Gemeine Zeiten – nützige Zeiten

vom 28.02.2014

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Lob, Lob, viel Lob von vielen Seiten gab es in den vergangenen Tagen für unsere Filme, mit denen das Team um Jakob Vicari auf die Filmkampagne der Wochenzeitung Die Zeit kreativ reagiert hat. Die Mediendienste „Turi“ und „Meedia“ haben ebenso berichtet wie Zapp, das Medienmagazin des NDR. Auch Deutschlandradio Kultur hat zugeschlagen und unter dem Titel Irgendwas mit Medien unter anderem unseren Vorsitzenden Benno Stieber ins Studio geholt.
Aber auf diesem Erfolg ruhen wir uns natürlich nicht aus: Ab jetzt wird es jeden Freitagmittag pünktlich ab 12 Uhr ein „Gratis-Mini-Mittagspausen-Seminar“ geben. Wir starten mit einem Making-Off von Jakob Vicari und Yvonne Pöppelmann, der erzählt wie und warum die fünf Freischreiberfilme entstanden sind – und was man daraus lernen kann. Aber: Dieser Service ist nur für unsere Mitglieder. Und mal unter uns: Das ist nicht der einzige Grund, warum Nichtmitglieder sich überlegen sollten, jezt Mitglied zu werden …
Hinweisen möchten wir auch auf unsere neue Debattenrunde „Gemein oder Nützig?“. Wir wollen damit die aktuelle Diskussion aufgreifen, in wie weit es Journalismus und JournalistInnen helfen könnte, wenn einzelne Projekte gemeinnützig sind. In den kommenden Wochen wollen den unterschiedlichen Positionen jeweils eine Stimme geben.
Den Anfang machen Tabea Grzeszyk und Sandra Zistl von „Hostwriter“ (Gemein oder Nützig I hier): „Wir sind gemeinnützig, weil wir mit hostwriter die Welt besser machen wollen! Bürokratischer ausgedrückt: Wir fördern mit Hostwriter den Gedanken der Völkerverständigung, die Volks- und Berufsbildung und die Qualität im Auslandsjournalismus. Wie? Indem wir im Journalismus auf Kooperation statt Konkurrenz setzen.“ Den beiden antwortet Sebastian Esser von Krautreporter (Gemein oder Nützig II klick), der sich dagegen entschieden hat, für sein Projekt die Gemeinnützigkeit zu beantragen: „Der wichtigste Grund ist maximale Unabhängigkeit. Geld verpflichtet, immer. Der zweitwichtigste Grund: Journalismus sollte ein Beruf sein, mit dem man Geld verdient, im besten Fall viel davon. Nennt mich einen Kapitalisten, aber unternehmerisches Denken ist ein wichtiger Antrieb und kann das auch für Journalisten sein. Drittens mag ich Formulare nicht, Bewerbungsprozesse, Auswahlgespräche. Gefördert werden selten die Guten, sondern die Bürokratiespezialisten.“
Ja, es ist nach wie vor viel bei uns los!

Und noch etwas Gutes gibt es zu vermelden: Die Münchner Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen gegen den Kollegen und Freischreiber Hubert Denk vom Passauer „Bürgerblick“ eingestellt. Die Einstellung des Verfahrens kommentierte Anwalt Klaus Rehbock: Die Tatvorwürfe gegen den Passauer Journalisten und Bürgerblick-Herausgeber seien "von Anfang an völlig absurd gewesen". Es sei "sehr bedauerlich, dass die Staatsanwaltschaft vier Jahre brauchte, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen." Freischreiber hatte sich für Denk engagiert.

Dies und Das

Entdeckt hat jetzt auch der „Spiegel“ (hier) dass die Lage von Journalisten einerseits nicht allzu rosig ist, zugleich aber jede Menge neuer Geschäftsideen sprießen. Und stellt somit die schon erwähnte Plattform „Krautreporter“ von Freischreiber Sebastian Esser vor: „Eine Festanstellung würde er sich gut überlegen, sagt er. Drei neue Projekte gehen im Schnitt pro Monat online. Von einem Boom wolle er zwar nicht sprechen, sagt Esser. Aber als Freier sei man heute in einer besseren Ausgangsposition angesichts der nebligen Zukunft. Eine Journalismuskarriere zu beginnen und zu glauben, es laufe einfach weiter wie bisher, hält er für naiv. Das wäre, sagt er, "als würde man heute eine Ausbildung in einer Videothek anfangen".“

Dem immer wieder spannenden Spannungsfeld zwischen Journalismus und PR widmet sich eine Debatte bei „Newsroom“: Während der Wiener Philosoph Robert Harsieber fordert, dass wieder Vernunft in die Ehe von Journalismus und PR einziehen solle, ist die Kommunikationsberaterin Jana Riedmüller der Ansicht, dass sich viele Journalisten allzu schnell vor den PR-Karren spannen lassen – um darüber später genüsslich zu jammern.

Preise

Der Alternative Medienpreis prämiert auch dieses Jahr Beiträge aus den Sparten Print, Internet, Audio/Hörfunk und Video/Film. Außerdem gibt es einen Preis für die Sparte Medienkritik. Die Preise sind dem sozio-kulturellen Kontext entsprechend mit je 500 Euro dotiert. "Teilnehmen können alle, die journalistisch tätig sind bei nicht kommerziellen Medien, Medien, die sich aus neuen sozialen Bewegungen entwickelt haben, klassischen Medien sowie Medien, die mit ihrer Arbeit emanzipatorische Ziele verfolgen", so heißt es im Ausschreibungstext. Anmeldeschluss ist der 31.März, bewerben kann man sich nur online.

