4. September 2013

Die Ergebnisse der Freischreiber-Studie

Freie Journalisten seien wie Waschbären, hieß es in den Anfangstagen von Freischreiber manchmal: wahnsinnig verbreitet, stetig in Vermehrung, in der öffentlichen Wahrnehmung aber dennoch Exoten. Isabelle Buckow, freie Journalistin aus Hamburg, hat sich in ihrer Masterarbeit deshalb zum Ziel gesetzt, ihre Kollegen aus den Höhlen zu holen, in denen sie täglich arbeiten. Im vergangenen Sommer untersuchte sie die bei Freischreiber organisierten Journalisten. Und dies sind die wesentlichen Ergebnisse ihrer Studie: 1. 80 Prozent der Mitglieder sind mit der Mitgliedschaft bei den Freischreibern zufrieden oder sehr zufrieden. Wichtigste Erwartungen: Interessenvertretung, Verbesserung der Arbeits- und Honorarbedingungen sowie Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen freien Journalisten und Auftraggebern. Einige Journalisten sprechen sich zudem für die Einführung eines Presseausweises und den Service einer Rechtsberatung/eines Rechtsschutzes aus. 2. Der „typische“ freie Journalist im Verband der Freischreiber ist 40 Jahre alt und weiblich (53 Prozent). Sie hat eine feste Beziehung, einen Hochschulabschluss, in mehr als 50 Prozent aller Fälle keine Kinder und verdient etwas mehr als 2000 Euro im Monat. Die Männer unter den Freischreibern verdienen im Durchschnitt rund 700 Euro mehr als Frauen. Während rund zwei Drittel aller befragten Frauen (68 Prozent) weniger als 2000 Euro brutto erwirtschaftet, befindet sich in dieser Gehaltsklasse weniger als die Hälfte der Männer (42 Prozent). 3. Die meisten Freischreiber (65 Prozent) können sich ihren Lebensunterhalt allein durch ihre journalistische Tätigkeit finanzieren. Dennoch gibt gut jeder Dritte (35 Prozent) an, eine Nebentätigkeit auszuüben. Hauptarbeitsgebiete sind dabei Public Relations und Werbung. Der „typische“ Freischreiber arbeitet als „echter“ freier Journalist ohne festen Auftraggeber und vertraglich festgeschriebene Arbeitszeiten- oder Honorarregelungen (88 Prozent). Er hat freiwillig auf eine feste Anstellung verzichtet, würde aber unter bestimmten Voraussetzungen eine Festanstellung bevorzugen. Dagegen ist jeder dritte Freischreiber (32 Prozent) mit seiner Freiberuflichkeit vollkommen zufrieden und möchte weiterhin frei arbeiten. Der typische Freischreiber hat zwischen fünf und sechs Auftraggeber und ist hauptsächlich für Publikumszeitschriften tätig. Während knapp die Hälfte aller Befragten (46 Prozent) für zwei bis fünf Auftraggeber tätig ist, arbeitet gut jeder Zweite (53 Prozent) für sechs Auftraggeber und mehr. Die wichtigsten Auftraggeber sind die Print-Medien. Mehr als 70 Prozent aller Befragten sind hauptsächlich für Tagespresse, Fachzeitschriften und Publikumszeitschriften tätig. Während die Auftragslage im Jahr 2009, die Zahlungsmoral der Auftraggeber sowie das Verhältnis zu Auftraggebern, fest angestellten Redakteuren und anderen freien Journalisten insgesamt eher gut eingeschätzt wird, klagen die meisten Freischreiber über starken wirtschaftlichen Druck, eine hohe Arbeitsbelastung und die Höhe ihrer Einkommen. Auch die Zukunftsaussichten von freien Journalisten werden von den Freischreibern weniger gut beurteilt. 4. Die Arbeitszeit liegt bei 42 Stunden pro Woche. Subjektiv schätzt die Mehrheit der Befragten die Arbeitsbelastung, die Konkurrenz unter freien Journalisten und den wirtschaftlichen Druck als hoch ein. Zwar können sich die meisten Befragten die Themen selbst aussuchen, für die Recherche bleibe aber nur wenig Zeit. 5. Die Freischreiber haben eine klare Vorstellung davon, wer heutzutage als Journalist gilt. Mehr als 80 Prozent der Befragten definieren einen Journalisten als jemanden, der „hauptberuflich (mehr als 50% des eigenen Einkommens oder der eigenen Arbeitszeit) in oder für journalistische Medien arbeitet und journalistische Tätigkeiten ausübt“. Der Großteil der Befragten (86 Prozent) bezeichnet sich selbst als Journalist und stimmt den Rollenbildern zu, die auf Information und Vermittlung gerichtet sind („die Realität genauso abbilden, wie sie ist“, „komplexe Sachverhalte erklären und vermitteln“ und „das Publikum möglichst neutral und präzise informieren“). Während die Mehrheit der Befragten (89 Prozent) als größte Stärke angibt, komplexe Sachverhalte zu präsentieren, möchten rund zwei Drittel das Publikum unterhalten (62 Prozent) und sich selbst verwirklichen (63 Prozent). 76 Prozent möchten zudem Kritik an Missständen üben und auf Fehlentwicklungen aufmerksam machen. Darüber hinaus spielen politisches Engagement sowie die Vermittlung zwischen Auftraggeber und Öffentlichkeit eine deutlich geringere Rolle. 6. Rund 80 Prozent der Befragten vertreten die Ansicht, dass sich Tätigkeiten in Journalismus und PR durchaus kombinieren lassen, solange dies transparent gemacht und die PR-Arbeit von der journalistischen Tätigkeit deutlich getrennt wird. Rund zwei Drittel aller freien Journalisten, die auch in PR/Werbung tätig sind, geben finanzielle Gründe an. Gut jeder zweite Befragte (56 Prozent) verzichtet darauf, Abhängigkeiten und Interessenverflechtungen offen zu legen, weil er den Angaben zufolge die PR-Arbeit von seiner journalistischen Tätigkeit trennen kann.


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