ Darüber wollen wir sprechen mit den Journalistinnen Katja Kullmann und Nataly Bleuel. Und das am Donnerstag, den 15. Januar 19.30 Uhr an Gemmas Wohnzimmertafel in Charlottenburg. Anmeldungen bitte an: gemma.poerzgen-at-gmx.net