Verlängert wurde die Bewerbungsfrist für den Recherchepreis Osteuropa 2014 und zwar auf den 14. März: „Insgesamt stehen bis zu 7.000 Euro an Preisgeld zur Verfügung (mehr hier). Damit soll die Recherche und Produktion einer größeren Reportage (etwa Seite 3, Magazin o.ä.) in einem deutschsprachigen Printmedium ermöglicht werden. Die Höhe des ausgezahlten Stipendiums orientiert sich am eingereichten und für angemessen befundenen Kostenplan. Dieser soll neben möglichen Reise- oder Sachkosten ausdrücklich auch eine angemessene Honorierung der Arbeit der/des Antragsteller(s) enthalten“, so schreiben es die Ausrichter – Renovabis und Brot für die Welt. „Eingereicht werden können Recherchevorhaben in folgenden oder über Menschen aus folgenden Ländern: Belarus, Russland, Ukraine, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Polen, Slowakei, Tschechien, Ungarn, Estland, Lettland, Litauen, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Republik Moldau, Montenegro, Rumänien, Serbien, Slowenien.“ Das ist ja eine ganze Menge.

Informationsreisen

„Interessiert sich noch jemand für die Jugend in Ägypten?“, fragt offenbar etwas angefressen das Pressewerk für Jugendthemen. Und lädt ein zu einer Informationsreise nach eben Ägypten, denn: „Ein wichtiger Bestandteil des ägyptischen Aufbauprozesses nach den beiden Revolutionen der letzten Jahre wird die Jugendsozialarbeit sein, denn fast die Hälfte der ägyptischen Bevölkerung ist „jung“. Wir werden im Rahmen einer Informationsreise am 10. – 16. Mai 2014 einen Blick in die neuen Systeme der Jugendsozialarbeit werfen, Veränderungen beobachten, neue Ideen finden und Partnerschaften zu deutschen Einrichtungen anstoßen. Eingeladen sind Fachkräfte der Jugendhilfe und Journalisten.“

Die westböhmische Stadt Pilsen ist kommende Kulturhauptstadt: „Aus diesem Anlass lädt das Deutsche Kulturforum östliches Europa Medienvertreter zu einer Informationsfahrt ein, auf der die Teilnehmer die Stadt des Bieres, der Industrie, des Jugendstils und der Moderne sowie der Puppentheatertradition kennenlernen werden. Auch das jüdische Pilsen, wo eine der größten Synagogen der Welt steht, wird thematisiert. Eine eintägige Exkursion präsentiert u. a. die regionalen Kulturhauptstadtprojekte Westböhmischer Barock, Künstlerresidenzen und Land Art in verschwundenen ehemals deutsch besiedelten Dörfern. Die Reise findet statt vom 15. Bis zum 18. Mai. Anmeldeschluss ist der 20. März.

Seminare

Auch dieses Jahr bieten die Grimme-Akademie und der Deutschlandfunk in Köln für Nachwuchsjournalisten ein viertägiges Kompaktseminar mit dem Titel "Über Medien informieren und Schreiben" an; es geht also um Medienjournalismus. Neben theoretischem Input durch erfahrene und renommierte Referenten aus Hörfunk, TV, Print und Online werden die Teilnehmer auch bei praktischen Übungen gefordert. Termin: 13. bis 16. April. Kosten: 175,- Euro, dazu eine eigene Anreise. Bewerbungsschluss: 9. April.

So. Das war's schon wieder. Also fast. Kennen Sie noch das Sujet des Suchbildes – vielleicht aus Ihrer Kindheit? Man musste etwas finden, was auf den ersten Blick nicht gleich zu entdecken war. Und so schauen Sie bitte folgendes Filmchen, das den Multimediajournalisten und Freischreiber Uwe H. Martin bei der Arbeit zeigt. Na, haben Sie ihn entdeckt?

Und so wünschen wir bis zur nächsten Woche eine gute Woche!
Ihre Freischreiber

 

FREISCHREIBER TERMINE

München

„Das hatten wir schon länger nicht mehr – einen ganz normalen Stammtisch-Termin ohne Thema und Referenten – zum Austausch unter Kollegen, Netzwerken und geselligem Beisammensein – ganz spontan“, schreiben die Münchner Freischreiber. Und laden dazu am Montag, 3. März, um 19.30 Uhr ein in den „Kreuzberger“, Westermühlstraße 32. Gebeten wird um Anmeldung zwecks Tischreservierung bei gabi_beck-att-gmx.de.
 

Hamburg

Der nächste Stammtisch findet wie gewohnt am letzten Montag des Monats statt und das ist diesmal der 31. März. Wer dann zu Gast sein wird, wird noch bekannt gegeben. Wer sich zur Einstimmung schon mal über den letzten Hamburger Abend informieren will, wo Dennis Dilba und Georg Dahm ihr Projekt „Substanz“ vorgestellt haben, der möge hier schauen.
Ansonsten: Die Hamburger haben jetzt mit dem „Oberstübchen“ am Fischmarkt ein Stammlokal. Wie es sich gehört: mit Elbblick!!

Berlin

Die Berliner Freischreiber treffen sich das nächste Mal am Mittwoch, 12. März um 19.30 Uhr an Gemmas Wohnzimmertafel. Zu Gast ist diesmal der Arbeitsforscher Prof. Dr. Dr. Ayad Al-Ani  mit dem wir über die Zukunft freiberuflicher Arbeit sprechen wollen. Seine These ist, dass Unternehmen immer stärker externe Talente und Fähigkeiten von außen nutzen müssen, um in der globalisierten Wirtschaft zu überleben (mehr).  Wir wollen deshalb mit ihm diskutieren, was diese Veränderungen der Arbeitswelt für unsere Branche und die Weiterentwicklung des Journalismus bedeutet. Vorstandsmitglied Carola Dorner erzählt außerdem von den jüngsten Freischreiber-Aktivitäten. Anmeldungen an: gemma.poerzgen@gmx.net

 









Freischreiber www.fuer-die-Zeit.de

vom 20.02.2014

Liebe Kollegen und Kolleginnen,

na, mal wieder im Kino gewesen? Dabei geweint, wie es diesem Kafka oft erging? Oder haben Sie sich zumindest verwundert die Augen gerieben über einen dieser Spots vor dem Hauptfilm: Wichtige Journalisten und Journalistinnen der wichtigen Wochenzeitung "Die Zeit" sinnieren in Videoclips sinnhaftig über wichtige Fragen zum Sinn, zur Wahrheit, aber auch zur Zukunft des Journalismus und fahren dabei Fahrrad, wandern durch einen Wald oder zerpflücken mit großen Gesten eine Zeitung, die "Die Zeit" sein dürfte.
Uns haben diese Filme sehr inspiriert. Denn: "Freischreiber, der Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten, begrüßt die Kino-Kampagne der Wochenzeitung "Die Zeit" ("Ich schreibe für die Zeit"), die am Donnerstag bundesweit startete. Die Wochenzeitung wirbt in Printanzeigen und im Kino "für die Zeit". Wir begrüßen das Ansinnen, Menschen und Bedingungen zu zeigen, die Qualitätsjournalismus schaffen. Deshalb haben wir die Kampagne um fünf eigene Filme ergänzt. "Gerne nehmen wir diese Einladung an. Lassen Sie uns gemeinsam für Autoren und faire Produktionsbedingungen im Journalismus werben", nimmt unser Vorsitzender Benno Stieber den Ball auf. Und – wie wir Freischreiber so sind – haben wir im Handumdrehen fünf freie Kollegen und Kolleginnen zusammengetrommelt, fünf Drehbücher geschrieben, die Kamera geschultert, ebenfalls schöne Orte gefunden und ebenfalls fünf Filme produziert, die einen vermutlich etwas anderen Blick auf die Bedingungen werfen, unter denen Journalismus entsteht. Sehen Sie also Freischreiber Jacob Vicari als Krisenreporter auf dem weiten Weg nach Kabul. Folgen Sie Freischreiber Bertram Weiß bei seiner Suche danach, wo sich denn die Whistleblower versteckt halten. Setzen Sie sich zu Freischreiberin Gunthild Kupitz ins Taxi; unterwegs, damit ihr Geschichten vor die Füße fallen. Erleben Sie Freischreiberin und Barkassenführertochter Silke Burmester auf einer Elbfähre als Gerechtigkeitskämpferin. Und erfahren Sie mit Freischreiber Björn Erichsen, wie es ist, Andrea Mercel morgens um acht Uhr zum Frühstück einladen zu wollen. Das alles findet sich nacheinander hier. Und nun, erst mal viel Spaß!

Alles gesehen?

Dann folgt jetzt

Dies und Das

Ob es klug ist, in einem Artikel über die prekären Arbeitsbedingungen von Journalisten und Fotografen seine Protagonisten "Sabine Schreiberling" und "Hansi Knipser" zu nennen, das sei mal sehr dahin gestellt. Jedenfalls hat sich der "Flurfunk Dresden" die Mühe gemacht, und die Situation freier Journalisten und freier Fotografen auf dem Feld sächsischer Regionalzeitungen recherchiert. Das Ergebnis präsentiert sich als ein Geflecht unterschiedlicher Stimmen: "Die Tageszeitungen bekommen doch jetzt kaum noch mit, was im Umland passiert, weil sie einfach keine Leute mehr vor Ort haben, die für sie arbeiten. Wenn das so weiter geht, gehe auch ich bald nicht mehr ans Telefon, wenn die Redaktion bei mir anklingelt", lautet eine Stimme. "Für mich ist es mittlerweile eine reine Imagesache, für die Tageszeitungen zu arbeiten. Da ich auf den Terminen öfter mit Politikern und Unternehmern in Kontakt komme, subventioniere ich mir die Geschichte dann quer", lautet eine andere; die aber offen lässt, was das für eine Art der "Subvention" dann ist. Auch Honorare werden genannt: 20 Euro für 2.000 Zeichen, acht Euro für ein Foto, bei Mehrfachverwertungen wird ein "Entschädigungshonorar" von zehn Euro gezahlt. Armes Sachsen.

Die Zeitungen, besonders die kleinen Zeitungen haben keine Zukunft – ja, ja, das kennen Sie, das haben Sie oft genug gehört. Schauen Sie also (wir sind heute sehr visuell gestimmt) Frank Spiegel vom "Westfalen-Blatt" in den kommenden elf Minuten zu, der „ums Verrecken nichts anderes machen will", als Lokaljournalismus: hier. „Es sind die vielen kleinen Geschichten, das Menschliche, das Miteinander, was beim Lokaljournalismus so spannend ist", sagt Spiegel. Und wir möchten ihm da keinesfalls widersprechen, auch weil der Mann so gut gelaunt durch die Welt schreitet, was einfach ansteckend ist.

Wie der freie Lokaljournalist Volker Thies, unterwegs im Rhein-Main-Gebiet, mit einem Mix aus Journalismus und PR klar kommt, schildert dagegen der aktuelle "Journalist": "Heute verdient Volker Thies ungefähr so viel wie im ersten Redakteursjahr nach seinem Volontariat. Bei einem Arbeitspensum von 50 bis 55 Stunden pro Woche. Was auch daran liegt, dass er Energie in ein eigenes Webprojekt steckt. Auf vtaktuell.net veröffentlicht er Polizeimeldungen aus Westerwald und Taunus, verweist auf eigene Berichte in den Regionalblättern und veröffentlicht Fotos von Veranstaltungen, die seine Auftraggeber nicht abgedruckt haben. Mittlerweile kommen fast 500 Besucher pro Tag auf seine Seite. Kürzlich ist eine PR-Agentur so auf ihn gestoßen und hat ihn gebucht. "Für mich ist das ein Experiment", sagt Volker Thies. Auch wenn er dafür wieder einmal den Feierabend opfern muss."

 

Preise

Der Alternative Medienpreis prämiert auch dieses Jahr Beiträge aus den Sparten Print, Internet, Audio/Hörfunk und Video/Film. Außerdem gibt es einen Preis für die Sparte Medienkritik. Die Preise sind dem sozio-kulturellen Kontext entsprechend mit je 500 Euro dotiert. "Teilnehmen können alle, die journalistisch tätig sind bei nicht kommerziellen Medien, Medien, die sich aus neuen sozialen Bewegungen entwickelt haben, klassischen Medien sowie Medien, die mit ihrer Arbeit emanzipatorische Ziele verfolgen", so heißt es im Ausschreibungstext. Anmeldeschluss ist der 31.März, und man kann sich nur online bewerben: hier.

 

Seminare

Auch dieses Jahr bieten die Grimme-Akademie und der Deutschlandfunk in Köln für Nachwuchsjournalisten ein viertägiges Kompaktseminar mit dem Titel "Über Medien informieren und Schreiben" an; es geht also um Medienjournalismus. Neben theoretischem Input durch erfahrene und renommierte Referenten aus Hörfunk, TV, Print und Online, werden die Teilnehmer auch bei praktischen Übungen gefordert. Termin: 13. bis 16. April. Kosten: 175,- Euro, plus eigene Anreise. Bewerbungsschluss: 9. April. Mehr hier.
 

Befragungen

Markus Beus, Journalistikstudent aus Hamburg führt gegenwärtig für seine Masterarbeit eine Online-Befragung zum Thema "Crowdfunding im Journalismus" durch: "Welche Chancen birgt Crowdfunding für den Journalismus? Wie bewerten Journalisten im Land den Hype rund um die Schwarmfinanzierung?", so fragt er. Wer sich generell daran beteiligen möchte, klicke hier. Wer noch dazu Erfahrungen mit Crowdfunding gemacht hat, kann sich hier einklinken.

So. Das war's schon wieder. Wir hoffen, es war etwas Lehrreiches, Anregendes, Lustiges, Nachdenkenswertes und vor allem Sehenswertes für Sie dabei.

In jedem Fall wünschen wir: eine gute Woche!
Ihre Freischreiber

FREISCHREIBER TERMINE

HAMBURG
Ein Abend mit Substanz gibt es am 24.Februar um 19.30 Uhr in Hamburg – und zwar im "Oberstübchen",
 das direkt am Hamburger Fischmarkt über dem Golden Pudel Club liegt. Bei ihrem nächsten Stammtisch befassen sich die dortigen Freischreiber mit der zunehmend wichtiger werdenden Frage: Wie lebt es sich eigentlich als Medienmogul? Auskunft darüber geben Dennis Dilba und Georg Dahm. Die beiden Wissenschaftsjournalisten haben den Untergang der FTD (Georg Dahm), und kurz darauf des New Scientist (beide) miterlebt – und beschlossen sich selbst als Verleger zu versuchen und bereiten gerade via Crowdfunding das Erscheinen des ersten digitalen Wissenschaftsmagazins vor: "Substanz" . Wer da zu hören will, möge sich bitte bei Björn Erichsen unter bjoern.erichsen(ät)gmail(dot)com anmelden.

FRANKFURT
Am Dienstag, 25. Februar um 19 Uhr findet der nächste Themenabend zum Online-Publishing statt: Einfach selber machen? Lokal-, Stadt- oder Kultur-Magazin Online – was braucht man, was kostet und was bringt das? Diesmal mit zwei Referenten aus den eigenen Reihen: Julian Heck wird seinen Hyperlokalblog weiterstadtnetz vorstellen und Andrea Pollmeier, das Online Kultur-Magazin faustkultur.
Ort: preiserconsorten – Büro für Qualitätsjournalismus; Ostbahnhofstraße 15; 60314 Frankfurt am Main.
Auch (Noch-)Nichtmitglieder sind herzlich eingeladen! Mehr bei Sylvia.Meise (a t) t-online.de

BERLIN
Die Berliner Freischreiber treffen sich das nächste Mal am Mittwoch, 12. März um 19 Uhr 30 an Gemmas Wohnzimmertafel. Zu Gast ist diesmal der Arbeitsforscher Prof. Dr. Dr. Ayad Al-Ani mit dem wir über die Zukunft freiberuflicher Arbeit sprechen wollen. Seine These ist, dass Unternehmen immer stärker externe Talente und Fähigkeiten von außen nutzen müssen, um in der globalisierten Wirtschaft zu überleben mehr hier.  Wir wollen deshalb mit ihm diskutieren, was diese Veränderungen der Arbeitswelt für unsere Branche und die Weiterentwicklung des Journalismus bedeutet. Vorstandsmitglied Carola Dorner erzählt außerdem von den jüngsten Freischreiber-Aktivitäten. Anmeldungen an: gemma.poerzgen@gmx.net

 









[Der Newsletter zum Sonntag]

vom 16.02.2014

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

schwarze Zahlen! Erstaunlich bescheiden verkündete die „Frankfurter Rundschau am Montag „zum ersten mal seit vielen Jahren“ einen operativen Gewinn. „Schwarze Wende“ titelte die „SZ“ freundlich. Hört sich doch auch gut an, so als hätte endlich das finanzkundige Management der „FAZ“, zu der die Rundschau ja jetzt gehört, das Geschäftsmodell gefunden, das passt. Der DJV aber erinnert gleich die „hässliche Seite des Geschäftsmodells“ (zitiert bei kress). Die Zahlen mögen stimmen, doch der Inhalt ist auf der selben Recherchediät wie die Belegschaft: geschrumpft von 450 auf 35 Feste plus 53 Leiharbeiter, darunter die gesamte Lokalredaktion.

Genau… was machen eigentlich all die Freigesetzten von „FR“, „FTD“, „DAPD“? Mit dieser schönen Recherchefrage hat sich Steffi Dobmeier für die Taz aufgemacht. Pesto statt Politik heißt das lesenswerte Ergebnis mit Beispielen von drei Ex-FTDlern: einer verkauft jetzt Feinkost, eine Glücks-Törtchen mit tollen Zitaten aus ihrem Zettelkasten, und der dritte startet nach Umschulung demnächst als Unternehmensberater. Zum Glück haben wir die Freienbibel …

Dies und Das

Eine der euphorischsten Reaktionen auf unser neues Vademecum ist die Rezension von Laura Hennemann auf ihrem Blog „watch-salon“: „Beim DJV hat mich immer wieder ernüchtert, wie stumpf man dort auf die allgemeinen Vergütungsregeln verweist. Dass diese so viel mit den (selbst bei besten Verhandlungskünsten) tatsächlich gezahlten Honoraren zu tun haben wie ein Backofenlämpchen mit einer Stadionbeleuchtung, wird gerne übergangen.“ Lediglich die „Sei froh, das du kein Fester bist und…“-Sprüche fand sie „pietätlos. Vielen Dank. Und für die nächsten Rezensenten, wir vertragen auch Kritik.

Sehr philosophisch dagegen rezensiert Andreas Rosenfelder das neue Buch des britischen Schriftstellers Alain de Button „The News“. Es erscheint demnächst bei „Hamish Hamilton in London. Den Kritiker fasziniert wie Button den Newsroom mit der Aufmerksamkeit eines Museumsbesuchers betritt und einzelne Meldungen so studiert, als wären sie "poetische Verse oder philosophische Sätze". Doch werde sich an der Flüchtigkeit der Nachricht, „die sich anders als das Kunstwerk im Gebrauch auflöst“, nichts ändern. Sie sei der Treibstoff der Gegenwart. „Was bleibt, sollen andere stiften.

Ist ja schon schwierig genug, sie und sich im Tagesgeschäft authentisch zu halten, wie der Zwischenruf von Carmen Epp zeigt. Zum Thema Theorie und Praxis der Journalistenausbildung schreibt sie dass good guys wie Hans Leyendecker und sein dänischer Rundfunkkollege Ulrik Haagerup “ gut fordern haben. Von Jungjournalisten forderten sie mehr „good news“ und weniger Eitelkeit. Höre sich super an, aber was, wenn der Chefredakteur die Richtung vorgibt? Wenn so lange Wahrheiten weggelassen werden, bis sich eine hinreichend griffige, böse Story ergibt? Sie befürchtet Qualitätsjournalismus sei nur noch Privilegierten möglich.

Manche Publizisten ahnen vielleicht nicht, wie sie damit Glaubwürdigkeit und Leser verspielen. Gute Recherche lebt von Kooperation, nicht von Wettbewerb, zeigt der Rechercheverbund von „SZ", „NDR“ und „WDR“. Dessen Leiter Georg Mascolo will nun auch die„ New York Times und den „Guardian ins Boot holen, berichtet „Kress“. Prinzipiell aber ist für Recherche wohl durchaus Geld da. Zum Beispiel in der Tasche von Ebay-Gründer Pierre Omidyar, schreibt die „SZ“. Die NSA-Enthüllungsjournalisten Glenn Greenwald und Laura Poitras starten jetzt mit seinem Geld geht jetzt die schon länger angekündigte Internetseite für Enthüllungsjournalismus „The Intercept“, was etwa abfangen oder abhören bedeutet. Star-Reporter Jeremy Scahill wolle sich zunächst auf Informationen des Whistleblowers Edward Snowden konzentrieren.

Womöglich kriegt der Journalismus dann ja wieder mehr Biss und die Leute ein bisschen mehr Respekt. Wahrscheinlich aber doch nur reflexhafte Beschränkung der Pressefreiheit. Vorletzte Woche jedenfalls wurde heiß darüber diskutiert, warum journalistisch arbeitende Blogger plötzlich keinen Zutritt mehr zum Deutschen Bundestag haben. Auf „netzpolitik.org“ steht, wie die CDU/CSU eine eingeladenen Bloggerin an der Tür abholen musste, um die Wächter zu umgehen. Die kafkaeske Geschichte lässt sich hier nachlesen – und die Geschichte des Presseausweises auf „carta.info“ da. Das Ganze wird nur getoppt von der Nachricht, dass die Pressefreiheit bedroht wird, wenn Zeitungsboten Mindestlohn bekommen sollten.

Österreich

Im Januar rauchten bei der Klausur des Wiener Freien-Stammtischs die Köpfe: Honorare, AGBs, Versicherungen und was Freie sonst noch alles beschäftigt, das waren die Themen. Außerdem laufen die Diskussionen über die Organisation von Freien auf Hochtouren. Wer das nicht verpassen will: Am 19.Februar findet ab 19 Uhr der nächste Stammtisch statt, am 14.März ab 14 Uhr eine weitere halbtägige Klausur. Nähere Infos hier.

Ausgezeichnet

Glückwunsch! Freischreiber, Blogger und „DWL.de“-Autor Peer Schader sowie sein Kollege (und Gründer der „DWDL.de“-Redaktion) wurden mit dem Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik ausgezeichnet: der mit 5000 Euro dotierte Preis wird von den „Freunden des Adolf-Grimme Preises“ seit 2007 verliehen.

Ach, Pressefreiheit… Wer sie ordentlich nutzt, bekommt meist ordentlich Ärger. Wenn er oder sie noch dazu einen türkischen Namen hat, gerne auch hasserfüllte Leserbriefe. Die krassesten werden jetzt bei „Hate slams“ vorgestellt. Satire pur – der „NDR“ hat schon einen Slam gesendet: hier klicken und gucken – oder hier hingehen, „Hate Poetry“ in Hamburg (18.Februar, 19.30 Uhr 73/ Saal, Schulterblatt 3, Hamburg, „taz-Salon“, Eintritt frei). Eigentlich nicht lustig, aber die verbal Angespuckten reißen an genau der richtigen Stelle das Ventil auf. Wer da nicht lacht….

Eine euphorische Woche!
Ihre Freischreiber

FREISCHREIBER TERMINE

Hamburg

Ein Abend mit Substanz gibt es am 24.Februar um 19.30 Uhr in Hamburg – und zwar im "Oberstübchen", das direkt am Hamburger Fischmarkt über dem Golden Pudel Club liegt. Bei ihrem nächsten Stammtisch befassen sich die dortigen Freischreiber mit der zunehmend wichtiger werdenden Frage: Wie lebt es sich eigentlich als Medienmogul? Auskunft darüber geben Dennis Dilba und Georg Dahm. Die beiden Wissenschaftsjournalisten haben den Untergang der FTD (Georg Dahm), und kurz darauf des New Scientist (beide) miterlebt – und beschlossen sich selbst als Verleger zu versuchen und bereiten gerade via Crowdfunding das Erscheinen des ersten digitalen Wissenschaftsmagazins vor: "Substanz". Wer da zu hören will, möge sich bitte bei Björn Erichsen unter bjoern.erichsen(ät)gmail(dot)com anmelden.

Frankfurt

Am Dienstag, 25. Februar um 19 Uhr findet der nächste Themenabend zum Online-Publishing statt: Einfach selber machen? Lokal-, Stadt- oder Kultur-Magazin Online – was braucht man, was kostet und was bringt das? Diesmal mit zwei Referenten aus den eigenen Reihen: Julian Heck wird seinen Hyperlokalblog vorstellen und Andrea Pollmeier, das Online Kultur-Magazin.
Ort: preiserconsorten – Büro für Qualitätsjournalismus Ostbahnhofstraße 15 60314 Frankfurt am Main
Achtung: Zum Planen wäre es schön, wenn ihr bis spätestens 17.Februar ein kurzes "komme/komme nicht" rückmeldet an Sylvia.Meise(at)t-online.de
Und: Auch (Noch-)Nichtmitglieder sind herzlich eingeladen! Dazu könnt ihr gern diesen Link hier an Freunde oder Bekannte weiter geben.

Berlin

Die Berliner Freischreiber treffen sich das nächste Mal am Mittwoch, 12. März um 19.30 Uhr an Gemmas Wohnzimmertafel. Zu Gast ist diesmal der Arbeitsforscher Prof. Dr. Dr. Ayad Al-Ani mit dem wir über die Zukunft freiberuflicher Arbeit sprechen wollen. Seine These ist,dass Unternehmen immer stärker externe Talente und Fähigkeiten von außen nutzen müssen, um in der globalisierten Wirtschaft zu überleben. Wir wollen deshalb mit ihm diskutieren, was diese Veränderungen der Arbeitswelt für unsere Branche und die Weiterentwicklung des Journalismus bedeutet.Vorstandsmitglied Carola Dorner erzählt außerdem von den jüngsten Freischreiber-Aktivitäten. Anmeldungen an: gemma.poerzgen-at-gmx.net









Von Geld und anderen Kleinigkeiten

vom 07.02.2014

Liebe Kollegen und Kolleginnen,
 
und dann ist sie da, die eine, große Frage: Was verlange ich denn jetzt an Honorar? Was kann ich wohl durchsetzen, wo ist meine Schmerzgrenze, wann sage ich 'nein'? Und wie fange ich es überhaupt an, wie wappne ich mich, wie argumentiere ich meinem Auftraggeber gegenüber? Am Telefon laut nachdenken,empfiehlt Redakteur Jörg Eggert. Verschiedene Versionen von der Luxusvariante bis zur Sparversion bietet Freischreiberin Inka Schmeling an. „Verhandle, gottverdammtes Arschloch!“, sagt Constantin Seibt und muss am Monatsende nicht mehr nur Nudeln essen.
Wie das im Einzelnen geht ist alles im Detail nachzulesen in unserer Freienbibel
, die jetzt frisch gedruckt und gut gelaunt vorliegt: für Freischreiber-Mitglieder macht es 25 Euro, für alle anderen werden es 34,90 Euro.
 
Apropos Geld, das verdient werden will: Nicht entgangen ist uns, das der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) in letzter Zeit uns freie Journalisten entdeckt hat und in seinem Magazin „Journalist“ verstärkt über diese Wesen berichtet. Aktuell findet sich dort ein Interview mit Michael Hirschler, der sich im Gespräch mit der hauseigenen „Journalist“-Journalistin Monika Lungmus zur Einhaltung der Allgemeinen Vergütungsregeln für freie Journalisten äußerst, die der DJV und die DJU 2010 mit den Zeitungsverlegern abgeschlossen haben. Denn damit sieht es gar nicht gut aus! Die werden nämlich weitgehend nicht eingehalten! „Tatsache ist, dass viele Verlage die Vereinbarung ignorieren“, sagt Hirschler leicht zerknirscht. Ja, wie konnte das geschehen? Hat man das nicht absehen können? Wo sich doch in den Vereinbarungen selbst schon kein einziges Wort darüber findet, was eigentlich geschieht, wenn eben Verlage diese Vereinbarungen wie Luft behandeln. Und nun hat man den Salat . . . also die einzelnen Journalisten haben ihn . . .
Was Freischreiber damals zu den Vereinbarungen sagte, hier ist es zu lesen.

 

Dies und das

„Recherche? Lasst die Freien ran!“, überschreibt Sascha Luebbe auf Drehscheibe.org hoffnungsvoll sein Gespräch mit dem Chefredakteur der Böhme Zeitung in Soltau. Denn hier habe man beschlossen Langzeitrecherchen neuerdings an Freie zu vergeben: „Bezahlt werden diese mit 22,50 Euro pro Recherchestunde, inkl. Fahrten und Spesen, und 74 Cent pro Zeile für den fertigen Text. Die Themen kommen jeweils aus der Redaktion, da die recherchierenden Journalisten in Deutschland verteilt sind. Die aufwendigste Geschichte, an der derzeit noch recherchiert wird, widme sich einem Mobilienunternehmer in Berlin. Der entsprechende Redakteur habe schon über 40 Interviews zu dem Thema geführt.“
 
Daniel Guggeis widmet sich auf seinem Blog noch mal dem Kollegen Hubert Denk: „Hubert Denk ist ein seriöser Lokalreporter. In seinem Magazin Bürgerblick schreibt er über das, was gerade so rund um Passau passiert. Er hat weder ein großes Verlagshaus noch eine Rechtsabteilung hinter sich stehen. Er ist, wie viele heutzutage, ein freier Journalist. Wenn die es mit der Justiz zu tun bekommen, kann es ganz schnell existenzgefährdend werden, wie uns sein Fall zeigt.“
Wer in den Fall „Denk“ eintauchen und sich auf Stand bringen will, schaue noch mal in die Taz und natürlich hat auch Freischreiber dazu eine Haltung und unterstützt den streitbaren Kollegen.
 
Als neulich vom „Medium Magazin“ die „Journalisten des Jahres“ gekürt wurden, versammelte sich wieder allerlei eben Medienprominenz, die dieses und jenes zu verlautbaren und zu erklären hatte. „Meedia“ bietet dazu eine Auslese. Bernd Ziesemer, Laudator für die Kategorie 'Chefredakteure des Jahres': „Wir Journalisten müssen verdammt noch mal mehr nachdenken!” Und die ausgezeichnete Chefredakteurin Gabriele Fischer von „Brand Eins" forderte ein Ende des Jammerns über den Job des Journalisten. Denn: „Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist dass wir alle keine Journalisten mehr sind.”
 
Tief in die Geschichte und damit in die Gegenwart taucht die aktuelle Ausgabe der „Medientribüne“ ein und widmet sich dem Gründungsmythos des „Stern“. Und die Reise geht vom Dithmarscher Landesmuseum in Meldorf über „Stern“-Ausgaben aus den Jahren 1938 und 1939; Henri Nannens Tätigkeit in der „SS-Standarte Kurt Eggers“ mit ihrer „Untereinheit Südstern“ wird beleuchtet, bis schließlich über viele Umwege das erste Heft von „Zick Zack‘ erschien: „Mitunter kann aus einem bloßen Zick-Zack ein richtiggehender Stern werden. Das ist eine Frage der Geschicklichkeit oder des Zufalls. Nun, lieber Leser, das Glück sollst Du haben: Vom nächsten Heft an heißt diese Zeitschrift nicht mehr Zick-Zack, sondern Stern.“ Ja, so poetisch war man früher!
 
Und heute? „Das erste Wissenschaftsmagazin, das exklusiv als App erscheint: Substanz erzählt große Geschichten, die anderswo nicht stattfinden. Mit allen Mitteln der digitalen Welt. Jede Woche neu auf eurem Tablet, Laptop oder Smartphone.“ So macht sich „Substanz“ auf den Weg. Und hat nicht gerade wenig vor: „Wir machen keinen bequemen Schreibtisch-Journalismus. Wir geben den besten Wissenschaftsjournalisten die Zeit, vor Ort zu recherchieren. Und wir geben ihnen den Raum, die ganze Geschichte zu erzählen. Sorgfältig. Kritisch. Und offen für alle Überraschungen, die das Thema birgt.“ Geld wird ab nun via Crowdfunding für dieses charmante Projekt gesammelt, den bezahlten digitalen Qualitätsjournalismus zu etablieren.
Und wer steht dahinter? Einmal Georg Dahm, der nacheinander die Financial Times Deutschland und dann den Life Science abwickelte. Und dann noch  Denis Dilba, Diplom-Ingenieur in der Automobilbranche, bevor er zum Journalismus wechselte.
 
Und wo wir gerade beim App-Journalismus sind: Die dpa-Tochter „news aktuell“ hat Journalisten nach ihren Recherchegewohnheiten befragt. Und siehe: „Herausgekommen sind interessante Einblicke in die „Recherche 2014““. Nämlich: „Besonders mobil-affin sind demnach Multimedia-Journalisten. 62 Prozent der Videoredakteure, 53 Prozent der Audioredakteure und 47 Prozent der Online-Redakteure suchen täglich nach Informationen für ihre redaktionelle Arbeit. Unterdurchschnittlich ist die Nutzung bei Textredakteuren (39 Prozent) und Bildredakteuren (40 Prozent).“ Was uns jetzt jeweils nicht so sehr überrascht.
 
„Trotz der wirtschaftlichen Situation eines Freiberuflers, der in der anhaltenden Zeitungskrise jeden Auftraggeber bitter nötig hat, werde ich nie wieder für die Morgenpost schreiben“, schreibt Freischreiber Jan Freitag in der aktuellen Ausgabe des „Journalist“ und wählt dazu die Form des offenen Briefes. Sein Vorwurf: Die Hamburger Boulevardzeitung betreibe Kampagnenjournalismus – wie unlängst anhand ihrer Berichterstattung über tatsächliche oder vermeintliche Krawalle in der Hansestadt deutlich geworden sei. Dabei schlug einst Freitags Herz sehr für die Mopo, wie man das Blatt gerne abkürzt: „Die Hamburger Morgenpost hat mich als Leser ebenso wie als Schreiber sozialisiert, seit ich Zeitungen lese. Schon im Elternhaus gehörte sie zur Standardlektüre, auch nach dem Auszug, während des Studiums, an anderen Wohnorten bin ich ihr treu geblieben und nach Beginn des Online-Zeitalters auf Reisen bis hin nach Kuba. In dieser Zeit habe ich sie stets gesucht, oft verflucht, aber nie ganz verlassen. Doch jetzt ist diese Zeitung nicht mehr meine Zeitung, weil sie keine Zeitung mehr ist, sondern ein populistisches Kampfblatt. Das macht mich traurig, es macht mich aber vor allem wütend.“
Und nun ist alles anders: „Die Morgenpost hat also keinen Journalismus betrieben, sondern Regierungsverlautbarung. Sie hat nicht berichtet, informiert und analysiert, sondern gemutmaßt, polemisiert und, wäre dieser Begriff pressehistorisch nicht so verunreinigt, müsste man sagen: gehetzt. In einer unseligen Vermengung von Meinung und Nachricht wurde die Suche nach der Wahrheit bis hin zur bewussten Fehlinformation missachtet und somit alles, was mir als Journalist lieb und teuer ist – Handwerk, Moral, Ausgewogenheit und Objektivität – so vorsätzlich mit Füßen getreten, dass ich mich nicht nur schäme, je für die Morgenpost tätig gewesen zu sein; nein – ich schäme mich, den gleichen Beruf zu haben wie jene Kolleginnen und Kollegen, die ihr journalistisches Gewissen für die nächstbeste Kampagne opfern.“
Was der Chefredakteur der „Mopo seinem langjährigen Autor durchaus detailversessen darauf antwortet („Wir freuen uns immer, wenn Leser sich so intensiv mit der MOPO auseinandersetzen.“),wie das wieder Freitag kommentiert und wie und warum beide am Ende aneinander vorbei reden, das ist die Lektüre mehr als wert.
Ergänzend sei auch der Artikel im aktuellen „Journalist“ von René Martens empfohlen: „Was wirklich geschah – Bei ihren Berichten über die Unruhen in St. Pauli haben viele Journalisten ihre Sorgfaltspflicht verletzt“. Leider noch nicht online lesbar.
 

Preise

 
Einen Journalistenpreis zum Thema Ehrenamt lobt der Rhein-Kreis-Neuss aus. Titel: „Pro Ehrenamt“. Einsendefrist ist der 30. April. Vergeben werden je 5.000 Euro für die Sparten Lokales, Fernsehen und Print. Für Volontäre und Youngsters gibt es noch einen Nachwuchspreis.
 
Und noch ein Stipendium, das diesmal nach China führt: „Das International Media Center und die Robert Bosch Stiftung vergeben dreimonatige China-Stipendien an deutsche Journalisten. Erfolgreiche Bewerber reisen vom 15. September bis 13. Dezember 2014 ins Reich der Mitte. In Peking absolvieren sie ein medien- und landeskundliches Kurzstudium an der renommierten Tsinghua Universität sowie mehrwöchige Hospitationen in führenden chinesischen Medienunternehmen. Ausflüge, Gastvorträge und eine Exkursion in andere Provinzen vertiefen die Erfahrungen.“ Das Stipendium umfasst die Reisekosten, die Studiengebühren sowie ein monatliches Stipendiengeld in Höhe von 1200 Euro. Chinesisch-Kenntnisse schaden nicht, sind aber keinesfalls eine Voraussetzung. Bewerbungsschluss ist der 15. März.

 

FREISCHREIBER TERMINE

München

 Am Montag 17. Februar um 19.30 Uhr wird uns Hostwriter-Mitgründerin Sandra Zistl im Büro von Jörg Spaniol in der Katzmairstr. 79 das Konzept des neuen Journalisten-Netzwerks vorstellen. Hostwriter bietet eine Kombination aus Rechercheunterstützung und Couchsurfing von Journalisten für Journalisten – vor Ort und weltweit, nach dem Motto: Finde einen Kollegen, finde eine Geschichte/Protagonisten/Insidertipps, finde eine Übernachtungsmöglichkeit. Anmeldungen wie immer an gabi_beck-at-gmx.de
 

Hamburg

 Ausgebucht ist dagegen die „Crypto Party“ der Hamburger Freischreiber, die in Kooperation mit Freelens und mit Unterstützung des Chaos Computer Clubs am 11. Februar eine solche veranstalten: „Am eigenen mitgebrachten Rechner kümmern wir uns um Themen, die uns in Zeiten flächendeckender Überwachung alle angehen: Datensicherheit, Verschlüsselung von E-Mails, Bereitstellung von Daten an Kunden über sichere Wege."
Aber es gibt eine Warteliste. Um auf diese zu kommen, möge man sich beim Freelens-Kollegen Florian Sonntag melden: mail-at-floriansonntag.com
 
 

Frankfurt

Am Dienstag, 25. Februar um 19 Uhr findet der nächste Themenabend zum Online-Publishing statt: Einfach selber machen? Lokal-, Stadt- oder Kultur-Magazin Online – was braucht man, was kostet und was bringt das? Diesmal mit zwei Referenten aus den eigenen Reihen:
Julian Heck wird seinen Hyperlokalblog weiterstadtnetz vorstellen und Andrea Pollmeier, das online Kultur-Magazin faustkultur
 Ort: preiserconsorten – Büro für Qualitätsjournalismus Ostbahnhofstraße 15 60314 Frankfurt am Main
 Achtung: Zum Planen wäre es schön, wenn ihr bis spätestens 17.2. ein kurzes "komme"/"komme nicht" rückmeldet an Sylvia.Meise (at) t-online.de
 Und: Auch (Noch-)Nichtmitglieder sind herzlich eingeladen!